Das Londoner Viertel Covent Garden hat eine bewegte Vergangenheit. Dort erzählen die Namen von Straßen, Plätzen und Einrichtungen Spannendes und Wissenswertes aus mehreren Jahrhunderten Stadtgeschichte. Warum Covent Garden früher mehr mit Kirche als mit Kunst zu tun hatte, was eine schicke Einkaufsmeile mit Ackerland verbindet und was Winston Churchill im Keller des One Aldwych trieb, verraten wir hier.
Covent Garden: die Markthalle an der Piazza
An die Vergangenheit als spätmittelalterlicher Klostergarten (übersetzt: convent garden), erinnert im Londoner Szeneviertel Covent Garden heute nichts mehr. Zwischen West End, St. Martin’s Street und Drury Lane finden Besucher vielmehr ein breites Angebot, das man mit Kunst, Kultur und Fashion auf eine einfache Formel bringen kann. Der traditionelle Obst- und Gemüsemarkt, der die Gegend berühmt machte, ist mittlerweile nach Nine Elms umgezogen.
Doch noch immer finden sich hier die historischen Markthallen voller Stände, an denen Verkäufer Handwerkskunst, Antiquitäten und kuriosen Krimskrams feilbieten. Das Gebiet um die zentrale Piazza avancierte in den 1980er Jahren zur Touristenattraktion. Seit 2006 verfolgt die Entwicklergesellschaft CapCo die Vision, Covent Garden in einen dynamischen und lebenswerten »Kiez« zu verwandeln, der von Einheimischen und Besuchern gleichermaßen angenommen wird.
Long Acre mit dem Sitz der Freimaurer
Als Englands berüchtigtster König, Heinrich VIII, nach Querelen mit der katholischen Kirche um 1540 alle Klöster in England auflöste, bemächtigte er sich auch all ihrer Ländereien. Dazu gehörten sieben Morgen Ackerland nördlich von Covent Garden, damals Long Acre genannt, übersetzt: langer Acker. Entlang dieser Felder verläuft heute die gleichnamige Shoppingmeile. Hier bekommt man alles von internationaler Mode und Accessoires, über Schmuck, Leder- und Haushaltswaren bis hin zu Elektronik. Und ganz viele Süßigkeiten …
Im Anschluss an eine Einkaufstour kehrt man am besten im Pub Freemason’s Arms ein. Der Name weist zwar auf das nahe gelegene Hauptquartier der Freimaurer hin, die Kneipe selbst zieht aber vor allem durstige Fußballfans an – eine urtypisch englische Erfahrung also.
Seven Dials: Wo einst Armut und Kriminalität herrschten
Westlich von Covent Garden befindet sich die Straßenkreuzung Seven Dials. Der Name bezieht sich sowohl auf die sieben Straßen, die sternförmig auf den gleichnamigen Platz zulaufen, als auch auf die steinerne Spitzsäule in dessen Mitte, die wiederum von sechs blauen Sonnenuhren geschmückt wird.
Diese Säule stellt die siebte Sonnenuhr dar. Politiker Thomas Neale plante das Areal in den 1690er Jahren und hoffte, dass sich hier vor allem reiche Londoner ansiedeln würden. Allerdings sollte dies lange Zeit ein frommer Wunsch bleiben. Der Grund: Bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein galt die Gegend um Seven Dials als Inbegriff städtischer Armut und Kriminalität – von Literaten wie Charles Dickens und Agatha Christie entsprechend beschrieben.
Heute ist das Quartier ein florierendes Fleckchen zwischen dem Theaterdistrikt West End (»Theatreland«) und der Shaftesbury Avenue. Es zieht insbesondere ein junges Publikum an, das dem Ruf von hippen Boutiquen, coolen Bars und Restaurants folgt.
Eine prächtige Adresse
Wer die Hausnummer 1 der Londoner Straße »Aldwych« im Osten von Covent Garden sucht, der wird ein prächtiges dreieckiges Gebäude im edwardianischen Stil vorfinden: das 5-Sterne-Stadthotel One Aldwych. 1907 von den Architekten Charles Mewes und Arthur Davis erbaut, die ebenfalls die Ritz Hotels in Paris und London entwarfen, diente das Gebäude dreißig Jahre lang als Verlagshaus der Zeitung »The Morning Post«.
Während des Generalstreiks 1926 ließ Zigarrenfreund und (politisches) Schwergewicht Winston Churchill im Keller das Propaganda-Blatt »The British Gazette« drucken. Wo einst die schweren Druckerpressen standen, können Gäste heute ihre Bahnen durch den chlorfreien Hotelpool ziehen. Empfehlenswert ist zudem ein Besuch der ehemaligen Anzeigenhalle, denn hier befindet sich die Lobby-Bar des One Aldwych, die preisgekrönte Cocktails serviert.