Eine Kulisse aus Palmen, Puderzucker-Strand und türkisfarbenem Meer ist für viele sinnbildlich eine Trauminsel. Doch es gibt auch Inseln, die Sehnsüchte wecken, und genau das Gegenteil sind. Die traumhaft schön sind, weil sie rau, ungestüm, mit Ecken und Kanten und dabei unheimlich charmant sind. So gesehen die Charakterköpfe unter den Trauminseln. Wie diese britischen Inseln, die abgelegen, aber dennoch gut zu erreichen sind.

Isle of Arran, Schottland

Wenn sich das Gefühl einstellt, dass die Wildnis vollkommen ist, befindet man sich auf auf der kleinen schottischen Isle of Arran, die der Westküste des Landes vorgelagert ist. Gerade einmal 5.000 Einwohner leben hier. Die meisten von ihnen im Südosten der Insel. Im Inselinneren dagegen trifft man in den dichten Wäldern nur auf rote Eichhörnchen und Hirsche. Der Norden zeigt sich wild, ungezähmt und felsig. An der Küste, wo der Wind oft so peitscht, als wäre er völlig ausser Rand und Band, kann man in den Höhlen und zerklüfteten Buchten Otter und Robben sichten. Wer auf der Isle of Arran urlaubt, hat auf jeden Fall Wanderschuhe im Gepäck. Ein Muss ist die Wanderung von Whiting Bay zu den Glenashdale Falls.

Wasserfall auf der Isle of Arran

Ian Cylkowski

Diese schlängeln sich ungestüm durch eine Schlucht bis man zu einem doppelten Wasserfall gelangt mitten in einem mystischen Wald. Hat man bis zu diesem Moment Feen und Kobolde als Phantasiefiguren abgetan, beginnt man an deren Existenz zu glauben. Eine der wohl unberührtesten britischen Inseln, die mit ihrer Vielfältigkeit überrascht. Eben »Schottland in Miniatur«, wie sie auch von vielen betitelt wird.

Anglesey, Wales

Es ist einer der malerischsten Kulissen des Landes: der Leuchtturm Tŵr Mawr aus dem 19. Jahrhundert, der auf einem Felsvorsprung im Süden des Insel Anglesey steht.

Leuchtturm auf Anglesey - schönste britische Inseln

Neil Mark Thomas

Das Eiland ist flächenmäßig die größte Insel vor der Küste von Wales. Umso beeindruckender ist die Tatsache, dass fast die gesamte dramatische Küstenlinie als »Area of Outstanding Natural Beauty« (Gebiet von außergewöhnlicher Schönheit) ausgezeichnet wurde. Zu Recht!

Wandert man den Anglesey Coastal Path entlang, kommt man an beeindruckend schönen Stränden vorbei, die ohne Zweifel zu den besten Großbritanniens zählen. Wie Porth Wen. Wer hartgesotten oder einen Neoprenanzug im Gepäck hat, kann durch den großen weißen Felsbogen schnorcheln. Ebenfalls malerisch ist der Aberffraw, und gleichzeitig einer der hundefreundlichsten Strände Großbritanniens. Zerklüftete Klippen unter denen sich Buchten mit golden leuchtenden Sand in Pose werfen und bröckelnde Ruinen alter Ziegeleien bieten spektakuläre Fotomotive. Gelangt man dann zum Leuchtturm Tŵr Mawr und erwischt ihn vor einer Sonnenuntergangskulisse, hat man seine Trauminsel Nummer eins gefunden.

Kapelle mitten im Meer auf Anglesey

Neil Mark Thomas

Iles of Scilly, Großbritannien

Dass auf den britischen Inseln tatsächlich Wein wächst, hätten wohl die wenigstens gedacht. Prinz Charles war so beeindruckt, dass er 2015 persönlich nach St Mary’s reiste, der größten der Scilly-Inseln, um den ersten Wein aus der Ernte des Weinbergs Holy Vale zu probieren. Die königliche Familie besucht die Inselgruppe gerne.

Die 140 winzigen Inseln vor der Südwestspitze Englands sind ein sonniges Inselparadies. Strände mit türkisblauem Wasser treffen auf schroffe Klippen, die von Wellen umtost sind. Steinhütten im Hochmoor bilden einen Kontrast zu den tropischen Gärten auf der Blumeninsel Tresco. Als Teil des Herzogtums Cornwall gehören sie der Queen.

