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Palma de Mallorca verschärft abermals die Regeln gegen den Massentourismus: Die Stadt will künftig die Vermietung von Ferienwohnungen einschränken und Partyboote verbieten. Hier erfährst du, was genau geplant ist und warum die Stadt jetzt einschreitet. 

Die Ankündigungen von Bürgermeister Jaime Martínez (PP) am Dienstag (14. Oktober 2025) haben es in sich: Künftig sollen in der Stadt keine neuen Lizenzen für Ferienunterkünfte mehr vergeben werden. Das gilt unabhängig davon, ob es sich um Wohnungen, Häuser oder einzelne Zimmer handelt. Auch die Eröffnung neuer Hostels wird untersagt. Ziel sei es, die Zahl günstiger, häufig stark frequentierter Übernachtungsmöglichkeiten im Zentrum zu begrenzen, so Martínez.

Bestehende Hostels sollen nach Möglichkeit in (höherwertige) Hotels oder langfristig nutzbaren Wohnraum umgewandelt werden. Die bereits existierenden 639 Ferienunterkünfte in Palma behalten vorerst ihren Status. Doch sobald eine Lizenz zurückgegeben oder entzogen wird, soll diese endgültig verfallen. Mit den Regelungen will die Stadt verhindern, dass dem regulären Mietmarkt immer mehr Wohnraum entzogen und stattdessen für kurzfristige Vermietungen an Urlauber genutzt wird. Über die Ankündigungen berichtet u.a. die Mallorca Zeitung auf ihrer Website.

Massentourismus auf Mallorca: Verbot der Partyboote

Die Stadt schreitet aber nicht nur auf dem Wohnungsmarkt ein. Palma will auch die sogenannten Partyboote verbieten, die besonders entlang des Paseo Marítimo mit lauter Musik, Alkoholexzessen und feiernden Touristen für Unmut unter Anwohnern sorgen. Die Stadt will eng mit der Hafenbehörde zusammenarbeiten, um entsprechende Genehmigungen künftig nicht mehr zu erteilen. Bürgermeister Martínez sagte, Palma müsse wieder eine Stadt zum Leben sein und dürfe nicht zur bloßen Kulisse eines Partytourismus verkommen.

Junge Leute feiern mit Alkohol auf einem Partyboot

Foto: Tint Media/Shutterstock.com

Während die Stadtregierung die Maßnahmen als richtigen Schritt zur Wiederherstellung der Lebensqualität feiert, fallen die Reaktionen aus Politik und Tourismusbranche kritisch aus. Vertreter der Hotellerie und Ferienhauswirtschaft warnen, dass durch das Einfrieren der Lizenzvergabe die Nachfrage nach privaten Unterkünften weiter steigen könnte – mit der Folge explodierender Preise und einem florierenden Schwarzmarkt.

Auch die linke Opposition kritisiert die Vorhaben, wenn auch aus anderen Gründen. Die Stadtverwaltung handele zu spät und zu zögerlich, heißt es von den Sozialdemokraten (PSOE). Sie werfen Martínez vor, die Maßnahmen seien nur symbolisch. Stattdessen müssten die bereits bestehenden Ferienwohnungen spürbar reduziert werden, berichtet die spanische Tageszeitung Ultima Hora auf ihrer Webseite.

Immer lauter werdende Kritik am Massentourismus auf Mallorca

Seit Jahren wächst auf Mallorca, und vor allem in der Hauptstadt Palma, die Kritik am Massentourismus. Anfangs kritisierten vor allem Umweltgruppen die Touristenmassen, mittlerweile aber äußern auch Teile der Bevölkerung immer lauter ihren Unmut. Sie haben die Nase voll von steigenden Lebenshaltungskosten, Wohnungsnot und Straßen, die vor lauter Touristen aus allen Nähten platzen.

Die Gründe liegen auf der Hand: Immer mehr Wohnungen, auch in traditionell ruhigen Wohnvierteln, werden an Urlauber vermietet. Für viele Mallorquiner wird es immer schwerer, bezahlbaren Wohnraum zu finden, besonders junge Menschen und Familien mit mittlerem Einkommen. Gleichzeitig steigen die Grundstückspreise, angeheizt von Investoren, die vom Ferienwohnungsmarkt profitieren. Streaming-Tipp: In der ZDF-Mediathek ist eine sehenswerte Reportage über die Wohnungskrise auf Mallorca zu sehen.

Farbige Häuser in der Altstadt von Palma

Foto: vulcano/Shutterstock.com

Überfüllte Strände, Verkehrskollapse in der Hochsaison und eine zunehmend kommerzialisierte Innenstadt führen bei vielen Einheimischen zu dem Gefühl, ihre Stadt sei touristisch komplett aus dem Ruder gelaufen.

Ärgernis Sauftourismus am Ballermann & Co.

Hinzu kommt der sogenannte Sauftourismus, der Mallorca – vor allem in Palma, an der Playa de Palma und in Magaluf – seit Jahren ein Dorn im Auge ist. Billigflüge, günstiger Alkohol, laute Musik und Exzesse prägen besonders in den Sommermonaten das Bild. Viele Anwohner berichten von nächtlichem Lärm, Müll, Sachbeschädigungen und mangelnder Rücksichtnahme durch feiernde Touristengruppen. Das Verbot der Partyboote dürfte insofern eine Reaktion auf Beschwerden aus der Nachbarschaft rund um den Hafen sein.

Bereits in der Vergangenheit gab es wiederholt Demonstrationen auf Mallorca gegen die negativen Auswirkungen des Massentourismus. Im Mai 2024 protestierten mehr als 10.000 Menschen in Palma gegen steigende Mieten, fehlenden Wohnraum und die soziale Entwurzelung ganzer Stadtteile. »Mallorca no es ven« – »Mallorca steht nicht zum Verkauf« – lautete einer der Slogans. Auch im Sommer 2025 kam es zu Protesten mit Tausenden Teilnehmern, berichtet u.a. die Tagesschau auf ihrer Webseite. Die Demonstranten forderten eine andere Tourismuspolitik mit weniger Fokus auf Masse und mehr Augenmerk auf Nachhaltigkeit, lokale Bedürfnisse und soziale Gerechtigkeit.