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Ein Ausflug nach Brüssel ist nicht nur ein Ausflug ins politische Herz Europas. Sondern kann sogar zur Zeitreise werden. Zumindest wenn man im »The Hoxton, Brussels« eincheckt. Das hat unser Redakteur und Design-Enthusiast Konrad zu seiner großen Freude selbst erlebt.

Als ich das »The Hoxton« in Brüssel betrete, weiß ich gar nicht, wohin ich zuerst gucken soll. Im vorderen Lobbybereich gehen mir die Augen über vor gefühlt Tausenden verschiedenen Farben, Materialien, Texturen und Mustern. Eigentlich sollte ich völlig überfordert sein von diesem maximalistischen Designpotpourri. Doch das, was das Londoner Designteam in das Hochhaus im Brüsseler Norden gezaubert hat, nur einen Steinwurf vom Bahnhof Bruxelles-Nord entfernt, harmoniert gut. So gut, dass es fast schon nicht mit rechten Dingen zugehen kann.

Hotellobby im Retro-Design

Foto: The Hoxton, Brussels

Schon in der Lobby komme ich also direkt ins Staunen. Es ist, als wäre ich durch ein Zeitloch mitten in die 1970er-Jahre gefallen. Oder besser gesagt, ein gestalterisches Kondensat der 1970er. Zur Linken die in dunklen Kacheln gehaltene Rezeption, an der ich freundlich und nonchalant begrüßt werde. Zur Rechten eine kleine Kaffeebar, an der Gäste sich etwas Koffein zum Mitnehmen einschenken lassen oder sich doch in einer der bequem gepolsterten Sitzgruppen eine Auszeit genehmigen.

Hier ist Farbe zeigen angesagt!

Beim Blick an die Decke fällt mir reichlich Sichtbeton auf, aber auch kreisrunde Textil-Hängeleuchter, die warmes Licht spenden. Warm ist überhaupt der richtige Begriff, um die kunterbunte, aber doch harmonierende Farbvielfalt zu beschreiben, die sich mir hier bietet.

Hotelzimmer Hotel The Hoxton, Brussels

Foto: The Hoxton, Brussels

Nun bin ich ausgestattet mit einer Zimmerkarte, deren poppiges Design mit einem alten Kastencomputer auf die Vergangenheit des Gebäudes als europäische Zentrale von IBM verweist. Vom Empfang geht es dann zunächst einige Treppenstufen zur eigentlichen Bar hinunter, um die herum noch mehr Sitzmöglichkeiten zu einer Pause einladen.

Die Bar: Treffpunkt für Gäste und Locals

Oder zum Arbeiten. Einige Gäste sitzen mit aufgeklapptem Laptop im Barbereich, während sie ihren elegant angerichteten Kaffee schlürfen. Ein besonders eifriger Hotelgast scheint sogar in einem Meeting zu sein. Ich könnte mir vorstellen, dass einige der Anwesenden nicht einmal ein Zimmer hier gebucht haben, sondern einfach nur wegen der Atmosphäre kommen.

Lobby im The Hoxton Brüssel

Foto: The Hoxton, Brussels

Bei näherer Betrachtung der Möbel fällt mir etwas auf: Ich entdecke immer mal wieder kleinere Macken, Kratzer, Dellen auf Tischen und an Sesseln. Nichts Weltbewegendes, nichts, was das Auge stören würde. Aber doch ungewöhnlich. Der Grund dafür ist, dass nicht wenige der Möbel von Brüsseler Flohmärkten und aus Second- Hand-Geschäften stammen. Auch dadurch ergibt sich dieses stimmige Gesamtbild, das eben nicht aus der Designretorte kommt, sondern liebevoll, Stück für Stück und mit dem Auge fürs Detail, zusammengestellt wurde.

Beste Aussichten aus 22 Stockwerken

Nun aber nach oben. Und zwar richtig weit. Denn nicht alle 22 Stockwerke, sondern nur die oberen, beherbergen die Hotelgäste. Und von hier oben bietet sich durch die bodentiefen Fenster ein wahrhaft atemberaubender Ausblick auf die belgische Hauptstadt. Wie schon in den öffentlichen Bereichen zieht sich der 1970er-Jahre-Stil in den Zimmern nahtlos durch. Mit einer Mischung aus authentischen Neuanfertigungen, echten Brüsseler Vintage- Schätzen, knalligen Fliesen und wenig Scheu vor Farbe.

