Bald ist es wieder so weit und in vielen Teilen der Welt wird Weihnachten gefeiert. Doch nicht überall feiern die Menschen gleich. Wir stellen euch Christen aus den USA, Philippinen und den Niederlanden vor und zeigen, welche besonderen Traditionen es dort zu Weihnachten gibt.
Wir haben Menschen in drei Ländern gefragt, wie sie Weihnachten feiern. Louis aus den Philippinen, Carla aus den Niederlanden und Terra aus den USA erzählen uns ihre ganz persönliche Weihnachtsgeschichte.
Weihnachten auf den Philippinen: bunt, viel Essen und Aberglaube
Louis Val Calleja ist Feuerwehrmann und lebt gemeinsam mit seinem Vater in der Provinzmetropole Tacloban City auf der philippinischen Insel Leyte. Er lacht auf die Frage hin, wie die Philippinen Weihnachten feiern.
»Die Filipinos lieben Weihnachten! Ein Großteil der Bevölkerung ist katholisch, und schon ab Ende September fangen die Weihnachtslieder und die Sternen-Beleuchtung in den Straßen an – parol genannt. Je bunter und blinkender, umso besser.«
Es gibt sogar ein ganzes Christmas House in der Nachbargemeinde Palo. Ab Dezember kann man dort eine Weihnachtsmann-Sammlung bestaunen, das Haus ist voller Lichter. Bei einem abendlichen Besuch kommt man so richtig in Weihnachtsstimmung. Wegen der Nähe zum Äquator geht auf den Philippinen jeden Abend bereits um 18 Uhr die Sonne unter.
Die ganze Familie kommt zusammen – und singt Karaoke
»Weihnachten ist ein Fest des Zusammenkommens. Meistens kommt mein Bruder dann, er arbeitet in Tschechien. In den meisten Familien auf den Philippinen arbeiten Familienmitglieder im Ausland, die sogenannten Oversea Workers. Oft unterstützen sie ihre Familien finanziell – und kommen Weihnachten nach Hause. Denn dann wird ein paar Tage nur zusammen rumgehangen, gegessen, getrunken und natürlich Karaoke gesungen. Die Songs von Jose Marie Chan sind in den letzten Jahren um Weihnachten rum beliebt – man hört sie aus allen Häusern plärren. Er ist eine Art Schlagerstar aus den 60ern. Es kann zu Weihnachten eigentlich nicht kitschig genug sein. Und es ist eben die geselligste Zeit des Jahres, bis auf die Fiesta im Sommer vielleicht.«
Auch wenn die Filipinos von den Spaniern zum Katholizismus missioniert wurden und die Religion auch heute noch eine sehr wichtige Rolle im Leben der meisten Menschen spielt, haben sich auch viele eigene Traditionen und animistische Glaubensgrundsätze erhalten. Das ist auch bei Weihnachten nicht anders.
Um vier Uhr morgens zur Messe für den Weihnachtswunsch
»Auf den Philippinen hat sich eine Tradition entwickelt, die sich Simbang Gabi nennt. Das bedeutet so viel wie nachts zur Kirche gehen. Es gibt den Glauben, dass wenn man es schafft, an den neun Morgen vom 16. bis 24. Dezember in die Morgenmesse um vier Uhr zu gehen, wird ein persönlicher Weihnachtswunsch wahr. Ich habe das auch vor ein paar Jahren gemacht«, erzählt Louis. Die weihnachtlichen Andachten werden begleitet von Popcorn-Verkäufern und wirken fast wie eine Art Mini-Kirmes bei Nacht.
Wenn es dann auf Weihnachten zugeht, versammeln sich so langsam alle Familienmitglieder – oft im Haus der Großeltern, manchmal schon Tage vorher.
»Ich erinnere mich, wie aufregend ich es fand, wenn ich als Kind mit meinem Vater auf dem Motorrad dann jeden Tag zu meiner Oma gefahren bin. Viele meine Cousins hatte ich lange nicht gesehen«, erzählt Louis.
