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Auf Teneriffa sind am Wochenende drei Menschen ums Leben gekommen, als gewaltige Wellen auf die Küste trafen. Die Behörden warnen seit Langem vor der Gefahr. Dennoch kommt es immer wieder zu tragischen Unfällen, weil Einheimische und Touristen die Warnhinweise missachten. Das solltest du über die Riesenwellen auf Teneriffa wissen.

Riesenschreck auf der bei Touristen beliebten Kanareninsel Teneriffa: Am Samstag kamen drei Menschen ums Leben, mehrere weitere wurden mit teils schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht, nachdem Monsterwellen auf die Küste trafen. In Puerto de la Cruz riss eine besonders hohe Welle zehn Menschen von der Hafenmole ins Meer. Augenzeugen berichten, das Wasser habe zunächst ruhig gewirkt, ehe eine einzelne, extrem hohe Welle plötzlich über die Mole schwappte und mehrere Spaziergänger sowie Schaulustige mitriss. Rettungskräfte der Policía Local, der Feuerwehr und der Küstenwache waren sofort im Einsatz, wie u.a. die Bild-Zeitung auf ihrer Website berichtet.

Auch an anderen Orten der Insel kam es zu tragischen Vorfällen: Im Süden Teneriffas wurde am Nachmittag ein Mann tot aus dem Meer geborgen. Nach Angaben der Polizei war er vermutlich ebenfalls von einer hohen Welle überrascht worden. Im Nordwesten, in der Nähe von Los Silos, wurde ein weiterer Mann per Rettungshubschrauber aus der aufgewühlten Brandung gerettet. Trotz intensiver Wiederbelebungsmaßnahmen starb auch er später an den Folgen des Unfalls.

Nach ersten Einschätzungen der Behörden handelt es sich um die heftigste Wellenlage des bisherigen Winters. Der spanische Wetterdienst AEMET hatte zuvor bereits eine orangefarbene Warnstufe für die Nord- und Westküste ausgegeben. Dennoch befanden sich zum Zeitpunkt der Unglücke zahlreiche Menschen in den betroffenen Küstenbereichen.

Die lokalen Behörden appellieren eindringlich an die Bevölkerung und Touristen, die Küstenzonen bei hoher Brandung strikt zu meiden. Immer wieder unterschätzen Menschen die Kraft des Atlantiks oder lassen sich von der spektakulären Brandung zu nah an gefährliche Bereiche locken – mit oft tödlichen Folgen.

Gefährliche Monsterwellen auf Teneriffa: Wenn die Naturgewalt zuschlägt

Die Urlaubsinsel Teneriffa, die größte der Kanarischen Inseln, liegt mitten im Atlantischen Ozean, rund 300 Kilometer westlich der marokkanischen Küste. Besonders in den Herbst- und Wintermonaten verwandelt sich die sonst ruhige Inselküste regelmäßig in eine Bühne der Naturgewalten. Dann rollen Monsterwellen Richtung Teneriffa, die mit ungeheurer Wucht auf die Felsküsten und Promenaden treffen.

Diese Wellen, im spanischen Sprachgebrauch als »Marejadas« oder bei besonders hohen Wasserständen als »Mar de fondo« bezeichnet, entstehen weit draußen im Atlantik. Dort bilden sich über Tage hinweg mächtige Sturmtiefs, die den Wind ungebremst über tausende Kilometer Wasserfläche fegen lassen. Je länger und gleichmäßiger dieser Wind weht, desto mehr Energie sammelt sich im Ozean – und desto größer werden die entstehenden Wellen, die sich schließlich in Richtung Kanaren bewegen.

Welle vor Teneriffas Küste

Foto: Ernest Rose/Shutterstock.com

Während die Wellen auf offener See oft unscheinbar wirken, ändert sich ihr Charakter, sobald sie auf die Unterwasserlandschaft rund um Teneriffa treffen. Die Insel fällt unter Wasser extrem steil ab: Nur wenige hundert Meter vor der Küste liegen bereits Tiefen von mehr als 1.000 Metern. Diese ungewöhnliche Topografie verhindert, dass die Wellen ihre Energie allmählich abbauen können. Stattdessen brechen sie abrupt, oft erst direkt vor der Küste oder an Hafenmauern. Das ist ein Effekt, der sie besonders unberechenbar und gefährlich macht.

