São Paulo ist das wichtigste Mode-, Kunst- und Architekturzentrum Brasiliens und der größte industrielle Ballungsraum in Lateinamerika. In der Metropolregion Grande São Paulo leben 21 Millionen Einwohner. Damit ist São Paulo eine der größten Städte der Erde. Hier unsere Tipps für einen Trip in die Metropole.
Eines vorweg: Das mit der Liebe auf den ersten Blick, das wird schwer in São Paulo. Das liegt vor allem daran, dass die Metropole ziemlich zugebaut ist. Während man in anderen Großstädten zumindest am Ende des Horizonts Wälder, Berge oder Seen entdeckt, sieht man hier nur Betonwüsten. Raumübergreifend liegt São Paulo da, wie eine Riesenkrake, die ihre Arme und Beine weit auseinander streckt und alles und jeden unter sich vereinnahmt. Nicht so einfach, die Sehenswürdigkeiten in São Paulo zu entdecken. Aber nicht unmöglich. Hier ein paar Tipps für eine Reise nach São Paulo.
Ausreichend Zeit für Trips innerhalb der Stadt einplanen
Stop and Go ist auf dem Weg vom Airport in die Stadt angesagt. Nicht selten dringt durchs offene Auto-Seitenfenster eine Mischung aus heißem Sommerwind, Autoabgasen und Staub. Jedem Besucher sollte daher vorab klar sein: Nach São Paulo fährt man nicht zur Erholung. Und im Gegensatz zum 500 Kilometer entfernten Rio de Janeiro fliegt man hier auch nicht hin, um sich an der Schönheit der Stadt zu ergötzen.
Und doch finden viele Menschen die Stadt unwiderstehlich. Vor allem die, die sich auskennen: die Brasilianer. Denn hinter und vor den Betonburgen hat sich eine quirlige Kultur-, Restaurant- und Clubszene etabliert.
Nun gibt es für Touristen in diesem Metropolendschungel eine gute und eine schlechte Nachricht. Zuerst die schlechte: Um in dieser Stadt von A nach B zu kommen, kann es gut und gern eins bis zwei Stunden mit dem Auto dauern (weshalb sich die Elite der Stadt mit dem Hubschrauber fortbewegt). Die gute Nachricht: Die meisten interessanten Locations liegen im Zentrum São Paulos und dort – aber auch nur dort – gibt es sogar ein gut funktionierendes öffentliches U-Bahn-Netz.
Herzstück São Paulos: die Avenida Paulista
Die Avenida Paulista, die die Stadtteile Consolacao und Jardins voneinander trennt, gilt als das wirtschaftliche Herzstück der Metropole und dürfte die berühmteste Straße Brasiliens sein. Alle wichtigen Unternehmen und Banken haben hier eine Niederlassung, auf rund drei Kilometern reiht sich ein Bürokomplex nach dem anderen. Aber nicht nur: Für Besucher bietet die Avenida zahlreiche exklusive Läden, darüber hinaus ist sie auch ein Freiluftspektakel mit Musikern, Tänzern, Jongleuren und Zauberern auf der Straße – vor allem sonntags, wenn die Avenida für den Autoverkehr gesperrt ist.
Kunstfreunde sollten Kurs auf das Museu de Arte de São Paulo (MASP) nehmen. Man erkennt es leicht von außen an den knallroten Betonbügeln.
Das Museum umfasst heute mehr als 11.000 Werke, darunter Gemälde, Skulpturen, Objekte, Fotografien, Videos und Kleidung aus verschiedenen Epochen. Es gilt als das bedeutendste Kunstmuseum Brasiliens.(Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags von 10 bis 20 Uhr; der Eintritt beträgt 70 Reais).
Unbedingt besuchen sollte man die Kult-Bäckerei Bella Paulista in der Rua Haddock Lobo, parallel gelegen zur Rua Augusta. Sie hat 24 Stunden am Tag geöffnet, bietet leckere Speisen und Snacks und ist die wohl bekannteste Einkehrstube für Nachtschwärmer in São Paulo.
Museu de Arte Moderna de São Paulo
Das Museu de Arte Moderna de São Paulo, von vielen Einheimischen einfach nur MAM genannt, ist ein Museum und Kulturzentrum. Man kann sich hier temporäre Ausstellungen anschauen, im Restaurant mit Blick auf den Park speisen oder sich ein Mitbringsel im schönen Souvenirladen besorgen. Die ständige Sammlung des Museums umfasst mehr als 5.500 Ausstellungsstücke, von denen die meisten zeitgenössisch (nach 1945) und nicht modern sind, wie der Name des Museums vermuten lässt . Die Sammlung umfasst Gemälde, Skulpturen, Installationen und Fotografien von Künstlern wie José Resende, Volpi, Ligia Clark und Mira Schnedel, Leonilson, Leda Catunda, Dora Longo Bahia und Sandra Cinto. Lohnend ist auch der Skulpturengarten, in dem 25 Werke des Künstlers Burle Marx zu sehen sind.
Das Museum ist dienstags bis sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 25 Reais, sonntags kostenlos.
