Die menschliche Umschreibung des Scandic Hamburg Emporio kann man als engagiert bezeichnen. Mit reichlich Einsatz und Überzeugung setzt das Hotel neue Maßstäbe der vorausschauenden Art. Text: Jennifer Latuperisa-Andresen
Ein Hotelbesuch kann sehr lehrreich sein. Zum Beispiel habe ich in den ersten Minuten nach der Ankunft gelernt, dass Florian Weber, eigentlich Schlagzeuger der Band Sportfreunde Stiller, ein bildender Künstler ist. Denn er modellierte, zeichnete und zimmerte eine kreative Liederschau des Sportfreunde-Albums »New York, Rio, Rosenheim«. Wie so etwas aussieht, kann man sich in der siebten Etage des Hotels ansehen. Dort hat er für den Art Floor das Flurdesign übernommen, indem er sich künstlerisch mit jedem Song des Albums auseinandergesetzt hat und somit bildliche Metamorphosen des Klanglichen geschaffen hat. Sexuell anzügliche Verkehrsplakate (der Mann hat Humor!), bemalte Stühle oder zersägte Drumsticks zeigen das, was ihn musikalisch bewegt.
Kunst, die nachhält
Doch die Kunst des Art Floors, auch Millentor Gallery genannt, endet keinesfalls auf dem Gang. Ganz im Gegenteil, da beginnt erst der Ausflug in die Kunst. Die dortigen 14 Zimmer wurden von Künstlern individuell gestaltet. Thema: Wasser. Ein schöner Bezug zur Hansestadt, welche ja ebenfalls eng mit dem Wasser verbunden ist.
Die Zimmer der Millerntor Gallery sind sehenswerte Kunstobjekte, die aufgrund ihrer spektakulären Deckenhöhe viel Wand als Leinwand bieten. Wie es sich für ein Scandic-Hotel (dazu später mehr!) gehört, hat natürlich auch die Kunst einen Nachhaltigkeitsgedanken: Die Bilder der Galerie und der Zimmer sind auch als Printversion zu kaufen, wovon die Hälfte der Erlöse an die Hamburger Organisation Viva con agua gehen, welche sich für Brunnenprojekte und sauberes Trinkwasser in Ländern der Dritten Welt einsetzt.
Der Nachhaltigkeitsgedanke des Hauses beginnt allerdings schon viel früher. Ökologie ist ein großes Thema der skandinavischen Hotelkette. Das fängt bei der offensichtlichen Mülltrennung für den Gast an, wird aber bis ins kleinste Detail fortgeführt. Das Schwierigste ist sicherlich, den hippen skandinavischen Touch im Interieur beizubehalten, obgleich das Hotel sich auf die Fahnen geschrieben hat, alle Materialien nachhaltig auszusuchen. Das bedeutet, dass die Herstellung, der Transport und das Recycling, trotz langer Lebensdauer, am Ende energieeffizient und umweltschonend sind. Nichts im Hotel ist potenziell umweltgefährlich oder beinhaltet allergene Substanzen (von Lebensmitteln einmal abgesehen!).
Selbst das komplizierte Thema der Klimaanlagen, Heiz- und Lüftungssysteme ist für einen niedrigen Energiebedarf ausgelegt. Schön ist auch, dass der Strom über Greenpeace Energy bezogen wird. Wasser ist im Hotel ein zentrales Thema. Das Restaurant heißt H2O. Der Teppich – der eigens für das Hotel designt wurde – zeigt verschnörkelte Fische, und im Aufzug taucht man auf, wenn man nach oben fährt, und ab, wenn es nach unten geht. Das Gefühl hat der Gast zumindest, denn das blaue Licht wird dann dunkler beziehungsweise heller. So wird der Gang zum Zimmer zu einem Tauchgang. Irgendwie kurios.
Hell, barrierefrei, lokal
Die Zimmer hingegen sind nicht blau beleuchtet, dafür aber dank bodentiefer Fenster hell und lichtdurchflutet. Jedes der 325 Zimmer mit einer Mindestgröße von 24 Quadratmetern besticht zudem durch ein helles und hochwertiges Interior-Design aus Naturhölzern und -stoffen in frischen Farben.
Aufgrund der umfassenden barrierefreien Gestaltung des Hotels können sich im Scandic Hamburg Emporio auch körperlich benachteiligte Menschen rundum wohlfühlen. 33 behindertenfreundliche Zimmer, extrabreite Flure, abgesenkte Tresen und Tische sowie Blindenschrift zur Orientierung sehbehinderter Menschen vermitteln ein hohes Maß an Flexibilität.
Doch es gibt noch mehr Gutes zu berichten. Das Restaurant hat ein ausgefeiltes Konzept. Serviert es doch größtenteils Lebensmittel aus regionalem Anbau mit schwedischem Twist.
Die Küche verwendet natürlich fast ausschließlich Bio-Produkte. Außerdem werden glutenfreies Brot und laktosefreie Milch angeboten. Viele der verwendeten Lebensmittel sind zusätzlich Fairtrade zertifiziert, wie zum Beispiel der außerordentlich leckere Kaffee. Ein Paradebeispiel ist das Scandic Hotel Emporio. Ein Vorzeigeobjekt. Hier nächtigt der Gast mit einem guten Gewissen. Und wie heißt es in den Texten von den Sportfreunden Stiller. Dies ist eine »Hymne auf Dich«. Auf Dich und dein Engagement.
Unterkunft. Scandic Hamburg Emporio. Dammtorwall 19, 20355 Hamburg, Tel.: 040 4321870. Die Zimmer auf dem Art Floor können speziell angefragt werden und bewegen sich im gleichen finanziellen Rahmen.