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Wegen seiner vielen Kanäle wird Aveiro gerne als das »Venedig Portugals« gefeiert. Doch die Kleinstadt hat noch viel mehr zu bieten als nur Bootsfahrten auf den Kanälen. Hier sind die Sehenswürdigkeiten, die man in und um Aveiro auf keinen Fall verpassen sollte.

Sehenswürdigkeiten in Aveiro bei einer Bootstour erleben

Wer bei der Vorbereitung seines Urlaubs in Aveiro die Reiseführer durchschmökert, wird eine Zuschreibung immer wieder lesen: Aveiro, das »Venedig Portugals«. Nun, das ist natürlich etwas übertrieben, aber es steckt schon mehr als ein Funken Wahrheit darin. Grund dafür sind nämlich die vielen Boote, die auf dem Canal Central, Canal do Côjo, Canal das Pirâmides und Canal de São Roque Touristen durch die Stadt chauffieren.

Die Boote, »Moliceiros« oder »Mercantels« genannt, haben eine lange Geschichte. Die »Moliceiros« wurden einst von ihren Besatzungen genutzt, um Algen aus der Lagune zu sammeln. Diese Algen wurden anschließend getrocknet und als Dünger auf den Feldern verwendet. Die etwas größeren »Mercantel«-Boote dienten früher vor allem zum Transport von Salz und verschiedenen anderen Waren zwischen den Ufern.

Lange fristeten die Boote ein trauriges Schattendasein – bis vor einigen Jahren ein Geschäftsmann die Idee hatte, sie wieder aufzubereiten und als Touristenboote einzusetzen. Heute sind die eigenwillig geformten und individuell bemalten Boote aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Sie sind sogar eine Attraktion für alle, die keine Bootsfahrt unternehmen möchten. Der Grund dafür sind die wunderschönen Bildmotive am Bug der »Moliceiros« und »Mercantels«. Diese detailreichen Motive beziehen sich auf die Geschichte der Stadt und der Region, von religiösen und historischen Szenen bis hin zum Alltag der Menschen. Auch Erotik fehlt nicht: Frivole Zeichnungen sind keine Seltenheit und sorgen bei Bootsführern und Touristen immer wieder für Scherze und Frotzeleien.

Erotik-Motive auf Moliceiros in Aveiro

Foto: Ricardo Resende

Mehr als ein halbes Dutzend Veranstalter bieten täglich von morgens bis abends Touren durch die Kanäle an. Die Fahrten dauern in der Regel etwa 45 Minuten und kosten zwischen 13 und 15 Euro.

Ein Besuch der Salinen von Aveiro

Die Ria de Aveiro ist eine einzigartige Brackwasserlandschaft. Ebbe und Flut des Atlantiks sorgen dafür, dass das Gebiet mit Salzwasser geflutet wird, während die Flüsse Süßwasser liefern. Am Rand des Zentrums von Aveiro wird seit Jahrzehnten Salz gewonnen.

Salzgewinnung in Aveiro, Portugal

Foto: paulomachado_9/Shutterstock.com

Und das funktioniert so: Bei Flut gelangt das Salzwasser auf die Salinen, wo es in der Folge durch die Sonneneinwirkung verdampft. Zurück bleibt Meersalz, das von den Einwohnern gern und oft als »weißes Gold« bezeichnet wird.

Obwohl der Salzanbau in den letzten Jahrzehnten stark an Bedeutung verloren hat, wird auf einigen Feldern immer noch Salz gewonnen. Wer sich das einmal vor Ort ansehen möchte, kann an einer geführten Besichtigung der Salinen teilnehmen. Dabei erfährt man mehr über die Geschichte des »Sal de Aveiro« und die Produktion. Im Sommer kann man sogar den Arbeitern aus der Nähe bei der Salzernte zusehen.

Wer noch mehr darüber erfahren möchte, kann das Ecomuseu Marinha da Troncalhada (auf dieser Website gibt es mehr Infos dazu) besuchen. Besucher können hier auf eigene Faust an den verschiedenen Informationstafeln mehr über die Salzproduktion erfahren. 

Naturschutzgebiet rund um den Praia de São Jacinto

An der Antwort auf die Frage, welcher der Strände an der 279 Kilometer langen Küste der Region Centro de Portugal der schönste ist, scheiden sich die Geister. Das ist natürlich eine Frage des Geschmacks – und hängt stark von den eigenen Strandvorlieben ab.

