Berlin – Lieblingsstädtereiseziel der Deutschen. Kein Wunder, in der riesigen Hauptstadt kann man unendlich viel unternehmen. Wenn man denn will! Falls man keine Lust auf 0815-Sehenswürdigkeiten hast, sondern Berlin auf alternativen Routen entdecken möchte, sollte man sich unsere Tipps ansehen.
Wer schon ein paar Mal in Berlin war, hat vielleicht keine Lust mehr, sich zum x-ten Mal das Brandenburger Tor, die Museumsinsel, den Fernsehturm oder Berliner Dom anzuschauen. Schön und gut, muss man mal gesehen haben. Aber mehrmals? Nein, danke. Das muss nicht sein. Doch bevor man nun ideenlos durch die Stadt irrt und sich einfach nur treiben lässt (ja, hat durchaus auch seine Vorteile), möchten wir Besucherinnen und Besuchern an dieser Stelle ein paar Ideen an die Hand geben, wie und wo man alternative Sehenswürdigkeiten in Berlin entdecken kann.
Mitte – Sammlung Boros im Bunker
Schon mal vom Bunker in Berlin gehört? Technofans, die Anfang der 90er Jahre in Berlin gefeiert haben, dürfte es in den Ohren klingeln. Nach dem Motto: Da war doch mal was. Ganz richtig. In dem Klub wurden wilde Nächte gefeiert. Fetisch- und Sexpartys, auf denen Technosounds durch das schummrige Gebäude peitschten, waren hier an der Wochenendordnung. Aber das ist lange her. 1995 fand im Bunker die letzte Party statt. Heute wird in der ungewöhnlichen Location die Sammlung Boros gezeigt; eine Privatsammlung zeitgenössischer Kunst. In dem umgebauten Bunker werden auf 3.000 Quadratmetern Fläche Ausschnitte der Sammlung in wechselnden Präsentationen präsentiert. Familie Boros wohnt übrigens im Bunker. Ganz oben, im gläsernen Überbau. Da darf man aber (leider) nicht hin.
Wo genau? Reinhardtstr. 30, U-Bahn Oranienburgerstraße (U6)
Wann? donnerstags bis sonntags von 10 bis 20 Uhr
Wie viel kostet es? Für die 90-minütigen Führungen müsst ihr 18 Euro bezahlen, ermäßigt 10 Euro. Nur via Voranmeldung über diese Website.
Tiergarten – Bötchen fahren und chillen im Central Park Berlins
Als Nicht-Berliner muss man ja erst mal einen Moment überlegen. Tiergarten? Ist das nicht einer der Berliner Bezirke? Oder ist das nur ein Berliner Kiez? Oder Moment mal, ist das nicht dieser riesige Park? Die Antwort lautet: dreimal ja! Tiergarten ist der Name eines Berliner Bezirkes, eines Berliner Kiezes und – darauf richtet sich unser Blick nun, der des megagroßen Parks. Der Tiergarten ist rund 200 Hektar groß und gilt als die grüne Lunge der Stadt.
In dem Park gibt es ein hübsches Café, etwas versteckt liegt es, gleich neben der wuchtigen Spanischen Botschaft: das Café am Neuen See. Dort könnt ihr bei schönem Wetter und einigermaßen milden Temperaturen wunderbar im Biergarten sitzen und euch einen Kaffee oder ein Bier gönnen. Seid ihr auf einem Romantik-Trip, dann schnappt euch eines der knallroten Ruderboote des Cafés und paddelt drauf los. Das ist eine ziemlich idyllische Angelegenheit. Mitten in Berlin.
Wo genau? Lichtensteinallee 2, S-Bahn Tiergarten oder Bushaltestelle Corneliusbrücke (Linie 200)
Wann? Café von 9 Uhr bis Mitternacht, Bootfahren bei schönem Wetter ab 11 Uhr bis zur Dämmerung
Wie viel kostet es? 30 Minuten für 6 Euro, 60 Minuten für 12 Euro
Wilmersdorf – Mampfen im Thaipark
Lust auf eine wenig thailändisches Flair? Die Rede ist nun nicht von einem exquisiten Restaurant, in dem ihr euch den Magen mit allerlei Leckereien aus Thailand vollschlagen könnt. Im Stadtteil Wilmersdorf, genauer gesagt im Preußenpark, könnt ihr von April bis Oktober am Wochenende (freitags bis sonntags) bei schönem Wetter zum thailändischen Street-Food-Markt gehen.
