Auf Speis und Trank haben sich die Bayern ja seit jeher stets bestens verstanden. Südwestlich der mittelfränkischen Metropole Nürnberg hingegen scheint diese Eigenschaft jedoch ihren Höhepunkt zu haben. Denn hier zwischen Oberbayern und Mittelfranken bekommt man so viele Schmankerl auf dem Teller serviert, dass es eine wahre Freude ist – und ein Genuss. Text: Andreas Dauerer und Verena Wolff
Lage. Franken besteht, genau genommen, aus den drei bayerischen Regierungsbezirken Ober-, Mittel- und Unterfranken. Das Feriengebiet Franken ist heute in etwas dasselbe wie das historische Ostfranken – es erstreckt sich zwischen der Donau, den angrenzenden Bundesländern Baden-Württemberg, Hessen und Thüringen sowie der Tschechischen Republik. Die rund 4,5 Millionen Einwohner der Region haben viel Raum, um sich auszubreiten: Die Fläche des Feriengebiets umfasst rund 34 000 Quadratkilometer.
Anreise. Am einfachsten gestaltet sich die Reise mit der Deutschen Bahn zum Ziel Ihrer Wahl. Schnellzüge verbinden die Frankenmetropole Nürnberg mit dem Rest der Republik. Reisende mit langem Anfahrtsweg können auch die Flughäfen Nürnberg und Hof nutzen. Von dort aus fahren dann Regionalzüge in die kleineren Städte und Dörfer. Vor Ort ist ein (Miet-)Auto empfehlenswert ‒ so hat man maximale Flexibilität.
Gut gebettet
Unterkunft. Hotel Adler, Eichstätt: Das kleine Altstadthotel liegt mitten am wunderschönen Marktplatz mit Blick auf den Willibaldsbrunnen. Die Zimmer sind hell, modern und komfortabel, und man ist mitten im barocken Stadtleben. Ab € 40 im DZ. www.adler-eichstaett.de.
Hotel Grünwald, Ansbach: Oben auf dem Bocksberg direkt am Waldrand schläft man besonders ruhig. Alle Zimmer sind individuell gestaltet und nach Feng-Shui-Kriterien eingerichtet worden. Erwähnenswert ist zudem das leckere Frühstücksbuffet mit zahlreichen biologischen und hausgemachten Produkten. www.hotel-gruenwald.com.
Hotel Blauer Hecht, Dinkelsbühl: Eine romantische Zeitreise der besonderen Art, denn die Zimmer sind alle unterschiedlich und versprühen den gleichen Charme wie das mittelalterliche Dinkelsbühl.
So heißen die Zimmer dann auch »Romeo und Julia« oder »König-Ludwig-Suite«. Zusätzlich ist auch der Wellnessbereich mit Hallenbar, Sauna und Dampfbad gegen eine geringe Gebühr nutzbar.
Sprache. Die Franken sprechen einen sehr speziellen Dialekt, der je nach Region variiert.
Reisezeit. Die fränkischen Städte kann man das ganze Jahr über besuchen. In den warmen und trockeneren Sommermonaten machen Stadtrundgänge einfach mehr Freude, und auch willige Wanderer, die das Umland erkunden möchten, kommen dann eher auf ihre Kosten. Im Winter kann man unter anderem auf dem Ochsenkopf Skifahren, Rodeln und Winterwandern, auch andere Berge gibt es, die für den Wintersport ausgebaut sind. Allerdings: Franken ist nicht Oberbayern. Der Schnee fällt nicht so zuverlässig wie in den höheren Regionen der Alpen. Der Frühling und der Herbst sind die schönsten Zeiten für Wanderer und Mountainbiker.
Gourmet-Paradies Franken
Essen. In Franken isst man gut und überwiegend deftig, Fleisch spielt eine wichtige Rolle auf den Speisekarten. Weit über Nürnberg hinaus sind die »Drei im Weckla« beliebt, drei Bratwürste im Brötchen. Auch Schäufala, gebackene Schweineschultern, fehlen auf kaum einer Speisekarte. Klassische Beilage: der Kloß, oberbayerisch ist das ein Knödel. Gute Gaststätten und Biergärten, Brauereigasthöfe und Heckenwirtschaften findet man überall im Land verteilt. Und im Frühjahr ist Spargelzeit, das edle Gemüse kommt überwiegend aus dem so genannten Knoblauchsland nördlich von Nürnberg. Beliebtes Gebäck sind die »Küchla«, ein süßes, in Fett gebackenes Hefegebäck.
