Wir lieben Strand. Die steife Brise. Ein Fischbrötchen auf die Hand. Die Füße hochlegen im Strandkorb. Wanderungen, wahlweise Watt und ganz viel Wonne. Das sind ein paar Gründe, warum ein Urlaub auf Sylt zur schönsten Zeit des Jahres wird. Autor Harald liebt die Insel in der Nordsee. Wie oft er schon dort war? Es geht immer noch ein bisschen mehr.
Dies ist ein Beitrag unserer Reihe »Lieblingsorte im hohen Norden«. Zuvor hat Redakteurin Marie bereits von ihrer Liebe zur ostfriesischen Insel Juist erzählt. Hier lest ihr ihren Beitrag für einen Urlaub auf Juist.
Sylt: Immer in anderer Gestalt
So viele Möglichkeiten, Sylt lieben zu lernen. Und immer ist es eine andere Insel. Zumindest in den Erinnerungen jener, die auf Deutschlands mondänster Nordseeinsel eine schöne Zeit verbracht haben und sich in dieses Gesamtkunstwerk aus Wind, Wasser und knorriger Folklore verliebt haben.

Foto: T Kaiser
Wandern im Nordseewind
Die Wanderstrecke zwischen Rantum und Hörnum zum Beispiel, an der Südspitze der Insel. Menschen stemmen sich gegen den Wind, die Jacken aufgebläht wie Fallschirme, rote Wangen, tränende Augen. Die Brandung der nahen Nordsee verschluckt das eigene Keuchen.
Sylt pustet Seele und Körper durch
Der Weg führt vorbei an Dünen, reetgedeckten Hobbit-Häusern und den torfbraunen Pfützen des Wattenmeers, vorbei auch am Designplattenbau des Hapimag-Resorts und dem Budersand, der gelungenen Version eines modernen Luxushotels mitten in der Sylter Natur. Auf solch einem Spaziergang ist viel zu sehen und fast alles zu spüren, was Sylt ausmacht: die klare Luft, die Weite, die Aura kerniger Gesundheit, die Frische. Urlaub auf Sylt pustet Seele und Körper durch.

Der Leuchtturm in Kampen auf Sylt I Foto: Frank Kroeger
Whiskymeile Strönwai
Dieses Sylt allerdings meint Gunter Sachs nicht, der einst über seinen Lieblingsort sagte: »Ich fühle mich in Kampen auf Sylt ein bisschen wie ein Affe im Zoo, aber mit lieben Besuchern.« Dieses Sylt, das Sachs meint, verfügt über eine Whiskymeile namens Strönwai, eine hohe Dichte an roten Cordhosenträgern und den Hobokenweg, in dem die Häuser zweistellige Millionenbeträge kosten.
Einkehren ins Traditionscafé Kupferkanne
Im Sommer verkehrt man je nach Tageszeit in der Kupferkanne, einem Traditionscafé in Kampen mit Blick aufs Wattenmeer und die Hünengräber, nicht nur wegen der hausgemachten Blechkuchen, aber auch.

Erbeerbowle in der Sansibar in Sylt I Foto: Susanne Jung
Sehen und gesehen werden in der Sansibar
Oder setzt sich in den Sportwagen mit dem Sylt-Aufkleber an der Heckscheibe und mischt sich in Herbert Secklers Sansibar unter Menschen, die Prosecco zum Frühstück für ein Menschenrecht halten. Deutschlands berühmteste Bretterbude in den Rantumer Dünen ist ein grandioser VIP-Spot für alle. Das Essen ist gut, die Weine sind hervorragend, die Preise lächerlich. Mehr von diesem Sylt geht nicht.
Alternative Locations für Surfvibes, der Ellebogen und Heidelandschaft
Die anderen Sylts aber, die finden andere Liebhaber. Das stürmische List etwa als Paradies für Kitesurfer und Standort des wichtigen Erlebniszentrums Naturgewalten, natürlich auch der berühmte Ellenbogen mit Blick auf die dänische Insel Rømø. Oder nehmen wir Braderup, wo die größte zusammenhängende Heidefläche Schleswig-Holsteins blüht, ein vielfältiges Sammelsurium von Pflanzen und Tierwelt.

Braderuper Heide auf Sylt I Foto: Thorsten Schier/Shutterstock.com
12 Inselorte mit eigenem Charme
Die zwölf Inselorte könnten unterschiedlicher nicht sein. Und jeder Ort hat seine Leute. Menschen (und Tiere), die sich darüber freuen, dass die Gemeinde Wenningstedt in der Nebensaison zweimal im Jahr zu den »Hundetagen« einlädt. Menschen, die in der wunderschönen »Sturmhaube« von Felix Knochenhauer luxuriös logieren und sich zum Lunch an Franzi Schuberts »Eintopf«-Foodstand treffen.
Das kalt-heiße Sylt-Gefühl
Urlaub auf Sylt verträgt Gegensätze. Nur eine einheitliche Formel, die Sylts Faszinosum für alle und immer erklären würde, die gibt es nicht. Nur dieses kalt-heiße Sylt-Gefühl, von dem so viele Besucher schwärmen. Was das ist: Erst zieht einen Sylt nach draußen, weil die klare Reizluft der Insel glücklich macht, selbst wenn es regnet oder so kalt ist, dass man Zuckerwatte atmet.
Und dann, nach einer Stunde oder zwei, will man ganz dringend auch wieder hinein in eine geheizte Stube, mit klammen Fingern, laufender roter Nase und strahlenden Augen, bis man die Wärme spürt, die sich erst in den Zehen ausbreitet und sich dann ganz langsam bis in die Haarspitzen vorkämpft – und schon wieder glücklich macht.

Der Ort List auf Sylt I Foto: K-I-Photography/Shutterstock.com
Strandsauna Hörnum
Heiß und kalt und heiß und kalt … Apropos: Die Strandsauna Hörnum ist ganzjährig geöffnet. Wenn man ein wenig Glück hat, kann man dort beobachten, wie sich gerade noch vor Hitze dampfende Saunagänger im Adamskostüm bei Minusgraden in die Nordsee stürzen, vor Angstlust jauchzend. Wie sagte schon Thomas Mann über Sylt: »An diesem erschütternden Meere habe ich tief gelebt.« Wer wollte dem Mann widersprechen?