Süddalmatien ist Kroatiens Urlaubsschatzkammer. Wer hierherkommt, will sich im Sommer an feinen Kiesstränden die Sonne auf den Bauch scheinen lassen, im kristallklaren Adriawasser schwimmen und gern mal deftige Leckereien aus Kroatiens Küche verdrücken. Schön und gut. Aber geht noch ein bisschen mehr? Wir meinen: absolut! Wie wäre es mit Sightseeing in Split, Zipline-Action in Omiš und einer Tour über die Insel Brač?
Himmel, ist das noch heiß hier. Gefühlte 30 Grad, die Sonne knallt vom blauen Himmel. Und das Ende Oktober! Als ich am frühen Nachmittag im Briig Boutique Hotel in Split ankomme, ist erst einmal umziehen angesagt. Hemd und lange Jeans ausziehen, T-Shirt und Shorts anziehen. Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Am Morgen war ich in aller Herrgottsfrühe losgejettet. Der Herbst hatte Deutschland schon längst im Griff. Fiese nasskalte 12 Grad hielt Düsseldorf zum Abschied für mich bereit.
Jetzt stehe ich wie paralysiert auf dem Balkon des Hotels und weiß gar nicht, wie ich den Nachmittag starten soll. Dem Hotel liegt ein Sandstrand zu Füßen. Er ist schon ziemlich gut besucht. Versteht sich ja eigentlich von selbst, bei dem Wetter. Aber im Meer planschen, das hebe ich mir für später auf. Ich möchte erst einmal auf Sightseeing-Tour durch Split ziehen.
Ein Muss für alle Besucher in Süddalmatien: der Diokletianpalast in Split
Der etwas mehr als 200.000 Einwohner zählenden Stadt haftet nämlich der Ruf eines einzigen Freilichtmuseums an – und das liegt vor allem an einem Gebäude: dem Diokletianpalast. Er gehört heute zu den am besten erhaltenen Denkmälern römischer Baukunst der Welt. Der wuchtige antike Baukomplex, der einst als Alterssitz für den römischen Kaiser Diokletian in nahezu zehn Jahren erbaut wurde (284 – 305 n. Chr.), ist das Wahrzeichen der Stadt. Auch die Unesco erkannte früh die immense Bedeutung des Palastes und adelte ihn schon vor mehr als vierzig Jahren (1979) mit dem Weltkulturerbe-Titel.
Als ich am Palast ankomme, bin ich überrascht: Von Massenandrang keine Spur. Nur wenige Besucher flanieren durch die autofreien Gassen und Plätze. Fast schon andächtig bestaunen die Besucher das Äußere des Palastes. Als ich das riesig große Kellergewölbe im Untergeschoss durch das Porta Aenea (Bronzetor) von der Uferpromenade Riva aus betrete, wird es plötzlich lebendiger. Dutzende Verkäufer bieten an Ständen Souvenirs an. Die Atmosphäre ist angenehm unaufgeregt; keiner der Verkäufer macht Anstalten, dass man doch unbedingt bei ihm etwas kaufen solle.
Auf den Spuren der Geschichte Splits: Peristyl und Vestibül
Herz des Palastes ist das Peristyl, ein wunderbar romantischer Platz, umgeben von Säulenreihen und Eingängen zu den ehemals kaiserlichen Gemächern.
Wer mag, kann sich an diesem historischen Ort einen Drink gönnen. Das Lvxor Café bietet auf dem Peristyl Außengastronomie. Wer sich setzen möchte, muss auf den alten Steinstufen gegenüber dem Café Platz nehmen. Tische und Stühle sind an diesem besonderen Ort verpönt. Allerdings sollte man das nötige Kleingeld dabeihaben. Für ein Fläschchen Heineken werden umgerechnet kaiserliche 5,40 Euro fällig.
Ich ziehe dagegen ein paar Meter weiter. Ins Vestibül. Das ist der Vorraum zu den kaiserlichen Gemächern. Der kreisrunde Bereich hat bis heute nichts von seiner Monumentalität verloren. Leider bin ich hier nicht ganz allein. Kein Wunder, jeder möchte von hier gen Himmel ein Foto samt Glockenturm der Kathedrale des Heiligen Domnius schießen.
Auf nach Omiš! Die Zipline Croatia ruft!
