Bibliotheken sind nicht einfach nur Orte, an denen Bücher gelagert werden. Gerade in der kühlen Jahreszeit sind sie kuschelige Rückzugsorte, die einen tiefen Einblick in Geschichte und Kultur gewähren. Wir nehmen euch mit auf einen Ausflug in die Bibliotheken in Irland – nach Dublin, Belfast und Armagh.
Trinity College Library
Die im Jahr 1592 gegründete und wohl bekannteste Bibliothek in Dublin, die Trinity College Library, zählt zu den eindrucksvollsten Bibliotheken der Welt. Hier finden sich Werke, die Persönlichkeiten wie Oscar Wilde und Samuel Beckett studierten und schätzten. Das Herzstück ist eine monumentale Halle, der berühmte Long Room, der sich über 65 Meter erstreckt und in dem mehr als 200.000 Bücher in hohen, dunklen Holzregalen lagern.
Das majestätische Gewölbe und die kunstvollen, hölzernen Bücherschränke aus Eiche verleihen der Halle eine beinahe sakrale Atmosphäre. Die Sammlung reicht bis ins 8. Jahrhundert zurück und umfasst bedeutende Werke wie das berühmte »Book of Kells«, eine aufwendig verzierte Handschrift der Evangelien, die um das Jahr 800 entstanden ist und als eine der größten Kostbarkeiten irischer Kultur gilt. Die Bibliothek ist täglich geöffnet und der Eintritt kostet etwa 16 Euro. In geführten Touren teilt das Bibliotheksteam spannende Geschichten und historische Anekdoten mit den Besuchern.
Lesetipp: Bernard Meehans umfassende Analyse des »Book of Kells« beschreibt die künstlerische Pracht und kulturelle Bedeutung dieses einzigartigen Werks. Und in James Joyces stilistisch und sprachlich revolutionärem Werk »Ulysses« stehen Dublin und seine Menschen im Fokus.

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Marsh’s Library
Im Jahr 1707 als erste öffentliche Bibliothek Irlands gegründet gleicht der Besuch einer Zeitreise und ist nicht nur für Literaturliebhaber ein besonderer Ort. In der Marsh’s Library in Dublin fanden zahlreiche irische Autoren wie Jonathan Swift, James Joyce und Bram Stoker Inspiration. Sie ist eine der schönsten Bibliotheken in Irland.
Zwei lange Galerien mit massiven Bücherschränken aus dunklem Eichenholz beherbergen bis heute mehr als 25.000 Bücher, Manuskripte und Landkarten. Die Sammlung umfasst seltene Exemplare aus dem 15. bis 18. Jahrhundert der Bereiche Wissenschaft, Mathematik, Musik, Geologie und Theologie. Ein einzigartiges Detail sind die sogenannten »Lesekäfige«, kleine Nischen, in denen Leser früher eingeschlossen wurden, um Diebstähle zu verhindern. Ein Highlight der Sammlung: Karten von Transsilvanien, die ein gewisser Bram Stoker studierte. Bei Führungen verrät das Bibliotheksteam gerne, an welchem Tisch er bevorzugt saß. Das Haus ist dienstags bis freitags von 09:30 Uhr bis 17:00 Uhr sowie samstags von 10:00 Uhr bis 17:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet fünf Euro.
Lesetipps: Neben Bram Stokers »Dracula« empfiehlt sich das Buch »In Search of Dracula« von Raymond McNally und Radu Florescu. Denn es gibt Einblicke in die historischen und literarischen Hintergründe des berühmten Vampirs.

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Linen Hall Library
Mitten im Herzen Belfasts, ganz in der Nähe des Writer’s Square, liegt die Linen Hall Library, die 1788 gegründet wurde und Nordirlands älteste Bibliothek ist. Natürlich gehört sie auf die Liste der schönsten Bibliotheken in Irland! Benannt ist die älteste Bibliothek der Stadt nach dem Gebäude, in dem sie untergebracht ist: einem ehemaligen Leinenmagazin aus dem 19. Jahrhundert. Heute beherbergt sie einige der wertvollsten literarischen Schätze des Lands.
Die Sammlung umfasst eine Erstausgabe von James Joyces »Ulysses«. Auch das Werk »De Anima« des persischen Arztes Avicenna aus dem Jahr 1490 und den ersten Druck der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung außerhalb der USA findet sich hier. Auch C. S. Lewis, der dank Geschichten wie »Die Chroniken von Narnia« als einer der berühmtesten Autoren Nordirlands gilt, ist hier prominent vertreten, mit einer der weltweit umfassendsten Sammlungen seiner Werke und Materialien. Seine Geschichten und Essays wurden stark von der Landschaft der Region inspiriert, insbesondere von den Mourne Mountains, rund 50 Kilometer von Belfast entfernt. Geöffnet ist die Bibliothek montags bis freitags von 09:30 Uhr bis 17:30 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Lesetipps: Für ein besonderes Erlebnis empfiehlt sich C. S. Lewis’ »Die Chroniken von Narnia« auch als Audiobuch. Die von Schauspielern aus Nordirland gelesenen Passagen vermitteln die Schönheit und Mystik der Landschaft, die Lewis so sehr inspiriert hat. Auch sein Essay »On Stories«, in dem er unter anderem seine Inspiration durch die nordirische Hügellandschaft beschreibt, sollte man nicht liegen lassen.

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Armagh Robinson Library
Mit der Inschrift »Der heilende Ort der Seele« lädt die Armagh Robinson Library in Nordirland Literatur- und Geschichtsfreunde gleichermaßen ein. Sie ist eine unserer liebsten Bibliotheken in Irland. Die 1771 gegründete Bibliothek ist ein wahrer Kraftort und beherbergt zahlreiche seltene Manuskripte und historische Werke. Mit kunstvoll verzierten Decken, einer geschwungenen Wendeltreppe und Steinbüsten bildet der Long Room das Herzstück des Gebäudes.
Besonders sehenswert ist Jonathan Swifts persönliches Exemplar von »Gullivers Reisen« mit seinen handschriftlichen Anmerkungen. Neben der hauseigenen Sammlung präsentiert das Haus regelmäßig wechselnde Ausstellungen. Für Familien mit Kindern gibt es spezielle Angebote, wie eine Spielecke und eine Schnitzeljagd. Gäste können die Bibliothek in Armagh im Nordosten der Insel montags bis freitags von 10:00 Uhr bis 13:00 Uhr und von 14:00 Uhr bis 16:00 Uhr besichtigen. Der Eintritt ist frei.
Lesetipp: Satire oder Kinderbuch? Als Jonathan Swifts »Gullivers Reisen« 1726 erschien, wurde es von den Lesern ganz anders wahrgenommen als heute. Wer also die irische Gesellschaft des 18. Jahrhunderts besser verstehen möchte, sollte unbedingt mit dem Helden nach Liliput reisen.

Alex_Mastro