Träume können Wirklichkeit werden! Ja, das klingt durchaus kitschig, wurde aber für unsere Redakteurin Jasmin zur Realität. Schon seit Kindertagen träumte sie von einer Reise nach Jordanien. Dann war sie plötzlich da, und der Ausdruck »traumhaft schön« bekam für sie eine neue Dimension. Eine Jordanien-Reise mit Hauser Exlursionen.

Traumziel Jordanien. Schon so lange. Nicht weil ich Kamele so sehr mag, sondern weil ich schon seit Kindertagen eine Faszination für die Geschichte der Welt habe. Bücher über die Antike wurden von mir verschlungen, bevor ich lesen konnte. Ich kannte die Geschichten der Pharaonen und glänzte bereits in der zweiten Klasse mit meinem Wissen über Echnaton und Ramses. Damaliger Traumberuf: Archäologin. Nun ja, es kam anders.

Bei der Antike fällt den meisten wahrscheinlich zuerst Ägypten ein. Wenige denken dabei noch an Jordanien. Beide Länder sind aber nicht nur Nachbarn, sondern auch geschichtlich (und biblisch) verbunden. Moses floh vor Pharao Ramses aus Ägypten und entdeckte am Berg Nebo im heutigen Jordanien das Gelobte Land. Dorthin kam er aber nicht mehr. Der Rest ist Geschichte. Aber keine Sorge, ich werde jetzt nicht die Bibel nacherzählen.

das Heilige Land in Jordanien

das Heilige Land in Jordanien I Foto: Jasmin Faust

Am Flughafen Amman nimmt uns Mohammed Eid Al Bedowi in Empfang. Uns, das muss ich kurz erklären, ist meine Reisegruppe. Ich bin unterwegs mit Hauser Exkursionen aus München, die weltweit spannende und vor allem besondere Wander- und Trekkingtouren anbieten. Besonders, weil man sich dort auf Slow Trekking spezialisiert hat und Reisende so die Möglichkeit haben, das Land auf die schönste Weise zu besuchen, nämlich im Einklang mit der Natur und den Menschen vor Ort. In der Schnelllebigkeit unserer Zeit ist das ein toller Gegenpol, finde ich.

Eine herzliche Begrüßung in Jordanien

Mohammed hat direkt eine Weisheit und Gebäck mit Pistazien parat.

»Eine Reise fängt man mit Süßigkeiten an, damit sie süß wird«

sagt er und lacht dabei. Das hat seine Mutter schon immer gesagt. Ich beschließe, mir das für künftige Reisen zu merken. Denn das ist nicht nur lecker, sondern hat auch ein paar energievolle Vorteile: Hallo Zuckerspiegel, tschüss Reisemüdigkeit!

Mohammed: Der beste Reiseguide Jordaniens

Mohammed ist unser Guide und wird in den nächsten Tagen unsere Begleitung sein. Er ist ein »Wüstensohn«, geboren als Beduine, umringt von Schafen und Ziegen in der Nähe von Jerusalem und Jericho. Als Kind kam er dann nach Jordanien. Später hat er im Ruhrgebiet Informatik studiert. Zurück in Jordanien gründete er eine Familie, arbeitete einige Jahre in der IT-Branche, bevor er sich zum Reiseführer ausbilden ließ.

Kamele im Wadi Rum in Jordanien

Foto: Jasmin Faust

Ich kann nicht beurteilen, wie gut er IT-Probleme lösen kann, aber für den Job als Reiseführer scheint er geboren zu sein. Er weiß einfach alles über das Land, weil er es liebt, und das spürt man bei jeder Anekdote. Und offenbar kennt er auch jeden in Jordanien, zumindest vermittelt er mir in den nächsten Tagen immer wieder das Gefühl. Er hat viel erlebt, und das teilt er gerne und mit Herz. Seine Geschichten entfachen einen ersten Funken in mir. Jordanien ist tatsächlich so faszinierend, wie ich es mir immer vorgestellt habe.

Die Touristen bleiben aus

Leider sind die Voraussetzungen für Mohammed nicht mehr so einfach, seinen Funken überspringen zu lassen. Denn es fehlt an Besuchern. Die letzten Jahre haben dem Land leider zugesetzt: der Bürgerkrieg in Syrien, die Coronapandemie und nun der Gaza-Krieg. Bis auf die Pandemie ist Jordanien in nichts direkt involviert und trotzdem hält es die Touristen vom Reisen ins Land ab. Ich kann das sogar bei oberflächlicher Betrachtung nachvollziehen. Konflikte in direkter Nachbarschaft, Reisewarnungen für das syrische und auch das irakische Grenzgebiet, das klingt erst einmal nicht unbedingt nach Erholungsurlaub mit Abschaltgarantie.

