Finnland ist ein Amphibium mit einem imposanten Durcheinander von Land und Wasser. Im Schärengarten in Finnland vor der Südwestküste mit seinen rund 50.000 Inseln kann man dies eindrucksvoll erleben. Text: Markus Grenz
Ein Durcheinander von Land und Wasser
Ein See, am Anleger schaukeln ein paar Bötchen, das Ufer ist gesäumt von einem dichten Ring tiefgrünen Waldes. Weit und breit ist kein Mensch zu sehen. Langweilig! Zu allem Überfluss habe ich mich durch dichte Schwärme von Millionen von Mücken gekämpft. Wenn man so will, könnte ich nach knapp vier Stunden in Finnland schon fast wieder abreisen. Denn abgesehen von den, zumeist schweigenden, melancholischen bis griesgrämigen und dafür umso trinkfesteren Finnen, die in ihrer Freizeit ständig Kanus über den Schultern tragen, hat sich in dieser knappen Zeit so ziemlich jedes meiner Klischees bestätigt, das ich mitgebracht habe.
Nun gut, Finnland ist mit rund 16 Einwohnern pro Quadratkilometer auch nicht annähernd so dicht besiedelt wie Deutschland mit 230. Da läuft man sich nicht ständig über den Weg. Und mit 187.888 amtlich erfassten Seen, gemessen an der Landesgröße die meisten der Erde, zahllosen Flüssen und Kanälen, einer ausgedehnten Küste und eigenen Inselgruppen ist Wasser auch nicht gerade selten.
Finnland ist ein Amphibium, geprägt vom Durcheinander von Land und Wasser. Dass es aber beim Genuss so süß sein kann wie die einheimische Moltebeere – am besten mit Schlagsahne –, wusste ich bei meinem ersten Spaziergang im Südwesten, etwas außerhalb des ehemaligen Seebades Naantali, noch nicht. Einen ersten kleinen Vorgeschmack sollte ich am kommenden Morgen rund eineinhalb Busstunden entfernt im kleinen Örtchen Parainen bekommen. Hier ist selbst am Montagmorgen die Welt noch in Ordnung.
»Moi, Moi Moi«
Kaum ein Auto stört uns, als wir auf den schmalen Straßen schlendern. In Gelb, Grün, Rosa und natürlich dem immer wiederkehrenden Rot mit weißen Fensterrahmen reiht sich Holzhäuschen an Holzhäuschen. Die grünen Pflanzenampeln und Bäumchen davor, oder die Gewächse, die sich an den Fassaden hinaufschlängeln, setzen gepflegte Farbtupfer. Man hört immer wieder »Moi« (Begrüßung) und »Moi Moi« (Verabschiedung), wenn sich die bestens gelaunten Einheimischen beim Früheinkauf über den Weg laufen. Trübsinn sieht anders aus.
Dem Wasser kann man in Parainen nur schwer entgehen. Oder besser gar nicht, denn die Stadt liegt auf einer kleinen Insel und ist vom Land nur über mehrere Brücken zu erreichen. Im kleinen Hafen, der von einer pittoresken Kirche mit einem Türmchen aus Bruchsteinen überragt wird, bekomme ich wieder dieses Sonntagmorgen-Gefühl. Alles wirkt einen Tick langsamer: die zahlreichen schaukelnden Boote und Yachten, das Schlauchboot, das durch das Becken der Marina tuckert, die zwei Mädchen auf dem Steg, die sich beim Schuleschwänzen und Eisschlecken alle Zeit der Welt nehmen. Irgendwie landet man in diesem Land immer an oder im Wasser, umgeben von einem Gefühl der Entspanntheit.
Schärengarten in Finnland: Mit Bötchen ohne Käpt’n
Ziemlich überrascht bin ich dann aber in Turku, als uns der örtliche Elektroboots-Verleiher mitteilt, dass unser kleiner Trip wegen Krankheit der Mitarbeiter ins Wasser fällt. Es sei denn, wir übernehmen selbst das Steuer. »Darf man das überhaupt?«, frage ich den Verleiher. Schließlich tendiere meine Erfahrung am Ruder gegen null. Man dürfe, so klärt mich der Verleiher auf. Bei bis zu neun Kilometern in der Stunde Tempo dürfe jeder aufs Wasser. Jeder Idiot also, denke ich mir und muss grinsen: »Das kann ja was geben.« Doch so ganz idiotisch stellen wir uns in den beiden Elektrobötchen, mit denen wir den Fluss hinuntersummen, gar nicht an. Hebel nach vorne ist Gas, nach hinten Umkehrschub und Bremse. Das ist alles, was ich mir merken muss.
