Wegen der vielen Kanäle gilt Aveiro als das »Venedig Portugals«. Neben einer Bootsfahrt kann man aber noch viel mehr in der Stadt unternehmen. Das sind die Sehenswürdigkeiten in und um Aveiro.
Aveiro mit dem Boot entdecken
Wer bei der Vorbereitung seines Urlaubs in Aveiro die Reiseführer durchschmökert, wird eine Zuschreibung immer wieder lesen: Aveiro, das »Venedig Portugals«. Nun, das ist natürlich etwas übertrieben, aber es steckt schon mehr als ein Funken Wahrheit darin. Grund dafür sind nämlich die vielen Boote, die auf dem Canal Central, Canal do Côjo, Canal das Pirâmides und Canal de São Roque Touristen durch die Stadt chauffieren.
Die Boote, »Moliceiros« oder »Mercantels« heißen sie, haben eine lange Geschichte. Die »Moliceiros« wurden von den Besatzungen einst dazu genutzt, Algen aus dem Wasser der Lagune zu fischen. Anschließend wurden die Algen getrocknet und als Dünger in der Landschaft eingesetzt. Die etwas größeren »Mercantel«-Boote dagegen dienten früher dazu, Salz und verschiedene andere Waren zwischen den Ufern zu transportieren.
Die Boote fristeten lange Zeit ein trauriges Schattendasein – bis vor einigen Jahren ein Geschäftsmann auf die Idee kam, die Boote wieder auf Vordermann zu bringen, um damit Touristen durch die Stadt zu tuckern. Heute sind die eigenwillig geformten und individuell bemalten Boote nicht mehr aus dem Stadtbild wegzudenken – und sogar eine Attraktion für alle, die keine Lust auf eine Bootsfahrt haben. Grund sind die wunderschönen Bildmotive am Bug der »Moliceiros« und »Mercantels«. Detailreich nehmen die Motive Bezug auf die Geschichte der Stadt und der Region. Sie reichen von religiösen und historischen Darstellungen bis zum Alltag der Menschen. Auch die Erotik kommt nicht zu kurz: Frivole Zeichnungen sind keine Seltenheit – und bieten bei Bootsführern und Touristen immer wieder Anlass für Frotzeleien.
Mehr als ein halbes Dutzend Veranstalter bietet täglich von morgens bis abends Touren durch die Kanäle an. Die Fahrten dauern in der Regel 45 Minuten und kosten um die zehn Euro.
Ein Besuch der Salinen von Aveiro
Die Ria de Aveiro ist eine einzigartige Brackwasserlandschaft. Ebbe und Flut des Atlantiks sorgen dafür, dass das Gebiet mit Salzwasser geflutet wird, während die Flüsse Süßwasser liefern. Am Rand des Zentrums von Aveiro wird seit Jahrzehnten Salz gewonnen.
Und das funktioniert so: Bei Flut gelangt das Salzwasser auf die Salinen, wo es in der Folge durch die Sonneneinwirkung verdampft. Zurück bleibt Meersalz, das von den Einwohnern gern und oft als »weißes Gold« bezeichnet wird.
Obwohl der Salzanbau in den letzten Jahrzehnten stark an Bedeutung verloren hat, wird auf einigen Feldern immer noch Salz gewonnen. Wer sich das einmal vor Ort ansehen möchte, kann an einer geführten Besichtigung der Salinen teilnehmen. Dabei erfährt man mehr über die Geschichte des »Sal de Aveiro« und die Produktion. Im Sommer kann man sogar den Arbeitern aus der Nähe bei der Salzernte zusehen.
Wer noch mehr darüber erfahren möchte, kann das Ecomuseu Marinha da Troncalhada besuchen. Besucher können hier auf eigene Faust an den verschiedenen Informationstafeln mehr über die Salzproduktion erfahren.
Naturschutzgebiet rund um den Praia de São Jacinto
An der Antwort auf die Frage, welcher der Strände an der 279 Kilometer langen Küste der Region Centro de Portugal der schönste ist, scheiden sich die Geister. Das ist natürlich eine Frage des Geschmacks – und hängt stark von den eigenen Strandvorlieben ab.
Möchte man viel Trubel inklusive des Sehens und Gesehenwerdens? Lieber im Atlantik auf den Wellen surfen? Oder sich lieber in aller Ruhe am Strand in der Sonne fläzen? Die gute Nachricht: In Aveiro haben Besucher gleich drei wunderschöne Strände zur Auswahl. Je nachdem ob man mit dem Auto, Bus, Fahrrad oder der Fähre anreist, ist man rund 20 bis 45 Minuten vom Stadtzentrum aus unterwegs.
