Architektonische Vielfalt, großartige Sehenswürdigkeiten, bezaubernde Natur und ein aufregender Mix aus verschiedenen Kulturen machen eine Reise durch Lettland zu einem unvergesslichen Erlebnis. Diese Sehenswürdigkeiten in Lettland darf man bei einer Rundreise nicht verpassen.

Wer nach Lettland reist, kommt meist in Riga an. Die Hauptstadt des Landes ist zweifelsohne ein Muss für alle Lettland-Besucher. Zu sehen und zu entdecken gibt es eine Menge in der Stadt: Allen voran die historische Altstadt mit Dom und St. Peterskirche, die vielen Häuser im Jugendstil, die Kunst im Latvian National Museum of Art und die Holzhäuser im Kalnciema-Viertel. Wer mehr über die Hotspots der Stadt erfahren möchte, kann in unserem Artikel mehr über die Sehenswürdigkeiten Rigas erfahren.

Skyline von Riga

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In diesem Artikel widmen wir uns den Sehenswürdigkeiten in Lettland außerhalb der Stadt Riga. Los geht die Rundreise durch Lettland in Sigulda, nur etwa eine halbe Stunde von Riga entfernt.

Sigulda: Der Geschichte Lettlands auf der Spur

Sigulda, rund 50 Kilometer nordöstlich von Riga gelegen, ist einer der schönsten Orte im Baltikum. Ein Besuch im Herbst lohnt sich doppelt. Zum einen zeigt sich die Region, die wegen ihrer Hügellandschaft als lettische Schweiz bezeichnet wird, im farbenfrohen Gewand. Zum anderen atmet die Stadt in den Gassen und Winkeln ganz viel Geschichte.

Paar betrachtet Winterlandschaft in Sigulda, Lettland

latvia.travel/Sigulda Thrills

Als Start für eine Entdeckungstour bietet sich eine Fahrt mit der Luftseilbahn an. In über 40 Meter Höhe schwebt sie mit spektakulärem Blick auf die Landschaft über den Fluss Gauja.

Historisches Mittelalter ist in der Burgruine von Sigulda zu erleben. Im neuen Schloss dagegen kann das von lettischen Baumeistern und Künstlern geschmückte neogotische Meisterwerk bewundert werden.

Burg Sigulda, Lettland

Kristaps Ungurs

Bis in die graue Vorzeit zurück versetzt die Gūtmaņala-Grotte die Besucher. Die größte und älteste Höhle Lettlands zeigt Inschriften aus den Jahren 1668 und 1677. Letzte Station ist das Museumsreservat Turaida. Denkmäler der Archäologie, Architektur, Geschichte und Kunst legen Zeugnis ab von den Ereignissen ab dem 11. Jahrhundert.

Cēsis: Mittelalterliche Burg und Gauja-Nationalpark

Die über 800 Jahre alte mittelalterliche Altstadt von Cēsis, rund 35 Kilometer nordöstlich von Sigula gelegen, hat viele charmante Straßen und Höfe zu bieten. Hauptattraktion von Cēsis ist die gut erhaltene mittelalterliche Burg, die einst die mächtigste Festung der Region war. Zusammen mit dem angrenzenden Herrenhaus des Grafen Sievers aus dem 18. Jahrhundert bietet sie eine interessante historische Ausstellung.

Winter Panorama von Cesis in Lettland

Kristaps Ungurs

Im Sommer kann man sich an mittelalterlichen Spielen oder Handwerken versuchen oder im duftenden Kräutergarten der Burg spazieren gehen. Nur wenige Schritte von der Burg entfernt führt eine Ausstellung die Besucher in die jüngere Geschichte ein. Die Ausstellung hat Geschichten über Widerstandsaktionen gegen die totalitären Regime der Sowjetunion und der Nazis zusammengetragen, die in einem ehemaligen KGB-Gefängnistrakt zu sehen sind.

