Das Luxusresort Park Hyatt Hadahaa liegt im Süden der Malediven und ist somit zwar geografisch eher unten, doch beim Rundum-Service ganz weit oben anzusiedeln. Text: Jennifer Latuperisa-Andresen
Während der Wind kräftig mein Haar verwirbelt und mich mit einer wilden Mähne auf der villaeigenen Terrasse stehen lässt, starre ich wie gebannt auf das schier unendliche Blau, das sich unterhalb der Teak-Planken just in diesem Moment aufbäumt. Gischt spritzt empor, und wenn ich die Kissen des Daybeds nicht fest umklammert hätte, hätte sich das Meer auch die Flauschkissen zu eigen gemacht. Ich kann mich nicht bewegen. Meine Beine gehorchen meiner inneren Stimme nicht, die mir mitzuteilen versucht, dass es nun Zeit ist, die Over-Water-Villa hier im Park Hyatt Hadahaa wieder zu betreten und die Glastüren zu schließen. Nur um das Bilden größerer Pfützen zu vermeiden. Nur um eine Erkältung zu verhindern.
Doch mein Blick ist fasziniert, meine Gedanken spielen mit dem Meer. Sie schwimmen inmitten der ungewöhnlich rauen See des Indischen Ozeans, der sonst der Friedliche unter den Megagewässern ist. Ich denke an Luc Bessons Filmklassiker »Im Rausch der Tiefe«, in dem sich ein Apnoe-Taucher entscheidet, nicht mehr aufzutauchen. Ich versuche, seine Sehnsucht nachzuvollziehen. Hier und jetzt. Auszusteigen aus dem Leben der permanenten Erreichbarkeit und Zuständigkeit. Hineinhüpfen ins Paradies.
Das letzte Haus am Steg im Park Hyatt Hadahaa
Zumindest für eine kurze Zeit wird mir das Glück zuteil, den Alltag wegzuschieben. Ich bewohne das Ende des Jettys. Das bedeutet: Ich habe das letzte Haus am Steg. Abgeschiedenheit in der Abgeschiedenheit. Hinter mir haben sich zumeist Chinesen in die Villen des Park Hyatt Hadahaa eingemietet. Ich führe in meinem Gemach die Riege der Over-Water-Villen an. Vor mir liegt nur der Ozean. Die Stunden, die ich in der Sonne liegend auf das Meer hinaus starre, waren erfüllt von Ruhe, dem leisen Meeresrauschen und der Einsamkeit.
Nur ab und zu amüsant unterbrochen von witzigen Asiaten in Schwimmwesten und zusätzlichen Rettungsringen, die versuchen, trotz dieser doppelten Absicherung beim Schnorcheln den Kopf unter Wasser zu bekommen. Wie schön, dass das Paradies auch Humor hat. Zumindest hat es auch einen Sinn für Umweltschutz. Die Hyatt-Hotelkette weiß um ihren Standort. Weiß um die Problematiken des Inselstaats, die bei jedem Touristen auf dem Weg in ebendieses Paradies einen Gewissenskonflikt auslösen. Denn wie soll man den Flug, den Kerosinvebrauch, den dort verursachten Müll entschuldigen, wenn man weiß, dass diese Umstände den Klimawandel, die Verschmutzung der Meere und ja, das Ansteigen des Meeresspiegels fördern?
Der Schutz des Riffs wird großgeschrieben
Der höchste Punkt der Malediven liegt auf den insgesamt 1196 Inseln – wenn man die Palmen mal außer Acht lässt – auf 2,4 Metern »Höhe«. Im Gros allerdings liegt der Inselstaat nur 1,5 Meter über dem Meeresspiegel. Da muss was getan werden. Das Paradies soll nicht untergehen, und dennoch möchte man es gesehen und erlebt haben. Auch ich möchte hier sein, habe mich wochenlang auf diesen Traumurlaub gefreut. Und genau diese Bedürfnisse kann das Park Hyatt Hadahaa ohne Einschränkungen leisten.
Es legt sogar noch die Beruhigung des Gewissens obenauf, weil es sich den Schutz des Riffs sowie den behutsamen Umgang mit der Natur auf die Fahnen geschrieben hat. Überflüssiger Müll wird vermieden. Frischwasser wird aus Meerwasser gewonnen und Strom dank Sonne produziert. Das Riff ist Lebensretter und -spender. Es legt sich schützend um die Eilande und lässt das Meer im wahrsten Sinne des Wortes an sich abprallen. Wäre da nicht das Problem der Korallenbleiche durch die Erwärmung der Ozeane.
Das Fünf-Sterne-Resort liegt 56 Kilometer nördlich vom Äquator und ist Teil des größten und tiefsten Atolls des Landes. Ich stehe bewaffnet mit Flossen und Schnorchel vor einer jungen Frau, deren Gesicht übersät ist mit zahlreichen Sommersprossen. »Es ist das intakteste Riff, das ich je gesehen habe«, schwärmt Ciara McCarten. Und die Meeresbiologin muss es wissen, hat sie doch meist den Kopf unter dem Meeresspiegel und schon reichlich Orte der Welt ertaucht. Die gebürtige Engländerin kümmert sich um die Umweltbelange des Hotels und gibt Hotelgästen wie mir bei der sogenannten Blue Journey einen Einblick ins Inselleben. Das fängt bei dem wissenschaftlichen Exkurs an, der mir erläutert, wie denn eine Insel im Atoll entsteht, schweift über die artenreiche Unterwasserwelt ab (indem sie mit mir durch abgelegene Korallengärten schnorchelt) und kommt letztlich zu einer der 220 bewohnten Inseln, wo wir durch das sonst so ferngehaltene Leben der Malediver spazieren.
