Wer seinen Urlaub auf den britischen Inseln verbringt, hat meist London, Schottland oder auch Cornwall auf der Agenda. Schön und gut. Doch auch Wales ist mehr als nur eine Reise wert. Das kleine Land im Südwesten ist genau die richtige Urlaubsidee für Wanderer, Abenteurer, Geschichtsfreunde, Naturfans und Freunde sehr langer Ortsnamen. reisen EXCLUSIV hat sich umgesehen.

Nur etwas über drei Millionen Menschen wohnen in Wales. Und das auf einer Fläche, die so groß ist wie Hessen. Da kann es an manchen Orten schon einmal ziemlich menschenleer sein. Manch einer spottet gar, die Chance auf eines der rund elf Millionen Schafe zu treffen, sei deutlich größer als menschliche Begegnungen. Das zeigt: An ursprünglicher Natur hat Wales einiges zu bieten. Und diese lässt sich auf unterschiedliche Art erkunden.

Auf Schusters Rappen auf dem Wales Coast Path

Zum einen ist Wales ein Paradies für Wanderfreunde. Der Wales Coast Path ist der längste Küstenpfad der Welt und führt 1.400 Kilometer entlang schroffer Klippen, einsamer Buchten und weiter Felder. Wer meint, 1.400 Kilometer seien während des Urlaubs dann doch zu viel des Guten, sollte erst einmal klein anfangen.

Zwei Frauen wandern entlang der Klippen auf dem Wales Coast Past in der Rhossili Bucht

attilio pregnolato/ Shutterstock.com

Eine schöne Wanderroute, kurz dazu, führt von Rhossili nach Port Eynon. Das sind nur elf Kilometer, die man in rund drei Stunden schaffen sollte. Die Wanderung ist vor allem für Natur- und Geschichtsinteressierte empfehlenswert. Unterwegs kommt man nämlich unter anderem am Knave Promontory Fort, einer Burg aus der Eisenzeit, die am Rand einer 60 Meter hohen Klippe thront, und der Goat‘s Hole – einer Klippenhöhle – vorbei.

Fliegen und Trampolinspringen im Snowdonia Nationalpark

Das Wander-Mekka im Landesinneren ist ohne Frage der Snowdonia Nationalpark. 2.170 Quadratkilometer ist der Park rund um den Snowdon, den mit 1.085 Meter höchsten Berg Wales, groß.

Blick auf den höchsten Berg in Wales: Snowdon

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Besucher sind beeindruckt von den Bergketten, Küstengebieten, Flüssen, Seen, Wäldern und Wasserfällen – ideal für Aktivitäten wie Wandern, Mountainbiken und Kanu-Touren. Wo einst Sir Edmund Hillary für den Aufstieg des Mount Everest übte, kann aber nicht nur zwischen der malerischen Seen- und Berglandschaft gewandert werden. Hier lernen Menschen auch das Fliegen – zumindest fühlt es sich so an, wenn man auf der längsten Zipline Europas, der Zip World Velocity, über den Park hinwegbraust. Bei einem Tempo von bis zu 160 Kilometern pro Stunde rauscht einem das Adrenalin durch den Körper.

Ähnlich ergeht es Besuchern des Bounce Below, dem weltweit ersten unterirdischen Trampolin-Parcours. Riesige Trampoline, Gehwege, Rutschbahnen und Tunnel – komplett aus Netzgewebe und gelegen in einer verborgenen Höhle in Blaenau Ffestiniog im walisischen Nordwesten. Um dieses Höhlenerlebnis noch zu steigern, erleuchtet ein ausgeklügeltes Lichtsystem das alte viktorianische Schieferbergwerk in verschiedenen Farben.

 

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Verwunschene Orte

Ebenfalls in Snowdonia befindet sich das Portmeirion, ein künstliches Dorf im italienischen Stil. Wer also mitten in Wales etwas La Dolce Vita erleben möchte, ist an diesem leicht unwirklichen Ort genau richtig.

Schöne Orte in Wales: Portmeirion, ein italienisches Dorf

Debu55y/ Shutterstock.com

Fans von Burgen und Schlössern sollten Wales ohnehin auf ihrem Zettel haben. Mit 641 solcher alten Gemäuer hat das Land die höchste Dichte pro Quadratkilometer als irgendwo sonst auf der Welt. Eine der bekanntesten ist Cardiff Castle in der walisischen Hauptstadt. Die mittelalterliche Burg mit dem neugotischen Herrenhaus ist ein Publikumsmagnet und beliebte Filmkulisse für Serien wie Sherlock und Doctor Who.