Für eine Stadt von so bescheidener Größe verfügt Cēsis über eine bemerkenswerte Kulturszene. Die Konzerthalle ist das musikalische Zentrum der Region Vidzeme, in der regelmäßig Konzerte der klassischen und Popmusik sowie Theater- und Tanzaufführungen besucht werden können. Im September findet das Festival Cello Cēsis statt und im April das Pēteris Vasks Festival, das dem bekannten lettischen Komponisten gewidmet ist. Jedes Jahr im Juli treffen sich Kunstliebhaber zum Cēsis Art Festival – ein einmonatiges Fest der bildenden Künste, der Musik, des Theaters und des Kinos, das an verschiedenen Orten in der Stadt und ihrer Umgebung stattfindet.

Cēsis liegt am Rande des Gauja-Nationalparks, dem größten Naturschutzgebiet des Landes. Der wunderschöne Fluss Gauja mit seinen steilen Klippen, versteckten Höhlen und ruhigen Seen ist vom Stadtzentrum aus zu Fuß erreichbar. Ein Spaziergang entlang der Cīrulīši Dabas Takas (Cīrulīši-Naturpfade) ist die perfekte Einführung in die Schönheit des alten Gauja-Tals – auch im Winter.

Winterlandschaft im Gauja Nationalpark in Lettland

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Daugavpils: Kirchen und Festung

Rund 225 Kilometer südöstlich von Riga liegt Daugavpils, die zweitgrößte Stadt in Lettland. Daugavpils ist das Zentrum der Region Latgale. Dieser Teil des Landes ist bekannt für seine eigene, unverwechselbare Sprache, die blauen Seen, aber auch für seine religiösen Traditionen.

Darsteller mit traditioneller Kleidung in Latgale

latvia.travel/Jānis Bautra

Auf dem Baznīcu Kalns (Kirchenhügel) im Jaunbūve-Viertel von Daugavpils kann man die religiöse Vielfalt der Region hautnah miterleben. Eine lutherische, eine römisch-katholische, eine orthodoxe und eine altgläubige Kirche stehen auf diesem relativ kleinen Gebiet nebeneinander. Die Stadt wurde von verschiedenen Mächten regiert und änderte im Laufe der Jahre mehrmals ihren Namen: Im 13. Jahrhundert als Dinaburg gegründet, wurde sie später in Borisoglebsk umbenannt, dann in Dvinsk. Schließlich erhielt sie 1920 ihren heutigen Namen.

Eine der Hauptattraktionen von Daugavpils ist die Daugavpils Cietoksnis. Das ist eine bastionsartige Festung, die seit dem frühen 19. Jahrhundert fast unversehrt erhalten geblieben ist. Sie war Teil einer Militärsiedlung mit einem Paradeplatz im Zentrum, die sich über fast 150 Hektar erstreckte. Die Highlights der Festung sind das Nicholai-Tor, der Wasserturm und das Artillerie-Arsenal, das in das Mark-Rothko-Kunstzentrum Daugavpils umgewandelt wurde.

Daugavpils Cietoksnis

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Mark Rothko, einer der berühmtesten abstrakten Expressionisten der Welt, wurde 1903 in Daugavpils geboren. Im Alter von nur 10 Jahren wanderte er in die USA aus. Sechs Originalgemälde und mehrere Reproduktionen sind hier zusammen mit einer interaktiven Ausstellung über das Leben und die Karriere des Künstlers zu sehen.

Mit der Unterstützung von Mark Rothkos Kindern wurde die Synagoge von Daugavpils vollständig restauriert. Sie beherbergt nun das Museum der Juden von Daugavpils und Latgale. Seine Ausstellung zeigt das Leben und die Traditionen der jüdischen Gemeinde in der Region seit 1935.