Die Folge fürs Land: Geldeinbußen. Und für Mohammed: Er liebt es, die Menschen aus anderen Kulturen miteinander zu verbinden, um etwas Bleibendes zu erschaffen. Das wird schwierig bis unmöglich, wenn die Reisenden ausbleiben. Hinzu kommt, dass Jordanien als Stadt- oder gar Strandurlaub bei vielen Reisenden nicht unbedingt die erste Wahl ist. Zu Unrecht. Denn Jordanien kann locker mit anderen Ländern mithalten. Und noch mehr. Viel mehr. 

Auf in die Altstadt von Amman

Nach der Begrüßung und dem eingangs erwähnten Süßigkeitenritual geht es direkt in die Altstadt von Amman. Ich bin ein bisschen müde, es war ein langer Reisetag. Und es ist auch schon recht spät am Abend. Aber mein Herz pocht. Denn ich bin in Jordanien! Also hefte ich mich an die Scheibe des Busses, sauge die abendlichen Eindrücke der Stadt auf und kann es kaum erwarten, endlich auszusteigen. Dabei vergeht sogar langsam die Müdigkeit. Die Aufregung und der Zucker beginnen zu wirken.

die Stadt Amman in Jordanien

Die Stadt Amman in Jordanien I Foto: Cristi Croitoru/Shutterstock.com

Es ist Ramadan. Tagsüber sind die Straßen der knapp Vier-Millionen-Stadt gähnend leer. Doch bei Einbruch der Dunkelheit, nach dem Fastenbrechen, ändert sich die Stimmung rasant. Ammans Straßen sind am Abend ohrenbetäubend. Und ich mittendrin. Inklusive Kulturschock. Meine Orientierung habe ich irgendwo zwischen Landeanflug und Buseinstieg verloren. Und doch genieße ich jeden Schritt, den ich mache. Was mir erst auf den zweiten Blick auffällt: Ich sehe so gut wie keine Touristen. Und trotzdem versucht niemand, mich in einen Laden zu locken oder mir seine Waren auf der Straße anzudrehen. Ich bin erst irritiert und dann angenehm überrascht. So macht es Spaß, eine Stadt zu entdecken!

Geschichtsstunde in Jordanien

Wir schlendern durch die Straßen. So viel Neues und gleichzeitig auch Bekanntes von anderen Reisen in ähnlichen Städten prasselt auf mich ein. Ich liebe laute Städte und erinnere mich an meine Reisen nach Fès, Marrakesch oder Fort Kochi in Indien. Ich schwanke zwischen Erinnerungen und Eindrücken. Für den Besuch eines Souks bleibt leider keine Zeit. Es ist nur eine Stippvisite. An der al-Husseini-Moschee im Zentrum machen wir nur einen kurzen Halt. Sie ist eine der ältesten Moscheen in Amman, errichtet 1924 auf den Ruinen einer Moschee aus dem 7. Jahrhundert. Juhu, Geschichte, da ist sie wieder!

Wir gehen weiter und kehren in einen unscheinbaren Imbiss in einer Seitenstraße ein. Vertrauenswürdig sieht der für die meisten Touristenaugen wahrscheinlich nicht aus. Mir ist das egal. Ich folge dem Geruch von Gewürzen. Denn ich liebe Streetfood, egal, wo. Ich mag es, bei der Zubereitung zuzusehen und die Gerüche zu riechen. Auch wenn es manchmal ein bisschen nach Lebensmittelvergiftung aussieht. Das hat sich aber, bis auf einmal, nie bestätigt. Kein Grund also, auf das (fast) beste Essen der Welt zu verzichten.

Speisen bei einer Rundreise durch Jordanien

Foto: Zaid Haddad

Ehe ich mich versehe, halte ich ein Tütchen mit frischen, sehr knusprigen Falafeln in der Hand und kurz danach ein Sandwich, das sich direkt als eines der besten Falafel-Sandwiches meines Lebens herausstellt. So ist das eben mit den unscheinbaren Imbissen.

Das Vermächtnis von Nebo

Die Nacht war kurz, der Kaffee stark. Rein in den Bus, raus aus Amman. Ich klebe an der Fensterscheibe wie eine Sechsjährige auf dem Weg zum ersten Ponyreiten. So aufgeregt! Häuser, Esel, Berge. Die Farben der Landschaft wechseln von Rot zu Braun, zu Gelb, zu Grün. Es gibt so viel zu sehen! Wir sind auf dem Weg zum Nebo. Der von Moses, wir erinnern uns. Auf dem Berg befindet sich seine Grabeskirche und der Ausblick ist atemberaubend. Das Jordantal und das Tote Meer sind gut zu sehen. An klaren Tagen geht die Sicht sogar bis Jerusalem. Nicht zu entdecken: Touristenmassen.

