Lang hat es gedauert, bis der Mont Saint-Michel, der berühmte Klosterberg der Normandie, wieder vom Meer umspült und somit zur Insel werden konnte.

Der Bau einer Dammstraße im Jahr 1879 und die nach und nach entstandenen Parkplätze am Fuße des Felsen sahen nicht nur unschön aus, sie verhinderten auch die regelmäßige Umspülung des Mont Saint-Michel mit Meerwasser. Sedimentablagerungen waren die Folge: Die zum Unesco-Weltkulturerbe gehörende historische Sehenswürdigkeit drohte zu verlanden.

Die Europäische Union, der französische Staat sowie die Regionen Normandie und Bretagne riefen daraufhin ein ambitioniertes Projekt ins Leben: der Mont Saint-Michel sollte seinen maritimen Charakter zurückerhalten und erneut zur Insel werden können!

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20 Jahre später…

20 Jahre sind seit dieser Entscheidung vergangen. 20 Jahre intensiver Planungs- und Bauarbeiten, die nun im Jahr 2015 final abgeschlossen werden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: vorbei sind die Zeiten der vom Wasser unüberwindbaren Dammstraße, vorbei die Zeiten der Blechlawinen am Fuße des Felsens, die das maritime Panorama zerstörten. Stattdessen erwartet den Besucher nun ein beeindruckender Blick auf den Mont Saint-Michel und aufgrund der neuen Zugangsmöglichkeiten ein unkomplizierter Besuch des Klosterbergs.

Die Parkplätze finden sich seit April 2012 in 2,5 km Entfernung vom Mont Saint-Michel, auf dem Kontinent. Die vom österreichischen Stararchitekten Dietmar Feichtinger entworfene Stelzenbrücke ist so konzipiert, dass das Meerwasser unter ihr durchfließen und so die Sedimente abtragen kann. Außerdem bietet die neue Brücke einen uneingeschränkten Blick auf den Mont Saint-Michel, lädt zum Verweilen ein und kann als wahrer »Balkon der Bucht« verstanden werden. Zu Fuß oder mit einem kostenlosen Shuttlebus kommen Besucher über diese Brücke zum Felsen. 400 Meter vor dem eigentlichen Zugangstor zum Mont Saint-Michel werden die Besucher abgesetzt und können so die Magie des Ortes auf den letzten Metern zu Fuß erleben.

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Seit über 130 jahren endlich wieder eine Insel

Bei einem Gezeitenkoeffizienten von über 110 ereignet sich am Fuße des Felsens nun auch das Phänomen, das seit über 130 Jahren nicht mehr eingetreten ist: Der Mont Saint-Michel wird wieder zur Insel. Die Flut, die in der Bucht so schnell voranschreitet »wie ein Pferd im Galopp«, umspült den Felsen in diesem Jahr aufgrund der besonderen Konstellation von Erde, Sonne und Mond besonders häufig – rund 40 Mal an 20 Tagen.