Vogelperspektive auf Praia da Barra und Praia da Costa Nova

Foto: Ricardo Resende

Möchte man Trubel erleben und dabei gerne gesehen werden? Oder lieber auf den Wellen des Atlantiks surfen? Vielleicht doch lieber in aller Ruhe am Strand in der Sonne chillen? Die gute Nachricht: In Aveiro haben Besucher gleich drei wunderschöne Strände zur Auswahl. Je nachdem, ob man mit dem Auto, Bus, Fahrrad oder der Fähre anreist, ist man etwa 20 bis 45 Minuten vom Stadtzentrum entfernt.

Im Norden lockt der unter Naturschutz stehende Dünenstrand von São Jacinto. In den kühleren Monaten ist er ein Paradies für Radfahrer und Strandläufer, im Sommer ideal für Badegäste, die es ruhig mögen. Der Strand erstreckt sich nach Norden bis Furadouro. Von Aveiro aus erreicht man São Jacinto am schnellsten mit dem Boot. Vom Forte de Barra aus gibt es regelmäßige Fährverbindungen über die Lagune. Tipp: Wer den Strand außerhalb der Hochsaison besucht, sollte Proviant mitnehmen, da die mobilen Strandbuden dann meist nicht mehr öffnen.

Wer mehr über die faszinierende Flora und Fauna vor Ort erfahren möchte, sollte unbedingt das Informationszentrum der Reserva Natural das Dunas de São Jacinto besuchen. Das Zentrum bietet interessante Ausstellungen zur Tier- und Pflanzenwelt der Dünenlandschaft und der angrenzenden Lagune. Von hier aus werden regelmäßig geführte Wanderungen angeboten, bei denen Experten die Besonderheiten des Schutzgebiets erklären. Für Entdecker, die lieber eigenständig unterwegs sind, gibt es einen gut ausgeschilderten Naturentdeckungspfad, der durch die vielfältigen Ökosysteme der Dünen führt.

Die Reserva Natural umfasst fast 1.000 Hektar Sanddünen, Küstenwälder und Lagunenbereiche und ist Lebensraum zahlreicher Vogelarten und anderer Tierarten. Mit etwas Glück lassen sich im Beobachtungsturm verschiedene Wasservögel, Reiher und andere Strandbewohner beobachten.

Spaziergänger Reserva Natural de las Dunas de San Jacinto

Foto: Frank Störbrauck

Der ausgedehnter Fußweg, der zwischen den Mündungsgewässern und dem Strand verläuft, ermöglicht es Besuchern, die Schönheit des kleinen Landstreifens zu entdecken, der einst Teil des Ozeans war. Je nach Jahres- und Tageszeit hat man den Wald sogar für sich allein. 

Strände rund um Aveiro: Praia da Barra und Praia da Costa Nova

Rund um den 62 Meter hohen Leuchtturm von Barra geht es deutlich lebhafter zu. 

Leuchtturm am Praia de Barra bei Aveiro, Portugal

Foto: Frank Störbrauck

Das gilt vor allem für den Strand von Barra; er liegt gleich neben der Einfahrt zur Lagune und ist nicht nur bei Sonnenanbetern, sondern auch bei Surfern, Kitesurfern, Seglern und Sportfischern populär. Der sehr breite Strand bietet ruhige und lebhafte Ecken – ganz wie es einem gefällt. Oberhalb des Strands verläuft ein Holzsteg, der zum Flanieren einlädt.

Costa Nova Strand Holzsteg Portugal

Foto: Frank Störbrauck

Viele Cafés, Bars und Restaurants verführen zu einem Zwischenstopp. Ein schöner Ort zur Einkehr ist der Sétimo Beach Club (hier geht es zu dessen Instagram-Seite). Das Restaurant befindet sich in den Dünen und am Holzsteg zwischen den Stränden von Barra und Costa Nova. 

Richtung Süden lockt schließlich der Praia da Costa Nova. Der Strand ist breit, sauber, umgeben von Dünen, weichem Sand und blauem Meer. Wie auch in Barra kann man hier entlang eines Strandholzstegs laufen und das Panorama genießen. Höhepunkt des Orts sind die gestreiften Fischerhäuser, die auf viele Besucher wie Puppenstuben wirken. Äußerst fotogen sind sie auch. 