Am nächsten Tag will ich etwas unternehmen, das Spannung, Spaß und Action verspricht: Zipline im 30 Kilometer entfernten Omiš! »Fliegen Sie über die Canyons und Täler am Fluss Cetina bei Omiš! Genießen Sie traumhafte Aussichten! Erleben Sie Adrenalinschübe mit der Zipline Croatia«, heißt es vielversprechend in einem Prospekt, garniert mit Bildchen von Leuten, die todesmutig über eine tiefe Schlucht schießen.
Marko, unser Zipline-Guide, bittet jetzt um Aufmerksamkeit. »That’s important now«, appelliert er an uns. Nach einem fünfzehnminütigen Fußmarsch über Stock und Stein und einer Übungseinheit an einer zehn Meter langen Mini-Zipline wissen wir nun, was die Stunde geschlagen hat. Wir stehen vor der ersten von insgesamt acht Zipline-Etappen.
»Oh. Da soll ich jetzt rüber?«, ist mein erster Gedanke.
Vor meinen Augen breitet sich der hinreißend schöne Cetina-Fluss aus, flankiert vom Mosor-Gebirge. Ein Blick wie aus dem kroatischen Bilderbuch.
Aber so richtig genießen kann ich dieses Naturschauspiel gerade nicht. Beim Blick auf die 700 Meter lange Zipline-Strecke schlottern mit die Knie. Meine Arme fühlen sich an wie Pudding. Hiiiilfe! Mit Argusaugen beobachte ich den Rest der Truppe. Noch jemand mit Muffensausen, der vielleicht, eventuell, dann doch lieber einen Rückzug antreten würde? Ich wäre dabei. Aber nichts. Einer nach dem anderen schreitet zur Tat, lässt sich von Marko ein letztes Mal briefen und schwebt los. Selbst eine junge Dame, die mir noch auf dem Weg hierher mit einem Kloß im Hals zuflüsterte, dass ihr ganz schön mulmig bei dem Gedanken sei, ist bereits mit lautem Gekreische auf die andere Felsseite gesaust. Ich merke: Aus der Nummer komme ich ohne Gesichtsverlust nicht mehr raus.
Muffensausen vor der 700 Meter langen Zipline
Nun bin ich an der Reihe. Ich hänge in den Seilen – den Trapezgurt eng an meinem Körper geschnallt. Ich blicke verbissen nach vorn, sehe am anderen Ende der Stahlseilbrücke die anderen Teilnehmer, die nur noch wie kleine bunte Punkte auf dunklem Gebirgsstein erscheinen. »Ganz locker«, sagt Marko, mit einer Ruhe und Gelassenheit, die man vermutlich nur haben kann, wenn man schon Dutzende Male über die Schlucht gesaust ist und sie irgendwann als sein zweites Wohnzimmer betrachtet. Seine Worte allerdings, sie verhallen bei mir im Nirgendwo.
Dann geht es los. Mit Schmackes sause ich über das Tal hinweg. Wow. Etwas verkrampft liegen meine Hände auf den Bremsklötzen, auf denen man aber während der Fahrt tunlichst keinen Druck ausüben sollte, will man nicht mitten über dem Tal stehenbleiben. Die Geschwindigkeit ist enorm. Gefühlte 50 km/h. Vor lauter Nervosität habe ich keinen Blick für die Landschaft. Ich will nur noch sicher und souverän am anderen Ende ankommen. Und plötzlich ist es schon vor mir, ich bremse sanft ab und lande in den Armen des anderen Zipline-Guides. Ich taumele auf der Rampe, nun in ekstatischer Verzückung darüber, dass ich, der Angsthase, meinen Mut zusammengenommen habe. Ich blicke den strahlenden Gesichtern der anderen Teilnehmer entgegen. »Ist doch abgefahren, oder?«, fragt mich die junge Dame. Ich nicke nur stumm, noch ganz beseelt …
Mit der Fähre von Makarska nach Brač
Nach dem Adrenalin-Pusher durchstöbere ich den Reiseführer, eine Insel fällt mir gleich ins Auge: Brač. Nicht weit weg, nur eine Stunde mit der Fähre. Dafür aber irre romantisch, versprechen die Zeilen. Und landesweit bekannt für den bei Surfern populären Kiesstrand Zlatni Rat, das pittoreske Örtchen Bol und … Steine! Aber dazu gleich mehr. Die Anreise zur Insel ist unproblematisch. Selbst in der Nebensaison tuckern täglich mehrere Fähren von Split und dem schnuckeligen Städtchen Makarska zur Insel.