Street Art in Beco de Batman
In dem Stadtteil Vila Madalena, genauer gesagt in den Straßen Gonçalo Afonso und Medeiros de Albuquerque, befindet sich eine Open-Air-Graffiti-Galerie namens Beco do Batman. Nun, was hat es mit diesem Ort auf sich? Die Geschichte begann in den 1980er Jahren, als an den Wänden des Viertels eine Batman-Comic-Zeichnung entdeckt wurde. Die Veranstaltung zog in der Folgezeit Studenten der bildenden Kunst an. Sie begannen damit, kubistische und psychedelisch beeinflusste Zeichnungen an die Wände des Becos zu zeichnen. Derzeit werden die Zeichnungen von Graffiti-Künstlern ständig erneuert – wer also vor zwei Jahren schon einmal hier war, wird jetzt vermutlich ein neues Graffiti-Werk entdecken. Das Beco de Batman befindet sich in der Nähe U-Bahn-Station Clínicas.
Luxus-Shopping in Jardin
Shopping-Fans dagegen nehmen Kurs auf den Stadtteil Jardin, südlich der Avenida Paulista. Der Traum vom »Gartenviertel« kam im 19. Jahrhundert mit dem englischen Stadtplaner Barry Parker nach Brasilien. Die Häuser sollten weit voneinander entfernt gebaut werden, mit viel Grünfläche. Und das sieht man auch heute noch. Viele Bäume, Sträucher und Pflanzen machen den Stadtteil zu einem ziemlich grünen Ort. Der Stadtteil gilt heute zwar noch als grüne Oase, vor allem aber ist er bekannt als Wohn- und Aufenthaltsort der Gutbetuchten. Er gilt als die edelste – und teuerste – Gegend der Stadt. Auf der Alameda Lorena und der Rua Oscar Freire finden sich viele noble Boutiquen sowie edle Cafés und Restaurants. Wohl an keinem anderen Ort der Metropole lässt sich in so kurzer Zeit so viel Geld ausgeben …
Praça da Republica: São Paulos historisches Zentrum
Die Praça da Republica ist einer der Hauptplätze im historischen Stadtzentrum. Er liegt nördlich von der Avenida Paulista. Man läuft circa 30 bis 40 Minuten vom Museu de Arte de São Paulo dorthin. Auf dem Platz befindet sich unter anderem eines der Projekte des Architekten Oscar Niemeyer: das 1956 eingeweihte Eiffel-Gebäude mit zwei Seitenklappen und 54 Wohnungen. Außerdem gibt es einen kleinen Spielplatz und mehrere Brücken und Brunnen.
Wer einfach einmal das wuselige Treiben der Metropole im Kleinen erleben möchte, ist hier an der richtigen Adresse. Am besten setzt man sich in ein Café und lasst das quirlige Treiben an sich vorbeiziehen. Persönlicher Tipp: Eine der leckersten Eissorten bietet Sorveteria do Centro (R. Epitácio Pessoa, 94).
Am Wochenende lohnt ein Besuch am meisten, denn dann findet auf dem Platz ein Kunsthandwerksmarkt statt, der Feira da Praça da República. Zu kaufen gibt es Dekorationsartikel, Skulpturen, Kleidung, Spielzeug, Schmuck und Essgeschirr aus dem Norden und Nordosten Brasiliens und einigen Nachbarländern Brasiliens. Wer hungrig ist, findet auf dem Food Court Pasta, Snacks und Süßigkeiten. Während des gesamten Aufenthalts in der Gegend sollte man allerdings wachsam sein. Die Kriminalität rund um den Praça da Republica ist recht hoch.
Formidabler Blick über die Stadt vom Edifício Itália
Wer einmal hoch hinaus und São Paulo von oben erleben möchte, ist am Edifício Itália an der richtigen Adresse. Mit 46 Etagen und einer Höhe von 168 Metern ist dieser Wolkenkratzer eines der höchsten Gebäude der Stadt. Man kann mit den Fahrstühlen bis ganz nach oben fahren und von der Aussichtsplattform aus einen tollen 360-Grad-Blick auf die Stadt erheischen. Fünf Etagen tiefer kann man im Restaurant Terraço Italia feine italienische Gerichte probieren. In der 42. Etage lohnt ein Besuch der Bar.
Das Hotel Unique ist für zwei Dinge berühmt: die besondere Architektur und die Bar auf dem Dach, das Skye, mit einem herrlichen Panoramablick auf São Paulo und den Ibirapuera-Park. Gäste können ihren Lieblingschampagner aus einer großen Auswahl wählen, während sie sich auf der mit Holz verkleideten Terrasse entspannen oder ein erfrischendes Bad im purpurnen Pool nehmen. Kein Wunder, dass diese Rooftop-Bar oft als weltberühmt angepriesen wird.
Wem das nötige Kleingeld für einen Besuch des Terraço Italia fehlt, aber trotzdem in der Gegend etwas essen möchte, sollte sich ein paar Schritte vom Praça da Republica entfernen und das Restaurant »A Casa do porco« aufsuchen. Es gilt als eines der besten Restaurants der Stadt – und das bei moderaten Preisen.