Ein einheimischer Guide, der im Schatten das ruhige Treiben der wenigen Menschen vor Ort beobachtet, erzählt, dass auch nicht sehr viel mehr Menschen kommen werden. Am Nachmittag wahrscheinlich sogar niemand mehr. So wie an allen anderen Tagen, sagt er und zuckt mit den Schultern. Er wirkt resigniert. Leider müssen wir auch schon wieder los. Nach einem kurzen Stopp in der Stadt Madaba geht es weiter ins Wadi. Wadi nennt man Täler oder Schluchten im arabischen Raum. Das berühmteste Wadi der Welt ist in Jordanien: Wadi Rum. Und das kennen wir alle wahrscheinlich aus Filmen wie »Star Wars«, »Indiana Jones« oder »Dune«.

Wandern im Wadi Rum in Jordanien

Wandern im Wadi Rum in Jordanien I Foto: Jasmin Faust

Biosphärenreservat Dana: Jordaniens größtes Naturreservat

Für uns geht es aber erst einmal ins Wadi Feynan im Biosphärenreservat Dana, Jordaniens größtem Naturreservat. Die Landschaft ist spektakulär. Ich fühle mich, als würde ich durch eine Jesus-Verfilmung wandern, und erwarte jederzeit ein bis zwei brennende Dornbüsche. Gesehen habe ich aber keine. Glücklicherweise. Im April steigen die Temperaturen in Jordanien bereits auf 30 Grad. Des Frühlings laues Lüftchen flattert gerade woanders. Ich will aber nicht woanders sein. Ich bin genau da, wo ich sein will.

Minuten später sitze ich auf der Ladefläche eines Pick-ups und brettere durch die felsige Landschaft. Mein Rücken bekommt nicht wenig Stöße ab und trotzdem könnte ich gerade nicht glücklicher sein. Der Fahrtwind, der Sonnenuntergang, die Wüste: Mein Herz hüpft glücklich im Takt der Bodenwellen.

Sonnenuntergang in Jordanien

Foto: Jasmin Faust

Zu Gast in der Feynan Ecolodge

Die Fahrt führt uns über unbefestigte Straßen in die Feynan Ecolodge, wo wir die Nacht verbringen werden. Und die wird mein Glücksgefühl noch verstärken, denn hier werde ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Sternenhimmel in der Wüste komplett ohne Lichtverschmutzung erleben. Und die Sterne werden mir viel Gänsehaut und ein paar Freudentränen bescheren.

Dass die Ecolodge nach Einbruch der Dunkelheit fast ausschließlich von Kerzen beleuchtet wird, macht mein Übernachtungserlebnis nur noch magischer. Ja, magisch. Es wird Zeit, dass ich für meinen Jordanien-Trip das ganz große Wörterbuch der Emotionen auspacke.

die Feynan Ecolodge in Jordanien

die Feynan Ecolodge in Jordanien I Foto: Bashar Alaeddin

Die uralte Kaffeetradition

Bevor wir weiterreisen, besuchen wir eine Beduinenfamilie und nehmen an einem traditionellen Kaffeeritual teil. Ich sitze im Schneidersitz auf dem zerschlissenen Teppich im Beduinenzelt. Die Zubereitung und das Ritual des Trinkens sind eine uralte Tradition. Dreimal wird der Kaffee, mit Kardamom gewürzt, angeboten. Die erste Tasse ist für die Gastfreundschaft, die zweite für gute Stimmung, die dritte fürs Schwert. Schwert? Ja, da muss man aufpassen, denn das bedeutet, dass man der Familie im Kampf beisteht.

Angenommen wird die kleine Tasse mit der rechten Hand, man leert sie schnell, ohne sie abzusetzen. Ablehnen sollte man nicht, das gebietet die Höflichkeit. Bis auf die vierte Tasse, die kann und sollte abgelehnt werden. Das wird signalisiert, indem man die Tasse leicht schwenkt. Ich bin ein bisschen nervös, möchte keinen Fehler machen. Das sind die Momente, die das Reisen vom Urlaub unterscheiden.

Beduine bei der Kaffeezeremonie

Beduine bei der Kaffeezeremonie I Foto: Jasmin Faust

Die Filmkulisse Wadi Rum

Später befinde ich mich wieder auf einer Ladefläche eines Jeeps. Und auf der fahren wir durch eine unglaubliche Wüstenlandschaft. Schwankend (im wahrsten Sinne des Wortes) will ich zwischen dem Festhalten, dem Augenreiben und dem Tiefeinatmen alles aufsaugen. Wir sind in Wadi Rum und es ist unvergleichlich schön. Kein Wunder, dass hier viele Filme entstehen. Es ist bühnenreif. Wüste, Kamele, Lawrence von Arabien (den gab es tatsächlich) – hier vermischt sich Geschichte mit Popkultur.