Bunt gestreifte Fischerhäuser in Costa Nova, Portugal

Foto: Hector Martinez

Sie dienten den Fischern einst als Lager- und Sommerhäuser, und die farbenfrohe Bemalung hatte einen ernsthaften Hintergrund: Bei Nebel erleichterte die farbige Markierung den Seeleuten die Orientierung und half ihnen, auf direktem Weg ihr eigenes Häuschen zu finden. Inzwischen wurden die meisten in Urlaubsdomizile umgewandelt.

Geschichte des Bacalhau im Seefahrtmuseum entdecken

Was wäre die portugiesische Küche ohne den Bacalhau? Zwar streiten sich die Experten immer wieder, ob es nun 365 (also für jeden Tag des Jahres eines) oder über 1.000 Rezepte für die Zubereitung des mit Salz getrockneten Kabeljaus gibt.

Bacalhau-Gericht auf Teller und Glas Rotwein

Foto: Paulo Vilela/Shutterstock.com

Unstreitig ist aber, dass die Geschichte des Stockfischs eng mit dem Centro de Portugal verbunden ist. Die Geschichte des Bacalhau beginnt im neunten Jahrhundert, als Norweger und Isländer auf die Idee kamen, dass man den Kabeljau mithilfe von Salz und viel frischer Luft lange haltbar machen kann. Für eine Seefahrernation wie Portugal war diese Konservierung des Proviants von großer Bedeutung, und so wurde schon ab dem 15. Jahrhundert in Portugal mit Bacalhau gehandelt.

Die Boote, die ihre Netze nach dem »König der Fische« auswarfen, fuhren bis nach Neufundland. Einer der wichtigsten Häfen dafür war Ílhavo, eine Kleinstadt vor den Toren Aveiros. Ílhavo hat der Fischerei und dem Kabeljau sogar ein eigenes Museum gewidmet. Das Seefahrtmuseum, das Museu Marítimo de Ílhavo e Aquário dos Bacalhaus (hier geht’s zur Website des Museums) erzählt die Geschichte der Hochseefischerei in Neufundland und Grönland sowie in der Ria de Aveiro. Zu sehen ist eine Sammlung von nautischen Instrumenten und Miniaturen antiker Schiffe und eine umfangreiche Sammlung über die Kabeljaufischerei. Höhepunkt ist das große Kabeljauaquarium, in dem man die Fische in ihrer natürlichen Umgebung beobachten kann. Zum Museum gehören auch ein Archiv und ein mit viel Aufwand restaurierter Trawler, der 1948 in Holland gebaut wurde. 

Außenansicht Museu Marítimo de Ílhavo

Foto: Museu Marítimo de Ílhavo

Aveiro: Jugendstilarchitektur und Bahnhof 

Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts wohlhabende Auswanderer aus Brasilien nach Aveiro zurückkehrten, wurden in der Architektur der Stadt zum ersten Mal Einflüsse des Jugendstils sichtbar. Dieser neue Stil, der sich über die Jahrhundertwende in ganz Europa verbreitete, machte sich in der Stadt durch dekorativ gestaltete Fassaden bemerkbar. Das Innere und Äußere der Gebäude war deutlich anders als das sonst eher traditionelle Design. Die Motive der traditionellen portugiesischen Fliesenmalerei zeigen ebenfalls den Einfluss des Jugendstils.

Besucher haben die Möglichkeit, auf der durch die Stadt führenden Art-Nouveau-Route die Gebäude und Monumente zu bestaunen, die seinerzeit von namhaften Künstlern und Architekten erschaffen wurden.

Jugendstilhäuser am Kanal in Aveiro

Foto: ARPT Centro de Portugal

Wer sich einen ersten Eindruck vom Jugendstil in Aveiro verschaffen möchte, sollte einen Abstecher ins Major-Pessoas-Haus machen. Das Museum für Jugendstil, auch Museu de Arte Nova genannt, befindet sich in einem beeindruckenden Jugendstilgebäude aus den Jahren 1907 bis 1909. Außen fallen die kunstvollen Blumen- und Arabeskenmuster aus Stein und Schmiedeeisen sofort ins Auge. Im Inneren beeindrucken die traditionellen portugiesischen Azulejos – handbemalte Keramikfliesen mit Jugendstilmotiven von Tieren, Blumen und Vögeln. Das Museum zeigt eine Sammlung von Möbeln, Glaswaren, Keramik und Textilien aus der Jugendstilzeit und bietet neben der Dauerausstellung auch wechselnde Kunstpräsentationen. Zum Haus gehört zudem ein charmantes Teehaus.

