Der Fjadrárgljúfur Canyon in Island leidet unter einer wahren Bieber-Plage! Der kanadische Popstar Justin Bieber ist Grund dafür, dass der isländische Canyon für Besucher unzugänglich geworden ist. Aber wie kommt es?
2015 hat der Sänger sein Musikvideo zu »I show you« veröffentlicht. Mit melancholischem Blick läuft er über saftig-grüne Wiesen, während im Hintergrund ein Wasserfall in die Tiefe rauscht. Er lässt sich im eisigen Wasser des Canyon-Sees treiben und lacht verschmitzt, als er sich wie er ein kleiner Junge die bemoosten Hänge herunterkugeln lässt. Die Kamera folgt ihm über eine schmale, brückenartige Felsformation, die abrupt in der Luft endet. Dort angekommen, lässt er seinen Blick über den Canyon schweifen.
Eigentlich ja nicht schlimm, oder? Wären da nicht Millionen von Bieber-Jünger und Instagram-Freaks, die auf den Spuren des Sängers wandeln wollen. Der Canyon war nämlich vor 2015 eigentlich nicht gerade Islands Top-Attraktion. Tatsächlich ist er sogar ziemlich unspektakulär und klein im Gegensatz zu
den Gletscher-Canyons, die die Insel sonst so zu bieten hat. Das interessiert allerdings die Bieber-Fans nicht. Die wollen nämlich nur einmal in ihrem Leben genau dort stehen, wo auch Justin gestanden hat!
Drehort ziemlich leicht zu erreichen
Fakt ist: Die Location ist perfekt für ein Musikvideo und wesentlich besser zu erreichen als all die anderen isländischen Canyons. Und um den armen Justin nicht ganz zu verteufeln – als er 2015 hier gedreht hat, gab es kaum Absperrungen, Wege oder Verbotsschilder. Das sollte sich aber schnell ändern, denn in den letzten vier Jahren haben mehr als eine Million Touristen den Fjadrárgljúfur Canyon besucht.
Viele von Ihnen ignorieren aber die Absperrungen, um das perfekte Bild zu schießen. Deshalb ist das berühmte Islandmoos mittlerweile matschigen kahlen Stellen gewichen. Den Isländern bleibt also nichts anderes übrig, als den Canyon für den Großteil des Jahres zu schließen.
Die Schranke, die den Zugang zum Canyon blockiert, wird von Ranger Hanna Jóhannsdóttir bewacht. Sie muss jeden Tag entrüsteten Touristen erklären, dass die Natur Islands den hohen Besucherzahlen nicht mehr gewachsen ist. Der Canyon hält die rücksichtslosen Gäste ganz einfach nicht aus! Aber auch Hannas »Nein« wird nicht immer akzeptiert. Von Geld über Essen bis hin zu einer Reise nach Dubai wurde ihr schon alles angeboten! Natürlich bleibt die Rangerin trotzdem stark, denn der Naturschutz bedeutet ihr mehr als alles andere. Nur wenn sie mal nicht da ist, gelingt es immer wieder einigen Leuten über die Schranke zu klettern, manchen sogar nachts!
Justin-Bieber-Hype auf Island
Und so schnell wird der Besucherstrom auch nicht nachlassen, denn Bieber bleibt der unangefochtene Liebling der Isländer: Ganze 12 Prozent der Inselbewohner haben Justins letztes Konzert in Reykjavik besucht. Und als hätte der Canyon nicht schon genug Aufmerksamkeit genossen, wurden auch noch einige Szenen der neusten Staffel von »Game of Thrones« hier gedreht.
Übrigens ist der Fjadrárgljúfur Canyon dabei keine Ausnahme! Jedes Jahr leiden Orte auf der ganzen Welt unter Touristen und Instagrammern.
China sieht sich gezwungen die Straße zum Mount Everest Base Camp zu schließen, Farmer in den USA müssen Blogger von ihren zertrampelten Blumenwiesen verjagen, und die Anwohner der pastell-farbenen Rue Crémieux in Paris verlangen, dass die Instagrammer von ihren Häusern verbannt werden.
Aber keine Sorge! Wer etwas spontan ist und genau plant, kann den Fjadrárgljúfur-Canyon trotzdem besuchen. Genau wie letztes Jahr wird er wieder für einige Zeit geöffnet, sobald der Boden sich etwas erholt hat. Dabei sollte man aber an eines denken: Behandelt die isländische Natur mit Respekt, damit sie uns allen noch viele Jahre erhalten bleibt!