So auch in meinem Zimmer, dem großzügig geschnittenen »Biggy«. Der vordere Schlafbereich ist nicht nur durch das Kingsize-Bett sofort ersichtlich, sondern auch durch den pastell-bordeauxroten und wunderbar weichen Teppich markiert. Abgetrennt durch ein auch als Schreibtisch dienendes Sideboard, beginnt dann der Wohnbereich mit Sofa, Sessel, Minibar und vor allem dem atemberaubenden Ausblick auf die europäische Hauptstadt. Schwindelfrei sollte man dabei aber schon sein.

Hier steckt Liebe in jedem Detail – gerne auch mal vom Flohmarkt

Ich belohne mich zunächst mit einem erholsamen Nickerchen. Vor dem Gang auf die Rooftop Bar frische ich mich schnell noch auf. Im Bad sind natürlich auch keine langweilig grauen, sondern dunkle, grün-blaue Fliesen verbaut, vor denen sich Waschbecken und Toilette in knalligem Pink bestens abheben.

Biggy Zimmer im The Hoxton Brussels

Foto: The Hoxton, Brussels

Erneut erfreue ich mich am Auge fürs Detail, das hier alles im Blick hatte. Ganz besonders gefallen mir die kleinen, schwarzen Drehlichtschalter, die mich in ihrer Bakelit-Optik sehr an das Haus meiner Großmutter erinnern.

Unbedingt auf die Rooftop Bar »Tope«

Jetzt aber ab aufs Dach. Als die Aufzugtür sich öffnet, finde ich mich einige Breitengrade weiter westlich wieder, nämlich in Mexiko. Über den Dächern Brüssels können die Gäste des The Hoxton sich in der Rooftop Bar »Tope« nach Lust und Laune an unterschiedlich gefüllten Tacos, Thunfisch-Toasts und reichlich Guacamole gütlich tun. Dazu gesellt sich eine umfangreiche Cocktailkarte. Mit einem »El Burro Ingles« in der Hand – ein Gin-Mix mit Ginger Beer und einem Schuss Fernet – genieße ich den abendlichen Ausblick auf die Metropole.

Rooftop-Bar Tope in Brüssel

Foto: The Hoxton, Brussels

Im Restaurant werden peruanische Köstlichkeiten aufgetischt

Für den großen Hunger muss ich allerdings wieder ins Erdgeschoss. Regional bewege ich mich dabei aber nicht ganz so weit weg, denn das hauseigene Restaurant »Cantina Valentina« serviert peruanische Köstlichkeiten. Richtig gelesen. Peruanisch, mitten in Brüssel. Ob klassische Einzelgerichte oder viele einzelne Kleinigkeiten, die sich am Tisch munter zum Teilen hin- und herreichen lassen, außerdem zahlreiche vegetarische und vegane Optionen – eine falsche Entscheidung lässt sich hier kaum treffen.

Mich überzeugt vor allem die Leichtigkeit, die der Karte innewohnt. Und die in einem erfrischenden Kontrast zur frittierten und soßenhaltigen Schwere steht, die sonst in der Brüsseler Gastronomie üblich ist. 

Lage: Nähe Nordbahnhof

Einziger Wermutstropfen: Das »The Hoxton« liegt jetzt nicht mitten in der idyllischen Brüsseler Altstadt. So schlimm ist das aber gar nicht, denn durch die Nähe zum Nordbahnhof ist insbesondere die Anbindung an den deutschen Zugverkehr ein echter Traum. Außerdem können Gäste in der Lobby kostenlos Fahrräder ausleihen, mit denen es sich ins frittierte Herz Europas radeln lässt. Und auch zu Fuß sind es keine 30 Minuten bis zum Grote Markt.

Lobbybereich mit stilvollen Stühlen und gedämmten Licht

Foto: The Hoxton, Brussels

Als ich von einem solchen Ausflug in die Stadt zurückkomme und mich in das federweiche Bett im 20. Stock schmiege, werde ich gleichzeitig etwas wehmütig. So ein Wochenende ist einfach viel zu kurz, um alle Designdetails zu entdecken und aufzusaugen. Aber macht nichts. Ich komme einfach wieder. Das steht für mich jetzt schon fest.

Weitere Infos über das »The Hoxton Brussels«

The Hoxton, Brussels.
SQ. Victoria Régina 1
1210 Brüssel, Belgien

Ab 200 Euro pro Nacht ohne Frühstück, mehr Infos auf der Webseite des »The Hoxton, Brussels«.

Für die besten Tipps in Brüssel, schaut einmal in diesem Artikel vorbei. Kulinarik-Tipps für Brüssel gibt es in diesem Beitrag.

Unser Podcast zum »The Hoxton, Brussels«