Tirol oder Kärnten? Warth oder Bad Kleinkirchheim? Hubert Strolz oder Franz Klammer? Du hast die Wahl – und immerhin die Gelegenheit, mit ehemaligen Olympiasiegern die Piste unsicher zu machen. Wir haben’s ausprobiert. Skifahren mit Promis in Österreich.
Es ist noch dunkel. Zu nachtschlafender Zeit verlassen wir im vollen Skioutfit das Hotel Pulverer. Schließlich haben wir einen Termin mit einem Olympiasieger. Franz Klammer wartet an der Kaiserburgbahn in Bad Kleinkirchheim. Passt irgendwie ganz gut, schließlich haben die Österreicher Klammer schon zum Skikaiser gekrönt. Der gebürtige Kärntner gewann bei den Olympischen Spielen in Innsbruck die Goldmedaille in der Abfahrt und viermal die berühmt-berüchtigte Streif, das legendäre Abfahrtsrennen in Kitzbühel, und fünfmal den Abfahrtsweltcup. Mit solchen sportlichen Erfolgen ist man in Österreich nichts Geringeres als ein Volksheld oder eben Kaiser.
Auf der Piste mit Franz Klammer
Als solcher tritt er aber ganz und gar nicht auf. Mit einem fröhlichen und deutlich hörbaren »Guten Morgen« betritt Franz Klammer das Skirestaurant »Zum Sepp« in der Talstation der Kaiserburgbahn, wo es Kaffee und Kipferl – also Hörnchen – zur Stärkung gibt, weil selbst das erste Hotel am Platz um diese Uhrzeit noch kein Frühstück serviert. Erstaunlich, wie wach und fit man um diese Uhrzeit schon sein kann. Der Mann ist bewundernswert geerdet und heimatverbunden. Das ist auch der Grund, warum er hier steht. Er wolle seiner Heimat etwas zurückgeben, sagt er. Schließlich hat er in Bad Kleinkirchheim richtig das Skifahren gelernt und die Grundlage für seine überragenden sportlichen Erfolge gelegt.
Nun wirbt er für den beschaulichen Wintersportort in den Kärntner Nockbergen. Natürlich mit seinem Gesicht, das auf Plakaten, Aufstellern und Websites Aufmerksamkeit erregt. Natürlich auch mit seinem Namen, den Marketingstrategen zu einem – fast originellen – Slogan verarbeitet haben: »Es klammert und franzt in Bad Kleinkirchheim«. Aber er engagiert sich auch persönlich, indem er viermal pro Jahr beim »Ski vor 9« dabei ist. Für einen Obolus von 170 Euro gibt es neben dem Minifrühstück und einem späteren Brunch in der »Klammerstub’n« Bergrestaurant Kaiserburg vor allem eine Liftkarte, die es ermöglicht, zwei Stunden vor allen anderen Skifahrern gemeinsam mit Franz Klammer Spuren in die frisch präparierten Pisten zu ziehen.
Also klammern wir uns an Franz, um nun endlich auf den Berg zu kommen. Unsere Gruppe ist mit einem guten Dutzend Menschen angenehm übersichtlich. Das offizielle Programm lässt bis zu 50 Teilnehmer zu. Als Verstärkung für den Olympiasieger sind immer auch Skilehrer der örtlichen Ski- und Sportschule Krainer dabei. Bevor wir die Ski anschnallen, absolvieren wir – sehr vorbildlich – bei Sonnenaufgang ein kurzes, aber intensives Aufwärmprogramm. Auch Franz – unter Skisportlern ist man beim Du– macht fleißig mit. Das kennt er aus seiner Rennsportvergangenheit sehr gut und hat wohl auch seinen Teil dazu beigetragen, dass er vergleichsweise wenig Probleme mit Verletzungen hatte.
Im Winter Ski, im Sommer Rennrad
Obwohl er bereits mit dem Hochleistungssport abgeschlossen hat, ist er heute immer noch sportlich sehr aktiv. Im Sommer spielt er Golf und fährt Rennrad, im Winter steht er auf dem Ski. Und wie. Wer Franz Klammer auf der Piste folgen will, muss sich beeilen. Nicht ohne Grund steht in der Ausschreibung »Geeignet nur für Könner«.
Franz kann es immer noch. Er beherrscht den engen Parallelschwung, der zu seiner aktiven Zeit noch en vogue war, ebenso wie die heute aktuelle Carvingtechnik. Franz Klammers Gefühl für Schnee hat nicht nachgelassen, obwohl er schon fröhlich auf die 70 zugeht. Skitechnik demonstrieren kann er sehr gut. Warum ist er dann nicht Trainer geworden und hat sein Können weitergegeben? Die Antwort ist ebenso schlicht wie ehrlich: »Ich kann es zwar immer noch und weiß auch wie’s geht, aber richtig erklären kann ich das nicht.«
Hubert Strolz – einst Profi, heute Skilehrer
Hubert Strolz kann das. Auch er war ein großes As im Skizirkus. Seine größten Erfolge erzielte er, als Franz Klammer schon seine Karriere beendet hatte. Im Jahr 1988 holte er bei den Olympischen Spielen in Calgary die Goldmedaille in der Kombination, Silber im Riesenslalom und gewann obendrein noch den Kombinationsweltcup. Nach Jahren im Skiweltcup und häufigem Auf und Ab hörte er mit dem Hochleistungssport auf, um sein Wissen und Können künftig an andere weiterzugeben. Unter anderem an seinen Sohn Johannes, der in diesem Jahr geboren wurde und heute skisportlich in die Fußtsapfen des Vaters getreten ist.
