Schlafen kann man in Chicago an allen Ecken und Enden. Hunderte Hotels und Pensionen stehen für die Millionen von Touristen, die jährlich die Stadt besuchen, zur Auswahl. Aber nur wenige dürfen sich das Etikett »High End« aufs Revers klatschen. Das Peninsula Chicago schon. Erst recht nach der Renovierung.
Ich bin gerade einmal eine Stunde in Chicago und fühle mich schon fast wie zu Hause. Der Jetlag? Überhaupt keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Vom internationalen Flughafen Chicago O’Hare geht es ratzfatz nach Downtown. Ins Peninsula Chicago. Wie ein kleines Kind freue ich mich auf dem Rücksitz des Taxis auf Chicago. In den Händen halte ich den Reiseführer, akkurat versehen mit Klebezettelchen der Sehenswürdigkeiten, die ich mir ansehen möchte. Die Shoppingmeile »Magnificent Mile«, die Skulptur »The Bean«, das »Navy Pier«, den »Millennium Park«. Von Weitem sehe ich die Skyline, die Wolkenkratzer, die immer näher rücken. Allen voran den 442 Meter hohen Willis Tower. Den habe ich mir auf meiner für meine Verhältnisse ungewöhnlich streng getakteten Agenda gleich für den nächsten Morgen vorgeknöpft.
Das Peninsula Chicago ist mittendrin statt nur dabei
Bevor es aber auf große Entdeckungstour durch die City geht, wartet ein anderes Bonbon auf mich. Meine Unterkunft für die nächsten Tage. Und zwar eine ganz besondere: das Peninsula Chicago. Der Fünf-Sterne-Luxustempel hat sein Domizil auf 35.000 Quadratmetern über dem North-Michigan-Avenue- Komplex abgesteckt.
Gleich nebenan, es sind wirklich nicht mehr als einhundert Meter, ist auch schon die Magnificent Mile zu Hause; mit all ihren Nobelboutiquen von Giorgi Armani und Louis Vuitton über Gucci bis Tiffany’s. Eine ziemlich illustre Gesellschaft also, mit der sich das Peninsula umgegeben hat.
Eine Prise goldenen Nachmittagslichts spiegelt sich in der Glasfront des 20-stöckigen Gebäudes wider, als ich aus dem Taxi auf der Superior Street aussteige. Geschäftsleute eilen wichtigtuerisch mit Maßanzug und Handys in XXL-Version vorbei. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite begrüßen sich zwei aufgetakelte Ladys um die 60 fast schon hysterisch. »Hiiiiiiiiiii«, klirrt es so schrill zu mir herüber, dass man schon Angst haben muss, die Scheiben des schönen Taxis würden gleich gesprengt.
Wo geht’s denn hier zum Check-in?
Zwei Hotelpagen mittleren Alters düsen im Speedy-Gonzales-Tempo herbei und entführen meinen Koffer ins Gebäude. Etwas orientierungslos trabe ich hinterher. Überkommt mich etwa ausgerechnet jetzt der Jetlag? In der Eingangshalle ist das erste Gefühl von Abgeschlagenheit aber schon wieder verflogen. Ich staune nicht schlecht. Meterhohe Decken. Eine Glasinstallation des Künstlers Paul Housberg aus farbigen Glaspaneelen. Lampen aus venezianischem Murano-Glas, dazu edle Steinfliesen. Dann die große Überraschung.
Nur ein Rezeptionist wacht über den Check-in. Hui, denke ich, 339 Zimmer und Suiten und nur ein einziger Rezeptionist. Mutig, mutig, liebes Peninsula Chicago. Aber schneller, als ich denken kann, lande ich im Hochmut-kommt-vor-dem-Fall-Modus. Als ich mit Reisepass vor dem Rezeptionisten stehe, weist der mich höflich darauf hin, dass ich mich doch bitte zu den Aufzügen dorthin begeben möchte. Mit denen gehe es zur Lobby. Zur richtigen Lobby. Ah ja, ich bin anscheinend im Vorzimmer der Lobby gelandet …
Schon die Lobby macht neugierig darauf, Chicago zu entdecken
Im fünften Stock angekommen, schreite ich den langen Gang entlang. Rechts und links des Gangs bieten Luxus-Brands und –Shops aus Chicago ihre Produkte in Glasvitrinen feil. Aber dafür habe ich jetzt keinen Blick. Von Weitem absorbiert ein 15 Meter langes und 7 Meter breites Gemälde meine Aufmerksamkeit. Es zeigt Figuren in wuchtigen Gewändern vor den Wahrzeichen Chicagos, den Tribune Tower erkennt man, auch das Wrigley-Gebäude und den Water Tower. Meine Neugier auf Chicago steigt ins Unermessliche. Ich möchte die Stadt so schnell wie möglich erkunden.
