Es gibt Dinge, die gehören nicht zu den schönsten Erfahrungen während einer Reise mit dem Flieger. Eine Nacht im Flughafen gehört mit Sicherheit dazu. Allerdings kommt es darauf an, auf welchem Flughafen man die Nacht verbringt. Manche bieten allerlei Komfort, andere sind ein Albtraum.

Die Gründe, warum Passagiere eine Nacht im Flughafen verbringen, sind höchst unterschiedlich. Einige tun dies ganz bewusst. Sie buchen einen Flug von A nach B mit Zwischenlandung am Drehkreuz C. Der Zwischenstopp in C ist allerdings sehr lang. Der Klassiker hier: Ankunft abends, Weiterflug morgens früh.

Andere Passagiere dagegen stranden unfreiwillig am Flughafen: Sie haben wegen Verspätung den Anschlussflug verpasst oder – oft noch ärgerlicher – es mit Fällen von höherer Gewalt zu tun. Darunter fallen beispielsweise Unwetter, Terror oder ein Streik des Bodenpersonals.

Anzeige im Flughafen: Flüge gestrichen

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Damit man als betroffener Passagier nicht aus allen Wolken fällt und spätabends hilflos durchs Terminal irrt, haben wir ein paar Tipps für die Nacht im Flughafen zusammengestellt.

Tipp: Nachrichten verfolgen!

Okay, gegen einen Unfall, Terrorangriff oder bescheuerte Drohnen-Spielchen irgendwelcher Idioten ist kein Kraut gewachsen. Gegen alles andere dagegen schon. Deshalb sollte man die Nachrichten vor Antritt der Reise verfolgen. Hat sich Frau Holle dazu entschlossen, in der Stadt des Abflugs oder der Zwischenlandung ihr Herz auszuschütten? Hat die Gewerkschaft die Nase voll und will das Boden- oder Flugpersonal in einen Streik schicken? Ist Vulkan XY aus seinem jahrzehntelangen Tiefschlaf erwacht und spuckt fleißig Asche in den Himmel?

Eruption des Vulkans Agung auf Bali

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Braut sich in der Karibik ein Hurrikan zusammen und nimmt Kurs auf die US-Ostküste? Falls man eine dieser Fragen mit einem Ja beantworten kann, sollte einem die Redewendung »Nachtigall, ick hör dir trapsen« in den Sinn kommen. Kurzum: Man sollte das Kopfkino-Programm starten und alle Stör-Eventualitäten in Betracht ziehen. Je nach Schwere des Ereignisses ist es durchaus sinnvoll, die Airline zu kontaktieren und zu sondieren, ob und inwieweit eine Umbuchung des Fluges sinnvoll ist.

Was bietet der Flughafen nachts?

Jetzt geht’s ans Eingemachte. Wenn man schon vorher weiß, an welchem Flughafen es Probleme geben könnte (z.B. heftige Schneefälle am Drehkreuz), sollte man sich über die örtlichen Gegebenheiten informieren. Denn: Einige Airports bieten nachts nur ein eingeschränktes Angebot.

Viele Geschäfte, Restaurants und sonstige Entertainment-Anbieter schließen nachts ihre Pforten – sei es, weil es ein Nachtflugverbot am Flughafen gibt, oder weil einfach nur sehr wenige Flieger nachts starten. Wenn man Pech hat, gibt’s nachts nur noch am Automaten etwas zu trinken und zu essen. Wer an einem solchen Flughafen umsteigt, sorgt dafür, dass man für den Fall der Fälle von zu Hause eigenen Proviant mitnimmt.

Nacht am Flughafen: Hotel in der Nähe?