Jūrmala: Badeort mit viel Natur – und Kultur

Jūrmala ist ein Badeort mit Sandstränden, romantischen Kieferwäldern und charmanter Holzarchitektur. Der Ort ist in nur einer halben Stunde mit dem Auto von Riga aus erreichbar. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts erfreut sich der Ort bei Touristen großer Beliebtheit. Die Sommerhäuser Jūrmalas zeigen die Ästhetik des Neoklassizismus, Jugendstils und der Nationalromantik. Ein prächtiges Beispiel dafür ist das Sommerhaus der lettischen Schriftsteller und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Rainis und Aspazija, die ihre späteren Jahre in Jūrmala verbrachten. Heute beherbergt das Haus ein kleines Museum, das den Besuchern ihr Lebenswerk näher bringt.

House of Aspazija in Jūrmala

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Die Natur ist in Jūrmala allgegenwärtig; ein Drittel der Stadtfläche ist bewaldet, und an den meisten Orten ist der Strand gleich hinter mit Kiefern bewachsenen Dünen versteckt. Ein besonders schöner Ort ist der Dzintaru Mežaparks (Dzintari Forest Park), wo man einen 33 Meter hohen Aussichtsturm besteigen kann.

Strand in Jurmala/Lettland

Aleksandrs Muiznieks/Shutterstock.com

Neben seinen natürlichen und architektonischen Vorzügen ist Jūrmala auch der richtige Ort für alle, die Kultur und Unterhaltung suchen. Die Dzintari-Konzerthalle etwa ist ein elegantes, denkmalgeschütztes Holzgebäude, in dem Symphonie-, Opern-, Pop- und Jazzkonzerte stattfinden und das einer der Hauptveranstaltungsorte für das Musikfestival Riga Jurmala ist.

Auf keinen Fall verpassen sollte man den Kunstbahnhof Dubulti. Dabei handelt es sich um einen in Betrieb befindlichen Bahnhof, der als Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst dient.

Last but not least: Jomas Iela, die kilometerlange Fußgängerzone von Jūrmala, bietet eine Vielzahl von Bars, Cafés und Restaurants. Für eine Übernachtung bietet sich eines der Kurhotels der Stadt an. Einige von ihnen bieten Heilschlammbäder und Mineralwasseranwendungen an.

Kuldīga: Reise in die Vergangenheit Lettlands

Ein Besuch in Kuldīga, rund 150 Kilometer westlich von Riga, ist wie eine Reise in die Vergangenheit. Die romantischen, von hölzernen Barockgebäuden gesäumten Kopfsteinpflasterstraßen bilden ein außergewöhnlich gut erhaltenes Ensemble aus dem 17. und 18. Jahrhundert – das einzige dieser Art, das in den baltischen Staaten erhalten geblieben ist.

Kuldiga Schlosspark in Lettland

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Im frühen 17. Jahrhundert war Kuldīga (damals Goldingen) die Hauptstadt des Herzogtums Kurland. Die lange Geschichte der Stadt wird in einer Ausstellung im Kreismuseum Kuldīga erläutert. Eine der Etagen des Museums ist als Wohnung einer wohlhabenden Familie vom Anfang des 20. Jahrhunderts gestaltet.

Auch die Umgebung ist beeindruckend – Kuldīga liegt direkt neben Ventas Rumba, dem breitesten Wasserfall Europas. Zusammen mit der Backsteinbrücke aus dem 19. Jahrhundert über den Fluss Venta ist dies ein unvergesslicher Anblick!

Venta Wasserfall Kuldiga Lettland

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Handwerkskunst und Tradition sind in Kuldīga noch immer lebendig. Im Atelier für angewandte Kunst Varavīksne können Besucher in Kursen erfahren und lernen, wie man Decken, Tischtücher oder Gürtel mit ethnografischen Mustern webt, während das Restaurierungszentrum erklärt, wie man Holzfenster, Türen und andere architektonische Elemente konserviert und restauriert.

Unbedingt probieren, wenn man hier ist: »Sklandrauši«. Das sind traditionelle süße Karotten- und Kartoffelpasteten. Sie sind Teil des kulturellen Erbes der Region Kurzeme.

