Vor Jahrtausenden brodelte hier noch Lava, und Aschewolken vernebelten den Himmel. Heute sind die erloschenen, grün bewachsenen Vulkankegel der Auvergne ein Anblick, der Lust auf eine Entdeckungsreise macht. Wer sich zu Fuß in das französische Zentralmassiv aufmacht, erlebt aber noch viel mehr als das: eine einsame Bergwelt, in der es mehr Blumenwiesen gibt als Menschen. Wir stellen die schönsten Dörfer der Auvergne vor.

Charroux

Charroux war eine Festungsstadt und ein wichtiger Kreuzungspunkt für den Handel im Mittelalter. Das Dorf hat sich aus dieser Zeit die gemeißelten Steinfassaden, ein sehr gut erhaltenes Fachwerkhaus mit Erkern und eine bemerkenswerte Anzahl von Brunnen bewahrt. In diesem kleinen Dorf, das seinen heutigen Ruf aus der Senfproduktion eines lokalen Herstellers zieht, herrscht eine besondere Atmosphäre. Sehenswert ist das Museum von Charroux, das Haus der Uhren, die Senffabrik und die Kirche Saint-Jean-Baptiste mit ihrem Turm samt gekappter Spitze.

Charroux ist ein schönes mittelalterliches Dorf in der Auvergne in Frankreich

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Montpeyroux

Von seinem Felsvorsprung, der dem Dorf auch seinen Namen gab, dominiert Montpeyroux das Tal des Allier. Dieses kleine befestigte Dorf wurde aus dem lokalen Arkosesandstein gebaut, der ihm eine erstaunliche kupferfarbige Leuchtkraft verleiht. Oben auf dem romanischen Turm, ein Zeugnis der Militärarchitektur der Auvergne während des 12. und 13. Jahrhunderts, steht man mehr als 30 Meter über den Dächern des Dorfes und kann dabei einen einzigartigen Ausblick genießen.

Die schönsten Dörfer der Auvergne: Montpeyroux in Frankreich

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Usson

Aus Lavasteinen auf einem Vulkanhügel gebaut, überragt Usson die Ebene von Varennes. Hier wurde die mächtigste Festung der Auvergne errichtet. Das kleine Dorf lag früher im Schatten einer Burg, in der Königin Margot neunzehn Jahre gefangen gehalten wurde. Die Winzerhöfe erinnern daran, dass der Weinbau lange Zeit die Hauptaktivität von Usson war. Um zur kleinen romanischen Kirche zu gelangen, flanierst du durch die schmalen Gassen, gesäumt von Häusern aus schwarzem Stein und folgst dann einem kleinen Pfad, der dich zu den Basaltorgeln (Gesteinsformation) des Dorfes führt. Sehenswert ist vor allem die Kirche Saint-Maurice.

Kirche St. Maurice in Usson, Auvergne, Frankreich

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Salers

Im Schatten der Berge des Cantal schmiegen sich die Steindächer von Salers an die ehemaligen Festungsmauern, die von den ruhmvollen Zeiten träumen, als die schwarze Perle des Basaltplateaus Planèze noch Sitz der Vogtei der »Hautes Montagnes d’Auvergne« war.

Bevor sich die Dorfplätze und Gassen wie in den Zeiten der mittelalterlichen Wochenmärkte mit Sommerurlaubern füllen, überrascht Salers mit einer ganz besonderen Stimmung, genauso wechselhaft wie der Himmel über dem Cantal! In der klaren Frühlingsluft scheint jeder Sonnenstrahl ein anderes malerisches Detail des Städtchens hervorzuheben: hier ein Wappen, dort ein Gitter, ein Schilderhäuschen, ein Spitzbogentor.

Schmale Gasse in Salers, einem französischen Dorf

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Manche flanieren jedoch lieber durch die ehemalige Vogtei der »Hautes Montagnes d’Auvergne«, wenn sie sich in ihr gespenstisches schwarz-graues Gewand hüllt und die Schieferdächer in den tief hängenden Wolken verschwinden – schließlich erreicht das Planèze-Plateau hier fast 1.000 Meter Höhe!

Diese Augenblicke nutzt man zum Tagträumen oder zum geselligen Beisammensein mit den Einheimischen. Die Arme auf der Mauer der Esplanade von Barrouze aufgestützt, blickt der Betrachter, auch wenn er es schon so oft getan hat, verzaubert auf das atemberaubende Panorama mit dem Puy Violent und dem Maronne-Tal, so authentisch wie eh und je.

Blick auf das Maronen-Tal bei Salers in der Auvergne

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Geschichte erleben auf dem Platz Tyssandier-d’Escous in Salers

Wie dem auch sei, Salers hat nie ganz den Glanz seines goldenen Zeitalters verloren, der ihm im 15. und 16. Jahrhundert unter der Schirmherrschaft der Rechtssprecher zuteil wurde. Besonders auffällig ist dies auf dem Platz Tyssandier-d’Escous, wo die Vogtei, das Rathaus, das Haus der Flojade und das der Ronade stehen. Die Renaissance-Fassaden, geprägt von der strengen Mode der Hoch-Auvergne, umringen einen großen Brunnen, aus dem man zum Fest Mariä Geburt Wein fließen ließ! Nachdem dieser Brauch aufgegeben war, kamen immer weniger Pilger in die Kirche Saint-Matthieu mit dem romanischen Portal. Auch sie erinnert mit ihren Aubusson-Wandteppichen und der Grablegungsskulptur aus buntem Stein aus dem 15. Jahrhundert an die ruhmreiche Vergangenheit.

