Im Norden Italiens, an drei Seiten von der Schweiz und hohen Bergen eingerahmt, liegt das Bergdorf Livigno auf 1.800 Metern. Früher galt der Stadtteil Trepalle als höchstes ganzjährig bewohntes Dorf Europas. Doch wo einst die Menschen abgeschieden in den Alpen lebten, ist heute ein Paradies für Mountainbiker und Wintersportler entstanden. Hier sind unsere Reise-Tipps für Livigno in Italien.

In Deutschland ist Livigno in Italien tatsächlich noch recht unbekannt – auch wenn in Italien jeder Outdoor-Fan schon mal von dem schönen Bergdorf gehört hat. Dabei ist Livigno mit dem Auto nur vier Stunden Fahrt von München entfernt. Das war aber nicht immer so: Lange Jahre konnte man hierher nur über den Süden gelangen, im Winter war die Straße gesperrt. In den 1960er Jahren errichtete die Schweiz einen Tunnel (Munt la Schera) – und nun ist das knapp 7.000 Einwohner-Dorf ganzjährig auch von Norden aus erreichbar. Die Anreise mit dem Flugzeug oder Zug ist leider immer noch recht kompliziert.

Die italienischen Alpen spiegeln sich in den Fenstern einer Berghütte bei Livigno.

Marie Tysiak

Livigno in Italien: die lange Schöne

Sobald man den dunklen Tunnel verlässt, ist man in Italien sowie in dem langen Tal angekommen, in dem auch Livigno liegt. Im Norden wird hier der Lago di Livigno lang und schmal gestaut. Fährt man am Westufer gen Süden, so trifft man am Ende des Sees auf die ersten schönen Holzchalets am Ufer. Livigno schließt sich dem See nahtlos an. Zu beiden Seiten erheben sich die 3.000er und lassen nur wenige hundert Meter Platz, wo sich die Hauptstraße fünf Kilometer gen Süden zieht. Die Topografie Livignos – extrem lang und schmal – ist also tatsächlich etwas ungewöhnlich. Das sollte man nicht unterschätzen: Von Norden am Seeufer bis zum Süden braucht man zu Fuß gerne mal eine Stunde.

Lago di Livigno an einem sonnigen Tag

Marie Tysiak

Im Sommer schieben sich Fußgänger, Wanderer, Mountainbiker und Autos gleichermaßen über die lange Straße durch Livigno – dann kann es auch mal noch länger dauern. Im Sommer muss man sich rechtzeitig um eine Unterkunft bemühen, denn dann ist das gesamte Dorf ausgebucht. Auch im Winter ist Livigno unter Wintersportlern sehr beliebt – die Disziplinen Snowboard und Freestyle-Ski der olympischen Winterspiele 2026 finden zum Teil hier statt.

Gut geschlafen in Livigno in Italien

Livigno verfügt über eine große Anzahl an Gästezimmern, dank der vielen kleinen Pensionen und Airbnbs. Große Hotelketten sind eher selten vertreten – und auch im Luxussegment ist das Dorf (noch) spärlich aufgestellt. Das verleiht Livigno einen gemütlichen Charme. Diese schönen Unterkünfte warten auf Besuch:

Montivas Lodge. Ganz im Süden, also am »anderen« Ende des Dorfes, liegt die Montivas Lodge gleich am Fuße der Gondel hoch zum Carosello 3000. Das Vier-Sterne-Hotel bietet einfache, aber geschmackvolle Zimmer in ruhiger und doch zentraler Lage und ein tolles Frühstück! DZ um die 120 Euro.

Die Montivas Lodge in Livigno bietet eine einfach wie elegante Unterkunft.

Marie Tysiak

Eco & Wellness Boutique Hotel Sonne. Im Herzen Livignos, gleich an der Skipiste, liegt dieses stilvolle Vier-Sterne-Hotel. Holz und natürliche Materialien bestimmen die geräumigen, eleganten Zimmer. Das Doppelzimmer im Eco & Wellness Boutique Hotel Sonne kostet um die 250 Euro.

Hotel Lac Salin Spa & Mountain Resort. Eine der schicksten Unterkünfte Livignos ist das Hotel Lac Salin. Die Zimmer sind geräumig (wenn auch noch nicht alle renoviert), der Spa und das Essen sind auf höchstem Niveau! Ca. 170 Euro das DZ.

Pensionen mit bunten Fensterläden in einem Ort in den italienischen Alpen

Marie Tysiak

Von der zollfreien Zone zum Shoppingparadies

Aufgrund der abgeschiedenen Lage Livignos, besonders im Winter, erklärte Napoleon das Dorf 1805 zur zollfreien Zone. Das lockte in der Geschichte viele Schmuggler an. Einer von ihnen sollte später Weltruhm erlangen: Als Giovannino Guareschi in den 1940ern einige Zeit hier verbrachte, war er sehr beeindruckt von den Menschen, die dem harten Leben in den Bergen trotzten. Besonders der Priester aus Trepalle hatte es ihm angetan. Und so verfasste der Schriftsteller viele Geschichten über den Priester und die Schmuggler – heute sind sie als Don Camillo und Peppone in Geschichten und Filmen weltberühmt!

Wer mehr über die hiesige Geschichte und auch über  Trepalle erfahren möchte, der sollte dem MUS! Museo di Livigno e Trepalle einen Besuch abstatten. In dem historischen Haus wird anschaulich das Leben in dem Dorf im zeitlichen Verlauf dargestellt – vom Beginn der ersten Siedler hin zur heutigen Wintersport-Destination.