Jetzt wird es tricky. Wer die Gewissheit hat, dass man die Nacht am Flughafen verbringen muss, sollte zügig handeln. Bevor man nun das Servicepersonal am Airport-Infopoint nötigt, das passende Hotel herauszusuchen, sollte man selbst das Zepter in die Hand nehmen. Im Idealfall schon zu Hause. Dort kann man schon einmal recherchieren, welche Hotels sich im Flughafen (teurer) oder in der Nähe des Flughafens (billiger) befinden. Und dann: Ist noch etwas frei? Was kostet dort ein Zimmer pro Nacht? Wie weit ist das Hotel vom Flughafen entfernt und wie kommt man am besten spätabends dorthin? Fahren noch Bahnen oder Busse? Bietet das Hotel einen Shuttle-Service vom und zum Flughafen? Wenn ja, wo ist die Haltestelle? All das kann man bereits von zu Hause aus recherchieren. Im Fall der Fälle ist man dann bestens gewappnet.

Passagiere im Zug in Indien

Braden Barwich

Hat man dazu keine Zeit und Lust, sollte zumindest eine Hotelreservierungs-App (z.B. Hotels.com) auf dem Handy verfügbar sein, damit man im Flughafen gleich mit der Suche loslegen kann.

Eine Nacht auf den Plastikstühlen

Ein Hotel kommt nicht in Frage, weil man nicht das dazu nötige Kleingeld hat? Oder weil man morgens um vier Uhr der erste Passagier am Airline-Schalter sein will und deshalb keine Lust hast, für geschätzt fünf, sechs Stunden Schlaf ein Hotelzimmer zu buchen? Kein Ding. Dann verbringt man eben die Nacht im Flughafengebäude. Aber: Nun kommt der Zeitpunkt, wo sich bei den Flughäfen die Spreu vom Weizen trennt. In manchen Flughäfen kann man akzeptabel mit Schlafsack, Kissen, Ohrstöpsel und Schlafmaske auf dem Boden oder in Plastikschalensesseln übernachten, in anderen überhaupt nicht.

frau schläft auf sitz im flughafen gebäude

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Das hat unterschiedliche Gründe: Mal erstrahlt das Terminal in grellem Neonlicht, mal dröhnen Lautsprecherdurchsagen im Zwei-Minuten-Takt durchs Gebäude, mal feiert eine party- und trinkfreudige Truppe in der Nähe des Schlafplatzes. Oder, auch das gibt es, das Sicherheitspersonal des Flughafens dreht seine Runde und weist darauf hin, dass der Fußboden keine Hotelmatratze sei.

Und auch das kann man vorab erfahren: Auf der Webseite von Sleeping in Airports nämlich geben Reisende wertvolle Tipps zur Nacht im Flughafen; dort kann man sich darüber informieren, ob, wie und wo man am bequemsten im Flughafen schlafen kann.

So viel sei schon einmal verraten: Die europäischen Flughäfen München, Helsinki, Amsterdam, Zürich, Prag und Wien gehören mit zu den besten auf dem Kontinent. Als schlechtester Flughafen wurde bei der letzten Befragung der Jeddah King Abdulaziz International Airport in Saudi-Arabien genannt, gefolgt vom New York City LaGuardia Airport und dem London Stansted Airport.

Schlafen im Flughafen: Das sollte man beachten

Wer sich dazu entschieden hat, die Nacht im Flughafen zu verbringen, sollte ein paar Tipps beherzigen. Zunächst einmal kann es nicht schaden, ein paar Mitbringsel wie eine Sonnenbrille und Ohrstöpsel dabei zu haben. Dann sollte man nach einem Ort Ausschau halten, wo man am besten übernachten kann. Wer allein reist, sollte in der Nähe anderer Reisender schlafen. Körperliche Angriffe auf Flughafenschläfer kommen zwar so gut wie nie vor, Diebstähle dagegen schon. Persönliche Gegenstände sollten deshalb immer eng am Körper getragen werden.

Auch, wenn die Flughafen-Bar am Abend zu dem ein oder anderen Drink einlädt: Je nach Airport sollte man sich nicht all zu spät auf die Suche nach einem Schlafplatz machen, denn sonst sind alle potentiellen Schlafplätze bereits belegt. Das gilt besonders für stark frequentierte Flughäfen in der Hauptsaison. Wenn man keinen blassen Schimmer hat, wo man schlafen könnte, fragt am besten nett (!) das Flughafenpersonal.

