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Die Wahl des Igelstachelbarts (Hericium erinaceus) zum »Pilz des Jahres 2026« durch die Deutsche Gesellschaft für Mykologie soll auf seine ökologische Bedeutung und den Schutz seiner gefährdeten Bestände aufmerksam machen. Der Igelstachelbart ist eine faszinierende und außergewöhnliche Pilzart, die sowohl kulinarisch als auch medizinisch Interesse weckt. Das sollte man über den Igelstachelbart wissen. 

Ökologie und Vorkommen des Igelstachelbarts

Hericium erinaceus gehört zur Familie der Hericiaceae und wird taxonomisch entweder den Hymenochaetales oder Polyporales zugeordnet – abhängig von der jeweiligen Klassifikation. Aufgrund seines auffälligen Aussehens wird er auch »Löwenmähne«, »Affenkopfpilz« oder in Japan »Yamabushitake« genannt. Der Name »Igelstachelbart« bezieht sich auf die weichen, langen, weißen Stacheln, die den meist knollenförmigen Fruchtkörper dicht bedecken.

Der Pilz, ein holzzersetzender Weißfäulepilz, wächst bevorzugt auf abgestorbenem oder geschädigtem Laubholz, insbesondere auf Buchen, während er seltener auf Eichen, Birken oder Ahorn anzutreffen ist. Er gedeiht in alten, luftfeuchten Laubwäldern, die einen hohen Anteil an Totholz aufweisen. In Deutschland ist er sehr selten und hauptsächlich in Süddeutschland, beispielsweise im Bayerischen Wald oder im Schwarzwald, zu finden. Dennoch gibt es vereinzelte Funde in nahezu allen Bundesländern.

Nahaufnahme einer männlichen Hand, die Pilz Igelstachelbar hält

Foto: Young Swee Ming/Shutterstock.com

Wegen seiner Seltenheit und der spezifischen Habitatansprüche steht der Igelstachelbart in Deutschland auf der Roten Liste der gefährdeten Arten (Kategorie 2: stark gefährdet). Das Sammeln wild wachsender Exemplare ist gemäß Bundesartenschutzverordnung verboten.

Hier kann man den Igelstachelbart mit viel Glück in der Natur entdecken

Der Igelstachelbart tritt typischerweise im Spätsommer bis Herbst auf. Auf geführten Pilzwanderungen oder Beobachtungen in Naturschutzgebieten kann man ihn mit viel Glück entdecken. Hier sind empfohlene Reiseziele in Europa, wo du den Pilz in der Wildnis entdecken kannst. Die besten Monate sind August bis Oktober, in feuchten Wäldern bei milden Temperaturen.

Deutschland: Alte Laubwälder im Süden

  • Bayerischer Wald oder Schwarzwald: In diesen Unesco-Biosphärenreservaten und Naturschutzgebieten  findet man den Igelstachelbart gelegentlich auf alten Buchenstümpfen. Geführte Pilztouren durch den Verein Pilzkunde Bayern (Website) oder den Nationalpark bieten Chancen zur Beobachtung ohne Berührung.
  • Reisetipp: Start in Zwiesel (Bayerischer Wald) für Wanderwege wie den »Pilzpfad« (ca. 10 km, familienfreundlich).

Frankreich: Alte Wälder der Auvergne oder Vosges

  • Parc Naturel Régional des Vosges du Nord: Hier, in feuchten Eichen- und Buchenwäldern, ist der Pilz dokumentiert.
  • Reisetipp: Wanderung auf dem »Sentier des Mycologues« (Pilzwanderweg, 5–7 km) ab Saverne. Kombination mit Elsass-Weinprobe; geführte Touren über die »Société Mycologique du Nord de la France« (Website), ca. 15 €. Bester Monat: September.

Österreich: Karpatenwälder oder Wienerwald

  • Nationalpark Kalkalpen oder Donau-Auen: In alten Buchenwäldern der Karpaten oder im Wienerwald gibt es seltene Nachweise.
  • Reisetipp: Wanderung auf dem »Pilzlehrpfad« im Wienerwald (ca. 6 km, mit Infotafeln). Organisierte Touren über den Österreichischen Mykologieverein (Website), ca. 25 €. Nahe Wien – perfekt für einen Tagesausflug.
Mann mit Korb läuft im Wald auf der Suche nach Pilzen

Foto: Julie julie/Shutterstock.com

Kulinarische Verwendung: eine Delikatesse!