Das MUS! in Livigno informiert über die Geschichte des Alpendorfes.

Marie Tysiak

Noch heute ist Livigno in Italien zollfreie Zone. Deswegen ist das Alpendorf auch als Shoppingparadies bekannt. An der Hauptstraße reihen sich in den schmucken Holzbauten Outlet-Shops aneinander, besonders Outdoorkleidung ist hier besonders günstig, aber auch bei Elektroartikeln kann man richtige Schnapper machen.

Sportlich unterwegs in Livigno

Tatsächlich lohnt ein Besuch Livignos zu allen Jahreszeiten. Die umliegenden Berge sind ein Abenteuerspielplatz. Während im Winter Snowboarder und Skifahrer die Pisten hinunterdüsen, sieht man in den anderen Jahreszeiten besonders Mountainbiker und Wanderer. Seit den letzten Jahren sind besonders E-Mountainbikes sehr beliebt – denn so kann man auch die Berge leicht hochfahren. Ladestationen findet man immer wieder an den Berghütten und im Tal. Ansonsten bringen die Gondeln die Mountainbiker zu den Startpunkt der Trails, die in allen Schwierigkeitsgraden wieder hinunterführen. Auch für Wanderer finden sich verschiedene Routen. Von anspruchsvollen Gipfelbesteigungen auf die umliegenden 3.000er oder ein entspannter Spaziergang am Seeufer ist alles möglich. Die Berge scheinen in Livigno grenzenlos.

Zwei Mountainbiker unterwegs in den italienischen Alpen

Marie Tysiak

Für geführte Mountainbike-Touren kann man über Bike Livigno einen Guide buchen. Auch (E-)Mountainbikes und Ski-Equipment lassen sich an zahlreichen Orten mieten. Man sollte aber aufgrund der hohen Nachfrage vorher buchen. E-Bikes gibt es zum Beispiel bei SKIALO Ski & Bike Rental Livigno.

Für Entspannung nach dem Ausflug sorgt das Wellnesszentrum Aquagranda. Kinder können sich in der Badelandschaft austoben. Die Sauna ist zwar überschaubar, aber unheimlich schön gemacht. Die Aufgüsse sind, mit lauter Musik, etwas gewöhnungsbedürftig, aber einfach gut.

Tolle Natur zu allen Seiten

Besonders schön ist der Stelvio Nationalpark (Nationalpark Stilfserjoch), der sich nordöstlich von Livigno ausbreitet. Hier warten tolle Trails für Mountainbiker und Wanderer – über Pässe, Gipfel und an türkisen Bergseen vorbei. Am Fuße des Nationalparks, am Ufer des Stausees, entlohnt das Ristoro Val Aplisella (siehe Restaurants) nach den Anstrengungen.

Bergbahn über dem Lago di Livigno

Marie Tysiak

Zu allen Seiten von Livigno führen Bergbahnen hinauf zu den Gipfeln. Auf jeden Fall sollte man einmal hoch zum Carosello 3000. Hier oben gibt es zum Sonnenaufgang Yoga, und ein Restaurant versorgt den ganzen Tag mit Leckereien. Je nachdem kann man dann mit dem Mountainbike hinunterdüsen, wandern oder die Aussicht genießen und später die Bergbahn wieder ins Tal nehmen. Einen schmalen Pfad gen Süden und man erreicht den Monte delle Rezze auf knapp 3.000 Metern. In der kleinen Berghütte kann man sich einen Tee kochen – oder sogar übernachten, wer keine großen Ansprüche hat. Man muss allerdings eigene Schlafsäcke und Isomatten mitbringen. Der Sonnenaufgang in den Bergen lohnt den Aufwand allemal.

Für eine leichte Wanderung bietet sich der Crap de la Paré an. Von diesem Aussichtspunkt habt ihr einen tollen Blick über Livigno und den See. Ein Bus bringt euch die Hälfte des Berges hinauf. Alle Busse in Livigno sind übrigens kostenfrei.

Unsere Autorin hat sich im E-Mountainbiken probiert.

Marie Tysiak

Gut gegessen in Livigno

Traditionell aß man früher Polenta in Livigno, denn der Maisgrieß ließ sich gut lagern und wächst auch in den Höhen. Heute finden sich in Livigno zahlreiche Restaurants für jeden Geschmack und jede Preisklasse.

Why Not? Im Why Not? werden erstklassige Burger in entspannter Atmosphäre serviert – eines der Lieblingsrestaurants der Einheimischen.

Rifugio Costaccia. In der Berghütte Rifugio Costaccia (Achtung: obere Etage – unten ist ein anderes Ausflugslokal!) wird Gourmet-Küche vom Feinsten serviert, zum Beispiel Hummer mit Kartoffelschaum.

Im Rifugio di Costaccia bei Livigno wird Bergküche auf höchstem Niveau serviert.

Marie Tysiak

La Calcheria. Etwas abseits des Trubels wird im La Calcheria deftige Bergküche serviert – in familiärer Atmosphäre und zu sehr fairen Preisen. Die Weinkarte ist super!

Ristoro Val Alpisella. Am Ufer des Sees, perfekt für nach der Wanderung oder Mountainbike-Tour, könnt ihr euch im Ristoro Val Alpisella auf der Terrasse mit einfachen, deftigen Gerichten und Drinks stärken.

Mehr Infos zu Livigno

Das Fremdenverkehrsamt von Livigno hat viele Tipps und ist auch vor Ort sehr präsent!