Vor allem aber auch an Gäste. Denn Hubert Strolz ist Skilehrer an der Ski- und Snowboardschule Warth, der er einige Jahre auch als Skischulleiter vorstand. Er hätte dank seiner methodisch-didaktischen Fähigkeiten auch Trainer werden können – mit seiner Ausstrahlung, Ruhe und Besonnenheit vielleicht auch Funktionär. Das hätte aber bedeutet, das Leben aus dem Koffer, das er während seiner Zeit als aktiver Rennläufer hatte, fortzusetzen.
Zuhause im Paradies
Er zieht die bodenständige Variante vor. Schließlich bezeichnet der gebürtige Walser seine Heimat als Paradies. Wer in seinem Leben schon die halbe Welt bereist und die tollsten Pisten befahren hat, darf sich ein solches Urteil erlauben. Heute lebt Hubert Strolz ein Leben, wie es im Alpenraum nicht unüblich ist. Im Sommer betreibt er seinen Bio-Bauernhof und im Winter arbeitet er als Skilehrer und Skiführer. Genauso, wie das auch sein Vater schon getan hat. Wer mit Hubert Strolz das Paradies erleben, Ski fahren oder eine Skitour unternehmen will, kann das über die Skischule Warth telefonisch oder per E-Mail buchen. Ein Vormittag (zwei Stunden) kostet rund 200 Euro, für einen kompletten Skitag (sechs Stunden Skifahren) werden ab 468 Euro fällig.
Wir treffen Hubert Strolz am Lift unterhalb des Warther Horns. In Dienstkleidung sozusagen. Er trägt den einheitlichen Skianzug der Skischule Warth mit blauer Jacke und gelber Hose. Dazu einen Lawinenrucksack und Tourenski – obwohl wir mit ihm eigentlich nur zwei Stunden die Pisten seiner Heimat erkunden wollen. Aber für Hubert macht das keinen Unterschied. Er fegt die Auenfeld-Piste hinunter, dass wir uns mit unseren pistengerechten Carvingski ganz schön strecken müssen, um hinterherzukommen. Der Profi fordert seine Gruppe, überfordert sie aber nicht. Immer wieder bleiben wir stehen, um Fotos zu machen. Hubert benennt die Berge, Touren und Abfahrten, die er kennt wie seine Westentasche.
Reichlich Goldmedaillen für das Skidorf Warth
So beschaulich wie einst ist das Skidorf Warth heute nicht mehr. Durch den Bau der Liftanlage Auenfeldjet in der Wintersaison 2013/14 wurde das Skigebiet Warth-Schröcken mit dem Gebiet Lech/Zürs verbunden. So werden den Snowboardern und Skifahrern 300 Kilometer präparierte Pisten erschlossen, von den vielen Geländevarianten gar nicht zu reden – zum Beispiel die legendäre Pfarrer-Müller-Tour. Solche Unternehmungen abseits der Piste sind allerdings echten Könnern vorbehalten, idealerweise begleitet von einem Profi wie Hubert. Mit ihm reden wir während einer Liftfahrt noch über seinen Sohn Johannes. Der war zunächst, weil die entsprechenden Ergebnisse fehlten, aus dem Kader des Österreichischen Skiverbandes geflogen. Doch Johannes blieb dran, trainierte allein weiter, präparierte seine Ski eigenhändig und kam wieder zurück. Vaterstolz schwingt mit, als Hubert die Geschichte seines Sohns erzählt, die bei den Olympischen Spielen 2022 auch ein Happy End hatte. Er gewann 34 Jahre nach dem Sieg seines Vaters wieder olympisches Gold in der Kombination. Und mit der Mannschaft holte er in Peking gleich noch eine zweite Goldmedaille. Vielleicht kann man in ferner Zukunft in Warth-Schröcken ja mal mit einem Doppel-Olympiasieger Ski fahren gehen.
Mehr Infos zum Skifahren mit Promis
Skifahren mit Promis, Franz Klammer: Buchung über Bad Kleinkircheim Touristik.
Skifahren mit Hubert Strolz: Buchung über die Skischule Warth-Schröcken.
Hoteltipp. In Bad Kleinkirchheim wohnten wir im Hotel Pulverer, fraglos das erste Haus am Platz. Es eignet sich nicht nur als Domizil für einen Skiurlaub, sondern dank der eigenen Therme auch sehr gut für einen Wellnessurlaub. Das hauseigene Gourmetrestaurant ist in jedem Fall einen Besuch wert.
In Warth-Schröcken wohnten wir im Hotel Jägeralpe. Das familiengeführte Vier-Sterne-Superior-Haus mit direktem Pisten- und Liftzugang eignet sich perfekt für Wintersportler.