Armenien? Für viele ein weißer Fleck auf der Reiselandkarte. Doch wer sich auf dieses kleine Land im Südkaukasus einlässt, wird überrascht: von Höhlen voller Geschichte, Klöstern mit Panoramablick und Festen, bei denen kein Hemd trocken bleibt. Sieben Fakten über Armenien.
1. Die älteste Weinkellerei der Welt
In einer staubigen Höhle im Süden Armeniens verbirgt sich ein echter Schatz: die Areni-1-Weinkellerei – mehr als 6.100 Jahre alt. Tonkrüge, uralte Traubenpressen und Becher erzählen von einer Weintradition, die bis in die Kupfersteinzeit reicht.
Auch heute schenken die Winzer überall in Armenien noch mit Stolz ihre edlen Tropfen aus. Wer die Gelegenheit hat, für die »Yerevan Wine Days« im Juni nach Armenien zu reisen, sollte dies unbedingt tun. Dann feiert die Stadt drei Tage lang mit Musik, Tanz und natürlich ganz viel armenischem Wein.
Übrigens: Nicht nur Wein hat eine lange Tradition in Armenien. Auch der »Armenische Cognac« ist unter Kennern legendär. Churchill ließ sich den Weinbrand angeblich kistenweise von Stalin liefern.
Du kannst auf unserer Webseite eine Reportage über die »Yerevan Wine Days« lesen.

Wein gehört in Armenien fest zum Bestandteil der Kultur I Foto: Tourism Committee of Armenia
2. Jerewan – älter als Rom
Rom? Alt. Jerewan? Älter. Bereits 782 v. Chr. gegründet, blickt Armeniens Hauptstadt auf eine bewegte Geschichte zurück. Wer durch den Stadtteil Erebuni spaziert, läuft buchstäblich auf antiken Spuren. Hier wurde Geschichte nicht nur geschrieben – sie wurde in Stein gemeißelt.
Und nicht nur Jerewan ist alt. Das Land und damalige Königreich Armenien ist eines der ältesten Länder der Welt. Mit einer eigenen uralten Schrift und der Apostolischen Armenischen Kirche mit ihrer eigenen Form des Papstes (dem Katholikus) kommt man überall im Land mit der einzigartigen, jahrtausendealten Kultur in Berührung, auf die die Armenier sehr stolz sind.

Jerewan von oben mit dem Berg Ararat im Hintergrund I Foto: Tourism Committee of Armenia
3. Lawasch – Brot mit Unesco-Status
Ein Brot mit Weltkulturerbetitel? In Armenien gibt’s das. Lawasch heißt das goldene Fladenbrot, das traditionell noch heute im Tonofen gebacken wird – und Herz und Magen wärmt. 2014 wurde es als immaterielles Unesco-Kulturerbe anerkannt.
Wer mag, knetet selbst mit: In Backkursen wird der Teig zur kulturellen Brücke. Sowieso: In Armenien ist die Kulinarik ein wichtiger Bestandteil der Kultur. Zu jeder Gelegenheit wird aufgetischt und gern werden auch mal Fremde dazu eingeladen. Wir können bestätigen: Das Essen in Armenien ist einfach unfassbar lecker!
In diesem Artikel auf unserer Webseite findest du spannende Brot-Rezepte aus Asien.

Lavasch gehört in Armenien zum Welterbe der Unesco I Foto: Tourism Committee of Armenia
4. Die längste Seilbahn der Welt
»Wings of Tatev« – der Name klingt poetisch, das Erlebnis ist spektakulär. Über 5,7 Kilometer schwebt die längste Seilbahn ihrer Art der Welt durch die Worotan-Schlucht hinauf zum Tatev-Kloster.
Kloster haben überall in Armenien eine historisch kulturelle Bedeutung. Priester galten wie in vielen anderen Ländern als Gelehrte, die Kloster boten bei Angriffen der Bevölkerung Schutz. Ein paar weitere wunderschöne Klosteranlagen im Land sind Norawank zwischen rotem Fels im Süden des Landes, Chor Virap vor der eindrucksvollen Kulisse des Berg Ararat oder Haghartsin im Norden von Armenien. Der Besuch eines Klosters ist beim Urlaub in Armenien ein Muss!
Hier kommst du zur Webseite der Seilbahn »Wings of Tatev«.

