Eine echte Rundreise beginnt mit dem Plan, zu wissen, wohin die Reise wirklich gehen soll. Wer sich nicht durch faustdicke Reiseführer, wunderschöne Reisemagazine oder Internetblogs wühlen möchte, kann die Verantwortung abgeben und sich samt Privattour in Expertenhände begeben. Ein Selbstversuch bei einer Rundreise in Namibia mit Enchanting Travels.
Dies ist kein nüchterner Erfahrungsbericht, sondern eine Reportage. Eine Aneinanderreihung von Eindrücken, die ich so bei meinem allerersten Aufenthalt in Namibia empfunden habe. Dem Land im südlichen Afrika, das mit Deutschland so verbunden ist. Ich könnte jetzt tief in die Geschichte rutschen und würde wahrscheinlich dennoch keinem Historiker gerecht werden. Deshalb lasse ich es. Und erkläre hiermit auch, dass ich diese Reportage nicht chronologisch erzähle, wie es für eine Rundreise sicherlich empfehlenswert wäre. Aber jede Rundreise in Namibia fängt in Windhoek an. Und ich sage es jetzt einmal und dann nie wieder: Windhoek ist nicht der Rede wert.

Impalas bei einer Rundreise durch Namibia I Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen
Auschau halten nach Elefanten, Löwen, Nashören und Giraffen
Mal wieder geht es in Schrittgeschwindigkeit voran. Vor wenigen Minuten sahen wir noch Spuren einer Affenfamilie auf der Sandpiste. Unser offener Safarijeep schaukelt in den tiefen, buckeligen Spurrillen seegangsähnlich von rechts nach links. Doch statt durch den Ozean, navigieren wir uns durch die Etosha Heights zu unserem ersten Highlight auf dieser Rundreise der Träume. Der Boden ist trocken, die Büsche sind dürr und scheinen den Bedingungen zu trotzen. Wir halten Ausschau. Nach Elefanten, Löwen, Nashörnern, Giraffen oder einer der anderen 110 Säugetierarten, die diese Region ihre Heimat nennen.
Eine Herausforderung für Safarireisen ist die tägliche Morgenroutine. Pünktlich um halb fünf klingelt der Wecker. Dämmerung heißt das Zauberwort bei einer Pirsch.
Der Kaffee auf der Terrasse der hübschen Safarihoek Lodge wird dringend benötigt und der lilafarben-bläuliche Himmel ist so malerisch schön, dass es für den heutigen Tag eigentlich nichts mehr Schönes braucht. Wir klettern zu Guide Gravin in den Geländewagen. Noch den Pulli fest um die Schulter geschwungen. Doch mit jeder Minute wird es wärmer. Die Stunden nach dem Morgengrauen sind die wertvollsten jeder Safari. Nachtaktive Räuber sind noch unterwegs, ein anderer Teil der Tierwelt erwacht just, läuft zum Wasserloch und startet die Futtersuche, bevor die Hitze die Tiere wahrscheinlich auch zur wohlverdienten Ruhe zwingt.

Morgendämmerung in der Safarihoek Lodge I Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen
Etosha Heights vs. Etosha-Nationalpark
Etosha Heights ist ein privates Game-Resort, das in direkter Nachbarschaft zum berühmten Etosha-Nationalpark liegt. Ihr wisst schon, der Park mit der bekannten Senke, der Salzpfanne, die sich zu gewissen Zeiten zu einem Anziehungspunkt für die Tierwelt entwickelt. Doch Gravin sagt, momentan sei das berühmte Wasserloch kein Anziehungspunkt. »Kein Wasser!«, bemerkt er und zuckt mit den Schultern. Hier im Etosha Heights sind die Wasserlöcher menschengemacht, um die hier lebenden Tiere mit Frischwasser zu versorgen und den zahlenden Touristen eine größere Chance auf eine Tierbegegnung zu garantieren.
Wildlife ist eben wild und die Tiere kommen so selten auf Knopfdruck aus ihrem Versteck. Aber sie kommen aus dem Nationalpark hinüber auf das Privatgelände. Der 70 Kilometer lange Maschendrahtzaun wurde – höchstwahrscheinlich – von Elefanten niedergetrampelt. Aber das stört hier niemanden. Ganz im Gegenteil. Den Tieren wird dadurch geholfen. Einst konnten sie von Namibia über Botswana nach Angola auf der Suche nach Futter und vor allem nach dem raren Gut, dem Wasser, wandern. Heute liegen dazwischen Privatgrundstücke, ihre Bewegungsfreiheit ist eindeutig eingeschränkt. Das gilt für viele andere Tiere ebenfalls. Nashörner beispielsweise. »Aber wo seid ihr denn?«, frage ich mich leise. Bis es vorne im Jeep knackt.
Fährtenlesen in der Savanne
Über Funk geben sich die einzelnen Guides durch, wo Tiere zu finden sind. Fährtenlesen ist immerhin ein wichtiger Bestandteil des Jobs. »Nashorn?«, frage ich aufgeregt. Wahrscheinlich ist es die Seltenheit des Breitmaulnashorns, weswegen ich es unbedingt einmal sehen möchte. Doch leider nein, in nur ein paar Kilometern Entfernung sollen Elefanten an einem Wasserloch stehen.

