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Der Mittelmeerraum ist ein Paradies für Schlangen. Von giftigen Vipern bis zu harmlosen Nattern tummeln sich hier zahlreiche Arten, die in den unterschiedlichsten Lebensräumen zuhause sind – von felsigen Inseln bis zu sonnigen Küsten und bergigen Regionen. Hier ein Überblick, welche Schlangen in Griechenland, Spanien, Italien & Co. unterwegs sind und wie man sich am besten vor ihnen schützt.

Griechenland: Wohlfühlort für die Europäische Katzennatter

Los geht es mit den Schlangen in Griechenland. Verbreitet ist hier vor allem die Europäische Katzennatter (Telescopus fallax). Sie gilt als »Katze« unter den Schlangen, ist dünn und mittelgroß und wird in der Regel 60 bis 70 Zentimeter lang. Es gibt aber auch Exemplare mit bis zu einem Meter Länge. Sie hat eine zierlich anmutende Gestalt mit einer grauen bis gelblich-braunen Farbe, verziert mit dunklen, rechteckigen Flecken auf dem Rücken und einem markanten Fleck am Nacken. Auf ihrer Bauchseite zeigt sie meist ein gelblich-weißes bis hellrosa Muster mit schachbrettartigen dunklen Flecken. Ihr Kopf ist flach und ihre Pupillen sind senkrecht geschlitzt – was typisch ist für nachtaktive Tiere, die vor allem in der Dämmerung unterwegs sind.

Kopf der Europäischen Katzennatter (Telescopus fallax)

Foto: Wolfgang Dibiasi/Shutterstock.com

Die Katzennatter fühlt sich an trockenen, steinigen und buschigen Hängen wohl, und zwar vom Meeresspiegel bis auf Höhen von etwa 1.500 Metern. Man trifft sie auf griechischen Inseln wie Rhodos und Kreta, auch auf dem Festland und in der Türkei sowie weiter östlich. Bei der Jagd auf ihre Beute – hauptsächlich Eidechsen, kleinere Schlangen, Geckos und gelegentlich Mäuse – gleicht sie einer geschickten Katzenjägerin, die ihre Opfer langsam und vorsichtig anpirscht. Ihre Giftdrüsen sitzen zwar hinten im Kiefer, doch das Gift ist für Menschen in der Regel harmlos.

Insgesamt präsentiert sich die Katzennatter als heimlicher Nachtschwärmer, der geschickt und vorsichtig durch seine Lebensräume schlängelt und eher selten in Kontakt mit Menschen kommt.

Weitere Informationen über Schlangen in Griechenland gibt es auf der Webseite griechenland-insel.de.

Türkei und östlicher Mittelmeerraum: Heimat der Levanteotter

Die Türkei ist Heimat vieler Schlangenarten, von denen die Levanteotter (Macrovipera lebetina) besonders hervorzuheben ist. Sie ist die größte Viper Europas und kann bis zu 1,6 Meter lang werden. Ihre Färbung variiert stark, von hellgrau über gelblich bis hin zu rotbraun, oft mit auffälligen Querbändern. Der Kopf ist deutlich dreieckig und klar vom Körper abgesetzt, was typisch für Vipern ist.

Diese Schlange bevorzugt warme, trockene und steinige Lebensräume wie Berghänge, Geröllfelder und kommt auch in Weingärten sowie ruhigen Gebäuden vor. Ihr Aktivitätsmuster ändert sich je nach Jahreszeit: Im Frühling und Herbst ist sie meist tagsüber unterwegs, während sie im Sommer vor allem in der Dämmerung und nachts aktiv ist.

Nahaufnahme einer Levanteotter (Macrovipera lebetina)

Foto: taviphoto/Shutterstock.com

Die Levanteotter ernährt sich von kleinen Säugetieren, Vögeln, Amphibien und Reptilien. Sie macht im Winter eine Ruhepause in Erdspalten oder verlassenen Bauen. Die Art steht unter strengem Schutz, denn ihr Lebensraum wird durch menschliche Einflüsse zunehmend bedroht.

Obwohl die Levanteotter giftig ist und ihr Biss starke Schmerzen, Gewebeschäden und auch lebensbedrohliche Symptome auslösen kann, kommt es dank medizinischer Versorgung nur selten zu Todesfällen. Wer in der Türkei oder zum Beispiel auf Zypern in der Natur unterwegs ist, sollte ihr mit Vorsicht begegnen.

Italien: Äskulapnatter und Hornotter

In Italien gibt’s ungefähr 20 Schlangenarten – ein bunter Mix aus harmlosen Nattern und scheuen Vipern. Die Äskulapnatter (Zamenis longissimus) ist der Star unter den Ungiftigen und kann locker bis zu zwei Meter lang werden. Sie liebt Buschland und Wälder und ist oft sogar kletternd unterwegs. Die Äskulapnatter ist für Menschen völlig ungefährlich und nicht giftig. Sie stellt keine Gefahr dar, beißt sehr selten und nur zur Verteidigung, wobei ihr Biss keine toxischen Folgen hat.

Viel gefährlicher ist die Europäische Hornotter (Vipera ammodytes), die mit ihrem markanten »Horn« auf der Schnauze unverwechselbar ist. Mit bis zu 85 Zentimetern ist sie zwar nicht die Größte, aber definitiv eine beeindruckende Erscheinung. Sie hält sich gern in bergigen, bewaldeten oder felsigen Gegenden auf, vor allem in Südtirol und der Provinz Triest, und ist eher zurückhaltend.

