Eine Mehrheit der Deutschen will in Zukunft nachhaltig reisen. Viele der Befragten beklagen aber, dass ihnen dazu Informationen und Unterstützung fehlen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Reisesuchmaschine Momondo.
Nachhaltig reisen und damit die Umwelt schonen – wer will das nicht? In den letzten Jahren ist die Diskussion über umweltschonendes Reisen immer stärker in den Fokus gerückt – und damit auch die Bemühungen vieler Tourismusakteure. Die Bahn verweist darauf, dass ihre Kunden im Fernverkehr seit Anfang 2018 in mit 100 Prozent Ökostrom gespeisten ICE-, IC- und EC-Zügen innerhalb Deutschlands unterwegs seien.
Der Kreuzfahrtanbieter Aida wirbt für seine nachhaltige Kreuzfahrt. So habe man mit der Aida Nova das erste Kreuzfahrtschiff der Welt in Dienst gestellt, das vollständig mit emissionsarmem Flüssigerdgas (LNG) betrieben werde, heißt es. In der Airline-Branche ist ein Wettbewerb darüber entbrannt, wie es in Zukunft möglich sein könnte, Biosprit aus Algen oder synthetisches Kerosin als Kraftstoffe zu verwenden. Und auch die Hotels werben mittlerweile mit unzähligen Labels und Zertifizierungen, die beweisen sollen, dass die Beherbergungsbetriebe nachhaltig agieren.
78 Prozent wollen nachhaltig reisen
Mit ihren Bemühungen treffen sich bei einigen ihren potentiellen Kunden einen Nerv. Das zeigt jetzt auch das Ergebnis einer Umfrage der Reisesuchmaschine Momondo. Laut der Umfrage geben fast drei Viertel (74 Prozent) der Deutschen an, dass sie mehr auf das Klima achten wollen, wenn sie nach Corona wieder auf Reisen gehen. 78 Prozent der Befragten versuchen laut eigener Angabe sogar grundsätzlich, nachhaltig zu reisen.
Und ganze 85 Prozent halten es für wichtig, dass sich Gesellschaft und Politik auch nach dem Ausbruch von Corona weiterhin auf die Klimaagenda und die Reduzierung der Emissionen des Flugverkehrs konzentrieren. Das Unternehmen befragte 1.147 Deutsche im Alter von 18 bis 79 Jahren. Die Datenerhebung erfolgte zwischen dem 4. und 10. September 2020 im Rahmen eines Online-Fragebogens über Norstat, teilte Momondo mit.
Allerdings gibt es ein Problem. Der Wunsch nach einer klimafreundlichen Reise korrespondiert nach Angabe der Umfrageteilnehmer oft nicht mit dem eigenen Geldbeutel. Grundsätzlich ist nämlich »nur« weniger als die Hälfte der Deutschen (46 Prozent) bereit, für grüne Produkte und Dienstleistungen tiefer in die Tasche zu greifen. 19 Prozent halten Öko-Tourismus laut der Umfrage schlicht und einfach für zu teuer.
Informationsmangel über umweltschonende Reisen
Und noch ein Hindernis gibt es. Die größte Barriere ist laut der Umfrage aber ein Mangel an Informationen. Fast sechs von zehn Deutschen (58 Prozent) sagen, dass ihnen Informationen und Unterstützung fehlen, um die nächste Reise umweltfreundlich unter Dach und Fach zu bringen. Hier auf will Momondo nun reagieren. Es bietet fortan die Möglichkeit an, Flüge und auch ausgewählte Transportoptionen zu Lande danach zu sortieren, wie viel CO2 sie ausstoßen.
Viele Deutsche wollen wissen, wie sie nachhaltiger reisen können – mit unserem CO2-Filter wollen wir zu diesen wichtigen ersten Schritten beitragen, sagt Lea Stadler, Sprecherin von Momondo.
Der neue Momondo-CO2-Filter zeigt die durchschnittliche Menge an CO2-Emissionen für alle Flugrouten in den Suchergebnissen an. Zu sehen ist zudem, wie viel CO2 jeder Flug freisetzt und wie dieser Wert im Vergleich zum Durchschnitt ausfällt. Darüber hinaus berücksichtigt die Berechnung auch die Transportmöglichkeiten am Boden, etwa mit Zügen und Bussen, sofern verfügbar.
Wir haben einmal einen Test gemacht und die CO2-Ausstöße auf der Strecke Düsseldorf-Berlin ausrechnen lasssen. Ergebnis: Sowohl beim Preis als auch beim CO2-Ausstoß ist die Reise mit dem Zug am besten. Wer mit der Bahn reist, verbraucht 81 Prozent weniger CO2 als im Reisedurchschnitt. Auf den Plätzen 2 bis 13 folgen Direkt-Flüge mit Eurowings, sortiert nach CO2-Ausstoß. Die CO2-Ersparnis beträgt bis zu 61 Prozent. Wer einen Flug mit Umstieg bucht, etwa in Frankfurt, spart nur noch 47 Prozent.
Daten liefert Atmosfair
Der CO2-Filter wird in Partnerschaft mit der Umweltorganisation Atmosfair entwickelt. Rainer Bruns, Leiter Geschäftsentwicklung und Kommunikation bei Atmosfair, ist denn auch höchst erfreut über die neue Partnerschaft, »weil sie mehr Menschen Informationen über den CO2-Fußabdruck des Reisens zugänglich macht«. Laut Bruns decke Atmosfair in seiner Übersicht 97 Prozent der weltweiten Luftfahrtindustrie ab. »Neben den reinen CO2-Emissionen beziehen wir auch andere Effekte mit ein, wie zum Beispiel Ozonaufbau oder Wolkenbildung. Das bedeutet, dass der Fußabdruck, den wir für einen Flug unter Berücksichtigung der gesamten Klimaauswirkungen des Flugverkehrs berechnen, höher ist als der, den die meisten Fluggesellschaften ausweisen«, sagt er.