Elefant in den Etosha Heights I Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen
Also holpern wir in einem strammen Tempo durch die trockene Steppe. Zebras schauen verwundert hinter dem Busch hervor, ich bilde mir ein, dass Impalas mit uns um die Wette rennen, bis wir die majestätischen Afrikanischen Elefanten sehen. Aus nächster Nähe. So nah, dass ich jede Furche ihres Körpers erblicke. Für Elefanten lebenswichtig, denn die zerklüftete Dickhaut kann Wasser und Schlamm speichern. Gerade der Schlamm dient bei diesem Wetter als Schutz vor Hitze. Wir zücken unsere Kameras, unsere Handys, können unser Glück nicht fassen, als sich noch ein Giraffenpärchen dazugesellt. So ist Namibia, wie ich es mir vorgestellt habe. Als sie lautlos gen Horizont verschwinden, bleibt nichts außer ihren markanten Abdrücken. Und Ehrfurcht.
Das Glamping-Camp Ozondjou in der Region Kunene
Nächster Stopp auf der Rundreise in Namibia ist das Eco-Camp Ozondjou in der Region Kunene. Es ist ein sengend heißer Morgen. Stille herrscht zwischen den beeindruckenden orangefarbenen Felsen, als ich in meinem Glampingzelt aufwache und schon schwitze. Ich gebe es zu, ich bin ein bisschen voreingenommen, denn ich liebe karge Landschaften. Mein Zelt thront auf einem Felsmassiv einige Hundert Meter über der Hauptstraße. Von dort höre ich ein freudiges Rufen. Es regnet. Kurz und seicht. Trotzdem ist jeder Tropfen wertvoll. Denn Regen ist selten in diesem Jahr. Er macht sich rar. Die Namibianer nennen ihn deswegen Jealous Rain. Weil man immer neidisch auf die Region ist, die gerade von den seltenen wertvollen Tropfen gesegnet ist.

Glamping-Camp Ozondjou in der Region Kunene I Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen
Die Umgebung ist atemberaubend schön. Ob ich mich jemals an diesem kupferfarbigen Gestein sattsehen kann, das die Natur hier einfach abgelegt hat, als hätte ein Riese mit Steinchen geworfen, der anschließend zu faul war, diese einzusammeln? Wir sind im Damaraland und das liebevoll geführte Glamping-Camp gehört zu EHRA. Eine NGO, die sich um die Beziehung zwischen den Menschen und den Elefanten kümmert. In dieser Region ist es sehr wichtig, Verständnis zu schaffen. Denn gerade für Farmer ist das Zusammenleben mit den Dickhäutern eine Herausforderung.
Und es sind nicht irgendwelche Dickhäuter. Es sind 150 Wüstenelefanten, die sich in dieser Region aufhalten, nachdem es sie vor etwa 30 Jahren hierher verschlagen hat. Voortrekker hieß der Elefantenbulle, der sich damals auf den Weg in die Wüste begab, die Region für überlebensfähig befand, zurückkehrte, um seine circa 20-köpfige Herde nachzuholen. Voortrekker (das heißt übrigens Pionier) ist in Namibia eine Legende und wurde 2019 von Wilderern niedergestreckt. Warum sich die Elefanten gerade in dieser kargen Gegend im Flussbett des Ugab wohlfühlen, bleibt für die Wissenschaft noch heute ein Rätsel. Fest steht nur, dass es Wüstenelefanten neben Namibia nur noch in Mali gibt.

