Eine weite flache Flusslandschaft, verträumte Dörfer und mittendrin Deutschlands drittgrößter Strom, die Elbe: Willkommen in der Prignitz. Unser Reise-Guide für die Region.
Anreise. Am bequemsten geht es in die Prignitz mit dem Zug von Hamburg (rund eine Stunde mit dem ICE) oder Berlin (54 Minuten mit dem ICE oder etwas mehr als 90 Minuten mit dem Regionalexpress) nach Wittenberge.
Unterkunft. Hotel Alte Ölmühle, Vier-Sterne-Haus in denkmalgeschützten Gebäuden, direkt an der Elbe gelegen. Das Hotel bietet 64 Betten in Einzel- und Doppelzimmern sowie Appartements und Suiten. Diese können von bis zu vier Personen genutzt werden. Auf dem Gelände gibt es einen Kletterturm, eine Bowlingbahn und ein zehn Meter tiefes Tauchbecken mit zwei Trainingsebenen.
Schlafen im alten Bahnhof
Im Dorf Bad Wilsnack bietet sich eine Unterkunft im Bahnhofsquartier an. In dem historischen Gebäude gibt es acht Ferienwohnungen zwischen 28 und 35 Quadratmetern, mit Gleis- oder Stadtblick, ab 48 Euro pro Nacht für zwei Personen, Tel. 038791-179797.
Burg Lenzen, 3 Sterne, historisches Baudenkmal, das exzellent renoviert wurde und heute u.a. ein Hotel mit tollem Grünpark ist. Ein Bio-Frühstücksbuffet sorgt für einen guten Start in den Tag. Erholung findet man im Park oder der Sauna. Die Zimmer sind aufgeteilt in der Burg und der historischen Burgschule, ab 52 Euro fürs EZ.
Anfang Juli 2021 hat in der Stadt ein weiteres Hotel eröffnet: das »ahead burghotel«. Mit seinen 40 Zimmern handelt es sich nach Aussagen der Inhaber um das größte vegane Hotel Deutschlands. Ergo werden Nachhaltigkeit und Ökologie in dem Haus besonders großgeschrieben, dafür sorgen Bio-Bettwäsche, biovegane Kosmetik und Öko-Naturholzmöbel. Im Hotel-Restaurant »place to v« kommen regionale und saisonale Leckereien auf rein pflanzlicher Basis auf den Teller.
Idyllisch ist auch eine Übernachtung in dem Dorf Breetz. Dort haben Brigitte und Horst Oppenhäuser drei Häuser zu Apartments umgebaut. Mittlerweile kann man auch »nur« Zimmer mieten. Auch eine Tagungsstätte gibt es hier im Kulturhof Breetz, wie das Anwesen offiziell heißt. Eine Wellness-Area gibt es auch.
Ausflugstipps: Radtour an der Elbe, Wittenberge, Storchendorf und Burg Lenzen
Ausflüge. Die Prignitz ist für Radfahrer prädestiniert. Die Radwege verlaufen abseits der großen Straßen ohne nennenswerte Steigungen. Auf über 1.100 Streckenkilometern leiten rund 130 Knotenpunkte Radler durch die Region. Fahrräder und E-Bikes können an Dutzenden Stationen in der Prignitz ausgeliehen werden. Mehr Infos dazu gibt es in dieser Reportage.
Eine Schiffstour auf der Elbe rund um Wittenberge wird von April bis September angeboten. Das Schiff liegt im Sportboothafen Nedwiganger in Wittenberge ab. Es bietet auf zwei Decks 70 Personen Platz. Drei Touren werden angeboten, angefangen über einen Ausflug, der eine Stunde dauert über die Tagestour Elbe (4,5 Stunden) bis zur Tagestour Elbauen in die Domstadt (7-8 Stunden). Die Preise variieren von 7,50 Euro bis zu 39 Euro pro Person und Tour.
In Wittenberge kann man an diversen Stadtführungen teilnehmen, von der Herz- bis zur Singertour bis hin zu kulinarischen Erlebnistouren. Infos und Buchung über Touristeninformation Wittenberge, Tel. 03877-929181.