Zunächst muss ich aber achtgeben, dass ich keine Havarie mit einer der künstlerisch gestalteten und überlebensgroßen Plastikenten produziere, die, seit dem Turku 2011 Kulturhauptstadt Europas war, in jedem Sommer auf dem Fluss ausgesetzt werden. Doch mit dem Boot ist das Fahren tatsächlich kinderleicht und idiotensicher. Auch, weil es scheinbar nur einen Verleiher gibt und wir die Einzigen auf dem Wasser sind. Die elf großen Flussschiffe mit ihren voll besetzten Tischreihen, die wir passieren und die längst zu Freiluftrestaurants umgebaut wurden, sind zum Stillstand verurteilt. Sie wurden zerlegt und erst hier wieder zusammengebaut. Ihre Docks sind höher als die zahlreichen Brücken, die Alt- und Neustadt Turkus miteinander verbinden. Insgesamt sieben dieser Übergänge passieren wir auf unserem rund eineinhalb Kilometer langen Ausflug, bevor es ernst wird.
Denn tatsächlich taucht ein Hindernis auf dem Wasser auf. Jetzt sich bloß keine Blöße geben. Schon von Weitem zu sehen, kreuzt ein grell organgenes Fährschiffchen unseren Weg. Unermüdlich tuckert die »Föri«, die einst die Arbeiter zur nahen Schiffswerft Wärtsilä gebracht hat und heute vom Schifffahrtsmuseum Forum Martinum betrieben wird, ihre Seemeilen auf dem hier rund 60 Meter breiten Fluss hinunter. Eineinhalb Minuten dauert die kostenlose Überfahrt, und ich suche meine Lücke. »Die Fähre ist die letzte Gelegenheit vor der See, den Fluss zu überqueren, und sehr beliebt bei Radwanderern«, erklärt mir Touristenführerin Asta Laaksonen, während ich hinter der »Föri« die unsichtbare Grenze zum Hafenbereich des Flusslaufes überschreite.
Melancholie in den Herzen der Finnen
Hier liegen schon größere Pötte vor Anker, etwa die dreimastige »Soumen Joutsen« aus dem Jahr 1902. Das außer Dienst gestellte ehemalige Schulschiff der Kriegsmarine beherbergt heute in seinem Stahlbauch ein Schifffahrtsmuseum. Dahinter strecken sich Entladekräne neben mächtigen Schiffen in die Höhe, die für die große Fahrt auf der Ostsee gerüstet werden. Hier hört der bootsscheinlose Urlauberspaß auf, und wir müssen zurück. Auf dem Weg zum Restaurant gewährt mir Asta Einblicke in die finnische Volksseele. Einen melancholischen Eindruck macht die junge Frau nicht, und schweigsam ist sie schon gar nicht. »Es stimmt aber schon, dass wir eher ruhige Menschen sind. Man kann auch sagen: Wir schweigen in verschiedenen Sprachen«, spielt sie auf Finnisch, Schwedisch und Englisch an. Sprachen, die von den meisten Menschen hier beherrscht werden.
Und auch die Melancholie habe in den Herzen ihrer Landsleute einen festen Platz. Aber es gebe auch eine optimistische Melancholie. »Und dann hat die Medaille auch noch eine andere Seite«, erzählt mir Asta, kramt in ihrer Handtasche und zaubert eine Packung Salmiakgummis hervor. »Sisu« steht darauf gedruckt. »Das ist das beliebteste Lutschbonbon im Lande und wird hier in Turku produziert. Der Begriff ›Sisu‹ beschreibt auch einen konsequenten Zug im finnischen Charakter: Wenn wir etwas entschieden haben, führen wir es auch konsequent bis zum Ende durch», erläutert sie mir. 1998 taufte sogar der finnische Erstbesteiger Veikka Gustafsson einen Berg in der Antarktis auf den Namen »Mount Sisu«. Ein Kaubonbon mit Lakritzgeschmack für konsequentes Handeln? Davon werde ich mir ein paar Packungen mit nach Hause nehmen.
