Weihnachten in Brasilien, das heißt: Der Wintermantel kann zu Hause bleiben. Mitbringen dagegen darf man einen Sinn für Tradition und Besinnlichkeit, denn die Brasilianer mögen den Advent und Weihnachten mindestens so gern wie wir. Das Land ist somit ideal für alle, die Weihnachten gern in sommerlicher Kulisse feiern wollen.
Schon gewusst? Es waren vor allem die deutschen Einwanderer, die viele Bräuche rund um Weihnachten mit nach Brasilien gebracht haben: den Adventsschmuck, den Weihnachtsmann und die Bescherung an Heiligabend. Damit hat es sich dann aber auch. Denn wer im Advent in Brasilien verweilt, stellt rasch fest, dass hier nicht nur die Tanne, sondern auch Palmen, Mangobäume und Bananenstauden in Lametta versinken. Sie blinkern und funkeln dann um die Wette.
Wie bei uns auch, bieten einige Shoppingmalls in Brasilien einige Tage vor dem Fest Öffnungszeiten de luxe. Manche sind dann gar 36 bis 48 Stunden durchgehend geöffnet – je nach Region.
Brasilianische Weihnachtstraditionen: Fast wie bei uns
Okay, bei uns trifft man sich Heiligabend im Kreise der Familie. Bei den einen gibt’s Heiligabend nur Würstchen mit Kartoffelsalat, bei den anderen wird bereits opulent mit Weihnachtsgans & Co. aufgetischt. Anschließend geht’s in die Kirche, zur Mitternachtsmesse. In Brasilien ist das ganz ähnlich, nicht selten aber in anderer Reihenfolge. So steht häufig zunächst der Besuch der traditionelle Mitternachtsmesse »Missa do Galo« am Beginn der Feierlichkeiten. In vielen Städten wird gegen Mitternacht aber auch ein Feuerwerk zelebriert, das symbolisch die Geburt des Christkinds verkündet.
Danach geht’s ans Eingemachte. Ein üppiges Festmahl und die Bescherung im Kreise der Familie warten. Ein typisches Weihnachtsmenü in Brasilien sieht so aus: gebratener Puter, der mit Innereien, Kastanien, Ananas, Carambola, Goiaba und Maracujá und weiteren Zutaten gestopft wird. Dazu wird oft die aus Maniokmehl zubereitete Farofa serviert.
An der Atlantikküste und im Nordosten Brasiliens dagegen landen oft frittierte Bolinhos de Bacalhau (Stockfisch-Bällchen) auf dem Weihnachtsteller.
Adventszeit in Rio de Janeiro und finnischer Advent in Penedo
Brasilien liegt bekanntlich auf der Südhalbkugel. Zur Weihnachtszeit sind in Rio de Janeiro dann Sommerferien. Da bietet es sich natürlich an, den Advent feierlich am Strand zu begehen. Einen riesigen schwimmenden Weihnachtsbaum, gar der größte der Welt, steht aber nicht an der Copacabana, sondern am Lagoa Rodrigo de Freitas. Das ist Rios Stadtsee. Unzählige Lichter strahlen an dem 85 Meter hohen und mehr als 500 Tonnen schweren Weihnachtsbaum. Das bescherte ihm den Weltrekord und einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde. Tausende Besucher lockt das Spektakel jährlich im Advent an.
Heiligabend schließlich ist auch in Brasilien Geschenkezeit. Der Weihnachtsmann, »Papa Noël« heißt er in Brasilien, klettert entweder eine Leiter hoch oder kommt durch den Schornstein. In einem großen Spektakel landet er sogar kurz vor Heiligabend per Hubschrauber im berühmten Maracanã-Fußballstadion.
Diejenigen, die sich im Brasilienurlaub nicht zwischen heimeliger Adventsstimmung und dem Strand entscheiden wollen, sei ein Besuch in Penedo empfohlen.
Kleine Orientierung: Das Städtchen liegt im Süden des Bundesstaates Rio de Janeiro, etwa 126 Kilometer von der Copacabana entfernt. Penedo wurde 1926 von Immigranten aus Finnland gegründet, weshalb die Stadt den Spitznamen das »kleine Finnland« verpasst bekam. Von Oktober bis Januar ist Penedo Gastgeber eines populären Weihnachtsfestivals. Es gibt ein Weihnachtsmann-Haus, ein Nachbau des Santa-Hauses in Lappland, reichlich Weihnachtsdekorationen, Weihnachtsbäume und Rentiere zu bestaunen. Auch kulinarisch kann man hier auf eine kleine Entdeckungsreise gehen, denn die Stadt ist bekannt für ihre geräucherten Forellen sowie Schokoladen- und Eisleckereien.