Schlafende Passagiere im Flughafen

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Wer partout keinen Platz zum Schlafen findet, für den gibt es einen zugegebenermaßen ungewöhnlichen Tipp: auf zum Mietwagenverleih und im Parkhaus im Auto schlafen. Bevor man zur Onlinebuchung schreitet, geht man aber zunächst zum Schalter der Autovermietung und fragt, ob das Auto in der Nacht kostenlos auf dem Parkplatz stehenbleiben kann. Wichtig: auch die Rückgabezeiten nachfragen, um sicherzustellen, dass ein Mitarbeiter der Autorvermietung da ist, wenn man das Auto dem Flug am nächsten Morgen »zurückgibt«.

In einigen Airports sieht man es nicht gern, wenn Reisende auf dem Boden schlafen. Andere verbieten es sogar. Allerdings drücken viele Airports ein Auge zu und tolerieren die ungebetenen Übernachtungsgäste. Das verpflichtet zur Dankbarkeit und Respekt. Deshalb sollte man die Toleranz der Sicherheitsdienstmitarbeiter nicht überstrapazieren und sich so benehmen, als sei man auf einem Campingplatz. Weder ein Zelt noch ein Gaskocher haben hier etwas zu suchen!

Alternative: Kino, Lounge und Napcabs

Sollte weder eine Nacht im Hotel noch auf dem Fußboden das Richtige sein, hat man nur noch drei Möglichkeiten. Erstens: Man schlendert durch den Airport, in der Hoffnung, irgendwo unterhalten zu werden. In Singapur-Changi zum Beispiel hat man verdammt gute Karten. Dort gibt’s unter anderem mehrere Kinosäle.

Wenn man im Flughafen Amsterdam-Shiphol ist, kann man sich in den Airport Park mit echten Bäumen, Pflanzen und Vogelgezwitscher aus Lautsprechern zurückziehen. Ziemlich idyllisch. Der Vancouver International Airport bietet zwei riesige Aquarien, in denen Anemonen und Seesterne leben.

Zweitens: Man sucht eine Lounge, die nachts geöffnet hat und kauft sich einen Stunden- oder Tagespass. Der Zugang zur Plaza Premium Lounge in Singapur-Changi zum Beispiel kostet für fünf Stunden umgerechnet etwas mehr als 60 Euro. Tipp: am besten vorab online den Loungezugang buchen, das gibt häufig Rabatt. In Deutschland hat man allerdings Pech – die meisten – wenn nicht alle Lounges – schließen am späten Abend.

Emirates Business Lounge

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Drittens: Man hat Glück und am Flughafen gibt es eine Schlafkapsel. Das sind kleine Schlafkabinen, die man – je nach Airport und Uhrzeit – für 10 bis 20 Euro pro Stunde mieten kann. Wenn man mal einen Blick darauf werfen möchte, bitte sehr:

Nacht im Flughafen: Schlafkapsel im Flughafen München

Flughafen München

Nachgefragt: Was die drei großen Airports FRA, MUC und DUS empfehlen

Jana Schäfer, Flughafen Frankfurt:

»Natürlich kann man auch nachts am Flughafen Frankfurt allerhand erleben. Für Unterhaltung sorgen die Movie und Gaming Worlds mit Blockbustern und Videospielen. In den Yoga-Räumen finden Passagiere einen Rückzugsort zum Entspannen und Meditieren. Zahlreiche Geschäfte haben rund um die Uhr geöffnet – neben Snacks und Getränken kaufen Fluggäste hier Bücher und Magazine. Zum Ausruhen stehen bequeme Sessel mit Lademöglichkeiten für elektronische Geräte zur Verfügung.