Als wir schließlich das Restaurant nach dem Essen verlassen, bin ich doch ein bisschen verwirrt. Dem Licht nach ist es gegen 19 Uhr, eine leichte Dämmerstimmung liegt in der Luft. Die Straßen sind menschenleer, die Ampeln längst ausgeschaltet oder blinken im Leerlauf, und selbst im Omnibus sitzen neben dem Fahrer nur zwei weitere Seelen. Es ist 23 Uhr, und ich werde daran erinnert, dass ich im finnischen Sommer gelandet bin und die vergangenen Nächte früh zu Bett gegangen war. »Wenn bei uns von Juni bis August Sommer ist, dann wird es nur teilweise und auch nur sehr kurz dunkel«, sagt unsere Tourismusexpertin, während wir durch die Stadt flanieren. Dass es dann in den frühen Morgenstunden doch noch dunkel wird, enttäuscht mich ein bisschen.
Inselchen an Inselchen
Turku hat einen Vorgarten, und in den schippern wir bei unserem ersten richtigen Ausflug auf das Wasser am nächsten Tag munter hinein. Auch wenn die Bezeichnung »Schärengarten« auf einem Übersetzungsfehler beruht und das Gebiet im Finnischen so etwas wie »Vorhof« heißt, passt der blühende Garten viel besser in das Bild, das sich uns ununterbrochen auf unserer rund fünfstündigen Fahrt nach Mariehamn bietet. Unzählige Inselchen, die Schären, die sich in der letzten Eiszeit vor rund 70.000 Jahren gebildet haben, verwandeln die Wasserlandschaft in ein pittoreskes Gemälde. Umschlossen von der stahlblauen Ostsee, liegen die felsigen und üppig bewachsenen Eilande wie abgerundete Pflanztöpfchen im Nirgendwo einer festlandlosen Szenerie.
Die Menschenleere der Hunderten oder gar Tausenden dieser Tupfer, die wir passieren, ruft in mir ein Bild von ursprünglicher Unberührtheit hervor. Manche von ihnen haben sich so akkurat positioniert, als posierten sie für ein Gruppenbild. Andere hingegen genießen ihr Dasein in solitärer Abgeschiedenheit. Vereinzelte blütenweiße Segler gleiten durch dieses Labyrinth und erwecken den Eindruck von einer gelungenen Harmonie von Mensch und Natur. Wer sagt, dass eine Fährfahrt meistens langweilig ist, sollte dieses Erlebnis bequem im Korbstuhl auf dem Aussichtsdeck genießen. Das Schärenmeer, oder der »Archipelago«, wie die Nordländer dieses Gebiet nennen, ist ein Naturereignis, wie ich es in dieser Schönheit nicht erwartet hätte. Erleben kann man einen Teil davon im weiteren Umkreis von Turku sogar auf dem Landweg mithilfe von neun Brücken, natürlich immer wieder unterbrochen von Fährfahrten, insgesamt zwölf an der Zahl.
Doch die 200 Kilometer lange Schärenringstraße deckt nur den östlichen Teil ab. Der »Archipelago« ist erheblich größer. Im Norden begrenzt vom Bottnischen und im Süden vom Finnischen Meerbusen, breitet sich dieser Garten als Gürtel zwischen den Küsten von Schweden und Finnland aus. Wie viele Inseln, Inselchen oder einfach nur Klippen er umfasst, hat noch niemand genau gezählt. Zwischen 20.000 und 50.000 sollen es sein, auf denen insgesamt etwa 33.000 Menschen leben. Sie alle lieben das maritime Klima, das so anders ist als das des finnischen Festlandes. Die meisten der Klein- und Kleinsteilande sind unbewohnt. Doch hin und wieder muss man schmunzeln, wenn man ein einzelnes Haus auf einer nussschalengroßen Schäre mitten im Nirgendwo passiert.
Zwischen Schweden und Finnland
Unser Ziel liegt viel weiter westlich, in Richtung Schweden, als uns die Schärenringstraße führen könnte. Wir folgen der Wasserroute, die auch schon die Wikinger nutzten, und nähern uns einem seit Jahrtausenden beliebten Stopp zwischen Schweden und Finnland: der autonomen Region Åland. An den Küstenabschnitten, an denen wir vorbeifahren, entdecke ich nun auch schon auf kleineren Inseln mehr und mehr der charakteristischen roten Holzhäuschen, fast jedes mit Steg und schaukelndem Boot davor.