Restaurants. Domherrnhof, Eichstätt: Hier speisten schon die alten Popen recht feudal, jetzt kann man sich aussuchen, ob man gut bürgerlich in der Schwemme essen möchte oder im edleren Hof. Schmecken tut’s in beiden, hervorheben darf man aber, dass im altehrwürdigen Domsaal nicht nur das Essen, sondern auch das Ambiente schlicht hervorragend ist. Besonders empfehlenswert sind die Lammwochen im Oktober. Domplatz 5.
Gasthof Krone, Eichstätt: Frische und regionale Zutaten aus dem Naturpark Altmühltal kommen bei Dieter Schaller wie selbstverständlich in den Kochtopf, und deshalb geht es auch bayerisch zu auf der Speisekarte. Rehrücken neben Schweinebraten, Ratsherrnteller neben Bierkutscherpfanderl. Letzteres sollte man dann auch mit einem Bier von der Privatbrauerei Hofmühl genießen. Domplatz 3.
Gasthaus Zum Mohren, Ansbach: Direkt im Zentrum hat Florian Brendel sein Wirtshaus, das ganz ohne Bayerntümmelei auskommt. Geschmackvoll ist auch das kredenzte Essen, bei dem man nichts falsch, sondern vieles richtig machen kann. Besonderheit: Am Nebentisch darf auch noch gekartelt werden. Pfarrstraße 9.
Gasthof Kronacher, Ansbach: Klein, fein und bei schönem Wetter auch draußen. Im Kronacher sollte man unbedingt Bratwürste probieren.
Egal, ob als Sülze, saure Zipfel oder klassische, weil bekannte, Bratwurst: Sie sind allesamt ein Gedicht und mit regionalem Bier nahezu unschlagbar. Kronacher Straße 1.
Weißes Ross, Dinkelsbühl: Alt, klein und urig. Das weiße Ross ist eine Institution im Dorf. Früher beherbergte es zahlreiche Künstler, die sich wohl damals schon über den vortrefflichen Backfisch samt Frankenwein gefreut haben dürften. Aber wie so oft können sich auch die anderen Speisen der bürgerlichen Küche sehen und verzehren lassen. Steingasse 12.
Hotel Deutsches Haus, Dinkelsbühl: Der feinste Fachwerkbau ist nicht nur von außen schön anzuschauen, auch das rustikale Innenleben kann sich sehen lassen. Und die Speisen des altdeutschen Restaurants sowieso. Wenn keine Fischmonate sind, sollte man in jedem Falle den fränkischen Sauerbraten samt Kartoffelknödel probieren. Ein Gedicht. Weinmarkt 3.
Viele Naturparks, aber auch Städte zum Erkunden
Sehenswürdigkeiten. Wer in die Ferienregion Franken fährt, kommt vor allem der Natur wegen: Die zehn Naturparks machen mit rund 15 000 Quadratkilometern fast die Hälfte der Fläche des Urlaubslandes aus. Jeder Naturpark hat dabei seinen ganz eigenen Charakter: die Rhön mit ihren Kuppen und offenen Fernen, das Schiefergebirge des Naturparks Frankenwald, die uralten Eichen im Spessart oder die Weinberge im Naturpark Bergstraße-Odenwald. Felsen und Höhlen kann man im Naturpark Fränkische Schweiz-Veldensteiner Forst erobern, markante Felsen prägen auch das Fichtelgebirge. Im Steigerwald prägen die Flüsse Main und Aisch das Bild, zudem kann man auf einem Baumwipfelpfad den Wald aus einer ganz neuen Perspektive kennenlernen. Burgen und Schlösser prägen hingegen die Haßberge, im Naturpark Altmühltal wähnt man sich fast in der Landschaft des Südens und der Naturpark Frankenhöhe gehört zu den sonnenreichsten Gebieten im süddeutschen Raum.