Die schönsten britischen Inseln: Ilse of Scilly

Annie Spratt

Doch zurück zum ersten Weinbauern der Ilse of Scilly. Besitzer Robert Francis hat nicht nur die ersten Weinreben des Archipels gepflanzt, sondern betreibt auch das Star Castle Hotel, das in einer ehemaligen Festung aus dem 16. Jahrhundert untergebracht ist. Besonders idyllisch sind die Gartensuiten. Und wer hier am Abend auf der Terrasse auf der Sonnenliege mit einem kühlen Glas Pinot Gris von Holy Vale auf den Urlaub anstößt, möchte ganz sicher nicht lieber auf den Malediven oder auf Mauritius sein.

St. Michael’s Mount, Cornwall

Ein winziges Inselchen mit Kloster, Kapelle und Schloss, das einem sehr bekannt vorkommt: die St. Michael’s Mount vor dem Ort Marazion in Cornwall an der Südwestspitze Englands erinnert stark an den Mont Saint-Michel im Norden Frankreichs. Beide sind Pilgerstätte und den Gezeiten ausgesetzt. Bei Flut erreicht man den St. Michaels Mount mit einer Fähre. Bei Ebbe geht man über einen schmalen Damm auf die malerische Insel zu.

Britisches Inselchen St Michaels Mount in Cornwall

Benjamin Elliott

Nicht verwunderlich, dass es Mönche aus der Normandie waren, die die Insel im 12. Jahrhundert in Besitz nahmen. Doch mindestens seit den letzten 400 Jahre liegt das Inselchen in der Hand der Familie St. Aubyn. Zwar haben die St. Aubyns seit 1954 die Insel dem National Trust übergeben, doch noch heute leben Nachkommen auf ihr. Gerade einmal 35 Inselbewohner leben in den hübsch aufgereihten Häuschen am Hügel.

Im Gegensatz zu seinem französischen Pendant ist der St. Michael’s Mount wenig besucht und ein wahrer Geheimtipp. Doch sollte man sich definitiv die Zeit nehmen, den perfekten Blick auf die wohl romantischste britische Insel, den Damm und die Gezeiten von der gegenüberliegenden Bucht zu genießen. Gute Anlaufstelle ist das Godolphin Arms.

Cei Ballast, Nordwales

Nur wenige Besucher wissen überhaupt, dass es dieses kleine Inselchen gibt – und dass sie aus Ballast entstanden ist. Die Insel Cei Ballast liegt nur ein paar hundert Meter von der walisischen Hafenstadt Porthmadog entfernt. Sie entstand in der viktorianischen Zeit. In einer Zeit, in der die Handelsschiffe, die in den geschäftigen Hafen einfuhren, zunächst den Kies, Steine, Sand und Bauschutt aus der ganzen Welt abluden, den sie als Ballast auf ihrer Rückkreise zur Stabilisierung verwendeten. Keine der anderen britischen Inseln ist wohl kosmopolitischer.

Cei Ballast

Magda V.

Der beste Weg dorthin ist zu Fuß entlang der Strecke der alten Ffestiniog-Dampfeisenbahn. Seit dem Jahr 1832 transportierte sie aus dem Hinterland gewonnenen Schieferplatten zum damals neu entstandenen Hafen in Porthmadog. Heute transportiert sie Touristen, und eine Fahrt ist ein nostalgisches Abenteuer. Auf dem Weg zum Inselchen gibt es Gezeitentümpel im Sand, in denen man ein Bad nehmen kann.

Shetland Islands, Schottland

Zwischen Schottland und Norwegen, näher an Bergen als an Edinburgh, liegen die Shetland-Inseln, die gleichzeitig den nördlichsten Punkt der britischen Inseln markieren. Auf den Inseln findet man einen schottisch-skandinavischen Mix, der einzigartig ist. Auch, dass nicht der Tourismus, sondern die Fischerei das größte Standbein der Wirtschaft ist, macht ihren Charme aus. Die wenigen Besucher checken im Scalloway Hotel direkt am Wasser ein und erkunden die Strände, Seen und Klippen des Unesco Global Geoparks. Und können sich auf Begegnungen mit Papageientaucher, Ottern und Orcas freuen.

Papageientaucher auf den Shetland-Inseln

Lia Tzanidaki

Momente, die im Kopf bleiben. Ebenso wie der Besuch der winzigen Gezeiteninsel Uyea, die durch eine längliche Sandbank mit dem Festland verbunden ist, und wo das Meer an rauen Tagen auf beiden Seiten tost.

Das Gefühl, komplett von der stürmischen See umgeben zu sein, erfüllt mich mit einer unglaublichen Ruhe. Und für nichts auf der Welt würde man diese Momente gegen eine sonnige Trauminselkulisse wie beispielsweise auf Aruba oder Antigua eintauschen wollen.

Uyea auf den Shetland Inseln

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