Denn auch Tanten, Onkel und entfernte Cousinen kommen hier zusammen – egal wie weit entfernt, die Familie ist auf den Philippinen enorm wichtig. Vor Heiligabend ziehen die Kinder dann gemeinsam von Haus zu Haus und singen Weihnachtslieder – meistens gibt es etwas Geld von den Nachbarn. Es ist alles sehr aufregend, bis dann endlich Weihnachten ist. Die Feiern beginnen mit dem Abend des 24. Dezembers. An Heiligabend wird lange beisammengesessen und viel gegessen und getrunken. Traditionell wird das Lechon (das feierliche Spanferkel) oder auch Hamon (ein Schinken) serviert.
Kirche und Geschenke am 25. Dezember
»Am nächsten Tag, also am 25. Dezember gehen viele morgens gemeinsam in die Messe«, berichtet Louis. »Weihnachten ist ganz klar ein christliches Fest. Zum Mittag treffen sich dann alle wieder im Haus und es gibt mehr Essen. Dann verteilen wir auch unsere Geschenke, viele die aus dem Ausland nach Hause kommen bringen pasalubongs mit.« Mitbringsel haben auf den Philippinen eine große Tradition. Ein Geschenk ist besonders wichtig: das für das Patenkind. Taufpaten sind etwas sehr Wichtiges auf den Philippinen, sie werden ninong oder ninang genannt. An Weihnachten schenken sie ihrem Patenkind pamasko – das bedeutet etwas zu Weihnachten, oft ist es auch einfach Geld. Aber selbst wenn das Kind erwachsen ist, bleibt das so.
Louis lacht: »Ich muss auch noch etwas für meine ninang besorgen! Wer kein Geschenk für sein Patenkind hat, darf Weihnachten nicht dort aufkreuzen.« Die Feiertage bestehen aus vielen Besuchen, Geschenken, Kirchengänge – und essen! Tagelang. »Das ist einfach typisch Filipino – wir lieben eben Weihnachten. Maligayang Pasko.«
Wo die Geschenke im November beginnen: Weihnachten in den Niederlanden
Carla de Hoog wuchs in Rotterdam auf. Die Niederländerin erzählt, dass für sie als Kind die weihnachtliche Zeit Mitte November begann. »Denn dann war Sinterklaas mit seinem Dampfschiff unterwegs und landete aus Spanien kommend endlich in den Niederlanden«, erzählt sie. Heute wird die jährliche Ankunft des Sinterklaas sogar im Fernsehen übertragen – traditionell ist das immer am ersten Samstag im November nach dem Martinstag.
»Ab dann haben wir jeden Abend unsere Schuhe neben den Kamin gestellt, oft mit einem gemalten Bild für ihn. Manchmal hatte Sinterklaas am nächsten Morgen etwas reingetan. Am 5. Dezember wurde der Nikolausabend groß gefeiert und es gab Geschenke für alle Kinder. Das war fast wie Weihnachten!«, erinnert sich Carla.
Pakjesavond wird dieser Abend genannt, an dem Sinterklaas mit Geschenken und Nüssen für die Kinder auftaucht.
Und Jesus spielt kaum eine Rolle
Das richtige Weihnachtsfest beginnt dann am 25. Dezember. »Aber oft steht der Weihnachtsbaum natürlich schon vorher – der darf natürlich nicht fehlen. Früher hatten wir sogar noch echte Kerzen auf dem Baum. Ich erinnere mich, dass meine Mutter immer einen Eimer mit Wasser bereitstehen hatte«, erzählt Carla.
In den Niederlanden ist es üblich, dass vor allem die kleineren Familienkreise in ruhigem Rahmen zusammenkommen und das Jahr mit leckerem Essen gemeinsam ausklingen lassen.
»Der christliche Gedanke spielt heutzutage nicht mehr eine so große Rolle. Viele Holländer sind ja auch in keiner Kirche Mitglied«, fügt Carla an.
Tatsächlich sind die Niederlande eines der am wenigsten religiös gebundenen Länder Europas – über 50 Prozent der Bevölkerung gehören keiner Religionsgemeinschaft mehr an.