Karottenkuchen Sklandrausi aus Baltikum

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Die Kuldīga-Synagoge, die 1875 während der Herrschaft von Zar Alexander II. erbaut wurde, dient heute als Bibliothek und Konzertsaal mit Ausstellungen zum Gedenken an die örtliche jüdische Gemeinde. Das ehemalige Gebetshaus wurde in ein Kunsthaus umgewandelt, in dem regelmäßig verschiedene Ausstellungen und Konzerte stattfinden.

In der Künstlerresidenz von Kuldīga kann man außerdem Ausstellungen und Design-Workshops besuchen. Im Sommer findet jeden Freitag- und Samstagabend das Goldinger Ritterkino unter dem Nachthimmel im Pilsētas Dārzs (Stadtgarten) statt.

Liepāja: Küstenstadt mit Flair

Liepāja, rund 200 Kilometer südwestlich von Riga, liegt an der Küste Lettlands. In der Stadt stehen Jugendstilgebäude Seite an Seite mit roten Backsteinhäusern im kaiserlichen Stil des 19. Jahrhunderts, von denen viele von dem Architekten Paul Max Bertschy entworfen wurden.

Überquert man die sehenswerte metallene Drehbrücke über den Karostas Kanāls (Karosta-Kanal), befindet man sich in einem ehemals militärisch gesperrten Hafengebiet mit einer unheimlichen, aber fotogenen Mischung aus kunstvoll verzierten Kasernen des russischen Kaiserreichs und düsteren Wohnblocks aus der Sowjetzeit. Die goldenen Kuppeln der orthodoxen St.-Nikolaus-Kathedrale am Meer erheben sich über das Viertel.

Liepājas jüngste architektonische Ikone ist die Große Bernsteinkonzerthalle, die vom österreichischen Architekten Volker Giencke entworfen wurde.

Große Bernsteinkonzerthalle in Liepaja

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Der mit orangefarbenem Glas verkleidete Große Bernstein umfasst acht Stockwerke mit großen, offenen Innenräumen, die an ein Kreuzfahrtschiff erinnern. In der Konzerthalle finden das ganze Jahr über verschiedene Aufführungen von klassischer Musik, Jazz und Pop statt. Im September rückt das jährliche Liepāja Art Forum die darstellende Kunst in den Mittelpunkt.

Liepājas Flair lässt sich am besten unterwegs genießen. Tipp: entlang der Ostas-Promenāde (Hafenpromenade) schlendern, um die bunten Fischerboote zu beobachten, oder mit dem Fahrrad durch den Jūrmalas Park (Küstenpark) fahren, um die Aussicht auf das offene Meer zu genießen. Interessant auch: eine Erkundung der Überreste der Ziemeļu Forti, die einst den mächtigen Marinestützpunkt in Karosta schützten.

Lustiges Schild am Strand von Liepaja

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Märchenhafter Tērvete-Naturpark

Der Tērvete-Naturpark ist ein Ort, in dem lettische Volksmärchen lebendig werden. Der Park – einer der familienfreundlichen Reiseziele Lettlands – liegt nur etwa 70 Kilometer von Riga entfernt und ist mit seinen malerischen Wanderwegen und Kinderspielplätzen, die von Märchenfiguren und über 100 Holzskulpturen von Tieren und Insekten umgeben sind, ein empfehlenswertes Ziel, vor allem für Familien.

Junges Mädchen im Tervete Nationalpark in Lettland

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Im Park kann man Fahrrad fahren, mit der Märchenbahn tuckern oder reiten. Pfade führen durch einen herrlichen 300 Jahre alten Kiefernwald. Im Park gibt es mehrere Picknickplätze und Cafés, so dass man problemlos einen ganzen Tag dort verbringen kann. Zwischen Mai und Oktober können sich die jüngsten Besucher des Parks mit den von Animateuren zum Leben erweckten Märchenfiguren – Bären, Zwerge, Hexen und Märchenmütter – anfreunden.

Auf dem Rückweg sollte man einen Halt in Jelgava einlegen. Dort empfiehlt sich ein Blick auf den restaurierten Turm der Dreifaltigkeitskirche, die als erste Steinkirche Europas für eine lutherische Gemeinde gebaut wurde. Wenn man einen Tag Zeit hat, sollte man das Geschichts- und Kunstmuseum von Ģederts Eliass und den Palast von Jelgava besuchen.

