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Die isländische Billigfluggesellschaft Play hat am Montag überraschend den Betrieb eingestellt und alle Flüge abgesagt. Tausende Passagiere sind betroffen, darunter rund 1.750 Reisende allein an diesem Dienstag, wie der isländische Flughafenbetreiber Isavia mitteilt.

Die plötzliche Insolvenz und Betriebseinstellung der isländischen Billigfluggesellschaft Play hat zahlreiche Urlauber auf ihren Reisen gestrandet zurückgelassen. Besonders hart traf und trifft es Passagiere auf Routen zwischen Island, Europa und Nordamerika. An europäischen Flughäfen, wo zahlreiche Flüge gestrichen wurden, entstanden lange Warteschlangen an Informationsschaltern.

Viele Betroffene mussten kurzfristig Ersatzflüge bei anderen Airlines buchen oder ihre Reisepläne umstellen. Besonders dramatisch: Einige Crew-Mitglieder erfuhren erst am Tag der Einstellung vom Ende, als ihnen die Starterlaubnis verweigert wurde. Pikant ist auch, dass die Website von Play am 30. September noch online war und lediglich einen Hinweis auf einen »Operations alert« enthielt, der beim Anklicken auf eine Fehlerseite führte (Abfrage der Redaktion am 30.9.25, 19:35 Uhr) . Von einem prominent platzierten Shutdown-Banner war auf der Website nichts zu sehen.

Gründe für die Betriebseinstellung sind anhaltende finanzielle Probleme, darunter schwere Verluste, sowie schwache Ticketverkäufe in den letzten Wochen. Rund 400 Mitarbeiter verlieren dadurch ihren Arbeitsplatz. Isländische Quellen wie RÚV berichten auf ihrer Website, dass die Airline trotz geplanter signifikanter Änderungen zu spät gehandelt habe und der Zusammenbruch unvermeidbar wurde. Die Insolvenz belastet zudem den isländischen Wintertourismus, wie Iceland Review betont, da Play eine wichtige Rolle bei günstigen Verbindungen nach Island spielte. Auch die Politik äußerte sich. Premierministerin Kristrún Frostadóttir kündigte an, die Aufsicht über Airlines in Island möglicherweise zu überprüfen, um weitere Pleiten zu vermeiden.

Airline Play insolvent: Condor mit »Rettungstarifen«

Zur Entlastung bietet die deutsche Fluggesellschaft Condor bis zum 30. November 2025 »Rettungstarife« an, teilt die Airline auf ihrer Website mit. Diese bieten gestrandeten oder bereits mit Tickets ausgestatteten Play-Kunden vergünstigte Flüge auf Condor-Transatlantikstrecken von und nach Berlin, Paris und Prag (mit Umstieg in Frankfurt). Voraussetzung ist die Vorlage der ursprünglichen Play-Buchung.

Flugzeug der Airline Condor

Foto: Pavel1964/Shutterstock.com

Die »The New York Times« berichtet, dass weitere Airlines gestrandeten Passagieren Rabatte anbieten könnten, um die Situation zu entschärfen.

Die isländische Verbraucherschutzbehörde und die Icelandic Transport Authority raten Passagieren unterdessen, bei anderen Airlines nach Ersatzflügen zu suchen und Ansprüche auf Rückerstattung über Kreditkartenunternehmen oder Reiseveranstalter geltend zu machen. Bei Buchungen im Rahmen von Paketreisen sollte man sich direkt an den Veranstalter wenden.

Play wurde 2021 als Nachfolger der gescheiterten WOW Air gegründet. Die Airline setzte auf ein Modell günstiger Flüge zwischen Europa und Nordamerika mit Zwischenstopp in Island. Aufgrund anhaltender Schwierigkeiten reduzierte die Airline 2024 und 2025 ihre Transatlantik-Verbindungen und verlagerte den Fokus auf innereuropäische Routen sowie zu den Kanaren. Trotz eines Turnaround-Plans ließen sich die Probleme nicht lösen. Das isländische Luftverkehrsbetreiberzeugnis (AOC) wurde zurückgegeben, und der Betrieb wurde auf die maltesische Tochtergesellschaft verlagert. Nach Ausschöpfung aller anderen Optionen fiel schließlich die Entscheidung zur vollständigen Betriebseinstellung – nach der WOW-Air-Pleite ein weiterer schwerer Schlag für Islands Budget-Airline-Branche binnen sechs Jahren.