Klar, wir wissen: Hochwertiges Olivenöl kommt oft aus Italien, zum Beispiel aus dem Trentino. Doch woran genau erkennt man hochwertiges Olivenöl eigentlich? Was bedeuten die Begriffe auf dem Etikett? Diese Expertentipps helfen weiter.
Text: Lisa-Kristin Erdt
Das Trentino in Italien gehört zu den bekanntesten Olivenölregionen und ist darüber hinaus eine Reise wert: Von den Dolomiten bis zum Gardasee erstreckt es sich mit über 500 Millionen Bäumen und 300 Seen. Im nördlichsten Olivenanbaugebiet der Welt für traditionell hergestelltes natives Olivenöl extra werden jährlich von Ende Oktober bis Mitte November rund 1.500 Tonnen Oliven geerntet. Daraus entstehen rund 250 Tonnen natives Olivenöl extra – das flüssige Gold des Trentino.
Die Olivenölexpertin und -verkosterin Michaela Bogner hält große Stücke auf das Trentiner Olivenöl: »Die autochthone Olivensorte vom nördlichen Gardasee ist die Casaliva-Olive. Sie hat ein dominierendes Aroma nach frisch geschnittenem Gras und grüner Mandel mit Nebenaromen von Artischocke. Daraus wird ein pflanzlich-grünes Olivenöl mit einer harmonischen Balance aus leichter bis mittelintensiver Schärfe und Bitternoten gewonnen. Es passt wunderbar zu Fischgerichten vom Gardasee oder der regionalen Spezialität Carne Salada (Salzfleisch).«
Gutes Olivenöl erkennen: Darauf muss man achten
Viele Menschen suchen ihr Olivenöl einfach nach dem Design des Etiketts aus. Olivenöl hat aber weit mehr zu bieten als ein schönes Etikett – nicht umsonst gibt es spezielle Olivenöl-Tastings und eine tief verwurzelte Philosophie zur Herstellung von Olivenöl, die von Region zu Region variiert. Diese Tipps von Bogner zeigen, wie man gutes Olivenöl erkennen kann.
Was ist beim Kauf eines Olivenöls zu beachten?
Die gute Nachricht vorweg: Bei Qualitätsprodukten wie Olivenöl kommt es eigentlich nur darauf an, das Etikett genau zu studieren und die wichtigsten Begriffe zu kennen. Zum Beispiel diese hier:
Natives Olivenöl extra
Natives Olivenöl extra (englisch: Extra Virgin Olive Oil, kurz EVOO) ist der höchste Standard für Olivenöl und wird von Organisationen wie dem Internationalen Olivenölrat definiert. Diese Öle werden ausschließlich durch schonende mechanische Verfahren gewonnen. Auf Etiketten findet man oft auch die Bezeichnung »Olivenöl extra vergine« – das ist lediglich die italienische Bezeichnung für »nativ«, beides bedeutet »naturbelassen«.
Um als EVOO klassifiziert zu werden, darf das Öl keinerlei Mängel aufweisen und muss vollständig unraffiniert sein, also ohne chemische oder hitzebasierte Verarbeitung hergestellt worden sein. Natives Olivenöl ohne den Zusatz »extra« steht als Nächstes in der Qualitätsstufe: Es ist zwar ebenfalls unraffiniert, kann jedoch kleinere Mängel aufweisen. Innerhalb des EVOO-Standards gibt es viele Qualitäts- und Preisschwankungen, Verlass ist aber auf die Zauberwörter – man ahnt es – »nativ« und »extra«.
Kalt gepresst
Funfact: Diese Bezeichnung sagt nicht viel aus. Natives Olivenöl extra wird per Definition bereits ohne Erhitzung hergestellt. Bei der Verarbeitung darf eine Temperatur von 27 Grad Celsius nicht überschritten werden, da es sonst zu chemischen Reaktionen kommt, die die Qualität und den Geschmack verändern. Die Angaben »nativ« und »extra« setzen also voraus, dass das Olivenöl kalt gepresst wird. Das bedeutet: Bei nativem Olivenöl extra ist die Bezeichnung »kalt gepresst» überflüssig.
Gefiltert versus ungefiltert
Manche Flaschen tragen die Aufschrift »gefiltert« oder »ungefiltert«. Wofür sollte man sich nun entscheiden? Ungefiltertes Öl ist oft trüber und herber im Geschmack, gefiltertes Öl hingegen ist geschmacksreiner und länger haltbar. Olivenöl-Connaisseurin Michaela Bogner weiß: »Filtrierte Öle halten die Frische und Qualität besser als ungefilterte Öle.« Da haben wir unsere Antwort!
Die Flasche macht den Unterschied
Niemand, dem die Produktion von Olivenöl wirklich am Herzen liegt, würde sein Olivenöl in eine durchsichtige Glasflasche füllen. Der Grund ist einfach: Olivenöl verdirbt sehr schnell. Wenn es Licht und Hitze ausgesetzt ist, verschlechtert sich seine Qualität noch rasanter. Deshalb sollte die Flasche lichtundurchlässig sein und entweder aus dunklem Glas oder aus Metall bestehen.
Welche Rolle spielt die Herkunft der Oliven beim Kauf?
Wie beim Wein und den Trauben, aus dem er besteht, gibt es Hunderte von Olivensorten, die dem Öl eine einzigartige Note verleihen. Olivenöl kann fruchtig, blumig, scharf sein (ja, das sind in der Tat gängige Begriffe zur Beschreibung des Aromas) und das Terroir kann schnell zum Qualitätsmerkmal eines Olivenöls werden.
Aber Vorsicht: Bei verdächtig preiswerten Ölen mit der Aufschrift »Produkt aus Italien« sollte man skeptisch werden. Es kann sein, dass die Oliven selbst nie die Sonne Italiens gesehen haben und das Öl lediglich dort abgefüllt wurde.
Der Trick: Auf dem Etikett auf der Rückseite der Flasche stehen die Initialen des wahren Herkunftslands: »IT« für Italien, »GR« für Griechenland etc. Als Faustregel gilt: Im Einkaufskorb sollte nur Olivenöl landen, das von einem Ort stammt – idealerweise von einem Bauernhof, mindestens aber aus einem Land.
Wer ganz sichergehen will, folgt dem Tipp von Expertin Michaela Bogner: »Man sollte Spitzenöle von Qualitätsproduzenten aus dem aktuellen Erntejahr beim Fachhändler kaufen. Ein Preis von mindestens 20 Euro pro 500 Milliliter ist dabei ein Indiz für hochwertiges Olivenöl.«
Zusammengefasst: Das sind die wichtigsten Qualitätsmerkmale
- Natives Olivenöl extra ist die beste Qualität.
- Gefiltertes Olivenöl ist länger haltbar und hat einen reineren Geschmack.
- Olivenöl sollte immer in lichtundurchlässigen Flaschen abgefüllt sein.
- Olivenöl, das laut Herkunftsbezeichnung aus einem einzigen Ort stammt, darf im Einkaufskorb landen.
Übrigens: Die Spitzenqualität eines Olivenöls kann man allein am Geschmack und Geruch erkennen. Gourmets wie Michaela Bogner wissen: » Ein gutes Olivenöl riecht frisch, zum Beispiel nach gemähtem Gras, nach Kräutern oder nach Mandeln oder Strauchtomaten. Geschmacklich entwickeln sich Bitternoten im Mund und eine pfeffrige Schärfe im Hals.«
Wir wünschen viel Freude beim Verkosten und Spaß bei der Suche nach dem richtigen Olivenöl – vielleicht sogar mit einem schönen Etikett!