Palast in Jelgava, Lettland, aus Vogelperspektive

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Der Palast Jelgava ist die ehemalige Residenz der Herzöge von Kurland und Zemgale. Das faszinierende Werk des russischen Hofarchitekten Francesco Bartolomeo Rastrelli ist der größte Barockpalast in den baltischen Staaten. Heute beherbergt er die Lettische Universität für Biowissenschaften und Technologien. Die Geschichte dieses Ortes ist vor allem in den mit Laternen beleuchteten Kellern zu spüren, wo man die Gruften der Familie von Peter von Biron, des Herzogs von Kurland, und der Familie Kettler besichtigen kann. In und um Jelgava gibt es viele reizvolle Schlösser aus dem 19. Jahrhundert, die einen Besuch wert sind.

Sigulda: Eldorado für Fans von Freizeitparks

Die Region von Sigulda, weniger als 50 Kilometer von Riga entfernt, ist ein ideales Ziel für einen Tagesausflug oder einen Wochenendtrip. Die historische Stadt bietet hervorragende Freizeitmöglichkeiten in einer schönen Naturumgebung.

Lohnend ist vor allein Besuch von Mežakaķis, Siguldas berühmtem Abenteuerpark. Dort kann man auf anspruchsvollen Waldwegen Abenteuer in sieben Schwierigkeitsgraden unternehmen. Die Skipiste Reiņa trase verwandelt sich im Sommer in einen Golfplatz und bietet weitere Unternehmungen wie Mountainboarding und Rollschuhlaufen.

Die atemberaubenden Aussichten des Siguldaer Abenteuerparks Tarzāns machen jeden Besuch unvergesslich – es locken ein Tarzan-Hindernisparcours, eine Rodelbahn, ein Riesenrad und vieles mehr. Auf der Bob- und Rodelbahn, die eine großartige Aussicht bietet, können Besucher Fahrten auf einem vučko (Softbob) ausprobieren oder, je nach Jahreszeit, mit einem Winter- oder Sommerbob hinunterdüsen. Bei einer Fahrt mit der Seilbahn kann man die landschaftliche Schönheit des Gauja-Tals bewundern. Adrenalinjunkies können sogar einen Bungee-Sprung aus 55 Metern Höhe wagen oder mit einer Geschwindigkeit von bis zu 60 km/h mit der Zipline über die Baumwipfel fliegen.

Zipline in Sigulda, Lettland

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Heimat des Livländischen Ordens

Im Mittelalter lag Sigulda an der Grenze zwischen dem Erzbistum Riga und den Ländern des Livländischen Ordens. Heute sind diese drei historischen Zentren – Sigulda, Turaida und Krimulda – noch intakt.
Unweit des Zentrums von Sigulda befindet sich die Burgruine des Livländischen Ordens, die im Sommer als Veranstaltungsort für Open-Air-Konzerte dient. Seit 20 Jahren finden hier jährlich die Opernfestspiele von Sigulda statt.

Gleich nebenan befindet sich das von Fürst Kropotkin erbaute Neue Schloss Sigulda, ein beeindruckendes Beispiel lettischer Architektur. Heute ist es ein beliebtes Ausflugsziel.

Raum im Neuen Schloss Sigulda in Lettland

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Die Gebäude des historischen Zentrums wurden restauriert und in Werkstätten umgewandelt, die von den kreativen Handwerkern von Sigulda betrieben werden. In den Werkstätten gibt es eine Menge Kunsthandwerk zu entdecken: baltische Schmuckherstellung, Keramik, Textilwerkstätten, Lederverarbeitung, Papierkunst und eine Duftwerkstatt.

Eine der beliebtesten Touristenattraktionen Siguldas ist die Gutman-Höhle. Sie ist die breiteste und höchste Höhle des Baltikums. Man findet sie etwas weiter vom Stadtzentrum entfernt in Richtung Turaida.