Die Rezeptionistin, meine Müdigkeit offenbar schnell erkannt, arbeitet hochprofessionell den Check-in ab. Nach gefühlten 10 Sekunden überreicht sie mir schon die Karte für die Suite. Die Suite? Excuse, me? Hat sie da gerade wirklich Suite gesagt? Ich traue mich nicht nachzufragen, sondern nuschele ihr nur verdruckst ein »Thank you« entgegen und eile zum Fahrtstuhl. Was mich wohl jetzt erwartet?
Fast 50 Quadratmeter groß ist die Suite – mit sensationellem Ausblick
Im zehnten Stock hetze ich wie von der Tarantel gestochen durch den Gang, zücke hastig die Karte, öffne die Türe – und bin baff. Luxus pur. Allein die Größe, fast 50 Quadratmeter. Der Ausblick auf die Skyline, nach Osten, Süden und Westen. Chicago liegt mir zu Füßen – oder doch umgekehrt? Egal. Ich bin jetzt mittendrin.
Es duftet in der Suite so frisch, so neu. So, als hätten erst gestern die Handwerker und Putzkolonnen die Suite auf Vordermann gebracht. Das wundert kaum, denke ich, denn erst im Mai dieses Jahres wurde das Hotel komplett renoviert. Das Design des Zimmers besticht durch Makassar-Holz, die Schränke sind mit Leder bezogen und auf dem riesigen Schlafgemach liegt ein Berg voll von Bettwäsche und Kissen des Luxus-Italieners Pratesi. Erst einmal Schuhe aus und reingejumped ins Bett.
Herzstück der Renovierung war die sogenannte Peninsula-In-Room-Technology. Sehr schick und äußerst gelungen sind dabei die digitalen Tablets, mit denen man alles in der Suite regeln kann. Licht, Fernseher, Radio, Restaurant-Tischbestellung, Room-Service. Die verstaubte Infomappe, von denen ich schon einige eklige Exemplare in den Händen hatte, hat hier schon längst das Zeitliche gesegnet.
Sogar vom Willis Tower erahnt man, wo das Peninsula Chicago liegt
Am nächsten Morgen mache ich mich auf den Weg zum Willis Tower. Ich habe Glück und bin unter den Ersten, die morgens um halb neun ganz oben auf der 103. Etage sein dürfen. Wow, was für ein phänomenalter Ausblick. Drüben der Lake Michigan, da hinten winken die Nachbarstaaten Indiana, Michigan und Wisconsin. Dahin schaffe ich es leider nicht auf dieser Reise. Ich drehe einen Kreis auf dem Skydeck und beginne, das Peninsula zu suchen. Da hinten ist es. Es strahlt in der Sonne mit den anderen Gebäuden in seiner Nachbarschaft um die Wette. Ich frage mich gerade, was mir besser gefällt? Der Blick von hier oben oder der aus meinem Luxus-Pratesi-Bett im Peninsula Chicago? Ich weiß auf jeden Fall, welcher bequemer ist. Erst recht, wenn mir ein Latte Macchiato ans Bett gebracht wird. »Hello Sir, to the Ground Floor, please.«
Information und Buchung. Eine Übernachtung im Superior Room ist ab 399 US-Dollar pro Nacht und Zimmer zu haben. Anlässlich des 15. Geburtstages des Peninsula Chicago gibt es noch bis Ende des Jahres das sogenannte »15th Anniversary Celebration Package«. Es ist ab 474 US-Dollar pro Nacht und Zimmer buchbar und beinhaltet u.a. ein American Breakfast für zwei Personen und kostenloses Parken. Zimmerreservierungen über die gebührenfreie Telefonnummer 00 800 181 4466 (Deutschland), per E-Mail an reservationgcsc@peninsula.com oder über die Website www.peninsula.com.