Wem das alles zu idyllisch ist, kann einer der umliegenden größeren Städte einen Besuch abstatten: Nürnberg, Würzburg und Bamberg sind nicht nur gut für einen Shopping-Trip, sondern haben auch zahlreiche historische zu bieten. In Rothenburg ob der Tauber ist das ganze Jahr über Weihnachten und wer die Wagner-Festspiele in Bayreuth besuchen will, muss sich schon Jahre im Voraus um Karten bemühen.
Probieren geht über studieren
Persönliche Highlights. Ein Besuch des Naturparks Altmühltal inklusive Abstecher zu einem der noch aktiven Schäfer gehört zum Pflichtprogramm. Bei Alfred Eichhorn etwa erfährt man nicht nur, was die Schafe alles Gutes in Sachen Landschaftspflege tun, sondern kann in der hauseigenen Metzgerei auch wirklich frisches Fleisch mitnehmen.
Bratwurstführung in Ansbach: Zwar gibt es die Bratwurst landauf, landab, aber in Ansbach hat man eine Führung ins Leben gerufen, die einen anschließend als Experten entlässt. Natürlich darf – und sollte ‒ man sich auch durchprobieren. Infos beim Amt für Kultur und Touristik in Ansbach. Telefon: 0981 51243.
Das Felsenlabyrinth und die Luisenburg in Wunsiedel: Ein steinernes Meer, das fast ein bisschen versteckt im Wald liegt. Riesige Felsen in fast unglaublichen Formationen, Höhlen und Schluchten prägen das Bild hier mitten im Fichtelgebirge. Früher fürchteten die Menschen das Felsenmeer, inzwischen kommen zahlreiche Besucher, um zwischen den riesigen Steinen zu wandern und sich durch teils extrem enge Gänge zu quetschen. Mehr als 300 Millionen Jahre alt sind die Granitsteinformationen, deutlich jünger ein eigens angelegter Rundweg. Nebenan gibt es alljährlich im Sommer die Luisenburg-Festspiele auf einer steinernen Freilichtbühne, für die oft bekannte Schauspieler gewonnen werden.
Die Therme in Bad Alexandersbad: Modern ist sie, sehr modern. Und damit, rein äußerlich, ein Fremdkörper in dem kleinen Ort im Fichtelgebirge. Doch die kleine Gemeinde hat sich etwas gedacht bei der großen Investition ist das Gebäude und das Angebot – denn die klassische Kur stirbt aus, und hier gibt es eine »modernes Kurkonzept« für alle, die im Urlaub etwas für ihre Gesundheit tun und abschalten wollen.
Souvenirs. In Franken wird gerne gegessen und getrunken – daher bietet sich auch ein kulinarisches Mitbringsel an: Frankenwein, Bier aus einer der zahlreichen kleinen Brauereien, die sich teils schon seit Jahrhunderten halten.
Besser nicht …
Auf die Grußformel »Grüß Gott« muss man nicht zwingend ein »Wenn ich ihn sehe« erwidern. Sagen Sie einfach auch »Grüß Gott«, und wenn es Ihnen nicht über die Lippen kommt, dann schlicht »Guten Tag«. Zwar ist der Franke an sich recht tolerant und kann auch mal über sich lachen. Andererseits ist er halt manchmal doch recht konservativ-traditionalistisch, und manchmal versteht er tatsächlich keinen Spaß. Schlimm ist das nicht, aber es könnte sein, dass man sich als »Saupreiß« betiteln lassen muss. Dann ist es aber schon wieder vorbei, und man trinkt eine Halbe miteinander.
Infos. Alles Wissenswerte zu den fränkischen Städten, zahlreichen Ausflugszielen und kulturellen Events erhalten Sie beim Tourismusverband Franken e. V., Wilhelminenstraße 6, 90461 Nürnberg. Telefon: +49 911 941510. www.frankentourismus.de und www.die-fraenkischen-staedte.de