Das berühmteste Seebad Sloweniens erstrahlt wieder im neuen Glanz. Ins legendäre Palace Hotel sind die Gäste zurückgekehrt, und auch die Zaungäste sind schon da. Text: Karolina Golab
Wenn im slowenischen Portorož die Passanten dem Meer den Rücken kehren, liegt es am ehrwürdigen Palace Hotel, das lange Blicke auf sich zieht. Manchen ist das Prachthotel ein flüchtiges Foto wert. Andere staunen darüber, wie schön das mittlerweile 100-jährige Hotel geworden ist. Denn über 20 Jahre waren hier die Lichter aus. Mit dem beginnenden Zerfall Jugoslawiens in den 1990er- Jahren wurde das beliebte Hotel geschlossen.
Viele Prominente waren schon da
Und so blieben der europäische Adel und die Filmstars weg. In den 1960er- Jahren war das anders. Da gaben sich hier Filmgrößen wie Adriano Celentano, Marcello Mastroianni und Sophia Loren gegenseitig die Klinke in die Hand. Da strahlte nicht nur das Hotel, sondern auch der beliebte Badeort Portorož, oder »der Hafen der Rosen«. Mondän ging es an der kilometerlangen Uferpromenade zu. Tagsüber saß man im Schatten der Pinien, am Abend wurde gefeiert. Ganz wie in Italien – das gerade mal 40 Autominuten von Portorož entfernt ist. In den Blicken der Passanten erkennt man jedenfalls eine Mischung aus Bewunderung für die wiedererwachte Diva und der Erwartung, vielleicht doch einen Filmstar zu erblicken.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Prominenz bald wieder einkehren wird, ist sehr groß. Denn seitdem das Haus vor zwei Jahren wiedereröffnet wurde, strömen die Gäste aus Österreich, Italien, der Schweiz und Deutschland nur so ein. Schließlich hat die traditionsreiche Hotelkette Kempinski fünf Jahre Arbeit und 70 Millionen Euro in das ehemalige Schloss hineingepumpt, dass der österreichisch-ungarischen Herzogs Franz Ferdinand gerne besucht hat. So wurde das Palace Hotel bereits bei seiner Wiedereröffnung zum ersten Fünf-Sterne-Hotel und damit das beste Hotel Sloweniens gekürt.
Auf einen Walzer mit Erzherzog Franz Ferdinand
Hinter der schönen Schlossfassade stecken heute 105 Zimmer und Suiten in dezenten Erdtönen. Die Betten sind Kingsize, der Flatscreen in die Wandtäfelung versenkt, und auch sonst ist der Komfort auf dem neuesten Stand – trotz der klassischen Einrichtung mit gestreiften Satinsesseln, schweren Vorhängen und Marmorbädern.
Überhaupt: der alte Flügel ist eine Einladung zu einer kleinen Zeitreise, bei der man in die verschiedenen Epochen des Kempinski Portorosz eintauchen kann: klassizistisch geht es in der opulenten »Crystal Hall« zu, in der sich heute die Hotelgäste an runden Banketttischen zum Frühstück treffen. Am Anfang des 20. Jahrhunderts schwang Franz Ferdinand hier sein Walzerbein. Und obwohl eine ganz andere Musik dezent hörbar ist, meint man, hier noch den Wiener Walzer zu vernehmen. Wer genau hinschaut, wird auch Elemente des Bauhaus wiederentdecken. Und auch die Zeit von Art déco bis hin zur Moderne, die vor allem im neu erbauten Flügel mit Glasfassade zur Geltung kommt. Die 78 Zimmer und Suiten des neuen Glasflügels sind peppiger als die des alten Schlosses und durch eine neue Raumverteilung auch viel geräumiger. Riesige Rosenbilder schmücken hier die Wände und erinnern an den Namen von Portorož. Die Aussicht bleibt gleich.
Wo würde wohl Sophia Loren wohnen wollen?
Schwer zu sagen, in welchem Teil des Kempinski Portorosz Sophia Loren wohnen würde, wenn sie eines Tages wiederkommt. Garantiert wird sie im À-la-carte-Gourmetrestaurant des Hotels speisen, das nach ihr benannt wurde. Aber zwei Dinge sind jetzt schon sicher: Wenn die Loren kommt, dann wird sie von der Stadt groß gefeiert. Sie wird sich ihre Lieblingsspeise, eine neapolitanische Pizza, bestellen. Und: die Zaungäste werden wieder dem Meer den Rücken kehren.
Kempinski Portorož. Obala 45, 6320 Portorož, Slowenien, Tel.: +386 5692 7000, www.kempinski-portoroz.com
Preis. Superior-DZ mit Meerblick inkl. Frühstück ab 230 €. Ganzjährig geöffnet
Anreise. Adria Airways fliegt von Frankfurt u. München nach Ljubljana. Von dort dauert es mit dem Hotelshuttle 1,5 Stunden. Mit dem Auto ist Portorož von München in 5 Stunden erreichbar