Über vierhundert Schlösser und ihre Anlagen entlang der Loire und ihrer Nebenflüsse könnte man zählen, nähme man sich die Zeit, jedem einzelnen dieser Prachtbauten einen Besuch abzustatten. reisen EXCLUSIV-Autorin Simone Sever war in Frankreichs Loiretal auf Schlossinspektion.

Plötzlich ragen sie in den Himmel, mal wie ein Märchenschloss mit unzähligen Türmchen und Wendeltreppen, dann wie eine mittelalterliche Festung mit Burggraben und Brücken, die über das Wasser führen. Und dann strecken sie sich hoch zu den Wolken, in Gärten so bunt und blühend wie ein Frühlingsblumenstrauß. Viele der Schlösser an der Loire sind heute Museen und laden Besucher ein, in die Welt der französischen Aristokratie der Vergangenheit einzutauchen. Auf zur Schlössertour!

Chambord

Endlich Prinzessin, schießt es mir unweigerlich in den Kopf beim Anblick der unzähligen Türmchen, Zinnen, Schornsteine, Giebel, Gauben und Laternen des Märchenschlosses Chambord. Nicht umsonst ist Schloss Chambord das größte der Loireschlösser und gilt mit seinen 426 Zimmern, 83 Treppen und 282 Kaminen als eines der prunkvollsten.

Chambord Schloss an der Loire in Frankreich

Dorian Mongel

Es ist außerdem das einzige Königsschloss, das fast unverändert seine ursprüngliche Gestalt beibehalten hat. Insgesamt sollen übrigens 18.000 Handwerker am Bau des Traumschlosses beteiligt gewesen sein. Aber Chambord ist nicht nur von draußen ein echter Hingucker. Auch die inneren Werte können sich sehen lassen, etwa die doppelläufige Wendeltreppe, die drei Stockwerke des Schlosses miteinander verbindet und auch wenn es offiziell keinen Architekten gab, der Einfluss Leonardo da Vincis ist kaum zu leugnen. Seit 1981 gehört das Schloss zum Unesco-Weltkulturerbe. Insgesamt können 60 Zimmer und eine Kunstsammlung mit 4.500 Kunstobjekten besichtigt werden.

Prunkvoller Saal im Chambord Schloss

Dorian Mongel

Sollte dann noch ein bisschen Zeit übrig sein, wartet auch noch der Schlosspark von Chambord und der ist mit 5.440 Hektar der größte in sich geschlossene Park Europas und dabei in etwa so groß wie Paris. Die außergewöhnliche Flora und Fauna des Naturidylls kann per Pferd, Fahrrad, Kutsche, Geländewagen aber natürlich auch zu Fuß erkundet werden.

Château Royal de Blois

Der Besuch des Königsschlosses Blois, mitten in der gleichnamigen Stadt, ist wie ein Spaziergang durch mehrere Jahrhunderte Geschichte: ein Meisterwerk der Renaissance, das auch noch Bauelemente aus dem Mittelalter enthält. Das Lieblingsschloss der Royalen war Wohnsitz von sieben Königen und zehn Königinnen. In den Zeiten der französischen Monarchie lag hier das Zentrum der Macht. Besonders beeindruckend ist die Sound & Lightshow, die an lauen Sommernächten bunte Videoinstallationen auf die historischen Mauern wirft.

Eines der schönsten Schlösser an der Loire ist das Königsschloss Blois

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Château Beauregard

Etwa sechs Kilometer südöstlich von Blois steht im Beuvrontal das Château Beauregard, das seit 1840 unter Denkmalschutz steht. Umgeben ist das historische Gebäude von einem Park, der zwischen 1912 und 1925 gestaltet und im September 1993 in die französische Denkmalliste aufgenommen wurde. Herausragend und unbedingt sehenswert ist die »Galerie des Illustres«, in der 327 Porträts bedeutender Persönlichkeiten zu sehen sind. Wer erkennt die fünfzehn französischen Könige? Der Fußboden des 26 mal 6 Meter großen Raumes ist vollständig mit Delfter Fliesen aus der Zeit um 1646 ausgelegt. Auf gar keinen Fall sollte man es verpassen, noch einen Blick in die Schlossküche zu werfen.