Das Cardiff Castle in Cardiff an sonnigem Tag

Tanasut Chindasuthi/ Shutterstock.com

Epizentrum der walisischen Kultur: Aberystwyth

In der Küstenstadt Aberystwyth prägen lange, menschenleere Strände das Bild der größten mittelwalisischen Stadt. Mit ihrer historischen Promenade erinnert die Stadt an die ehemaligen Glanzzeiten als Seebad. Hier pulsieren die walisische Kultur und Sprache. Die Ruinen von Aberystwyth Castle erinnern an die stolze Geschichte der Stadt. Normannen und Könige kämpften einst um sie. Heute sorgen die Studenten der Aberystwyth University, der ersten walisischen Universität, für ein quirliges Kultur- und Nachtleben.

Lange Strände und Burgen an der Küste von Aberystwyth

Tony Brindley/ Shutterstock.com

Den Überblick über den Badeort in der Region Ceredigion behalten Besucher am besten von einem der drei umliegenden Berge aus. Die Cliff-Railway-Seilbahn führt auf den Constitution Hill mit Panoramablick. Die weite Landschaft hinter Aberystwyth ist ebenfalls einen Abstecher wert – Besucher zieht die karge Schönheit der Hügel und Täler an. Der Rheidol entspringt den Cambrian Mountains und fließt vorbei an uralten Eichenwäldern. Wo er auf den Mynach trifft, liegt einer der spektakulärsten Wasserfälle des Landes: Devil’s Bridge (Pontarfynach).

Wasserfall Pontarfynach in Wales

Philip Mowbray/ Shutterstock.com

Stille in den Cambrian Mountains und im Brecon-Beacons-Nationalpark

Einen reizvollen Kontrast zur Küste bilden die Bergregionen von Powys, dem zweiten County von Mittelwales und die am wenigsten besiedelte Gegend des Landes. In den Cambrian Mountains und im Brecon-Beacons-Nationalpark finden Besucher absolute Stille und unberührte Natur vor.

Mann steht an Klippe im Brecon Beacons Nationalpark

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Etwa den Stausee Llyn Clywedog, 12 Kilometer entfernt vom Örtchen Llanidloes, das mit schiefergedeckten Häuschen bezaubert. Oder der Fernwanderweg Glyndŵr’s Way. Auch er gehört zu den schönsten Orten in Wales. Er ist benannt nach dem walisischen Nationalhelden Owain Glyndŵr und führt an Flüssen, Mooren, Wäldern, Farm- und Hügelland vorbei. Neun Tage dauert es, die gesamte Strecke zu durchwandern.

Schöne Orte in Wales: Der Llyn Clywedog Dam in Llanidloes

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Kunst und Naturwissenschaft im National Museum Cardiff

Das National Museum Cardiff gehört zum Verbund des National Museum Wales, das sieben Museen im ganzen Land betreibt. Das National Museum Cardiff bietet eine Vielfalt an Ausstellungsgegenständen aus den Bereichen Kunst und Naturwissenschaft, die in ganz Großbritannien seinesgleichen sucht. Das Museum befindet sich im Verwaltungsviertel von Cardiff und ist mit dem Auto oder dem Bus gut zu erreichen.

Der längste Ortsname Europas und schnorcheln im Schlamm

Im Nordwesten Wales, auf der Insel Anglesey, befindet sich ein kleiner Ort, der den längsten Ortsnamen Europas trägt. Im Jahre 1860 war der Name Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch ein Werbegag mit dem Ziel, Großbritanniens längsten Bahnhofsnamen zu erschaffen.

Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch: Der längste Ortsname Europas

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Dieses Ziel gelang den Spaßvögeln: Selbst nach über 150 Jahren halten hier Tausende von Besucher, um ein Foto – am besten im Panoramamodus – von dem extralangen Bahnhofsschild des Dorfes zu knipsen. Des Weiteren wurde die längste Webseitenadresse der Welt ernannt.

Die Briten sind für ihre skurrilen und schrillen Sportarten bekannt. Um mehr Touristen anzulocken, erfanden 1970 die Bewohner der kleinen Stadt Llanwrtyd Wells die Sportart Bog Snorkelling und wäre nicht Corona dazwischen gegrätscht, hätten seitdem wohl jährlich Teilnehmer aus aller Welt an der World Bog Snorkelling Championships teilgenommenDie kuriose Erfindung, bei der in einem Schlammloch um die Wette geschnorchelt wird, findet nach einer Pause von zwei Jahren voraussichtlich wieder im August 2022 statt.

Bog Snorkeling Weltmeisterschaft in Wales

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