Das Fünf-Sterne-Haus empfängt seine Gäste mit imponierender Lobby, gediegenem Luxus und Köstlichkeiten wie »Halo-Halo«. Das »Pen« im Herzen des Business District Makati ist eine Institution in der philippinischen Hauptstadt Manila. Grund genug, im Traditionshaus vorbeizuschauen.
»Halo-Halo?«, fragt mich eine nette Bedienstete und blickt mich erwartungsfroh an. »Hallo«, antworte ich ebenso freundlich, aber etwas verwundert, da wir uns bereits begrüßt haben. Die Dame schüttelt freundlich, aber bestimmt den Kopf: »You should try this.« Was sollte ich probieren? Ich bin irritiert. Ohne Frage: Das Personal des Peninsula Manila begrüßt seine Gäste so warmherzig wie einen alten Bekannten, dennoch mit der typisch angenehmen asiatischen Zurückhaltung. Blütenweiß behandschuhte Hände hatten bei meinem Eintreffen die Türe meiner Limousine geöffnet, die uns Gäste des Peninsula vom Flughafen Manilas in die Luxusherberge ins Finanzviertel Makati chauffiert hatte – mit WLAN, iPad, Wässerchen und kühlen Tüchern, die wohltuend die plötzliche Hitze lindern.
Blickfänger sind zweifellos die zwei übergroßen, aus Marmor gemeißelten Löwen, die den Eingang des Peninsula säumen. Das Löwenpaar soll nach altem chinesischen Brauch das Hotel vor bösen Geistern schützen und gleichzeitig dafür sorgen, dass das Glück nicht aus dem Hotel entwischt. Dreieinhalb Tonnen bringen die Kolosse auf rund 1,70 Metern auf die Waage.
Da muss das Glück erst einmal ungehindert vorbeikommen. Doch tatsächlich gab es einen Tag in der über 45-jährigen Geschichte des Hotels, an dem die versteinerten Löwen es nicht geschafft haben, den Eingang des »Pen« zu beschützen. Es war ein stinknormaler Donnerstagmorgen, genauer der 29. November 2007, als ein Panzerwagen durch die Glastüren der Lobby krachte. Zwei Dutzend rebellierende Soldaten stürmten die Lobby und verschanzten sich dort. Sie wollten den Rücktritt von Staatspräsidentin Gloria Macapagal-Arroyo erzwingen. Der siebte Putschversuch seit 1986, der wieder scheitern sollte.
Ein Kratzer ist alles was bleibt
Doch nicht einmal eine verwüstete Lobby mit Panzerwagen konnte dem Peninsula Manila seine makellose Gelassenheit nehmen. Ein paar Einschusslöcher, eher als Kratzer in der Lobby auszumachen, sollen weiter an den Tag im November 2007 erinnern. Das Fünf-Sterne-Haus machte aus dem Tiefschlag einen erneuten Aufstieg. Nach der Renovierung hatte das »Pen« sich erst recht in Schale geworfen und erstrahlte glanzvoller als jemals zuvor. Damit hat das Nobelhotel bewiesen, dass es seinen Status als den gesellschaftlichen Treffpunkt schlechthin in Manila verteidigt hat und sich nicht vor einer Herausforderung scheut.
Das Peninsula Hotel besteht aus zwei Hotelflügeln, dem Makati und dem Ayala Turm. Die 493 Zimmer und 46 Suiten beherbergen ein Spa, Fitnesscenter und einen Pool mit Bar und Sonnenliegen. Ich logiere in der achten von insgesamt elf Etagen und wohne in einem Raumwunder – Wohnzimmer, Schlafzimmer, ein Durchgangszimmer in Form eines Ankleidezimmers mit Frisierkommode, das zum marmorverkleideten Bad führt. Auch im Bad mangelt es nicht an Platz: Dusche und Toilette sind schön getrennt voneinander in milchglasgeschützten Separees.
Die Farbtöne auf den Zimmern halten sich vornehm zurück. Gediegenes Wohlfühlambiente mit allen technischen Annehmlichkeiten, die aber so gestaltet sind, dass der Gast, um sie zu bedienen, keine Gebrauchsanweisung lesen müsste. Im Schreibtisch finden sich ein Drucker, Fax und sämtliche Anschlüsse, die man für die technischen Geräte von heute braucht. Die Klimaanlage ist ebenso leicht zu bedienen wie das Licht anhand eines Tablets mit denen sich ganz einfach alles im Zimmer von Klimaanlage bis Vorhang bedienen lässt.