Und ich wieder mittendrin. Mittlerweile barfuß. Denn meine Schuhe sind mit dem Jeep davongefahren. Ganz langsam gehe ich über den sandigen Wüstenboden, spüre meinen Schritten nach und kann kaum fassen, was ich sehe. Und tue. Nämlich einen meditativen Spaziergang in Wadi Rum. Und der schafft es ganz sicher in meine Top Ten der Lebenserlebnisse.

Wandern im Wadi Rum in Jordanien

Wandern im Wadi Rum in Jordanien I Foto: Jasmin Faust

Petra: Die Schatzkammer des Pharaos

Und am nächsten Tag? Petra. Der große Traum. Na, bereit für die ganz großen Gefühle? Ich war’s nicht. Ich habe nicht damit gerechnet, wie sehr mich Petra berührt. Die Schatzkammer des Pharaos – unzählige Male auf Fotos bestaunt und jetzt nur ein paar Schritte von mir entfernt. Wir laufen durch Al Siq, die Schlucht, die uns zur Ruinenstätte der Nabatäer führt. Und die ist schon beeindruckend mit ihren steilen Felswänden. Mohammed weiß genau, wie man das alles in Szene setzt. Gegen Ende der Schlucht scheucht er uns von der rechten auf die linke Seite.

Ich bin ein bisschen irritiert, drehe mich aber um, als er uns dazu auffordert. Und halte den Atem an. Ich sehe einen schmalen Felsspalt und dahinter: die Schatzkammer. Gänsehaut! Langsam trete ich aus dem Spalt hervor und da ist sie. Augenblicklich schießen mir die Tränen in die Augen. Weil ich das sehen darf, weil ich hier stehen kann, weil ich der Geschichte so nah bin.

Die Schatzkammer in Petra

Die Schatzkammer in Petra I Foto: Jasmin Faust

Ein Highlight für jeden Geschichtsfan

Petra ist die Gräberstadt der Nabatäer, die in der Antike auf diesem Gebiet siedelten. Das Areal ist riesig. In den Felsen befinden sich unzählige Grabkammern, auf dem Gelände noch ein römisches Theater und eine byzantinische Kirche. Der Geschichtsfan in mir ist ganz schön aufgeregt. Petra wurde 1985 zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt. Dabei ist es noch nicht komplett erschlossen. Man geht davon aus, dass circa 80 bis 90 Prozent noch unentdeckt sind, da sich die eigentliche Stadt, in der die Nabatäer lebten, noch tief im Boden des Gebiets befindet. Wie aufregend muss es sein, hier zu graben und etwas zu entdecken! Kurz flackert mein alter Berufswunsch wieder auf.

Wäre es nicht so heiß, ich hätte eine immerwährende Gänsehaut. Weil es so wunderschön ist. Und sehr leer. Bevor die Touristen ausblieben, kamen in der Hochsaison von März bis Oktober circa 3.000 Menschen pro Tag hierher. Ich schaue mich um und sehe vielleicht einen kleinen Bruchteil davon. Glück für mich. Ich muss mich nicht durch Touristenmassen drängen, kann mir alles ganz in Ruhe anschauen, habe Petra fast für mich allein. Das ist schon einzigartig. Aber mein Glück hat einen Nachgeschmack. Weniger für mich, mehr für die Menschen hier, die vom Tourismus leben.

versteckter Blick auf die Felsenstadt Petra

versteckter Blick auf die Felsenstadt Petra I Foto: Jasmin Faust

Wenn Träume wahr werden

Jordanien ist rau. Und auch wieder nicht. Die Landschaft ist felsig, sandig, manchmal karg und auch grün. Sie ist nie gleich, aber immer faszinierend. Die Menschen sind herzlich, offen und vor allem stolz. Auf ihr Land, ihre Herkunft, ihre Kultur, ihre Geschichte und Geschichten. Sie kamen vor Hunderten von Jahren aus allen Ländern des Heiligen Lands. Und noch weiter. Und ich lausche ihren Geschichten. Mit Faszination. Und ein bisschen aufkommender Liebe für ihre Hingabe. Auch für dieses Land, das schon so lange ein Reisetraum war. Und es immer noch ist. Aber ein wahr gewordener. Kitschig, ich weiß.

Mehr Infos zu einer Reise nach Jordanien mit Hauser Exkursionen

Jordanien authentisch erleben, und das zu Fuß oder mit dem Rad: Hauser Exkursionen bietet verschiedene Aktivtouren durch das Land an.

Übernachten: Die Feynan Ecolodge im Biosphärenreservat Dana bietet nicht nur atemberaubende Ausblicke, sondern auch die Wüste im Kerzenschein.

abendliche Musik unterm Sternenhimmel in Jordanien

Foto: Jasmin Faust