Das warme Licht der tiefer stehenden Sonne zaubert im Spätsommer spektakuläre Farbkontraste in die Natur. Altweibersommer, so heissen die späten sonnigen Tage im deutschen Sprachraum, deren Namensgeber die Kleinspinnen sind. reisen EXCLUSIV weiss, wo es sich weltweit im Spätsommer gut wandern lässt.

 

Allgäu, Deutschland

Längst schon gehört das Allgäu zu den Klassikern und gleichzeitig den populärsten Outdoor-Regionen Deutschlands. Wer hier unterwegs ist, genießt Postkartenidylle: Rings um Ottobeuren begleiten sanfte Hügel und duftende Wiesen Wanderer auf ihren Touren im Tal der westlichen Günz. Und immer wieder heben sich schmucke Kapellen von dem allgegenwärtigen Alpenpanorama ab – jeder Zweite, so haben Umfragen herausgefunden, schaut sich auf Reisen gerne die christlichen Bauwerke an.

Soll es etwas natürlicher sein, finden Wanderer zwischen den Auwäldern und Blumenwiesen des Biotopverbunds Günztal seltene Naturschönheiten. Ein bayernweit einmaliges Ziel sind zum Beispiel die »Geologischen Orgeln«, eine als Geotop geschützte, 600.000 Jahre alte Gesteinsformation mit bis zu 15 Meter hohen Felsröhren. In einem zweiten Geotop zwischen Ronsberg und Obergünzburg kommen Besucher in die »Teufelsküche«. Der Legende nach soll zwischen den haushohen Gesteinsformationen, die die Mindelkaltzeit vor etwa 370.000 Jahren hinterlassen hat, eine Familie gehaust haben – bis ihr ein selbst gekelterter Wein aus giftigen Beeren zum Verhängnis wurde.

Ortansicht auf Ottobeuren im Allgäu

Reinhard Braun

 

Wachau, Österreich

Im Jahr 2000 von der Unesco zum Welterbe erklärt, zählt die Wachau in Niederösterreich zu den schönsten Fluss- und Kulturlandschaften Mitteleuropas. Auf 180 Kilometern verläuft dort parallel zur Donau der so genannte Welterbesteig. Die Weitwanderroute führt in 14 Etappen mit unterschiedlichen Längen, Höhen und Schwierigkeitsgraden von der Stadt Krems zum Stift Melkund wieder zurück. Dabei passiert sie auf beiden Seiten des Stroms Klöster, Schlösser und Dörfer ebenso wie Marillengärten, historische Winzerhöfe und alte Burgruinen. Allgegenwärtig sind die steil angelegten Terrassen, wo die Wachauer Weine gedeihen. Gasthäuser und Heurige entlang des Wegs laden zur Einkehr ein.

Auf ihrem Weg durchs Donautal zwischen Krems und Melk streifen Wanderer zahlreiche Sehenswürdigkeiten, so etwa Krems mit Altstadt, Karikaturmuseum und der eben wieder eröffneten Kunsthalle. Oder Stift Dürnstein mit seinem kobaltblauen Turm, ein Wahrzeichen der Region. Historisch Interessierte kommen um das Städtchen sowieso nicht umhin: In der noch heute begehbaren Burgruine wurde einst der englische König Richard Löwenherz nach dem dritten Kreuzzug festgesetzt. Ein weiteres kulturelles Highlight am Welterbesteig markiert das barocke Pracht-Ensemble des Benediktinerklosters Melk, südlichster Punkt der Wachau.

Mann und Frau wandern auf dem Welterbesteig Wachau in Niederösterreich

Steve Haider

 

Skåne, Schweden

Für Abenteurer, die ihren Urlaub am ganzen Körper spüren wollen, ist die südschwedische Region Skåne mit ein durchaus lohnendes Reiseziel. Paddeln, Radfahren und Wandern mit Schatzsuche stehen auf dem Programm. Der Wanderweg Kullaleden über die wilde Kullahalbinsel, die in das Kattegat ragt, ist seit seiner Zertifizierung als Leading Quality Trail ein Geheimtipp für Wanderer aus ganz Europa. Steinige Waldwege, raue Klippen und ein kontroverses Kunstwerk aus Treibholz machen den 70 Kilometer langen Weg durch das Naturreservat interessant.

Echte Naturschönheiten bietet auch die Insel Ven, die man auch mit dem Fahrrad erkunden kann. Der Legende nach hat ein Riese ein Stück Erde ins Meer zwischen Landskrona und Dänemark geworfen, auf dem sich eine märchenhafte Landschaft geformt hat.

Im Wasserreich um Kristianstad greift man statt nach den Sternen nach dem Paddel. Über Skånes größten Fluss Helgeå geht es mit dem Kanu. Man passiert von unberührter Natur umgebene Seen, wo seltene Vogelarten leben. Ob zu Wasser, auf dem Fahrrad oder per pedes – Skånes sanfte Abenteuer bleiben in Erinnerung.