Nahaufnahme einer Europäische Hornotter (Vipera ammodytes)

Foto: Zuzana Gabrielova/Shutterstock.com

Wenn sie sich gestört fühlt, gibt’s erst mal ein Warnzischen und dann zieht sie sich in der Regel zurück. Das Zischen sollte man ernst nehmen, denn Hornotterbisse können für Menschen sehr gefährlich sein. Die Hornotter gilt als die giftigste Schlange Europas, und ihr Biss verursacht starke Schmerzen und Schwellungen. Das Gift wirkt sowohl gewebezerstörend als auch nervenangreifend, was zu Gewebeschäden, Lähmungen und schwerwiegenden Symptomen wie Kreislaufproblemen, Atemnot und in seltenen Fällen zum Tod führen kann.

Die Kreuzotter (Vipera berus), die man eher selten zu Gesicht bekommt, ist vor allem in kühleren, feuchten Regionen zu Hause. Insgesamt sind die Vipern eher schüchtern und vermeiden Stress mit Menschen, also kein Grund zur Panik, wenn man mal einer begegnet. Die Kreuzotter ist für Menschen im Allgemeinen weniger gefährlich als die Hornotter. Ihr Biss kann zwar schmerzhaft sein und Symptome wie Schwellungen, Übelkeit, Schwindel, Erbrechen und Herz-Kreislauf-Beschwerden verursachen, aber lebensbedrohliche Fälle sind sehr selten.

Spanien und Portugal: Eidechsennatter

Die Eidechsennatter (Malpolon monspessulanus) ist die größte Schlange Europas und kann bis zu 1,7 Meter lang werden. Diese flinke und kräftige Natter beeindruckt mit ihrer variablen Farbe, die meist von sandfarben bis graubraun reicht, oft verziert mit dunklen Fleckenreihen. Ihre Fangzähne sind zwar giftig, sitzen aber hinten im Maul, was für Menschen kaum gefährlich ist.

Nahaufnahme einer Eidechsennatter (Malpolon monspessulanus)

Foto: Malpolon/Shutterstock.com

Die Eidechsennatter liebt heiße, trockene Landschaften wie offene Felder, Buschwerk und magere Wiesen. Sie ist tagaktiv und jagt vor allem Eidechsen, kleine Vögel und Säugetiere. Neben ihr sind in Spanien und Portugal auch ungiftige Arten wie etwa die Ringelnatter weit verbreitet.

Für den Menschen ist sie in der Regel kaum gefährlich, da das Gift weniger potent ist als bei Vipern und meist nur lokale Symptome wie Schwellungen oder Schmerzen an der Bissstelle verursacht.

Balkanländer: Europäische Katzennatter und Sandboa

Im Balkan und auf den Inseln rund um Korfu gibt’s eine bunte Schlangenschar zu entdecken. Neben der Europäischen Katzennatter, die dort öfter mal durch buschige und steinige Gebiete schlängelt, trifft man auch auf die kleine Sandboa (Eryx). Diese kompakte, kugelige Schlange gräbt sich gerne im Sand oder unterm Stein ein und ist komplett harmlos.

Aber Vorsicht ist trotzdem angesagt, denn giftige Vipern tummeln sich hier ebenfalls, vor allem die Wiesenotter (Vipera ursinii), die sich am liebsten in felsigen Ecken versteckt.

Wiesenotter (Vipera ursinii) mit geöffnetem Maul

Foto: belizar/Shutterstock.com

Die gute Nachricht: So richtig gefährlich werden einem die meisten dieser Schlangen eher selten, denn sie sind ziemlich schüchtern und halten sich am liebsten aus dem Weg. Wer also respektvoll durch die Natur geht, wird meist erstmal nur einen flinken Schatten sehen, statt einer bissigen Schlange begegnen.

Die Europäische Katzennatter und die Sandboa stellen für Menschen kaum oder gar keine Gefahr dar, während die Wiesenotter leicht giftig ist.

Tipps: Wie schützt man sich vor Schlangen?

Keine Frage, in der Natur auf Schlangen zu treffen, ist alles andere als ein Wohlfühlerlebnis. Die gute Nachricht: Mit ein paar simplen Kniffen lässt sich das Risiko, einer Schlange zu nah zu kommen, deutlich senken. Zuerst einmal: Augen auf! Am besten meidet man dicke Büsche, hohes Gras und steinige Ecken, denn hier verstecken sich Schlangen gern. Wer auf den Wegen bleibt und zwischendurch mal ein bisschen klappert oder quasselt, gibt den Reptilien rechtzeitig Bescheid, dass jemand unterwegs ist, und kann so eine Begegnung locker umgehen.

Wanderer an der Küste Portugals auf dem Weg Rote Vicentina

Foto: Cat_s/Shutterstock.com

Dann kommt’s auf die Garderobe an. Feste, geschlossene Schuhe oder Stiefel sind das A und O, am besten kombiniert mit Gamaschen. Das sind diese praktischen Schutzhüllen für die Beine, die so manchen Schlangenbiss abwehren können. Lange Hosen und ordentlich sitzende Socken machen den Schutz komplett. Auch beim Camping oder im Garten lohnt es sich, den Platz sauber zu halten. Essensreste sind stets wegzuräumen, denn das hält Nager fern, und damit auch deren oft ungeliebte großen »Freunde«, die Schlangen.

Bevor die Schuhe geschnürt werden oder der Schlafsack eingerollt wird, schnell mal reinschauen und schütteln. Denn man weiß ja nie, ob sich nicht doch eine Schlange drin versteckt. Sollte man dann doch mal einer Schlange über den Weg laufen, bleibt die Devise: Ruhe bewahren! Langsam zurückziehen, kein wildes Rumgefuchtel, denn die meisten Schlangen haben mehr Angst vor dir als du vor ihnen.

Und wenn es wirklich zum Biss kommt, heißt es: fix in die nächste Klinik. Panik hilft da gar nicht, aber schnelle medizinische Hilfe kann Leben retten.