Zufluchtsort zwischen Lärm und Verkehr der Megacity
Wolkenkratzer bohren sich vor meinen Augen in den dunstigen Himmel. Manila, die Hauptstadt der Philippinen, ist eine asiatische Megacity. Der Reiz der Metropole wird mir während meines Aufenthalts leider verschlossen bleiben. Niemals scheinen Verkehr und Lärm abzuebben. (Praktisch, dass das Peninsula einen Helikopterlandeplatz auf dem Dach hat.) Manila wirkt wie ein ausgewachsener Mann in seinem Konfirmationsanzug: Es platzt aus allen Nähten. Vielleicht offenbart die Stadt, die jede Katastrophe erlebt hat, die man nur erleben kann – von der Natur oder den Menschen verursacht –, ihr Geheimnis nur den Hartnäckigsten.
Es ist eine Mischung aus Barackensiedlungen der Ärmsten und den modernen, glitzernden, kühlen Malls der Reichen im Makati District. Nur nachts in den Kneipen, Schnellimbissen, Restaurants und pulsierenden Bars in den Vierteln Burgos oder Poblacion erhascht man einen Blick auf das, was die Stadt lebenswert zu machen scheint. Zu später Stunde liegt die vertikale Megacity gedimmt vor mir. Strom ist teuer. In den Sommermonaten ist die Elektrizität ebenso unsicher wie manche Viertel der Stadt. Dann erweist sich das Pen wieder als Zufluchtsort für diejenigen, die es sich leisten können. Das Luxushotel kann sich mit seinen Generatoren Tage über Wasser halten. Und seine Gäste zudem weiter mit mit echten Leckerbissen versorgen.
Peninsula Manila: Hier spielt die Musik
Auch an »normalen« Tagen ist die Lobby des Hotels stets mit geselligem Stimmengewirr gefüllt. Ein äußerst belebter und vornehmer Ort, der dennoch nie in Hektik zu verfallen scheint. Dabei ist die Lobby nicht bloß der Empfangsbereich: es ist ein Ort der Zusammenkunft, der sich über fast drei Etagen erstreckt, mit zwei prächtigen Treppenaufgängen, einer Sonnenskulptur an der Kuppeldecke, sieben Meter hohen Washington Palmen und üppigen Blumenarrangements. Hier spielt täglich die Musik: Klaviermusik zum Lunch, Gitarre und Flöte zum bekannten Afternoon Tea, und am Abend erfüllen Streicher und ein Jazzensemble mit außergewöhnlichem Klang die Lobby – fast wie in einem Konzertsaal, nur dass man sich nebenbei angeregt unterhalten und dabei Köstlichkeiten verzehren kann.
Wie auch in den drei weiteren Restaurants, die von einem gigantischen Frühstücksbüffet von Sushi bis Eiscreme über typische asiatische Küche bis hin zur Haute Cuisine alles im Repertoire haben. Apropos Essen: Bleibt noch zu klären, was es mit dem »Halo-Halo« auf sich hat. Rund 7.300 »Halo-Halo« verzehren die Gäste des Peninsula Manila jedes Jahr in der Lobby. 7.300-mal ein buntes Allerlei, dessen Zutaten sich lesen, als habe ein Kind Kochen gespielt und alles zusammen in einen Topf geschmissen: Gekochtes Obst, süße Bohnen, zerstoßene Eiswürfel, Wackelpudding, Milchflan, lila Süßkartoffeln, Kokosnuss und die auf den Philippinen eigentlich für alles verwendete Kondensmilch werden gemixt und in einem großen Glas serviert – ein philippinischer Nachtisch, der sich bei den Gästen im »Pen« großer Beliebtheit erfreut. Klingt großartig und möchte ich unbedingt probieren. Die Angestellten des Peninsula wissen eben, wie sie ihre Gäste glücklich machen. So viel Service muss sein!
The Peninsula Manila. Corner of Ayala and Makati Avenues, Makati 1226, Tel.: (63-2) 887-2888.