Die Passage von Makarakas zu Bračs Fährhafen Sumartin hat 45 Minuten gedauert, die Autofahrt von dort zu meinem ersten Insel-Ziel Pučišća 15 Minuten weniger. Der kleine Ort ist in ganz Dalmatien bekannt für seine Steinmetzschule Klesarska Škola.
Dort wird der schneeweiße Kalkstein verarbeitet, der aus den Steinbrüchen der Insel gewonnen wird. Die Steinmetzschule, immerhin schon 110 Jahre alt, genießt eine ungeheure Reputation in der Branche. Sie ist nämlich die einzige ihrer Art in Europa. Die Schule arbeitet seit Jahrzehnten mit Architekten aus aller Welt zusammen, auch an großen Projekten. So wurde der schneeweiße Kalkstein aus Brač sogar im Berliner Reichstag und im Weißen Haus in Washington verarbeitet.
Idylle am Zlatni Rat in Süddalmatien
Bračs touristische Hauptattraktion aber ist das ehemalige Fischerdorf Bol. Der dortige Strand Zlatni Rat soll eine der schönsten Kroatiens sein. Mit dem Auto geht es einmal quer über die Insel, mit 395 Quadratkilometern Fläche immerhin die größte Dalamatiens, Richtung Süden. Vorbei an einsamen Dörfern, wo keine Menschenseele zu sehen ist, über Hügel und Serpentinen, flankiert von Allepokiefern, Schwarzkiefern und unendlich viel Macchia.
Und dann liegt er vor mir, der berühmte Zlatni Rat, das Goldene Horn, ein Feinkiesstrand, der sich wie eine Zunge ins Meer hineinstreckt. Obschon die Mittagszeit angebrochen ist, ist nicht viel los, der Nachsaison sei Dank. Nur ein paar Sonnenbadende haben sich heute hierher verirrt.
Im Zugangsbereich zum Strand steht unter einem Hain rund ein Dutzend hölzerne Imbissbuden – Gäste sind weit und breit nicht zu sehen. Süddalmatien von seiner ruhigsten Seite.
Ich laufe den verlassenen Strand entlang, bin an diesem Abschnitt fast allein. Das Meer schäumt, Möwen schwingen vorbei, ich setze mich einfach nur hin und chille, schaue von der Ferne den anderen Badenden zu, plansche und plausche mit den wenigen anderen Gästen. Hach, kann ich nicht eine Woche verlängern? Als ich an der Zungenspitze des Strands stehe, drehe ich mich um und blicke auf einen Berg. »Vidova Gora, Bračs höchster Berg. Kann man wunderbar erwandern«, verrät eine Strandbesucherin. Eine vortreffliche Idee, fürs nächste Mal, ganz bestimmt.
Infos und Tipps für eine Reise nach Süddalmatien
Hinkommen. Croatia Airways fliegt täglich von Frankfurt und München nonstop nach Split, ebenso Eurowings mehrmals in der Woche von Köln und Stuttgart.
Übernachten. Briig Boutique Hotel (prilaz braće Kaliterna 1, Split), schickes Viersterne-Designhotel am Strand Bačvice, je nach Saison DZ ab 90 Euro.
Sentido Bluesun Berulia (Frankopanska 66, Brela), sehr gepflegtes und hervorragend geführtes Viersterne-Resort im Norden der Makarska Riviera an der Adria, geöffnet von Mitte Mai bis Ende Oktober, ab 104 Euro fürs DZ.
Essen. Zrno Soli (Uvala Baluni 8, Split), exklusives Fischrestaurant an der Marina gelegen, schöne Terrasse mit Aussicht auf den Hafen.
Unternehmungen. Zipline Croatia, Ul. Josipa Pupačića 4, Omiš), dreistündige Zipline-Tour über acht verschiedene Etappen, Gesamtlänge der Zipline: 2.100 Meter, Preis pro Tour: rund 55 Euro pro Person in der Gruppe, bei Einzelbesuch rund 80 Euro. Eines Highlights in Süddalmatien.
Klesarska Škola (Novo riva 4, Pučišća, Bračs), Steinmetzschule, Besuch nur nach Anmeldung.
Weitere Informationen über Süddalmatien hält das Fremdenverkehrsamt Kroatiens auf seiner Website bereit.