Es ist ein Horrorszenario: Am Zielflughafen stellt man fest, dass der Koffer nicht angekommen oder beschädigt ist. 2023 waren weltweit mehr als 36 Millionen Gepäckstücke betroffen. In fast der Hälfte aller Fälle passiert das, wenn man unterwegs umsteigt und den Flieger wechselt. 

Schlechter kann der Start in den Urlaub eigentlich nicht beginnen: Man wartet nach der Landung am Urlaubsort am Gepäckband auf seine Siebensachen – und dann das: Der Koffer rollt beschädigt übers Band. Ziemlich ärgerlich. Noch ärgerlicher allerdings ist der Start in die schönste Zeit des Jahres, wenn der Koffer überhaupt nicht ankommt. Dann geht die Sucherei und das Warten los. Wer Glück hat, bekommt wenig später den Koffer ins Hotel oder Ferienapartment nachgeliefert. Wer Pech hat, sieht seinen Koffer nie wieder.

In Europa gehen weltweit die meisten Gepäckstücke verloren

Aber wie oft passiert das eigentlich? Das Travel-Tech-Unternehmen Airhelp hat dazu Daten des Luftverkehrsdienstleisters SITA sowie Informationen einer Plattform für Gepäckverlust ausgewertet. Im Jahr 2023 gingen demnach 6,92 Gepäckstücke pro 1.000 Passagiere weltweit verloren, kamen verspätet an oder wurden beschädigt. Der Wert ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen: 2022 sind bei 4,02 Milliarden Passagieren 26 Millionen Gepäckstücke nicht wie geplant angekommen. Das entspricht einem Wert von 6,47 Gepäckstücke pro 1.000 Passagiere.

Dutzende gestrandete Koffer am Flughafen

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Das Unternehmen SITA hat bei seiner Auswertung zu dem Thema die Welt in drei Regionen aufgeteilt: Europa, Nordamerika und Asien. Also die Regionen mit den weltweit höchsten Luftverkehrsaufkommen. Das Ergebnis dürfte hierzulande für Verdruss sorgen, denn in Europa gehen die meisten Gepäckstücke verloren. Und zwar mit großem Abstand vor Nordamerika und Asien: 10,6 Millionen Gepäckverluste wurden in Europa 2023 erfasst, in Nordamerika 5,8 Millionen und in Asien drei Millionen.

Koffer nicht angekommen: Warum passiert das?

Bei der Suche nach den Gründen für den Gepäckverlust wird es kniffelig. Denn DIE eine Ursache gibt es nicht – wenngleich eine Ursache unangefochten an der Spitze steht: 46 Prozent der verspäteten Gepäckstücke wurden bei Umsteigeverbindungen falsch umgeladen, der Koffer landete also nicht im richtigen Flieger. 16 Prozent der Gepäckstücke wurden gar nicht erst in einen Flieger verladen und kamen deshalb mit Verspätung am Zielort an.

14 Prozent der Koffer und Taschen sind aufgrund von Fehlern beim Ticketing, am Gepäckschalter oder aus Sicherheitsgründen zu spät angekommen. Zwei weitere Gründe, wegen der jeweils acht Prozent der Gepäckstücke nicht pünktlich auf dem Gepäckband am Zielflughafen ankamen: Zoll, Wetter, Platz- oder Gewichtsbeschränkungen sowie sonstige Fehler beim Verladen der Gepäckstücke. Last but not least, und das passierte bei nur vier Prozent aller Verspätungen: Bei der Ankunft am Zielflughafen wurde das Gepäck falsch weitergeleitet.

Dutzende Koffer liegen auf Transportwagen im Flughafen

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An diesem Airport geht das meiste Gepäck verloren

Anhand der Auswertung von Luggage Losers, einer Plattform für Gepäckverlust, hat Airhelp sich auch die Flughäfen und Airlines angesehen, die 2023 besonders häufig von verloren gegangenen Koffern und Taschen betroffen waren. Den unrühmlichen ersten Platz ergatterte der Flughafen Juárez in Mexiko-Stadt. Hier beträgt die Wahrscheinlichkeit eines Gepäckverlusts 2,1 Prozent. Auf den Plätzen zwei und drei folgen zwei Airports aus Großbritannien: London City mit 1,62 Prozent und Gatwick mit 1,58 Prozent.

Die Top 5 vervollständigen zwei Flughäfen in Indien. Im Flughafen Chhatrapati Shivaji Maharaj in Mumbai geht Gepäck mit einer Wahrscheinlichkeit von 1,52 Prozent verloren, im Indira Gandhi International Airport in Delhi mit einer Quote von 1,13 Prozent. Auch aus Deutschland ist ein Flughafen in den Top 10 vertreten: der Frankfurt Flughafen mit einer Quote von 0,6.

Die Negativ-Spitzenreiter bei den Airlines

Aber nicht nur die Flughäfen wurden näher analysiert, auch die Airlines wurden unter die Lupe genommen. Bei dieser Analyse schneidet Aerolineas Argentinas mit Abstand am schlechtesten ab. Sage und schreibe eins von neun Gepäckstücken geht hier verloren. Das entspricht einer Quote von 11,45 Prozent.

Airbus A330-202 der Aerolinas Argentinas auf Rollfeld

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Die Fluggesellschaft Iberia aus Spanien landet mit einem Wert von 3,3 Prozent auf dem zweiten Platz. Auf Platz drei landet British Airways mit 2,63 Prozent. Air India (2,5 Prozent) und Aer Lingus (2,36 Prozent) belegen die Folgeplätze. Die Lufthansa ist auf Platz 17 (0,8 Prozent). Die Wahrscheinlichkeit, hier Gepäck zu verlieren, liegt bei eins zu 126. 

Koffer nicht angekommen: Das sollte man vor Ort tun

Hat man Pech und das Gepäck befindet sich nach Ankunft am Zielflughafen nicht auf dem Gepäckband, sollte man anschließend am Lost-and-Found-Schalter das Malheur anzeigen. Gleiches gilt, wenn der Koffer oder die Tasche beschädigt ist. Am Schalter wird dann ein Property Irregularity Report (PIR) aufgenommen. Wichtig ist dabei, dass man alle Unterlagen bereithält, insbesondere den Gepäckaufkleber. Dieser wird in der Regel beim Check-in auf die Bordkarte geklebt. Wer eine Pauschalreise gebucht hat, sollte anschließend auch den Reiseveranstalter über den Verlust oder den Schaden am Gepäck informieren.

Für die ersten ein bis zwei Tage nach Verlust des Gepäcks darf man sich mit dem Nötigsten eindecken. Diese Kosten werden von der Airline erstattet. Allerdings ist hier Augenmaß geboten: Teure Designerklamotten werden zum Beispiel nicht erstattet. Taucht das Gepäck nach 21 Tagen nicht wieder auf, gilt es als endgültig verloren. Dann hat man gegenüber der Airline Anspruch auf Ersatz. Dieser beträgt maximal 1.500 Euro pro Person (nicht pro Gepäckstück).