Außenfassade des Schloss Beauregard

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Chenonceau

Umgeben von Wasser, steht stolz das Wasserschloss Chenonceau, das den Beinamen Château des Dames trägt. Das Schloss der Frauen mit seinem elegant femininen Stil weist auf den Einfluss, den historisch bedeutende Frauen auf seine Architektur nahmen, hin. Von der zarten makellosen Silhouette bis hin zum reich verzierten Interieur verkörpert Schloss Chenonceau die weibliche Grazie in ihrer Vollkommenheit. Mit seiner unschätzbaren Kunstsammlung, seinen vollständig erhaltenen Räumen verspricht das Meisterwerk der Renaissance seinen Besuchern so manche zauberhafte Augenblicke.

Eingang des Wasserschlosses Chenonceau im Loiretal in Frankreich

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Auch der Park und die Gärten sind perfekt gestaltet. Die hohe französische Gartenkunst zeigt sich in voller Pracht: das kreisförmige Labyrinth, die Kletterrosen im Garten Diane de Poitiers, die Blumenparterres im Garten Katharina von Medici …

Schlossgarten im Abendlicht am Wasserschloss Chenonceau

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Château de Sully-sur-Loire

Die denkmalgeschützte mittelalterliche Festung mit ihrem wehrhaften Äußeren, ihren Türmen, dem Bergfried, ihrem Wehrgang und den Wassergräben ist bei verhangenem Wolkenhimmel gleich noch mal so eindrucksvoll. Hinter den starken Mauern des Châteaus de Sully-sur-Loire verbirgt sich ein Renaissance-Interieur von erlesener Schönheit mit Gemälden und Wandteppichen sowie einem prächtigen Dachstuhl aus dem XIV. Jahrhundert. Diese inneren Werte hat das Schloss seinem berühmten Besitzer, dem Herzog von Sully, zu verdanken.

Mittelalterliches Schloss Sully in Frankreich

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Obgleich Sully-sur-Loire nie Königsschloss war, zählten über viele Jahre immer wieder berühmte Persönlichkeiten zu seinen Gästen: Johanna von Orléans, Ludwig XIV., Anna von Österreich, Voltaire – der, nachdem er vom König verbannt wurde – spottete:

»Ich bin auf Befehl des Königs im vortrefflichsten Schloss und in bester Gesellschaft der Welt«.

Verborgene Flure und andere geheime Orte lassen sich in den Kellergeschossen des Schlosses entdecken, die für neugierige Besucher besonders spannend sind. Derlei Erlebnisbesichtigungen sollten aber unbedingt im Voraus gebucht werden.

Château d’Amboise

Das Schloss Amboise ist nicht nur ein grandioser Königspalast der Renaissancezeit, dieser Prachtbau ist zudem vollkommener Ausdruck für französische Lebenskunst. Bekannt ist das Schloss aber auch als die letzte Ruhestätte des ikonischen Allroundtalents Leonardo da Vinci.

Eines der bekanntesten Schlösser im Loiretal ist das Schloss Amboise

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Er war ein Schützling von François I. und verbrachte seine letzten Lebensjahre in dem wunderschönen Schloss Clos Lucé. Leonardo-Fans schauen unbedingt in der Kapelle von Schloss Amboise vorbei. Manchmal, wenn die Sonne durch die bunten Kapellenfenster strahlt, scheint der Geist Leonardos ganz nah. Im Park von Schloss Lucé zeigt ein interaktiver Parcours die Kunstwerke und Visionen des italienischen Genies.

Schloss Clos Lucé

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Ihr wollt noch mehr Schlösser an der Loire bestaunen?

Mehr Infos zu den Schlössern der Loire findet ihr auf der Website des Loiretals.