Architektonisches Prunktstück: Estação da Luz
Der Estação da Luz ist, wenn man so will, São Paulos Hauptbahnhof. Der von dem britischen Architekten Henry Driver entworfene Estação da Luz wurde 1901 eröffnet. Für mehr als 40 Jahre war der Bahnhof ein bedeutendes Einfallstor für Besucher und Einwanderer. Noch heute nutzen täglich rund 250.000 Menschen den 13.200 Quadratmeter großen Bahnhof. Der im neoklassizistischen Stil erbaute Bahnhof punktet mit seinen gotischen Elementen wie den beiden parallelen Türme (in Anlehnung an die der Londoner Westminster Abbey) und die von Big Ben inspirierte Uhr. 1982 wurde der Bahnhof vom brasilianischen Rat zur Verteidigung des historischen, künstlerischen, archäologischen und touristischen Erbes (Condephaat) in die Liste der Kulturerbestätten des Landes aufgenommen. In dem Bahnhof befindet sich auch das Museu da Língua Portuguesa.
Touristen-Hotspot Catedral da Sé
Nicht weit vom Praça da Republica befindet sich der Praca da Sé, inklusiv der neugotischen Catedral da Sé. Sie gilt als die »Mutter aller Kirchen« der Erzdiözese São Paulo. Man erkennt sie leicht an ihrer imposanten, 30 Meter hohen Renaissance-Kuppel und den 92 Meter hohen Türmen.
Auch wenn man vielleicht dazu neigt, nur ein Foto von außen zu schießen, ein Besuch im Inneren der Kathedrale ist durchaus lohnend. Sehenswert sind die imposante Orgel der Kathedrale – sie gilt als eine der größten Lateinamerikas – und die Krypta unterhalb des Hauptaltars mit ihren sieben Meter hohen Decken. In der Krypta befinden sich die Grabmale aller Bischöfe und Erzbischöfe von São Paulo sowie die Gräber von zwei historisch bedeutenden Persönlichkeiten: Vater Diogo Feijó und Häuptling Tibiriçá (täglich geöffnet, Eintritt frei).
Rund einen Kilometer weiter nördlich, in Richtung des Stadtteils Luz, findet man den Mercado Municipal. In der 1933 erbauten Markthalle kann wunderbar durch die Gassen schlendern und sich an den Erzeugnissen aus der Region laben.
Es gibt Obst und Gemüse in Hülle und Fülle, aber auch einige Imbissbuden, von denen man unbedingt Mortadella-Sandwichs oder die mit Fleisch oder Käse gefüllte Teigtaschen namens Pastels probieren solltet. Auf der oberen Etage findet man sogar einige Restaurants (montags bis samstags geöffnet von 6 bis 18 Uhr, sonntags von 6 bis 16 Uhr).
Erholung im Parque do Ibirapuera
Das, was der Central Park für New York ist, ist der Parque do Ibirapuera für São Paulo: die grüne Lunge der Stadt. Der rund zwei Quadratkilometer große Park ist der perfekte Rückzugsort für alle, die eine Auszeit vom wuseligen Treiben brauchen.
Tipp: Am besten spaziert man auf dem Gehweg, der quer durch den Park führt. Sehenswert sind die wuchtigen Feigenbäume (Nähe Eingang Nr. 7), das Museu de Arta Moderna im Gebäude der Biennale São Paulos, das Museu Afro Brasil, das Denkmal »Monumento aos Bandeirantes«, der Japanische Pavillon und das Planetarium.
Ein Hingucker ist auch das 72 Meter hohe Obelisk-Mausoleum. Der 1970 fertiggestellt Obelisk ist ein Symbol der konstitutionellen Revolution von 1932. Es handelt sich um ein Projekt des italienisch-brasilianischen Bildhauers Galileo Ugo Emendabili, ausgeführt von dem in Brasilien lebenden deutschen Ingenieur Ulrich Edler. Um die Erinnerung an die Rebellion aufrechtzuerhalten, wurden biblische Szenen und Passagen aus der Geschichte von São Paulo mit venezianischen Mosaikfliesen erstellt. Der Obelisk kann dienstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.
Copan-Wohnhaus: Niemeyers sonderlicher Bau
In der Ipiranga Avenue befindet sich das Copan-Gebäude des Architekten Oscar Niemeyer. Manch ein Besucher findet es in seiner Monstranz potthässlich. Andere dagegen finden die Kurven elegant konstruiert.
Das Gebäude ist 115 Meter hoch und auf rund 120.000 Quadratmetern Fläche gebaut. 1.160 Apartments befinden sich darin, etwa 5.000 Einwohner leben hier. Auf dem Dach des Gebäudes kann man einen schönen Ausblick genießen. In der Galerie im Erdgeschoss gibt es Geschäfte, Restaurants und Cafés. Ein – egal, wie es einem architektonisch gefällt – ziemlich beeindruckendes Wahrzeichen der Stadt.
Tipp: Wer eine kostenlose Sightseeing-Tour mitmachen möchte, sollte sich bei SP Free Walking Tour nach den Terminen erkunden. Es werden drei Touren angeboten: Altstadt, Avenida Paulista und Vila Madalena.