Wüstenelefanten im Damaraland I Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen
Die Giganten der Wüste: Wüstenelefanten
Charles und Matthias heißen meine Guides für die heutige Tour auf der Rundreise in Namibia. Sie arbeiten für EHRA und kennen jeden Elefanten hier in der Region beim Namen. Wüstenelefanten, so lerne ich, haben über die Zeit längere Beine entwickelt und können weitere Strecken zurücklegen als der ursprüngliche Afrikanische Elefant. Was aber am wichtigsten ist: Sie halten es auch ein paar Tage ohne Wasser aus. Zudem sind sie sparsamer bei der Futtersuche. Würde ein Elefant ansonsten jedes essbare Blatt eines Baums pflücken, lässt der Wüstenelefant ein paar übrig.
Das Ugab-Flussbett ist ein Ort des Lichts. Die Sonne kitzelt die rote Farbe des Gesteins. Meist mäandert hier nur ein träger Bach, an dem sich dennoch langbeinige Vögel niederlassen (deren Namen ich nicht weiß, weil ich große Probleme habe, Vögel voneinander zu unterscheiden). Ich weiß aber, dass sie sich mit einer unerwarteten Anmut erheben können und behutsam über die Region hinwegfliegen, in der wir mit unserem Jeep auf Elefantensuche sind.

Straße im Damaraland I Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen
Fährtenleser Matthias hat so seine eigenen Methoden, um zu testen, ob die Dungspuren der Elefanten noch frisch sind. Wichtig ist, dass er ohne Probleme die grauen Riesen in dem schier endlosen Gebiet findet. Manche der Elefanten dösen bei der Hitze unter den Bäumen, andere tänzeln fast zum nächstgelegenen Wasserloch. Es ist eine Wonne, ihnen dabei zuzusehen.
Die wichtige Arbeit von EHRA
Touristen zu den Elefanten zu führen, ist nicht Charles‘ und Matthias‘ einzige Aufgabe. Sie klären auch auf, was genau EHRA ist und macht. So führen sie mich zum Bauern Daniel, der mir seine Farm zeigt, die auf den ersten Blick den Eindruck macht, als könnte hier aufgrund der Dürre schlichtweg nichts wachsen. Doch da irre ich mich. Er hat seinen eigenen Garten mit beispielsweise Tomaten, Kräutern und einem Feigenbaum. Dieser wiederum wird von einer dicken Mauer mit groben Steinen geschützt, die EHRA ihm gebaut hat. Wichtig dabei ist die grobe Verfassung der Mauer. Das mögen die Elefanten nicht. Und so gehen sie nun einen Bogen um Daniels Gärtchen.
Und die NGO bringt den Menschen im Damaraland nun bei, wie sie ihre Lebensmittel vor Elefanten schützen. Damit der sensible Rüssel nicht das Maismehl findet, dessen Geruch ihn magisch anlockt. Es soll dafür gesorgt werden, dass die Elefanten nicht als Feind betrachtet werden.
Dass das Wildern keine Alternative ist. Dass die Elefanten nicht nur eine Sensation für Touristen sind, die hier die Wirtschaft ankurbeln, sondern dass sich durch den Elefantendung auch die Pflanzensamen im Wüstenboden verteilen.
Wie die afrikanische Sonne beim Untergehen den Himmel mit Farben befeuert und Tausende von Sternen nun über den verrückt aussehenden Felsen leuchten, denke ich, dass der Mensch hier draußen auch nur ein Tier unter vielen ist. Na gut, ein Tier mit einem Gin Tonic in der Hand. Habe ich schon erwähnt, dass diese Rundreise genau nach meinem Geschmack ist?