Dorf Salers in der Auvergne in Frankreich

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Salers verbarg seine Schätze hinter den Festungsmauern, die den Engländern und den Plünderern standhielten, und von denen heute noch die beiden Türen des Bergfrieds erhalten sind. Die Revolution jedoch ließ die Stadt in Vergessenheit geraten. Sie widmete sich nun also der Rinderzucht – und das mit Erfolg! – und erwachte nur noch anlässlich der Bauernfeste. Doch auch diese Zeiten liegen lange zurück, denn dank des Fremdenverkehrs hat Salers sein Ansehen wiedererlangt.

Tournemire

Tournemire ist ein pittoreskes Dorf im Herzen der Monts du Cantal. Das Dorf überragt das grüne Doire-Tal. Das herrliche Schloss, das Mitte des 15. Jahrhunderts von Louis II. d’Anjony errichtet wurde, gehört nicht nur zu den Perlen der mittelalterlichen Architektur der Auvergne, sondern ist auch sehr gut erhalten.

Die größte Attraktion des kleinen Dorfes mit seinen Schiefer- und Kalkschieferdächern ist die romanische Kirche aus vielfarbigem Vulkantuff.

Château d'Anjony, Tournemire

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Arlempdes

Arlempdes bietet seinen Besuchern bei näherem Hinsehen ein echtes Spektakel. Hoch auf einem Felsenvorsprung dominiert Arlempdes die Schluchten der Loire, die vom Fluss durch die Lavamassen gegraben wurden und so eine wirklich verwunderliche Landschaft bilden. Dieses sehr schöne Dorf war eine der wichtigsten Befestigungsanlagen an der Loire und wird von einer Burg überragt, die zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert aus Basalt errichtet wurde und ein phantastisches Panorama bietet.

Schloss in Arlempdes

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Blesle

Das Mitte des 9. Jahrhunderts gegründete Benediktinerinnenkloster ermöglichte die Existenz und die Entwicklung des Dorfes Blesle. Die Barone von Mercoeur erbauten im 11. Jahrhundert eine Festung, von der heute nur der Wachturm übriggeblieben ist. Im 12. Jahrhundert vergrößerte sich der Ort und schützte sich mit einer Wehrmauer. Bei Ihrem Spaziergang durch die Straßen kannst du die Fachwerkhäuser mit ihren wunderbar geschnitzten Türen bewundern.

Blesle, village médiéval (43) - Plus beaux villages de France

Blesle, village médiéval

Sehenswert ist die romanische Kirche Saint-Pierre, der Wachturm der Barone von Mercoeur aus dem 11. Jahrhundert (ehemaliges Schloss), die Kapelle Notre-Dame de la Chaigne, der Kirchturm der ehemaligen Kirche St-Martin, ein einziges Überbleibsel der 1793 zerstörten Kirche, das alte Stadtviertel mit seinen Fachwerkhäusernund das Musée de la Coiffe mit.

Lavaudieu

Lavaudieu ist eine Oase der Ruhe für alle Liebhaber romansicher Kunst. In seiner intakten Natur ist das »Tal Gottes«, La Vallée de Dieu (Lavaudieu), ein wunderbares kleines mittelalterliches Dorf.

Das Leben spielt sich rund um das Benediktinerkloster aus dem 11. Jahrhundert ab. Es wird vom klaren Wasser der Sénouire umspült, über die eine alte Steinbrücke führt. Der Kreuzgang des Ortes, der einzige, der in der Auvergne überlebt hat, besticht mit schlanken Säulen, die romanische Arkaden, geschmückte Kapitelle und eine Galerie aus Eichenholz tragen. Die Abteikirche St André verfügt über ein Schiff aus dem 11. und 12. Jahrhundert sowie über Fresken aus dem 14. Jahrhundert.

Lavaudieu in der Auvergne

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Sehenswert ist die Kirche Saint-André, deren achteckige Turmspitze während der Revolution gekappt wurde, der romanischer Kreuzgang, das Museum für Volkskunde und der Carrefour du Vitrail (Kunstglasermeister).

Pradelles

Pradelles, eine Stadt des Vivarois, ist das Tor des Velays zum Süden. Das Dorf, das im 11. Jahrhundert als Festung angelegt wurde, verfügt heute noch über eine Altstadt mit bemerkenswertem Kulturerbe: die Portale von Saint-Clément und La Verdette, der Brunnen Sainte-Reine, das Maison forte du Mazouric und die romanische Kapelle Notre-Dame.

Pradelles in der Auvergne

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In einer Höhe von 1.150 Metern bietet der Ort wunderbare Panoramen auf die Margeride, den Allier, den Stausee von Naussac und den Mézenc. Sehenswert ist das Museum des Zugpferds und die Fahrraddraisine des Pays de Pradelles.

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