Freunde der Architektur sollten bei einem Spaziergang durch die Stadt unbedingt auch dem Bahnhof einen Besuch abstatten. Die Fassade des alten Gebäudes ist vollständig mit wunderschönen Fliesen in Blau- und Weißtönen verziert.

Fassade historischer Bahnhof Aveiro

Foto: Mauro Rodrigues/Shutterstock.com

Die Motive zeigen die für die Region typischen Figuren, Werke und Landschaften, die einstigen Waffen der Stadt sowie berühmte Persönlichkeiten, die zum Bau der Eisenbahnlinie sowie regionaler und nationaler Denkmäler beigetragen haben.

Sehenswürdigkeiten in Aveiro mit dem Fahrrad entdecken

Wer ohne Auto nach Aveiro reist und möglichst viele Sehenswürdigkeiten entdecken möchte, sollte sich ein Fahrrad mieten. Aveiro bietet ideale Bedingungen für eine Zweiradtour: Die Stadt ist flach, und es gibt mehrere Radwege, die sich für eine längere Tour anbieten. Das Schöne: In der Stadt kann man Fahrräder kostenlos mieten. BUGA heißen die Gratisbikes. Rund 350 davon sind derzeit im Einsatz. Man kann sie täglich zwischen zehn und 19 Uhr an einer der in der Stadt verteilten BUGA-Stationen ausleihen. Nach der Registrierung erhält man einen Code zum Öffnen des Schlosses und kann losradeln. Weitere Infos über die BUGA-Räder in Aveiro gibt’s auf dieser Website

BUGA Bike Station Aveiro

Foto: Frank Störbrauck

Wer nicht nur durchs Zentrum radeln möchte, kann auch eine Tour durch die Lagunen von Aveiro unternehmen. Unterwegs locken Ausblicke auf rosafarbene Flamingos und weiße Reiher – die Kamera sollte man also dabeihaben. Es ist auch möglich, mit dem Fahrrad zu den Stränden nach Barra oder Costa Nova zu fahren. Für die etwa zwölf Kilometer lange Strecke nach Barra benötigt man rund 45 Minuten, nach Costa Nova ein paar Minuten mehr.

Wer mehrere Tage mit dem Fahrrad die Sehenswürdigkeiten der Region rund um Aveiro entdecken möchte, sollte einen Blick auf die 234 Kilometer lange »goldene Route« werfen. Die Strecke führt am Meer vorbei durch die Berge ins Vouga-Tal. 

Schlemmen in Aveiro

Wie fast überall in Portugal kommen auch in Aveiro die kulinarischen Genüsse nicht zu kurz. Sardinen und Schwertfisch, Aal und Barsch, Muscheln und Oktopus und natürlich der bereits erwähnte Bacalhau dominieren die Speisekarten der Restaurants in Aveiro. Das Angebot reicht von der ehrlichen, frischen Fischküche über die raffinierten, kreativen Ideen, mit denen junge Köche die Tradition neu interpretieren. Das Restaurant Cais do Pescado befindet sich in schöner Lage am Mercantéis-Kai in Aveiro und ist der richtige Ort für alle, die Fisch und Meeresaromen lieben. Das Restaurant ist in einem schönen historischen Gebäude untergebracht und bietet eine moderne und zugleich gemütliche Atmosphäre. Tipp: Vorher auf dem gegenüberliegenden Kai zur Einstimmung während des Sonnenuntergangs einen Aperitif genießen. 

Berühmt ist Aveiro allerdings für die aus Eiern und Zucker hergestellte Süßspeise »Ovos Moles«, die umgeben von einer Kruste aus Oblaten in unterschiedlichen Formen verkauft wird. Die Kalorienbombe, die einer Erzählung zufolge von einer Nonne aus einem Kloster kreiert wurde, wird in nahezu jeder Konditorei der Stadt angeboten – mal in Form eines Fischs oder einer Muschel, mal mit Pudding oder Hafer.

Nahaufnahme von Ovos Moles

Foto: rfranca/Shutterstock.com

Die Fantasie der Konditoren kennt scheinbar keine Grenzen. Tipp: Die 1856 gegründete Confeitaria Peixinho ist die älteste Konditorei in Aveiro und bietet die kultigen »Ovos Moles« in vielen Variationen an. Die Konditorei befindet sich im Herzen von Aveiro in einer Fußgängerzone am Hauptkanal der Lagune von Aveiro. Neben den »Ovos Moles« gibt es hier auch andere süße Spezialitäten.