Die Nordküste von Teneriffa ist besonders betroffen

In Sekundenbruchteilen türmen sich dann mehrere Meter hohe Wasserwände auf, die mit enormer Kraft auf Felsen, Uferpromenaden oder Naturpools treffen. Selbst erfahrene Einheimische sprechen von einem »Atem des Atlantiks«, der die Insel in den Wintermonaten heimsucht. Bei starken Wellen kann die Brandung so mächtig werden, dass ganze Straßenzüge, Parkplätze oder Küstenrestaurants überspült werden.

Welle trifft auf Teneriffa

Foto: Producciones Jutia/Shutterstock.com

Besonders betroffen ist die Nordküste rund um Puerto de la Cruz, Garachico und Icod de los Vinos. Dort treffen die Atlantikwellen nahezu ungebremst auf steile Lavafelsen und alte Hafenanlagen. Auch im Westen, bei Los Gigantes, oder im Nordwesten, nahe Buenavista del Norte, kommt es regelmäßig zu gefährlichen Situationen.

Für Surfer und Fotografen mag dieses Naturphänomen faszinierend sein; für unvorsichtige Spaziergänger oder Touristen, die zu nah an die Brandung treten, kann es jedoch lebensgefährlich werden. Denn Monsterwellen entstehen nicht in gleichmäßigem Rhythmus: Oft folgt auf eine Reihe kleinerer Wellen plötzlich eine einzelne, deutlich größere Welle, die ohne jede Vorwarnung auftrifft und Menschen mitreißen kann.

Warnungen der Behörden unbedingt beachten

Die örtlichen Behörden und der spanische Wetterdienst AEMET warnen regelmäßig vor starkem Wellengang und aktivieren Warnstufen (gelb, orange oder rot) für betroffene Küstengebiete. Trotz klarer Warnschilder, Absperrungen und Durchsagen ignorieren viele Besucher die Hinweise, meist aus Neugier, um Fotos oder Videos der tosenden Brandung zu machen. Doch schon eine einzige Welle kann aus dem Nichts auftauchen, Menschen mitreißen und ins offene Meer ziehen.

Die schrecklichen Ereignisse des Wochenendes sind denn auch nicht die einzigen Vorfälle, die sich in jüngster Zeit ereignet haben. So wurde ein britischer Urlauber am 28. Januar 2025 auf Los Gigantes (Westküste Teneriffa) von einer Welle ins Meer gespült und verstarb, wie die Canary Weekly auf ihrer Website berichtete. Und im April 2024 stürzte eine Person beim Fotografieren, eine weitere verstarb durch starken Wellengang und Küstenüberflutung, wie das Portal »The Olive Press« auf seiner Website berichtete.

Riesenwellen auf Teneriffa: Präventive Tipps für Touristen

Damit der Urlaub nicht in einer Tragödie endet, sollten Besucher der Kanaren einige Sicherheitsregeln unbedingt beachten. Es gilt, die Warnstufen zu beachten: Informiere dich daher täglich über die aktuellen Warnmeldungen der AEMET oder lokaler Medien.

  • Rot = Lebensgefahr, Küstenbereiche meiden!
  • Orange = erhöhte Gefahr, Abstand halten!
  • Küstenpromenaden und Naturpools meiden: Besonders bei starkem Wellengang niemals auf Molen, Stege oder Felsen gehen, auch wenn das Meer ruhig wirkt.
  • Apps & Informationsquellen nutzen: AEMET-Wetter-App (amtliche Warnungen) & die Website des Cabildo de Tenerife für aktuelle Sicherheitsmeldungen
  • Sicherheitsabstand halten: Mindestens 10–15 Meter Abstand von der Brandung, das gilt auch und besonders beim Fotografieren oder Beobachten.
  • Ratschläge der Einheimischen befolgen: Viele Einheimische wissen, welche Küstenabschnitte bei bestimmten Wetterlagen gefährlich werden.