Ein Gin Tonic zum Sonnenuntergang gefällig? I Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen
Ein Besuch bei den Robben in Swakopmund
Die Fahrt auf dieser Rundreise in Namibia geht weiter gen Swakopmund. Einer meiner Wünsche war tatsächlich der Besuch einer Robbenkolonie. In Namibia gibt es davon etwa 24 an der Zahl mit insgesamt etwa 650.000 Robben landesweit. Hier in Cape Cross, das etwa 115 Kilometer nördlich von Swakopmund liegt, sollen es zwischen 80.000 und 100.000 Robben sein. Eine Zahl, die schon beeindruckt, und von Weitem betrachtet ist es faszinierend, wie die schwarzen Punkte die Landspitze, die in den Atlantik ragt, bevölkern.
Doch was ich nicht wusste, bis ich es persönlich erlebte, ist die immense Geruchsbelästigung. Denn so niedlich die Robben auch sind, so sehr stinken sie auch gen Himmel.
Doch ich habe mir das gewünscht, hier zu sein, und ganz langsam gewöhnt sich meine Nase an den strengen Geruch.

Robbenkolonie am Cape Cross in Namibia I Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen
Die Gesichter der Tiere sind so ausdrucksstark. Ihre Vorwärtsbewegungen so tollpatschig, dass ich mich als Königin des Missgeschicks sehr mit diesen Wesen identifiziere. Doch ich muss auch zugeben, dass ich mit sehr viel Freude mein Hotelzimmer in Swakopmund erreiche, um mir den Robbenduft abzuwaschen.
Deutsches Kolonial-Erbe in Swakopmund
Schließlich ist Swakopmund ein herausgeputztes Städtchen, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Abends begebe ich mich einmal auf deutsche Spuren und gehe in ein Wirtshaus, das theoretisch so auch im Allgäu stehen könnte. Auf der Speisekarte: Haxe, Schnitzel, Spätzle und Schupfnudeln. Ja, Namibia wurde im 19. Jahrhundert zur Kolonie Deutsch-Südwestafrika und wurde auch erst, und das wissen viele nicht, nach einer langen bewegten Geschichte und Herrschaft zwischen Deutschland und Südafrika im Jahr 1990 unabhängig.
76.000 Einwohner hat Swakopmund heute und zur deutschen Kolonialzeit war es der wichtigste Hafen für das Reich. Und die Bedeutung sieht man nicht nur am Wirtshaus, sondern auch an den Straßennamen, an den Turnhallenschildern oder an der Bismarck- Apotheke.

Deutsches Kolonial-Erbe in Swakopmund I Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen
Doch Swakopmund ist auch das Tor zur größten Sehenswürdigkeit, die Namibia für mich hat. Der Namib, eine der wenigen Küstenwüsten der Welt. Bekannt ist die Wüste ja für ihre beeindruckenden Dünen. Beispielsweise Sossusvlei, die häufig als höchste Düne der Welt bezeichnet wird. Oder die Düne 45, die zwischen Swakopmund und Wavis Bay liegt. Aber ich muss gestehen, ich habe keine rote Wüste gesehen. Mich hat das Fieber heimgesucht und so war Swakopmund das Ende meiner privaten, von Enchanting Travels erdachten Rundreise.
Mein persönliches Highlight auf dieser Rundreise in Namibia habe ich verpasst. Und was sagt uns das? Klar, ich muss wiederkehren. Die Wüste muss noch in mein persönliches Portfolio der Erinnerungen. Also, liebes Enchanting-Team, ich wäre bereit für eine neue Rundreise. Ihr plant, ich reise. Okay?
Mehr Infos zur Rundreise in Namibia
Enchanting Travels ist ein führender Spezialreiseveranstalter, der individuelle, maßgeschneiderte Reisen zu über 70 Zielen weltweit anbietet, darunter auch Namibia. Eine 14-tägige Selbstfahrertour durch die Höhepunkte des nördlichen Namibias, darunter Windhoek, Etosha, Damaraland und Swakopmund, kostet ab etwa € 4.900 p. P. (ohne internationale Flüge). Luxuriösere Touren mit privatem 4×4-Fahrzeug, Fahrer und privatem Reiseleiter gibt es ab circa. € 6.300 p. P.

Rundreise durch Namibia: Chefredakteurin Jenny auf Safari