In der Stadt Wittstock lockt der historische Altstadtkern mit seiner vollständig erhaltenden Stadtmauer. Hier liegt auch die alte Bischofsburg mit dem Museum des Dreißigjährigen Krieges.
Störche gucken in Rühstädt
Die Prignitz gilt als eine der storchenreisten Regionen Deutschlands. Bis zu 44 Nester sind in dem »europäischen Storchendorf« Rühstädt von März bis August besetzt. Die Rühstädter Storchenpaare werden von den ca. 250 Bewohnern des Ortes, allen voran von den Mitgliedern des Storchenclubs, beobachtet und betreut. Im Besucherinformationszentrum und im Haus des Storchenclubs gibt es Wissenswertes rund um den Weißstorch.
Interessant ist eine Wanderung zu den Binnendünen in Klein Schmölen. Ein Aussichtspunkt ermöglicht weite Blicke in das Elbetal und auf das unmittelbar südlich anschließende Naturschutzgebiet Löcknitztal-Altlauf.
Die Prignitz ist im Herbst für viele Zugvögel ein Drehkreuz und in milden Wintern sogar Winterquartier. Besucher haben dann (bis etwa Anfang Dezember) gute Chancen, die Zugvögel zu entdecken. Am besten im Rambower Moor. 2014 wurde das Moor mit seinen Torfstichen, den Feuchtwiesen mit Orchideen und Wollgras, den Schilfgürteln und dem Moorsee von der Heinz-Sielmann-Stiftung zu »Deutschlands schönstem Naturwunder« gekürt.
Unesco-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg
Das Unesco-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg ist eine in Deutschland wunderschöne Tier- und Pflanzenwelt. Sie bietet vielen geschützten Tieren und Pflanzen auf engem Raum ein Zuhause. In den Auen der Elbe kann man mit etwas Glück Vögel wie Schwarzstorch, Seeadler oder auch den Weißstorch entdecken. Wer auf Entdeckungsreise gehen möchte, sollte dies an den 25 gekennzeichneten »Haltepunkten Natur« tun, etwa auf dem Elbdeich. Dort bietet der Haltepunkt »Auenblick« Einblicke in eines der derzeit größten Rückdeichungsgebiete Deutschlands. Eine Attraktion für viele Besucher, besonders für Kinder, sind die Liebenthaler Wildlinge – eine Wildpferderasse, die hier das ganze Jahr auf den Elbtalauen zu beobachten sind.
Geschichte erleben: Wittenberger Uhrenturm und Plattenburg
Sehenswürdigkeiten. Der Wittenberger Uhrenturm gehört zum Ensemble des Anfang des vergangenen Jahrhunderts gegründeten Nähmaschinenwerks. Von 1951 bis zu Wende wurden fast acht Millionen Nähmaschinen in Wittenberge produziert. Der Uhrenturm kann heute in über 192 Treppenstufen von innen erstiegen werden. Mehrere Etagen dokumentieren die Geschichte des Werkes. Man kann die Originale aller unter der Marke Singer und Veritas in Wittenberge produzierten Nähmaschinen begutachten.
Familienattraktion Funtasy World in Wittenberge
Erste Anlaufstationen für Urlauber ist die Funtasy World in Wittenberge. Der noch recht junge Freizeitpark bietet acht verschiedene Attraktionen auf einer Gesamtfläche von 4.300 Quadratmetern und ist damit Brandenburgs größter Indoor-Spaßpark. Die Anlage verfügt über einen Trampolinpark mit DodgeBall, Airbag und interaktiven Sprungflächen sowie ein riesiges Abenteuer-Labyrinth über vier Ebenen. Außerdem im Angebot: eine Lasertag-Anlage, ein Ninja-Parcours, eine Kletterarena mit 23 verschiedenen Wänden und ein Kleinkinderspielbereich. Der Tageseintrittspreis für eine Familie (zwei Erwachsene, zwei Kinder) beträgt 75 Euro.