Besucher vor der Gutman-Höhle in Lettland

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Die Burg Turaida ist eines der beliebtesten Reiseziele in Lettland. Jedes Jahr zieht sie zahlreiche Besucher an, aber auch einheimische Handwerker, die ihre Waren anbieten. Die Burg aus dem 13. Jahrhundert ist eines der eindrucksvollsten Beispiele für die so genannte Backsteingotik im Ostseeraum. Im Turaida-Museumsreservat kann man einen Spaziergang entlang des malerischen Dainu-Hügel unternehmen – einem Garten mit Skulpturen, die lettischen Volksliedern und Figuren aus der Folklore gewidmet sind.

Līgatne: Industriegeschichte und Sowjetcharme

Līgatne, das um eine 1815 gegründete und heute noch funktionierende Papierfabrik herum gebaut wurde, ist das am besten erhaltene Beispiel für eine Industriestadt des 19. Jahrhunderts.

Gelände der ehemaligen Papierfabrik in Ligatne

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Līgatne schien nicht nur für die Fabrikanten des 19. Jahrhunderts, sondern auch für das sowjetische Militär ein guter Standort zu sein. Genau hier, im Wald außerhalb der Stadt, wurde ein streng geheimer unterirdischer  Bunker gebaut. So geheim, dass selbst die Mitarbeiter des Rehabilitationszentrums, die 30 Jahre lang direkt darüber arbeiteten, nichts davon wussten. Das Rehabilitationszentrum selbst wurde dort nur gebaut, um die Notwendigkeit zu verschleiern, den Bunker mit Strom, Wasser und Lüftung zu versorgen. Das Gesundheitszentrum ist jedoch keineswegs eine Fälschung; es bietet nach wie vor viele Gesundheits- und Schönheitsbehandlungen an, komplett mit sowjetischem Interieur und Charme.

Der Bunker darunter ist beeindruckend groß – 2.000 Quadratmeter nämlich – und hatte alles, was man brauchte, um im Falle eines Atomkriegs die höchsten Regierungsbeamten des sowjetischen Lettlands unterzubringen. Bei den Führungen durch den Bunker werden sogar authentische Pelmeni (Fleischknödel) zum Mittagessen angeboten.

Im Līgatne Net Park (Tīklu Parks) kann man einem Netzlabyrinth folgen, das sich acht Meter über dem Boden befindet und das erste seiner Art im Baltikum ist. Wenn man lieber wandern möchte, kann man einen der vielen Naturpfade in Līgatne erkunden. Einer davon führt zu beeindruckenden Sandsteinfelsen und Höhlen entlang des Flusses Līgatne. Eine geräumige Höhle davon beherbergt einen Weinkeller mit Verkostungsmöglichkeiten.

Besucherin vor Weinhöhle in Ligatne

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Ein anderer Weg schlängelt sich durch einen Naturzoo mit Bären, Elchen und Eulen. Ein anderer Weg führt zum Vienkoči-Park mit seinen Holzskulpturen, die nach einer alten Tradition hergestellt werden.

Küste von Vidzeme

Lust auf weiße Sandstrände? Saulkrasti, eines der Juwelen der lettischen Küste, liegt an der Autobahn Riga-Tallinn, etwa 30 Kilometer von Riga oder nur eine Stunde mit dem Zug entfernt. Hier kann man entlang der Weißen Düne spazieren gehen, das faszinierende Fahrradmuseum besuchen oder einfach am 15 Kilometer langen Strand von Saulkrasti entspannen.

Küste in Vidzeme: Frau in Hängematte blickt aufs Meer

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Auf dem Weg nach Tallinn erreicht man ein wahres Reich der Phantasie; das Münchhausen-Museum in Dunte. Es gehört seit einigen Jahren zu den meistbesuchten Museen Lettlands. Das ungewöhnliche Museum ehrt Baron von Münchhausen, den unübertroffenen König der Lügen und der Phantasie, dessen Leben fast so seltsam war wie seine wunderbaren Geschichten. Der Baron verbrachte ein paar Jahre seines turbulenten Lebens auf dem Gutshof Dunte. Dort kann man auch ein Wachsfigurenkabinett besichtigen, das wichtige Persönlichkeiten der lettischen Geschichte darstellt.