Das Glück wäre perfekt, hätte es auch mein Koffer hierher geschafft
Fröhliche Kinder winken aus bunten Häusern, und die Damen, die am Wegesrand die Neuigkeiten aus der Dorfgemeinde austauschen, gucken beschämt zu Boden, als die Touristin mit ihren Handykameras vorbeiwandert.
Faisal hingegen muss mich fotografieren. Beweisfotos für die sozialen Medien. Wie praktisch, dass Faisal ein Herz aus Gold hat. Das wird mir klar, als er mit einem gestreiften Sarong vor meiner Tür steht und mir damit meinen Tag rettet. Wahrscheinlich verbirgt sein strahlendes Lächeln den inneren Ärger darüber, dass gerade ich in seine Obhut geraten bin.
Nein, ich lasse meinen Gast-Manager – man könnte ihn auch getrost Butler nennen – nicht meine Kleider bügeln und in den Schrank hängen. Ich habe nämlich keine Kleider. Mein Koffer ist statt nach Male nach Sydney geflogen und hat auch fast eine Woche gebraucht, um in dieses abgelegene Paradies zu finden. Hier zeigt die Isolation dann ihre Tücken. Mein Tribut besteht daraus, die Jeans tragen zu müssen, mit der ich aus dem kühlen Deutschland anreiste.
Ein Badeurlaub ohne Bikini eben. Laue, verliebte Sommerabende ohne Kleidchen. Und Spaziergänge durch den inseleigenen Dschungel, ohne Flipflops. Sagen wir so: Wäre es nicht zum Niederknien schön, wäre ich den Tränen sehr nah gewesen. Aber Faisal hat mit dem Sarong mein Leben erleichtert – zumindest um ein paar schweißtreibende Gramm Stoff. Denn ein Sarong ist schließlich Rock, Kleid und – wenn man die clevere Wickeltechnik beherrscht – Bluse in einem. Mit etwas Fantasie werden aus den Sisal-Pantoffeln des Resorts dann todschicke Schläppchen – nur der Bikini fehlt.
Ein perfektes Spa-Erlebnis
Faisal ist stets bemüht, mich über den Stand des verlorenen Gepäcks aufzuklären und mir das Inselleben so angenehm wie möglich zu machen. Lange schlafen ist kein Problem. Nur wenn ein Spa-Termin ansteht, klopft er energisch an die Tür, um mich dann mit dem Golfcart unmittelbar zum Wellnesstempel zu fahren. Die kostenlosen Yoga-Stunden am frühen Morgen habe ich trotz fester Vorsätze vornehm verpasst. Aber nun soll ich abtauchen in die Entspannungswelten des Vidhun Spas. Als mir am Ende meiner Behandlung das kleine feuchte Handtuch von meinen Augen genommen wird, möchte ich am liebsten nie wieder aufstehen. Ich möchte verweilen im Raum der kompletten Entspannung. Ich glaube, so gut habe ich mein gesamtes Erwachsenenleben nicht gefühlt.
Jeder Muskel meines Körpers hat sich unter den indonesischen Händen meiner Spa-Therapeutin ergeben. So ein Tag im Paradies ist geprägt von schwierigen Entscheidungen. Schnorcheln oder Schwimmen? Schlafen oder Lesen? Abendessen im The Dining Room oder lieber im The Island Grill?
Und auch da verlasse ich mich auf Faisal. Seine Entscheidung fiel am letzten Abend auf den Island Grill, wo ich barfuß zum Buffet schreite, während eine maledivische Combo enthusiastisch auf Trommeln schlägt und Tänzer ihre filigranen Körper im Rhythmus bewegen.
Wink mit dem Zaunpfahl am Abend
Es ist eine der Abende, die man sich selbst nicht ausgesucht hätte, wahrscheinlich weil der gestresste Verstand sich durch das einheimische Spektakel irgendwo zwischen Zoo und Kulturreise gefühlt hätte. Doch das Park Hyatt Hadahaa versucht, hier eine Brücke zu schlagen. Zu der Kultur, die jahrelang den Touristen verborgen blieb. Schließlich war man nicht hier, um Kontakte zu knüpfen, sondern um unter der Palme zu liegen und Mantarochen beim Tauchen zu entdecken.
Den Abend lass ich auf meiner Terrasse ausklingen. Ich setze mich an den Rand, lass‘ die Beine gen Ozean baumeln und starre auf das Meer, das leicht beleuchtet unter meinen Füßen glitzert. Ich denke ans Abtauchen. An die unendliche Stille unter Wasser. Doch da taucht ein Riffhai unter mir auf und zeigt seine schwarzbefleckte Rückenflosse. Ich nehme es mal als Fingerzeig des Paradieses, dass es oberhalb des Meeresspiegels ebenso schön und spektakulär sein kann. Man muss es nur sehen können.
Info. Eine Woche Park Hyatt Hadahaa, Kategorie Park Villa/Halbpension inkl. Transfers mit Inlandsflug, Boot u. internationalem Flug ab Deutschland nach Male Economy Class kostet pro Person ab € 3690. Buchbar beim Veranstalter Trauminsel Reisen.