Plattenburg: Wasserburg mit Rittersaal
Die Plattenburg ist die älteste noch erhaltene Wasserburg im Norden Deutschlands. Die historischen Räume in der Plattenburg (Rittersaal und Eingangshalle) zählen zu den schönsten erhaltenen Zeugnissen künstlerischer Innenraumgestaltung der Spätrenaissance in der Prignitz. Zu den Highlights des Rittersaales gehören sowohl die prächtige Tür, die Sandsteintreppe und der prunkvolle Kamin. Im burgeigenen Restaurant wird deftige Kost angeboten.
Erst Kultur, dann schlemmen
Sehenswert ist auch Burg Lenzen. Die Ursprünge der Burg gehen bis in die Slawenzeit zurück. Im Museum wird die Geschichte der Stadt mit vielen Exponaten nacherlebbar. Burgpark und Kräutergarten laden zu Spaziergängen ein. Heute beherbergt die Burg das Europäische Zentrum für Auenökologie, Umweltbildung und Besucherinformation mit Ausstellungen sowie Veranstaltungen und Führungen.
Seit dem Frühsommer 2018 können Gäste in dem zur Burg gehörenden Park sechs Erlebnisstationen besuchen. Im »WasserReich« beispielsweise kann man an einem Wasserspieltisch eine Flusslandschaft anlegen und testen, wie diese bei Hochwasser aussehen würde. Mit Sand und Lehm baut man einen Flusslauf samt Deich. Anschließend heißt es mit einer Pumpe »Wasser marsch!« und es zeigt sich, ob ein Hochwasser die Deiche bedroht oder der Fluss ausreichend Raum hat, um sich auszubreiten. Ein weiteres Abenteuer ist die Baumhängebrücke im »WaldReich«. Hier lassen sich mit installierten Fernrohren scheue Tiere erkunden, die in einem Auenwald leben.
Im Spätsommer lohnt ein Besuch der Kyritz-Ruppiner Heide. Grund sind die zahlreichen seltenen Tier-und Pflanzenarten. Ab etwa Mitte August steht die Heide in voller Blüte und lockt bis Ende September mit einem lilafarbenen Blütenmeer. Sieben zertifizierte Natur-und Landschaftsführer bieten Sternenführungen und geführte Wander- oder Radtouren an.
Unbedingt probieren. Wenn etwas typisch Prignitz ist, dann der Knieperkohl – oder Sur’n Hansen. Dabei handelt es sich um ein eingesäuertes, deftiges Kohl-Gericht aus verschiedenen Kohlsorten. Von November bis März zelebrieren viele Gaststätten der Region die regionale Spezialität. Traditionell wird das Kohlgericht geschmort und mit Speck, Eisbein oder Kohlwurst serviert.
Das perfekte Mitbringsel: Regionalkiste »LieblingsRegion Prignitz«
Wer den Daheimgebliebenen etwas aus der Prignitz mitbringen möchte, sollte bei der Regionalkiste »LieblingsRegion Prignitz« zugreifen. Darin enthalten sind Lebensmittel mit Produkten, die einen kulinarischen und touristischen Einblick in die Region bieten. Enthalten sind bis zu 25 Produkte von süß bis herzhaft, von bekannten »Prignitz-Klassikern« bis hin zu Neuentdeckungen der Region: Prignitzer Kartoffelsalat, Perleberger Senf, Käse von Hofkäserei Ziegendorf und Kyritzer Fruchtsäfte – um nur einige zu nennen. Angeboten wird die Kiste in drei verschiedenen Größen. Die kleine Kiste (ca. fünf Produkte) kostet ab 27,90 Euro, die mittlere (ca. acht bis zehn Produkte) ab 46,90 Euro und die große Kiste (ca. 13 bis 15 Produkte) ab 98,10 Euro.
Infos. Mehr Informationen über die Region gibt es auf der Website der Tourismusverband Prignitz oder unter der Tel.: 03876/30 74 19 20.