Dort werden euch Oktopusspieße, Khao Pad Muh, frischer Papayasalat, Frühlingsrollen, Teigtaschen, Som Tam und vieles mehr aus der thailändischen Küche angeboten. Nehmt euch am besten ein riesiges Handtuch oder eine Decke mit und macht es euch wie die Thailänder gemütlich auf der Wiese und beobachtet das bunte Treiben.
Wo genau? U-Konstanzer Straße (U7)
Wann? freitags, samstags und sonntags zwischen April und Oktober, von 11 bis 22 Uhr
Wie viel kostet es? Hängt von deinem Hunger ab …
Tempelhof – Mythos Flughafen
Während ganz Deutschland schon so manchen Witz über die Neverending-Story rund um die Eröffnung des Flughafens Berlin-Brandenburg (BER) riss, ist ein Airport längst in der Versenkung verschwunden: der in Tempelhof nämlich. Der Flughafen Tempelhof ist bis heute ein Symbol der Freiheit.
Die Luftbrücke von 1948/49 hat ihn berühmt und zum Mythos gemacht. Wenn du Berlin besuchst und noch ein paar Stunden Zeit hast, dann solltest du unbedingt an einer der Führungen durch den Flughafen teilnehmen. Während der rund zweistündigen Rundgänge bekommst du die interessantesten Stellen des momumentalen Gebäudes (Fläche von rund 300.000 Quadratmetern) gezeigt. Dazu gehören unter anderem die Luftschutzräume, Bunker und Kellergewölbe.
Wo genau? Tempelhofer Damm 9, U-Platz der Luftbrücke (u6)
Wann? montags, mittwochs, donnerstags, freitags um 11 Uhr, samstags und sonntags um 11:30 Uhr für jeweils zwei Stunden
Wie viel kostet es? 17,50 Euro für Erwachsene, 12 Euro für Kinder (6 bis 14 Jahre)
Reinickendorf – Berlin, ganz im Norden
Der Bezirk Reinickendorf ist für viele Touristen eine No-go-Area. Was soll es dort schon zu sehen geben, hört man immer wieder. Wir finden: eine ganze Menge. Ein guter Ort, um Berlin auf alternativen Routen zu entdecken, ist die Fußgängerzone in Alt-Tegel. Sie beginnt direkt an der U-Bahn-Station Alt-Tegel. Es gibt hier viele alteingesessene Restaurants, Cafés und Eisdielen mit Außenterrasse. Der Stadtteil wirkt sehr dörflich. Der Trubel der Hauptstadt ist hier ganz weit weg. Wenn ihr Lust auf Shopping habt, solltet ihr die Hallen am Borsigturm besuchen. Die Shopping-Mall (115 Shops) ist in den ehemaligen Produktionshallen des Dampflokomotiven-Herstellers Borsig untergebracht – ein architektonisch äußerst interessanter Ort zum Shoppen also.
Eine wunderschöne Spaziermeile befindet sich nur zehn Minuten von hier entfernt: die Greenwichpromenade am Tegeler See.
Viele Berliner unternehmen am Wochenende einen Ausflug hierher. Manche spazieren einfach nur die Promenade entlang, andere – und das können wir euch auch empfehlen – unternehmen eine Schiffstour. Von den Bootsanlegern starten Touren über den Tegeler See und die Havel hinunter bis zum Wannsee. Du kannst dir aber auch die Rückfahrt mit der U-Bahn schenken und stattdessen mit dem Schiff über den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal bis zum Regierungsviertel fahren.
Wo genau? Alt-Tegel (U6)
Wann? am besten im Frühling, Sommer oder Herbst bei schönem Wetter
Wie viel kostet es? Bei der Stern und Kreisschiffahrt kostet die Tour in die City mit dem Fahrgastschiff MS Moby Dick ab 24,90 Euro
Die Reiseführer aus dem Michael Müller Verlag sind seit jeher zuverlässige Ratschlaggeber für Globetrotter aus der ganzen Welt. Solide recherchiert, flott geschrieben. Seit Neuestem wartet der Verlag mit einer neuen interessanten Reihe auf: den Stadtabenteuern. Grund für die Neuerscheinung war die Frage: Wie nähert man sich einer Weltstadt mal anders? Die Autoren Gabriele Tröger und Michael Bussmann, beide in Berlin lebend, haben auf 240 Seiten niedergeschrieben, was Berlin abseits der ausgelatschten Sehenswürdigkeiten alles zu bieten hat. Es sind Orte, an denen man nicht Sehenswürdigkeiten einfach so abhakt, sondern Orte, die erlebt werden wollen. Die Orte werden von der Autorin und dem Autor in einem sehr persönlichen Stil und in kurzweiligen Anekdoten beschrieben. 2. Auflage, 2023, 17,90 Euro.