Kulinarisch erfreut sich der Igelstachelbart zunehmender Beliebtheit, denn sein feines, leicht süßliches Aroma mit Anklängen an Meeresfrüchte – das häufig mit Krabben oder Jakobsmuscheln verglichen wird – macht ihn zu einer echten Delikatesse. Der Pilz wird in der gehobenen Küche oft gebraten und zudem in Suppen, Currygerichten oder als veganer Fleischersatz zubereitet.

In der japanischen Küche findet man ihn häufig in Tempura, also frittierten Speisen, oder als Einlage in Nudelsuppen. In Deutschland sind frische, kultivierte Exemplare mittlerweile sowohl in Bioläden als auch in spezialisierten Online-Shops oder auf Wochenmärkten erhältlich. Insbesondere in der vegetarischen und veganen Küche erfreut sich der Pilz daher wachsender Beliebtheit.

Tempura aus Japan

Foto: ao nori/Shutterstock.com

Igelstachelbart kaufen: Das sollte man beachten

Um die natürlichen Bestände zu schützen, wird empfohlen, auf kultivierte Pilze zurückzugreifen, die zunehmend im Handel erhältlich sind. Die Kultivierung erfolgt meist in spezialisierten Pilzfarmen unter kontrollierten Bedingungen, da der Pilz spezifische Anforderungen an Substrat, Temperatur und Feuchtigkeit hat. Typischerweise werden Holzsubstrate wie Sägemehl oder Holzstücke von Laubbäumen (z. B. Buche oder Eiche) verwendet.

Igelstachelbart (Hericium erinaceus) auf Bauernmarkt

Foto: quartetworld/Shutterstock.com

Viele dieser Pilze kommen aus regionalen Pilzfarmen in Deutschland, den Niederlanden oder Österreich, wo die Nachfrage nach Speisepilzen wie dem Igelstachelbart wächst. Manche Anbieter importieren auch kultivierte Pilze aus Asien, insbesondere aus China, wo die Kultivierung von Hericium erinaceus weit verbreitet ist. Um sicherzustellen, dass die Pilze aus nachhaltiger und legaler Quelle stammen, sollte man unbedingt auf Bio-Zertifizierungen oder Herkunftsangaben achten. Frische Pilze kosten typischerweise 20–30 € pro kg, Pulver oder Kapseln sind günstiger pro Portion.

Diese Online-Shops bieten den Igelstachelbart an 

In Deutschland: Ana’s Pilzfarm

  • Standort: Hunsrück-Region (Rheinland-Pfalz).
  • Details: Diese bio-zertifizierte Farm (Bioland seit 2025) züchtet die Löwenmähne regional auf lokalen Holzspänen und Kleie als Substrat. Sie bieten frische Pilze, getrocknete Varianten, Pulver und Kapseln an. Das ist ideal für den Einsatz in der Küche (z. B. als »Fleischersatz« in Steaks oder Saucen) oder als Vitalpilz. Der Fokus liegt auf fairer, regionaler Produktion mit kleinem ökologischen Fußabdruck.
  • Kontakt: Über ihre Website (anas-pilzfarm.de) kann man direkt bestellen oder nachfragen; sie versenden deutschlandweit.

In Österreich: Kima Organics

  • Standort: Oberschützen, Südburgenland.
  • Details: Eine spezialisierte Bio-Pilzfarm, die frischen Igelstachelbart anbaut und an gehobene Restaurants wie das Steirereck oder Mraz & Sohn liefert. Der Pilz wird unter kontrollierten Bedingungen gezüchtet und ist für seine garnelenähnliche Textur bekannt, die sich perfekt für Suppen, Pasta oder Fischgerichte eignet. Der Betrieb betont Nachhaltigkeit und Bio-Qualität.
  • Kontakt: Adresse: Willerdorfer Str. 22, 7432 Oberschützen; Tel./WhatsApp: +43 676 7555 088; E-Mail: office@kimaorganics.at. Bestellungen per WhatsApp oder E-Mail. Weitere Infos auf der Website von Kima Organics.

Mehr Infos über Pilz den Jahres 2026 gibt es auf der Website der Deutschen Gesellschaft für Mykologie.