Im Norden lockt der unter Naturschutz stehende Dünenstrand von São Jacinto. Er ist in den kühleren Monaten ein Paradies für Radfahrer und Strandläufer, im Sommer perfekt für Badegäste, die es eher chillig lieben. Der Strand zieht sich in Richtung Norden bis nach Furadouro. Von Aveiro aus erreicht man São Jacinto am schnellsten per Boot. Vom Forte de Barra in Aveiro gibt es regelmäßige Schiffsverbindungen über das Haff. Tipp: Wer den Strand außerhalb der Hochsaison besucht, sollte daran denken, Proviant mitzunehmen. Die mobilen Strandbudenverkäufer sind dann nämlich nicht mehr da.
Wer mehr über Flora und Fauna vor Ort erfahren möchte, kann das Informationszentrum des Reserva natural de las Dunas de San Jacinto besuchen. Von hier aus finden geführte Wanderungen statt. Wer lieber auf eigene Faust die Gegend entdecken möchte, kann auf einem Naturentdeckungspfad wandern.
Der ausgedehnter Fußweg, der zwischen den Mündungsgewässern und dem Strand verläuft, ermöglicht es Besuchern, die Schönheit des kleinen Landstreifens zu entdecken, der einst Teil des Ozeans war. Je nach Jahres- und Tageszeit hat man den Wald sogar für sich allein.
Praia da Barra und Praia da Costa Nova
Rund um den 62 Meter hohen Leuchtturm von Barra geht es deutlich lebhafter zu.
Das gilt vor allem für den Strand von Barra; er liegt gleich neben der Einfahrt zur Lagune und ist nicht nur bei Sonnenanbetern, sondern auch bei Surfern, Kitesurfern, Seglern und Sportfischern populär. Der sehr breite Strand bietet ruhige und lebhafte Ecken – ganz wie es einem gefällt. Oberhalb des Strands verläuft ein Holzsteg, der zum Flanieren einlädt.
Viele Cafés, Bars und Restaurants verführen zu einem Zwischenstopp. Ein schöner Ort zur Einkehr ist der Sétimo Beach Club. Das Restaurant befindet sich in den Dünen und am Holzsteg zwischen den Stränden von Barra und Costa Nova.
Richtung Süden lockt schließlich der Praia da Costa Nova. Der Strand ist breit, sauber, umgeben von Dünen, weichem Sand und blauem Meer. Wie auch in Barra kann man hier entlang eines Strandholzstegs laufen und das Panorama genießen. Höhepunkt des Orts sind die gestreiften Fischerhäuser, die auf viele Besucher wie Puppenstuben wirken. Äußerst fotogen sind sie auch.
Sie dienten den Fischern einst als Lager- und Sommerhäuser, und die farbenfrohe Bemalung hatte einen ernsthaften Hintergrund: Bei Nebel erleichterte die farbige Markierung den Seeleuten die Orientierung und half ihnen, auf direktem Weg ihr eigenes Häuschen zu finden. Inzwischen wurden die meisten in Urlaubsdomizile umgewandelt.
Geschichte des Bacalhau im Seefahrtmuseum entdecken
Was wäre die portugiesische Küche ohne den Bacalhau? Zwar streiten sich die Experten immer wieder, ob es nun 365 (also für jeden Tag des Jahres eines) oder über 1.000 Rezepte für die Zubereitung des mit Salz getrockneten Kabeljaus gibt.
Unstreitig ist aber, dass die Geschichte des Stockfischs eng mit dem Centro de Portugal verbunden ist. Die Geschichte des Bacalhau beginnt im neunten Jahrhundert, als Norweger und Isländer auf die Idee kamen, dass man den Kabeljau mithilfe von Salz und viel frischer Luft lange haltbar machen kann. Für eine Seefahrernation wie Portugal war diese Konservierung des Proviants von großer Bedeutung, und so wurde schon ab dem 15. Jahrhundert in Portugal mit Bacalhau gehandelt.
Die Boote, die ihre Netze nach dem »König der Fische« auswarfen, fuhren bis nach Neufundland. Einer der wichtigsten Häfen dafür war Ílhavo, eine Kleinstadt vor den Toren Aveiros. Ílhavo hat der Fischerei und dem Kabeljau sogar ein eigenes Museum gewidmet. Das Seefahrtmuseum (Museu Marítimo de Ílhavo e Aquário dos Bacalhaus) erzählt die Geschichte der Hochseefischerei in Neufundland und Grönland sowie in der Ria de Aveiro. Zu sehen ist eine Sammlung von nautischen Instrumenten und Miniaturen antiker Schiffe – und eine umfangreiche Sammlung über die Kabeljaufischerei. Höhepunkt ist das große Kabeljauaquarium, in dem man die Fische in ihrer natürlichen Umgebung beobachten kann. Zum Museum gehören auch ein Archiv und ein mit viel Aufwand restaurierter Trawler, der 1948 in Holland gebaut wurde.
Jugendstilarchitektur und Bahnhof
Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts wohlhabende Auswanderer aus Brasilien nach Aveiro zurückkehrten, wurden in der Architektur der Stadt zum ersten Mal Einflüsse des Jugendstils sichtbar. Dieser neue Stil, der sich über die Jahrhundertwende in ganz Europa verbreitete, machte sich in der Stadt durch dekorativ gestaltete Fassaden bemerkbar. Das Innere und Äußere der Gebäude war deutlich anders als das sonst eher traditionelle Design. Die Motive der traditionellen portugiesischen Fliesenmalerei zeigen ebenfalls den Einfluss des Jugendstils.