Es wird belebter, schließlich fahren wir auf das Drehkreuz Mariehamn zu. Es ist die einzige Stadt auf den rund 6.700 Inseln des Archipels. Als wir den Hafen ansteuern, habe ich den Eindruck, als ginge es zurück aufs Festland. Und in der Tat nennen die Einwohner die große Hauptinsel auch gerne »Fasta Åland«, Festland-Åland. Doch das ist eine glatte Übertreibung, denn die Hauptinsel ist, was sie ist, nämlich eine Ansammlung verschiedener zentral gelegener Inseln, die durch Brücken und Dämme ein Ganzes bilden.
Sofort fällt mir im Hafen auf, dass das höchst kompliziert und manchmal hart klingende Finnisch dem viel weicher fließenden Schwedisch gewichen ist. Åland ist ein Zwitterwesen mit eigener Regierung, Nationalhymne und Flagge. Die Region gehört politisch zu Finnland, ist aber kulturell von Schweden geprägt. Fast 90 Prozent der Einheimischen geben Schwedisch als Muttersprache an. Laut meinem GPS sind es nur rund 70 Kilometer nach Schweden, dafür aber um die 130 nach Festland-Finnland. So weit haben wir es aber nicht, als wir wieder auf ein Schiff müssen. Doch immerhin 50 Kilometer liegen zwischen der kleinstädtischen Betriebsamkeit Mariehamns und der Wildnis der Insel Bärö.
Einsam auf der Insel
Am Anleger begrüßt uns Henrik Beckmann, ein vierschrötiges Mannsbild, das man an genau so einem Ort erwarten würde. Noch einen Monat über das Ende der Hauptsaison im August hinaus, lebt er hier in der Abgeschiedenheit, die nur durch den Besuch von Gästen, oftmals Seglern, und Elchen unterbrochen wird. Will man sein »Glada Laxen«, die einzige Unterkunft der Insel, erreichen, braucht man ein Boot. Wenn man nicht gerade ein Elch ist. Als ich den »Glücklichen Lachs« in der ehemaligen Überwachungsstation betrete, muss ich erst mal schlucken.
Völlig missgedeutet habe ich das teure Segelboot, das vor dem Funktionsbau vor Anker liegt. Denn will man den Luxus der Wildnis genießen, muss man zunächst auf allen Luxus verzichten. Mein Zimmer erinnert an eine Stube bei der Nationalen Volksarmee der DDR, die Toiletten an die Wand-an-Wand-Legebatterien meiner Schulzeit, und nach einem Saunagang im authentischen Holzfass vor dem Haus geht es zur Abkühlung direkt in den eisigen See. Mir ist das zu viel Romantik, meine Mitreisenden aber lieben es. Während sie noch schwitzen und ich auf der Veranda die Mücken vertreibe, legt mir Henrik die Pranke auf die Schulter. »Na, wie gefällt es dir?«, fragt er mich. Ich muss grinsen, er daraufhin lachen. »So ist das hier in der Wildnis«, sagt er und empfiehlt mir einen Spaziergang über die Insel.
Wie der letzte Mensch auf der Welt
Und der soll mich entschädigen. Nach einem zehnminütigen Bergab- und Bergauf erreiche ich eine wunderbare Bucht. Umgeben von sanft schwingendem Schilf, glatt gespülten Felsen und knorrigen Bäumen, plätschert das glasklare Wasser am Ufer. Für einen Moment fühle ich mich, als ich sei ich der letzte Mensch auf der Welt. Da bin ich doch noch in ihr gelandet, in der menschenleeren und unberührten Wildnis. Ich werde erinnert an ein Gespräch, das ich am Vormittag mit unserer Tourismusbeauftragten geführt habe und in dem es diesmal um eine andere Seite der finnischen Volksseele ging. »Die Natur ist eine ganz große Sache für uns«, erklärte mir die 27-jährige Asta, die selbst vor vier Jahren des Berufes wegen vom ländlichen Osten in die Hauptstadt Helsinki gezogen war. »Mir fehlt das sehr. Viele verbringen ihre Freizeit in der Natur und auch ihr ganzes Leben darin«, sagte sie.
Das habe viele Spuren hinterlassen, so auch in Form ihres Nachnamens Laaksonen, der so viel bedeutet wie »Tal«. «Oder etwa Virtanen, ein anderer gebräuchlicher Name, heißt so viel wie »kleiner Strom«, so ihre Erklärung. Ja, Natur und Wasser sind hier eng miteinander verknüpft. Tero Allus ist ein typisches Natur- und Wasserwesen dieser Region. Zwar trägt er keinen sprechenden Namen, dafür aber einen dichten Vollbart und eine stämmige Figur mit sich herum.