Wer ein richtiges Bett bevorzugt bucht sich ein NapCap: sich hinlegen, entspannen oder sogar etwas schlafen – und das in einem richtigen Bett, abseits des Trubels und doch mitten im Flughafenterminal. Die NapCabs sind mit einem komfortablen Bett, individuell einstellbarer Klimaanlage, Wecker, USB-Ladestation, Internetzugang sowie weiteren Features ausgestattet – ideal zugeschnitten auf die Bedürfnisse von Reisenden, die sich für ein paar Stunden aus dem Flughafentreiben zurückziehen wollen. Schallgedämmt sorgen die Kabinen für einen erholsamen Schlaf und bieten darüber hinaus mit einem Arbeitstisch auch die Möglichkeit, ungestört zu arbeiten.

Insgesamt gibt es neun Kabinen im Sicherheitsbereich von Terminal 1, in den Hallen Pier A Schengen und B. Drei NapCabs befinden sich im  Transitbereich B, in der Ebene 3  – gegenüber der Air Canada Lounge und in unmittelbarer Nachbarschaft zur Dachterrasse. In die dritte Ebene gelangt man über die Rolltreppe bei Gate B 42. Weitere sechs NapCabs gibt es im Pier A Schengen zwischen den Gates A 56 und A 58.  Zur Erfrischung vor der Weiterreise befinden sich Duschräume in der Nähe der NapCabs.

Das Flughafenhotel My Cloud ist für Transitreisende die perfekte Gelegenheit, um sich beim Zwischenstopp zu erholen und im eigenen Hotelbett neue Energie zu tanken. Die Lage im Terminalgebäude garantiert einen schnellen Weg zum Boarding und dem nächsten Anschlussflug.«

Robert Wilhelm, Flughafen München

»Passagiere können bei uns im öffentlichen Bereich des Flughafens »übernachten«. In der Regel handelt es sich dabei um Fluggäste, die einen sehr frühen Abflug haben und den Airport nur am Vorabend erreichen können. Zwei Hotels (Hilton und Novotel) sind direkt am Flughafengelände angesiedelt – dort gibt es auch Spa-Bereiche.

Außerdem gibt es die sogenannten NapCabs. Dabei handelt es sich um Schlafkabinen, die sowohl im öffentlichen als auch im nicht-öffentlichen Bereich des Airports zur Verfügung stehen und stundenweise gemietet werden können. Wer nicht schlafen will, kann unsere Restaurants und Bars besuchen. Unsere Flughafenbrauerei »Airbräu« hat bis 23:00 Uhr geöffnet, und die McDonalds Systemgastronomie bietet Öffnungszeiten von 04:00 bis 02:00 Uhr. Die diversen Lounges haben in der Regel nur während des regulären Flugbetriebs geöffnet und sind nachts geschlossen.«

Flughafen München in der Nacht

Flughafen München

Christian Hinkel, Flughafen Düsseldorf

»Gemütlicher als auf einer der Sitzgelegenheiten im Terminal lässt sich die Nacht sicherlich in einem der beiden am Airport ansässigen Hotels verbringen. Sowohl das Sheraton Düsseldorf Airport Hotel als auch das Maritim Airport Hotel sind in nur zwei bis drei Minuten zu Fuß vom Terminalgebäude aus erreichbar und offerieren auch Park, Sleep & Fly-Angebote.

Seinen Hunger beziehungsweise Durst kann man im Terminal rund um die Uhr stillen: auf der Ankunftsebene in den Schnellrestaurants Mc Donald‘s und Kentucky Fried Chicken. Auch im B2B Café auf der Abflugebene kann man jederzeit ein Getränk und einen Snack genießen.  Bis 24:00 Uhr geöffnet haben das türkische Restaurant Anadolu und das orientalische Café Mosaic. Beide schließen ihre Türen aber nur für wenige Stunden und sind ab 4:00 Uhr wieder für die Gäste da.  Ebenfalls bis 24:00 Uhr geöffnet haben der Rewe-Supermarkt sowie der Zeitschriften- und Bücherhandel WH Smith auf der Ankunftsebene.«

Terminal am Flughafen Düsseldorf in der Dämmerung

Flughafen Düsseldorf