Ortofta slott Schloss Eslov Schweden

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South West Coast Path, England

Über tausend Kilometer erstreckt sich der South West Coast Path entlang den Küsten von Cornwall und Devon bis nach Dorset. Beginnend in Minehead, Somerset, wurde er ursprünglich angelegt, damit die Küstenwache dort patrouillieren und nach Schmugglern Ausschau halten konnte. Jetzt ist er eine beliebte Touristenattraktion. Denn der Path eignet sich, je nach Abschnitt, sowohl für entspannte Spaziergänge als auch ernsthafte Wandertouren.

Zum Beispiel auf einer fünftägigen Wanderung im Westen Cornwalls entlang zerklüfteter Küste. Von dem Künstlerort Marazion geht es zum St Michael’s Mount bis nach Penzance mit seinen klassischen und modernen Galerien. Am nächsten Tag wird der Küstenpfad von Mousehole nach Lamorna erwandert. In unmittelbarer Nähe befindet sich der weiße Sandstrand von Porthcurno. An Tag drei erreicht man Land’s End, der westlichste Punkt Englands, und wandert weiter auf dem South Coast Path nach Sennen, wo man den Abend in einem der Uferrestaurants bei Fish & Chips ausklingen läßt. Tag vier kann man auf dem acht Kilometer langen Rundweg über Cape Cornwall wandern und wer mag, nachmittags die Botallack Mine besuchen. Am letzten Tag steht die schönste Wanderung auf dem Programm: Zwölf Kilometer auf dem Küstenpfad nach St. Ives, diese ca. 4-stündige Wanderung ist zum Teil recht anspruchsvoll.

Blick auf einen Wanderer auf dem South West Coast Path in England

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New Hampshire, USA

Dieses Spektakel ist einzigartig: Überall in Neuengland verfärben sich im Spätsommer so langsam die Bäume in Gold, Feuerrot, Lila und Orange. Also hinaus aus der Stadt und bei einer geführten Tagestour New Hampshires Landschaft erleben. Die sonnigen Tage und kühler werdenden Nächte sorgen dafür, dass das Blätterkleid der Bäume noch gelber, noch goldener, noch roter und noch feuriger als anderswo brilliert. Dazu verschönern malerische Kolonialhäuser, weiße Kirchtürme, verwitterte Straßentavernen und Dorfwiesen die Landschaft. Fotomotive gibt es tausendfach, so auch eine altmodisch gedeckte Brücke und ein Bauernwald. Der letzte Halt an diesem Tag ist die traditionelle Brookdale Farm. Hier genießen die Ausflügler gebackene Süßigkeiten, Äpfel und selbst gemachten Apfelsaft.

New Hampshire White Mountains National Forest

drewthehobbit/Shutterstock.com

 

Äthiopien

Beim Programm der siebzehntägigen Äthiopien-Rundtour des Veranstalters Natours Reisen liegt der Fokus auf nachhaltigem Tourismus. Die Reisegruppe besucht Naturschutzprojekte und übernachtet in einfachen, aber guten landestypischen Hotels und einer Selbstversorger-Herberge mit Eimerduschen, die von der Dorfgemeinschaft betrieben wird. In Zusammenarbeit mit den Familien vor Ort kann er den Wanderern manches besondere Erlebnis bieten.

Kaum ein anderes Land der Erde hat eine derart vielfältige Fauna und Flora. An mehreren Tagen erkundet die Gruppe zu Fuß die Tier- und Pflanzenwelt auf dem Hochplateau. Oberhalb der Dörfer leben Dutzende von Blutbrustpavianen, die Reiseteilnehmer können sich bedenkenlos mitten unter die friedlichen Tiere gesellen. Etwas scheuer sind die äthiopischen Wölfe, von denen es nur noch rund 700 Tiere gibt. Die meisten Wanderungen dieser Reise führen durch flaches bis ansteigendes Gelände, was bei der Höhenlage über 3.000 Metern mit dünner Luft eine gute Grundkondition erfordert.

Der Norden Äthiopiens ist reich an christlicher Hochkultur. Besuche der Klosterinseln im Tanasee und der Felsenkirchen von Lalibela führen tief hinein in 1600 Jahre christlicher Geschichte. Die aus roter Lava herausgearbeiteten Felsenkirchen gehören zu den  heiligsten Stätten der Christenheit und wurden ebenso als Unesco-Welterbestätte ausgezeichnet wie die Paläste von Gondar, wo vom 17. bis zum 18. Jahrhundert die abessinischen Kaiser residierten. Die Reise startet und endet in der heutigen Hauptstadt Addis Abeba.

Paviane Äthiopien Wanderer

Christian Sefrin