Münchhausen-Skulptur in Dunte, Lettland

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Den krönenden Abschluss eines Tagesausflugs in die Region kann man zehn Kilometer weiter in der Anlage des Gutshofs Liepupe verbringen. Das historische Ambiente des in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichteten Gutshofs und des dazugehörigen Parks ist wunderschön. Nachdem es als Familienhaus, Schule, Büro und Bibliothek einer Kolchose gedient hatte, wurde es schließlich 2004 in seinem früheren böhmischen Glanz restauriert. Heute ist es ein exquisites Boutique-Hotel mit 16 Zimmern, einem Restaurant (in dem auch verschiedene Kochkurse angeboten werden) und einem Spa, das im Stil der ländlichen Romantik gestaltet ist – ein großartiger Ort, um ein paar Tage zu genießen.

Tipp: Mittsommer in Lettland

Die Mittsommernacht wird nicht nur in den skandinavischen Ländern gefeiert, auch in den baltischen Staaten ist die Sommersonnenwende das wichtigste Fest des Jahres. Die folkloristische Feier mit lodernden Feuern ist ein jahrtausendealter Brauch, der viel von der Kultur des Landes vermittelt. Für alle, die in ihrem Lettlandurlaub traditionelle Elemente und Rituale kennenlernen wollen, eignet sich der Juni somit hervorragend als Reisemonat. Die Letten sind um den Mittsommer herum in besonderer Feierlaune. Es werden alte Mythen erzählt, überall hängen Blumensträuße und -kränze an den Fassaden und ganz Lettland tanzt auf den Straßen. Dabei werden Volkslieder, von denen es es unglaublich viele gibt, zum Besten gegeben. Von der Magie dieser »Nacht der Nächte« wird jeder eingefangen.

Familie sitzt in Mitsommernacht am Lagerfeuer in Lettland

latvia.travel/Reinis Hofmanis

Rundreise durch Lettland: Bus, Zug oder Auto

Lettland verfügt über ein ausgedehntes Busverkehrsnetz, das mit mit vielen größeren Städten in Europa verbunden ist. Der Busbahnhof von Riga befindet sich neben dem Zentralmarkt. Von hier aus fahren die Busse in alle Ecken Lettlands. Wer eine Rundreise durch Lettland plant, für den sind die Busse durchaus eine Alternative zum Auto. Komfort und Preis können je nach Strecke und Anbieter variieren. Einige Strecken werden von Minibussen und Expressbussen bedient. Fahrkarten können sowohl am Fahrkartenschalter im Bahnhof als auch an Bord des Busses gekauft werden, wobei dort die Bezahlung in bar erfolgt (sofern der Platz reicht). Im Hauptgebäude des Terminals befindet sich ein Informationszentrum, das Reisenden zur Verfügung steht. Online-Tickets können auf der Website von Bezrindas und von Buseurope gekauft werden. Auch mit den Zügen in Lettland kann mich exzellent durchs Land bewegen.

Züge Bahnhof Riga Lettland

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Gut zu wissen für alle, die mit dem Auto unterwegs sind: In Lettland fahren die Fahrzeuge auf der rechten Seite der Straße. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt innerorts 50 km/h, außerorts 90 km/h, auf einigen Abschnitten auch 100 km/h. Kurzstreckenleuchten müssen das ganze Jahr über benutzt werden, auch bei Tageslicht. Die Blutalkoholkonzentration darf während der Fahrt 0,2 Promille nicht überschreiten. Sicherheitsgurte und Autokindersitze müssen immer benutzt werden. Nicht-EU-Bürger, die mit dem Auto nach Lettland einreisen, müssen über eine Versicherung für die Europäische Grüne Karte verfügen.