Weihnachten in Natal
Brasiliens Hauptstadt in der Weihnachtszeit ist Natal. Sie trägt das besinnliche Fest bereits im Namen, denn Natal heißt auf Deutsch »Weihnachten«. Das verpflichtet natürlich. Kurze geografische Einordnung: Natal liegt ziemlich weit im Nordosten Brasiliens, im Bundesstaat Rio Grande do Norte. Bis zur Hauptstadt Brasilia sind es rund 2.500 Kilometer. Nun wird sich manch einer vielleicht fragen, warum eine Stadt »Weihnachten« genannt wird? Das ist relativ schnell erklärt: Natal wurde am 25. Dezember 1599 gegründet, dementsprechend wurde der Name der Stadt vom Weihnachtsfest abgeleitet. Es versteht sich von selbst, dass sich die Stadt der Weihnacht im Advent besonders herausputzt. So kann man einen 120 Meter hohen Weihnachtsbaum in Augenschein nehmen und ganzjährig Christbaumkugeln und anderen Baumschmuck kaufen.
Und auch optisch fühlen sich die Einwohner Natals dem Weihnachtsfest verpflichtet. Viele Einwohner der Stadt tragen im Advent stolz rote Zipfelmützen – und das trotz Temperaturen von 30 Grad und mehr.
Weihnachtslichter-Show »Natal Luz« in Gramado
Aber das ist längst noch nicht alles. Recht spektakulär kommt die Weihnachtslichter-Show »Natal Luz« in der Stadt Gramado daher. Gramado liegt in der Serra Gaúcha im Bundesstaat Rio Grande do Sul im Süden Brasiliens. Das Fest findet zwischen Anfang November und Ende Januar statt.
Jedes Jahr kommen extra Tausende von Besuchern deswegen in die Stadt gereist. Geboten werden Musik, Konzerte, Paraden und Theatervorstellungen. Bei der Lichter-Show werden über 54.000 LEDs durch Drähte verbunden, um dann computergesteuert im Takt von Weihnachtsliedern zu blinken. Ein toller Anblick, der schon so manchen zu Tränen gerührt hat. Die Stadt bietet darüber hinaus spektakuläre Paraden in den Straßen sowie Konzerte vom Orquestra Sinfônica de Gramado und vieles mehr.
Nur wenige Kilometer entfernt, in Canela, warten auf Einheimische und Besucher ebenfalls weihnachtliche Illuminationen, Musik, Tanz und Paraden.
Ein weiteres sehr beliebtes Weihnachtsevent ist der Auftritt eines Weihnachtschors am Palácio Avenida in der Stadt Curitiba, die sich auch offiziell Weihnachtsstadt nennt. Mehr als 120 Kinder aus den Casas-de- Acolhidas-Kinderheimen treten in einer Show mehrfach unter dem Thema »Vem Sonhar Com a Gente« (»Komm‘ und träum‘ zusammen mit uns«) auf.
São Paulos Baum von Ibirapuera und die Schweiz von Pernambuco
Manch einer fragt sich nun vielleicht: Und was ist mit der größten Stadt Brasiliens, São Paulo? Feiert man dort etwa nicht? Doch, natürlich. Besonders augenfällig ist der Baum von Ibirapuera. Er ist rund 35 Meter hoch und mit mehr als 170 Ornamenten aus Licht verziert. Es versteht sich von selbst, dass er in der Weihnachtszeit ein besonders populäres Motiv für Postings auf Facebook, Instagram & Co. ist. Aber auch wer durch die Shoppingmalls São Paulos im Advent flaniert, erlebt einen bunten Strauß an stimmungsvollen Lichtern. Hier wird auf eine beeindruckender Art und Weise alles präsentiert, was weihnachtlich opulent glitzern kann.
Wer dagegen schon gern am Strand Weihnachten feiern will, Rio de Janeiro aber eine Nummer zu wuselig und touristisch ist, sollte Kurs auf Recife im Bundesstaates Pernambuco nehmen. Die Stadt liegt nur 300 Kilometer südlich von Natal und ist bekannt für ihre scheinbar endlosen Strände.
Wenn es besonders weihnachtlich werden soll, bietet sich ein Tagesausflug in das 230 Kilometer entfernte Garanhus an. Die sogenannte »Schweiz von Pernambuco« bietet einen weihnachtlich beleuchteten Uhrenplatz, einen Süßigkeiten-Park, animierten Puppen, die Weihnachtsgeschichten erzählen, und Handwerkskunst der Einheimischen.