Der religiöse Brauch, bei dem Gläubige lange Strecken bewusst zu Fuß zurücklegen, wird immer beliebter. Jedes Jahr machen sich Hunderttausende Menschen auf den Weg – längst nicht alle sind Gläubige. Aber wohin pilgern? Hier fünf beliebte Pilgerwege.
Früher sind die Menschen gepilgert, weil sie um Vergebung ihrer Sünden baten oder weil sie hoffen, von ihren Krankheiten befreit zu werden. Viele der heutigen Pilger sind allerdings nicht zwangsläufig gläubig, sondern erhoffen sich Entspannung, eine Reise zu sich selbst und wollen einfach nur abschalten von der Hektik der Welt. Weltweit gibt es viele großartige Pfade zu erkunden. Hier fünf beliebte Pilgerwege in Europa, die zu verschiedenen Vorlieben passen.

Foto: bepsy/Shutterstock.com
1. Jakobsweg, Spanien
Ganz klar: Der Jakobsweg ist der bekannteste Pilgerweg der Welt. Er besteht aus mehreren Pfaden, die allesamt nach Santiago de Compostela im spanischen Galicien führen. Dort befindet sich der Legende nach das Grab des Apostels Jakobus – und alle wollen dorthin. Seine Beliebtheit erklärt sich aus der wunderschönen Landschaft, durch welche die Pilger kommen und, zumindest in Deutschland, auch durch die vielen Prominenten, die ihn öffentlichkeitswirksam wanderten. Im Jahr 2025 haben fast 500.000 erfolgreiche Pilgernde ihre Urkunde in Santiago de Compostela abgeholt. Das sind soviele Menschen wie noch nie! Dabei gibt es nicht die eine Route ans Ziel, sondern Dutzende! Wir stellen die beiden beliebtesten Routen vor.

Foto: MarBom/Shutterstock.com
Camino Francés
Der Camino Francés gilt als der Klassiker unter den Jakobswegen. Er startet im französischen Saint-Jean-Pied-de-Port, führt über die Pyrenäen und schlängelt sich rund 800 Kilometer quer durch Nordspanien bis nach Santiago de Compostela. Mit Städten wie Pamplona, Burgos und León verbindet er Kultur, Geschichte und atemberaubende Landschaften. Kein Wunder, dass er als die bekannteste und meistbegangene Route gilt – hier ist das echte Pilger-Feeling garantiert. Wer den gesamten Weg laufen möchte, sollte 30 bis 35 Wandertage einplanen.

Foto: Formatoriginal/Shutterstock.com
Camino Portugués
Der Camino Portugués ist die zweitbeliebteste Route nach Santiago. Er startet meistens in Porto (wahlweise in Lissabon) und führt rund 240 (bzw. 600) Kilometer durch malerische Küstenorte, historische Städte und sanfte Weinlandschaften. Wer mediterranes Flair mit Pilgertradition verbinden möchte, findet hier die perfekte Mischung. Besonders beliebt sind die Abschnitte entlang der Atlantikküste – mit Meerblick fast bis zum Ziel. Wer in Porto startet, sollte zehn bis 14 Tage einplanen.
Jesusweg, Israel
Wer es ausgefallen mag, der kann auf dem israelischen »Jesus Trail« pilgern. Er beginnt im vermutlichen Geburts-Ort Jesu, in Nazareth. Dort wandern die Pilger an der berühmten Verkündungsbasilika los, machen Station in Kana (hier verwandelte Jesus der Bibel zufolge Wasser in Wein), im Arbel-Tal und am See Genezareth (wo Jesus die Fünftausend speiste) und gelangen schließlich zum Fischerdörfchen Kafarnaum.

Foto: Michael Gm/Shutterstock.com
Trotz der vielen Verbindungen zum Leben von Jesus ist der Weg auch etwas für Nicht-Christen – denn er führt durch wunderschöne Landschaften; von dichten Wäldern über malerische Dörfer bis hin zu großen Gartenanlagen gibt es vieles zu bewundern. Kaum zu glauben, dass es den 65 Kilometer langen Pilgerweg erst seit 2007 gibt. Die Route wurde da von zwei begeisterten Wanderern ausgearbeitet und wird heute von ehrenamtlichen Helfern als gemeinnütziges Projekt verwaltet. Der »Jesus Trail« dauert ca. vier bis fünf Tage.
Paulusweg, Türkei
Klettern, Boot fahren, wandern: Der 500 Kilometer lange Paulusweg hat alles im Angebot. Er beginnt an der türkischen Mittelmeer-Küste, in der antiken Stadt Perge, und führt dann bis zu den Ruinen von Adada. Von dort geht es durch ein Waldgebiet zum Egirdir-See.

Foto: Selim Cetiner/Shutterstock.com
An dessen schmalster Stelle können die Pilger per Boot übersetzen, um schließlich ins antike Antiochia zu gelangen. Der Weg führt zwar offiziell an den Wirkungsstätten des Apostels Paulus entlang – doch er ist vor allem passend für alle, die auf ihrer Pilgerfahrt richtig aktiv sein wollen: Der Pfad beinhaltet Etappen, bei denen man teils bis zu 2.200 Höhenmeter zurücklegen muss. Dazu kommen noch zwei höhere Berge von jeweils 2.800 Meter, die man optional besteigen kann.
Besinnungsweg, Österreich
Das Kloster St. Martin in Gnadenwald ist ein einzigartiger Kraftort, dessen magische Ausstrahlung euch schon von Weitem bewusst wird. Hier findet ihr die ersehnte Erholung für euren müden Geist und erschöpften Körper. Das kretische oder klassische Steinlabyrinth, das auf dem Grundstück des Klosters zu finden ist, versteht sich auch als Symbol des menschlichen Lebenswegs. Welcher Weg führt zum Ziel, befinde ich mich womöglich in einer Sackgasse oder ist der Umweg vielleicht doch der richtige Weg? Möglicherweise liefert der Weg durch das Gang-Wirrwarr im Klostergarten doch eine Antwort bei der drängenden Suche nach dem Sinn.
Der Besinnungsweg, der hier bei St. Martin seinen Ursprung hat, orientiert sich mit seinen neun Stationen an den Worten der »Seligpreisungen« Jesu. Sie lassen euch aufmerksam werden und innehalten. Im Gegensatz zu den drei anderen Pilgerwegen ist dieser an einem Nachmittag zu bewerkstelligen.

Foto: anitasstudio/Shutterstock.com
Der Besinnungsweg ist gleichzeitig auch Teil des bekannten Tiroler Jakobsweges, dem uralten Pilgerweg zum vermeintlichen Grab des Hl. Jakobus des Älteren in Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens.
Auf dieser Webseite gibt es mehr Infos zum Besinnungsweg.