Besucher haben die Möglichkeit, auf der durch die Stadt führenden Art-Nouveau-Route die Gebäude und Monumente zu bestaunen, die seinerzeit von namhaften Künstlern und Architekten erschaffen wurden.
Wer nicht viel Zeit hat und sich nur einen ersten Eindruck davon verschaffen möchte, sollte einen Abstecher ins Major-Pessoas-Haus machen. Das ist das Jugendstilmuseum der Stadt. Außen fallen die Blumen- und Arabeskenmuster aus Stein und Schmiedeeisen ins Auge. Im Inneren des Museums kann man die traditionellen portugiesischen Azulejos sehen, die Jugendstilmotive von Tieren und Blumen zeigen.
Freunde der Architektur sollten bei einem Spaziergang durch die Stadt unbedingt auch dem Bahnhof einen Besuch abstatten. Die Fassade des alten Gebäudes ist vollständig mit wunderschönen Fliesen in Blau- und Weißtönen verziert.
Die Motive zeigen die für die Region typischen Figuren, Werke und Landschaften, die einstigen Waffen der Stadt sowie berühmte Persönlichkeiten, die zum Bau der Eisenbahnlinie sowie regionaler und nationaler Denkmäler beigetragen haben.
Mit dem Fahrrad die Region entdecken
Wer ohne Auto nach Aveiro reist und möglichst viel von der Region entdecken möchte, sollte sich ein Fahrrad mieten. Aveiro bietet ideale Bedingungen für eine Zweiradtour: Die Stadt ist flach, und es gibt mehrere Radwege, die sich für eine längere Tour anbieten. Das Schöne: In der Stadt kann man Fahrräder kostenlos mieten. BUGA heißen die Gratisbikes. Rund 350 davon sind derzeit im Einsatz. Man kann sie täglich zwischen zehn und 19 Uhr an einer der in der Stadt verteilten BUGA-Stationen ausleihen. Nach der Registrierung erhält man einen Code zum Öffnen des Schlosses und kann losradeln.
Wer nicht nur durchs Zentrum radeln möchte, kann auch eine Tour durch die Lagunen von Aveiro unternehmen. Unterwegs locken Ausblicke auf rosafarbene Flamingos und weiße Reiher – die Kamera sollte man also dabeihaben. Es ist auch möglich, mit dem Fahrrad zu den Stränden nach Barra oder Costa Nova zu fahren. Für die etwa zwölf Kilometer lange Strecke nach Barra benötigt man rund 45 Minuten, nach Costa Nova ein paar Minuten mehr.
Wer mehrere Tage mit dem Fahrrad die Region entdecken möchte, sollte einen Blick auf die 234 Kilometer lange »goldene Route« werfen. Die Strecke führt am Meer vorbei durch die Berge ins Vouga-Tal.
Schlemmen in Aveiro
Wie fast überall in Portugal kommen auch in Aveiro die kulinarischen Genüsse nicht zu kurz. Sardinen und Schwertfisch, Aal und Barsch, Muscheln und Oktopus und natürlich der bereits erwähnte Bacalhau dominieren die Speisekarten der Restaurants in Aveiro. Das Angebot reicht von der ehrlichen, frischen Fischküche über die raffinierten, kreativen Ideen, mit denen junge Köche die Tradition neu interpretieren. Das Restaurant Cais do Pescado befindet sich in schöner Lage am Mercantéis-Kai in Aveiro und ist der richtige Ort für alle, die Fisch und Meeresaromen lieben. Das Restaurant ist in einem schönen historischen Gebäude untergebracht und bietet eine moderne und zugleich gemütliche Atmosphäre. Tipp: Vorher auf dem gegenüberliegenden Kai zur Einstimmung während des Sonnenuntergangs einen Aperitif genießen.
Berühmt ist Aveiro allerdings für die aus Eiern und Zucker hergestellte Süßspeise »Ovos Moles«, die umgeben von einer Kruste aus Oblaten in unterschiedlichen Formen verkauft wird. Die Kalorienbombe, die einer Erzählung zufolge von einer Nonne aus einem Kloster kreiert wurde, wird in nahezu jeder Konditorei der Stadt angeboten – mal in Form eines Fischs oder einer Muschel, mal mit Pudding oder Hafer.
Die Fantasie der Konditoren kennt scheinbar keine Grenzen. Tipp: Die 1856 gegründete Confeitaria Peixinho ist die älteste Konditorei in Aveiro und bietet die kultigen »Ovos Moles« in vielen Variationen an. Die Konditorei befindet sich im Herzen von Aveiro in einer Fußgängerzone am Hauptkanal der Lagune von Aveiro. Neben den »Ovos Moles« gibt es hier auch andere süße Spezialitäten.