Ruhige Tage mit der Familie
Weihnachten ist mehr ein Fest geworden, an dem man sich freut, Zeit mit der Familie verbringen zu können. Und natürlich wird sich auch viel Zeit genommen, um ausgiebig zu essen. »Wir essen bei uns Zuhause heute traditionell Fleischfondue an Weihnachten und machen eine gute Flasche Wein auf«, erzählt Carla.
»Als Kind habe ich mich besonders über die Naschereien gefreut. Sehr typisch sind die oliebollen, das sind eine Art Hefekrapfen – oft gibt es die auch zu Silvester.« Das Schönste an Weihnachten für Carla? »Ich freue mich einfach, dass man an Weihnachten mit der Familie zusammen ist und gemeinsam kocht und isst. Das ist ja auch einfach nicht mehr so selbstverständlich.«
Ein großes Happy Birthday: Christmas in den USA
In den USA hält eine Diskussion seit Jahren an: Gehört der Weihnachtsbaum bereits fürs Erntedankfest (Thanksgiving) geschmückt oder nicht? Bei Familie Phelps in Idaho ist die Antwort klar: Es wird nach Thanksgiving geschmückt. Seit einiger Zeit fällt die fünfköpfige Familie, die vor einigen Jahren aus Texas hergezogen ist, nun sogar ihren eigenen Baum im Wald.
Den ganzen Dezember erstrahlt er dann im Wohnzimmer, auch das gesamte Haus wird dekoriert. Weihnachtslieder erfüllen das Heim. Bei Familie Phelps werden jedes Jahr zur Einstimmung im Dezember auch gleich drei Weihnachtsfilme gemeinsam geschaut. Immer dieselben: Kevin – Allein zu Haus, Schöne Bescherung und der Weihnachtself.
Ein Kuchen für Jesus zum Geburtstag
Die Vorweihnachtszeit wird in den USA so zelebriert: Jede Familie macht typischerweise ein Fotoshooting für die sogenannte Christmas Card. Die wird dann vor Weihnachten an alle Lieben und Verwandten verschickt. Auch die Tradition des Adventskalenders hat sich in den USA etabliert. Bei Familie Phelps haben auch die (fast) erwachsenen Kinder selbstverständlich heute noch einen Schoko-Kalender.
Für Familie Phelps, so wie auch für viele andere Familien in den USA, dreht sich beim Weihnachtsfest vieles um die Geburt Jesus Christus. Jedes Jahr wird die Krippe aufgestellt, in verschiedenen Bibelstunden wird im Advent die Weihnachtsgeschichte gelesen. Einmal hat die Familie sogar für Weihnachten Jesus einen Kuchen gebacken und ihm ein Happy Birthday gesungen. An Heiligabend besuchen sie meist traditionell die Messe, Kerzen werden in der Kirche aufgestellt.
Dieses Jahr geht es nach Florida
Wie die eigentlichen Feiertage aussehen, das gestaltet Familie Phelps allerdings jedes Jahr neu. Dieses Jahr, erzählt Mutter Terra, fahren sie zu fünft nach Florida und besuchen einen Freizeitpark. »In anderen Jahren kommt auch schon mal die ganze Verwandtschaft. Dann wichteln wir am 25. Dezember bei Kakao und Kaffee, ganz in Ruhe und jeder macht nach und nach seine Geschenke auf. Die sammeln wir schon den ganzen Dezember unterm Baum. Manchmal verbringen wir die Tage aber auch nur zu fünft – das ist auch schön. Dann gehen wir zum Beispiel gemütlich ins Kino. Am liebsten essen wir zu Weihnachten Roasted Prime Rib«, erzählt Terra. Hochrippen-Braten hat in den USA als Weihnachtsessen eine lange Geschichte.
»Es ist eine Art Tradition für uns geworden, jedes Jahr das Fest ein wenig anders zu gestalten«, erklärt Terra.
»Aber das ist auch schon zu einer Art Tradition geworden«, lacht sie. »Ich freue mich dieses Jahr besonders darauf, mit meiner wundervollen Familie bei guter Gesundheit Jesus Geburtstag feiern zu können. Merry Christmas!«
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