In dem prächtigen Herrenhaus des Ulagalla by Uga Escapes residierte einst der Stammesfürst der Region Anuradhapura. Heute logieren Gäste rund um das Walawwa in luxuriösen Poolvillen – und das ganz ohne schlechtes Gewissen gegenüber Mutter Natur.
Ein Gongschlag. Wie in Trance lasse ich das hölzerne Eingangsportal hinter mir. Das quietschende Schließen des Tores nehme ich kaum mehr wahr. Ein zweiter Schlag. Meine Aufmerksamkeit gilt der riesigen Gongscheibe, die wie in Zeitlupe vibriert. Die Schläge drängen sich so tief in mein Bewusstsein, dass ich selbst die enorme Hitze für einen kurzen Moment ausblende. Die Geräusche verhallen. Vor mir ragt ein prächtiges Anwesen in kolonialem Baustil empor, dessen Spiegelbild im Teich von hübschen Lotusblüten umspielt wird. Das Walawwa ist das Herzstück von Ulagalla. 1916 erbaut, war das Kolonialherrenhaus damals Verwaltungssitz der Region. Die dunklen, zum Teil verspielten Holzmöbel und die Bilder an den Wänden erinnern an damalige Zeiten. Heute empfängt das Hotel in der lichtdurchfluteten Lobby seine Gäste – begleitet von traditionellen Gongschlägen.
Entspannung, Ruhe, Glückseligkeit im Ulagalla
Noch bevor mir die erste Schweißperle von der Stirn tropfen kann, reicht mir eine zierliche junge Dame ein kühles Glas Eistee. Ihr rostroter Sari passt ganz wunderbar zu den wild gemusterten Teppichen, die auf dem dunklen Steinboden liegen. Mein Blick wandert: Auf der 28 Hektar großen Hotelanlage ist das Walawwa sonst von einem Teppich aus üppigem Grün umgeben. Kaum lässt der erfrischende Geschmack von Ingwer und Zitrone nach, setzt mir die Hitze wieder zu.
28 Kilometer von der ehemaligen Königsstadt Anuradhapura entfernt, liegt das Ulagalla mitten im Landesinneren. Es weht kaum Wind. Die Luft ist trocken – und eine Abkühlung in den Wellen des Indischen Ozeans leider weit entfernt. Wie ein Segen verläuft da der Pool am Fuße des Walawwa gen Horizont. Wie eine Allee reihen sich Poolliegen und Bäume abwechselnd am Beckenrand auf. Zwei Kinder, schätzungsweise zehn Jahre alt, spielen im Wasser. So ruhig, dass ich sie kaum wahrnehme. Auch der spiegelglatten Wasseroberfläche scheint dies kaum einen Abbruch zu tun. Entspannung, Ruhe, Glückseligkeit.
Luftverschmutzung war gestern!
Hätte mir vor zwei Stunden jemand erzählt, dass ich mich in Sri Lanka freiwillig auf ein Fahrrad setzen würde, dem hätte ich bloß einen Vogel gezeigt. Ich bin ja nicht todesmutig. Doch im Ulagalla sind Fahrräder das Hauptverkehrsmittel. Nämlich um der Luftverschmutzung entgegenzuwirken. Und hier übt das Radfahren irgendwie eine beruhigende Wirkung aus, ist man doch keinen waghalsigen Tuk-Tuk- Fahrern und Hupkonzerten ausgeliefert. Stattdessen radle ich auf schmalen, sandigen Wegen vorbei an einem riesigen Reisfeld, das sich wie eine grüne Lunge im Zentrum des Resorts ausbreitet. Hier können Gäste auf Wunsch am Abend unterm Sternenhimmel ein privates Dinner genießen.
Noch heute scheint die Erhabenheit des Stammesfürsten präsent. Majestätisch wirken die aus dunklem Holz und hellem Marmor eingerichteten Villen. Hochwertige Textilien, hier und da ein Klecks Grün, der wohl Natur und Nachhaltigkeit repräsentieren soll. Das i-Tüpfelchen aber sind die großen Panoramafenster, die freie Sicht auf den umliegenden Dschungel gewähren – und auf den privaten Pool, der sich gleich auf meiner kleinen entzückenden Terrasse befindet, quasi mitten im srilankischen Busch. Einzig und allein verschlafene Kühe, prachtvolle Pfaue und neugierige Affen dringen in die Privatsphäre ein.
Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit
Kaum zu glauben, dass insgesamt 25 solcher Villen auf dem gesamten Grundstück liegen. Diese kann man im dichten Dickicht der Bäume nur erahnen, so harmonisch fügen sie sich in die Natur. Für den Bau der Villen wurden ganz unüblicherweise zusätzlich Bäume gepflanzt. Auch sonst wird im Ulagalla das Thema Nachhaltigkeit großgeschrieben: Die größte Solaranlage des Landes hält den Energieverbrauch des Resorts möglichst gering. Ventilatoren und Klimaanlagen sind bei der Hitze nämlich unabdinglich.
Das Regenwasser wird in Tanks aufgefangen und gereinigt, um in trockenen Perioden wie jetzt die Felder zu bewässern. Auch das Trinkwasser wird dank eines biologischen Filtersystems aus Regenwasser gewonnen. Durch den bewussten Umgang mit Mensch und Natur sollen auch zukünftige Generationen noch von der Schönheit Sri Lankas erfahren.
Lieblingsplatz mit Blick auf Pool
Mit jeder Treppenstufe nimmt der Geruch von Curry zu. Ein köstlicher Geruch, den ich bereits auf der Zunge zu schmecken meine. Das Restaurant Liyawela befindet sich auf der oberen Etage des Walawwas. Melinda, der schüchterne, aber sehr zuvorkommende Kellner, begleitet mich zu meinem Lieblingsplatz. Rechts hinten in der Ecke genießt man freie Sicht auf den Infinity Pool, dessen Wasseroberfläche jetzt im Licht der Dämmerung zartlila funkelt. Die Gerichte genießen zwar internationalen Einfluss, und doch setzt man hier insbesondere auf lokale Küche. Die meisten Zutaten wachsen im benachbarten Gewächshaus, die verwendeten Kräuter im hauseigenen Garten. Über Regionalitätmuss ich mir hier keine Gedanken machen. Ein Gongschlag.
Luxusurlaub ohne schlechtes Gewissen
Unten scheinen neue Gäste angekommen zu sein. Mit dem zweiten Gongschlag serviert mir Melinda mein Essen. Hier kann ich ganz ohne schlechtes Gewissen mein Rice & Curry verzehren – und dabei den Blick über die grüne Oase schweifen lassen. Mit der Hoffnung, dass noch weitere Generationen den Zauber von Ulagalla erfahren können.
Info. Ulagalla by Uga Escapes. Ulagalla Walawwa, Ulagalla Road Anuradhapura 50072 LK, Tirappane, Sri Lanka.
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