Kloster Tatev in den Bergen von Armenien I Foto: Tourism Committee of Armenia
5. Vardavar – ein Wasserfest mit heidnischen Wurzeln
Ein Fest wie ein kollektives Bad: Bei »Vardavar« verwandeln sich Armeniens Straßen in ein fröhliches Wassergefecht. Was einst der Liebesgöttin Astghik gewidmet war, macht heute einfach nur Spaß – und verbindet Generationen. Einmal mitgemacht, vergisst man’s nie. Sowieso: Armenien ist für seine vielen Feste bekannt. Wir haben es oben schon erwähnt, aber wir können das Weinfest in Yerevan nur empfehlen. Und dank der Gastfreundschaft der Armenier fühlt man sich gleich mittendrin!
Apropos Wasser: Sie gluckern, plätschern und erfrischen – die Pulpulaks, wie die kleinen Brunnen genannt werden. Überall im Land sprudeln sie, gespeist von klaren Bergquellen. Wer Durst hat, hält einfach an. Sie sind mehr als Brunnen: Sie sind Symbol für Armeniens Großzügigkeit – und eine Einladung, Land und Leute Schluck für Schluck kennenzulernen.
6. Diaspora – Armenier auf der ganzen Welt
Armenien ist seit jeher von Kriegen und Konflikten gebeutelt und hat im Laufe seiner Existenz viel Land verloren. Auch handelten armenische Kaufleute historisch auf der ganzen Welt oder armenische Geistliche dienten traditionell in den Klöstern von Jerusalem. So kommt es, dass heute die Mehrheit der Armenier außerhalb von Armenien leben –zum Beispiel aufgrund von Auswanderung, Völkermord oder Vertreibung.
Die armenische Diaspora ist über den Globus verteilt und fühlt sich oft sehr stark verbunden. Während knapp unter drei Millionen Armenier im eigenen Land leben, verteilen sich etwa sieben bis acht Millionen Armenier über die ganze Welt. Viele leben in den USA oder Russland, aber auch Deutschland ist Heimat Hunderttausender Armenier.

Auf dem Markt in Jerewan I Foto: Marie Tysiak
Noch heute ist die Region Bergkarabach umkämpft und sollte nicht bereist werden. Ansonsten ist Armenien aber ein sehr sicheres Reiseland.
7. Berg Ararat – Nationalsymbol im Nachbarland
Armeniens Nationalsymbol ist der Berg Ararat, der mit seinen über 5.000 Metern stets schneebedeckt emporragt und bei gutem Wetter sogar von der Hauptstadt Jerewan aus zu sehen ist. Hier soll die Arche von Noah nach der Sintflut gestrandet sein – Menschen forschen noch heute dazu und suchen das vermeintliche Wrack auf dem Berg.
Der Berg Ararat ist fester Bestandteil der armenischen Kultur, wird als Heiligtum angesehen und findet sich auch im Wappen wieder. Doch: Der Berg Ararat steht heute in der Türkei. Denn: Nach dem Völkermord an den Armeniern im Jahr 1915 legten die junge Sowjetunion und die Türkei neue Grenzen fest. Dennoch begegnet Urlaubern in Armenien der Berg in allerhand Geschichten, Produktnamen – und natürlich als spektakuläre Landschaftskulisse. Ein Besuch der fruchtbaren Ararat-Ebene mit Blick auf den Berg ist ein Muss. Am besten besucht man eines der vielen Weingüter und hält auch beim Kloster Chor Virap.

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