Am Steuerrad sieht er aus wie ein Käpt’n von echtem Schrot und Korn. »Als ich das erste Mal auf das Schiff kam, war ich 17 Jahre alt. Mit 19 war ich schon Kapitän«, erzählt mir der 43-Jährige, hält aber den Blick fest auf die Fahrrinne gerichtet. In den kommenden Stunden wird jeder auf der »S/S Albanus«, der »Weißen«, einem stattlichen Schoner von 30 Metern Länge und zwei 27 Meter hohen Masten, auf sein Kommando hören. Einen Tag lang zeigen er und seine vierköpfige Crew uns die Schönheit des Ålander Schärenmeers.
Der Traum vom Segeln
Wieder bekomme ich dieses Gefühl der langsamer vergehenden Zeit. Wir gleiten vorbei an zahllosen Inseln, beobachten Adler und vorbeifahrende Segelschiffe, oder dösen schlicht in der Sonne, während das Wasser um uns herum glitzert wie Tausende Edelsteine, die blaugelb- rote Åland-Flagge im Wind knattert, und die Masten knarren. Unsere schöne »Weiße« ist zwar »nur« ein nicht einmal 30 Jahre alter Nachbau einer typischen traditionellen Åland-Galeere der vorletzten Jahrhundertwende. Aber sie wahrt die Tradition. »Betrieben wird sie von einer gemeinnützigen Organisation. Neben den mehrtägigen Touren für Touristen dient sie der Schulung«, erklärt mir der Kapitän und deutet auf die jungen Helfer, die gerade mithilfe der Passagiere und ordentlich Körperkraft eines der Hauptsegel einholen. Nach einigen Wochen können die Novizen das große, aber wendige Schiff alleine steuern. Sie gehören zu den Glücklichen, die genommen wurden.
Denn es herrscht hohe Nachfrage, ins Team zu kommen. Es sind Typen wie Allus, die die lange maritime Tradition mit Leben füllen und die Ausbildung, die sie hier selbst genossen haben, an die nächsten Generationen weitergeben. Und das, obwohl keiner der Auserwählten jemals Geld damit verdienen wird, eher im Gegenteil. »Jeder von uns hat noch einen richtigen Job«, berichtet Käpt’n Allus.
Er selbst enttäuscht mich nicht, natürlich hat auch sein Berufsleben mit dem Wasser zu tun. Er ist Logistikberater für Containerschiffe. »Als ich den Job übernommen habe, war meine Bedingung, dass ich zwei Monate im Jahr auf dem Schiff verbringen kann«, schaut er zurück. Ob sich dabei sein Blick verklärt, kann ich hinter der dunklen Sonnenbrille nicht erkennen. Aber wohl, dass sein Gesicht einen zufriedenen Menschen zeigt. Er hat sein Ding gefunden und geht völlig auf in seinem amphibischen Finnland. Und ich habe ein Land entdeckt, das trotz der Bilder im Kopf, die ich mitgebracht habe, zahlreiche Überraschungen parat hatte. Und die Mücken waren gar nicht so schlimm.
Auf einen Blick
Anreise. Finnlands Hauptstadt Helsinki wird in ganz Deutschland von zahlreichen Fluggesellschaften angeflogen. Allerdings bieten nur die Linien Finnair und Lufthansa Nonstop-Flüge aus fünf deutschen Städten an. Von Helsinki aus kann man täglich mehrfach mit verschiedenen Busgesellschaften nach Turku weiterreisen. Eine Fahrt dauert zwischen zwei und drei Stunden. Alternativ stehen mehrere Zugfahrten (zwei bis zweieinhalb Stunden) nach Turku zur Verfügung. Zwei Fährgesellschaften, der Tallink Silja Service und der Viking Line Service, verbinden täglich mehrfach Turku und Mariehamn auf den Åland-Inseln.
Info. Offizielle Touristeninformationen gibt es über die deutschsprachige Internetseite des Fremdenverkehrsamtes. Hier kann man auch Infomaterial anfordern. Die Botschaft Finnlands befindet sich in Berlin, Rauchstraße 1, Tel. 030 50 50 30.
Noch mehr Infos über den Schärengarten in Finnland…
… findet ihr in unserem Reise-Guide zu Finnland.