Aserbaidschan, zu Hause zwischen Kaukasus und Kaspischem Meer, spielt auf der touristischen Landkarte so gut wie keine Rolle. Keine schlechten Aussichten für Entdecker.

Lust auf unberührte Natur? Schlammvulkane? Weingüter? Antike Stätten? Wer jetzt innerlich viermal »ja« gesagt hat, der sollte einen Blick auf die Südkaukasusrepublik Aserbaidschan werfen. Das Land steckt in Sachen Tourismus noch in den Kinderschuhen und ist daher lohnend für alle, die während ihrer Reise Wert auf Authentizität legen.

Baku: moderner, als man denkt!

Nun, was genau gibt es in dem Land zu sehen, was zu erleben? Beginnen wir mit der Hauptstadt Baku. International ist sie nicht sonderlich bekannt. Die Formel-1-Szene macht hier regelmäßig halt, vor sieben Jahren war die Stadt Gastgeber des Eurovision Song Contest. Aber sonst? Ziemliches Neuland also, selbst für Globetrotter.

Zwei Frauen sitzen auf Mauer in Baku, Aserbaidschan

delaram bayat

Erster Hingucker für die meisten Besucher sind die drei markanten Flame Towers. Sie dominieren das Panorama der Stadt wie kein anderes Gebäude; ihr Name geht zurück auf die Bezeichnung »Land des Feuers«. Die mit LED-Monitoren versehenen Fassaden verwandeln die Flame Towers nachts in lodernde Flammen.

Flame Towers in Baku

Orxan Musayev

Die Altstadt Icheri Sheher gehört zu den Top-Sehenswürdigkeiten Bakus. Sie ist ein Labyrinth aus engen Gassen, alten Karawansereien und Moscheen, heute sogar Unesco-Weltkulturerbe.

Das moderne Baku dagegen entzückt mit strahlend weißen Wohn- und Bürogebäuden, hoch in den Himmel ragend und unter Mitarbeit des britischen Stararchitekten Norman Forster entstanden. Apropos Architektur: Zu den außergewöhnlichsten Bauwerken des Landes gehört sicherlich das Heydar-Aliyev-Zentrum.

Heydar Aliyev Centre in Baku

Abdelmalek Bensetti

Es wurde benannt nach dem 2003 verstorbenen Präsidenten des Landes. Das Kulturhaus mit seiner wellenförmigen Struktur, gestaltet von der Architektin Zaha Hadid, informiert Interessierte über Kunst und Musik des Landes.

Unbedingt ansehen solltet man sich auch den Jungfrauenturm, der einen feinen Ausblick über Baku und das Kaspische Meer bietet, und den Palast der Schirwanschahs.

Salzseen, Ölfelder und Mineralquellen

Das Antlitz Aserbaidschans verändert sich massiv, sobald man der Hauptstadt auf Wiedersehen sagt. Salzseen, Ölfelder und Mineralquellen dominieren die Landschaft der Halbinsel Absheron mit dem Feuertempel Ateshgah. Der »brennende Berg« Yanar Dag ist ein Naturphänomen: Durch ein natürliches Erdgasfeuer steht er seit dem Altertum ununterbrochen in Flammen.

Feuerstelle in Yanar Dag

ATB

Weltkulturerbe im Gobustan-Nationalpark

In der Nähe der Ortschaft Gobustan treffen Besucher auf einen Nationalpark, der ein Geheimtipp im Geheimtipp-Land ist. Zusammen mit der Festungsanlage von Baku gehört die Fundstätte zum Unesco-Weltkulturerbe. Hier kann man Felsgravuren bestaunen, die rund 15.000 Jahre alt sind. Die Gravuren erinnern an Figuren tanzender Männchen. Sie wurden erst in den 1930er Jahren entdeckt.

Aserbaidschan ist außerdem das Zuhause von etwa der Hälfte der weltweit entdeckten Schlammvulkane, von denen einige von Gobustan aus erreichbar sind.

Vulkan in Gobustan in Aserbaidschan

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Der Schlamm wird zur Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems und der Haut eingesetzt. Wer es lieber etwas orientalischer mag, ist in Naftalan in guten Händen. Hier gibt es ein Heilbad, in dem man im gleichnamigen, sogenannten Naftalanöl ausspannen können.

Geschichte in Sheke erleben

Weiter geht es zur südlichen Seidenstraße. Dort befindet sich Sheke, die älteste Stadt des Landes. Die beiden Karawansereien und die imposanten Paläste verdeutlichen noch heute die Bedeutung, die Sheki als Handelsplatz und Sitz der Seidenproduktion einst innehatte.

Sheki, Aserbaidschan

Orxan Musayev

Der Khan-Palast, Sommer-Residenz der Khane, bezaubert mit außergewöhnlichen Intarsien und Schnitzereien. Von hier kann man auch einen bezaubernden Blick auf die Berge des Kaukasus genießen.

Man ist ja immer erstaunt, wohin es ehemalige deutsche Einwanderer einst verschlagen hat. Auch nach Aserbaidschan. Genauer gesagt nach Göygöl, das einst den schönen Namen Helenendorf trug. Hier kann man noch heute auf den Spuren deutscher Einwanderer wandeln.  Spitzgiebelige Häuser und die lutherische Pfarrkirche erinnern an die Aussiedler von 1819.

Wein aus Aserbaidschan probieren

Wer hätte das gedacht? In Aserbaidschan produziert man Wein! Dabei hatten die deutschen Auswanderer ihre Finger im Spiel. Denn die heutige Weinherstellung in dem Land hat hat ihren Ursprung in der Ankunft der Deutschen aus Württemberg, die 1817-1818 von Zar Alexander I. in der Region angesiedelt wurden. Sie sollten den Einfluss auf die damals südliche Provinz St. Petersburg stärken. Im Laufe des 19. Jahrhunderts übernahmen dort deutsche Firmen die Führung bei der Entwicklung von Wein und Brandy und exportierten diese nach Russland.

Weingut in Aserbeidschan

ATB

Und heute? Die meisten Weine stammen aus Weinbaugebieten an der kaspischen Küste sowie entlang der Weinstraße in den Regionen von Shamakhi bis Gabala. Zu den bekanntesten Weinproduzenten des Landes zählen Yarimada, Savalan, Chabiant, Fireland und Hillside. Der Granatapfelwein stammt aus der aserbaidschanischen Region Agsu.