Alte Häuser, leere Lagerhallen, Straßenecken in tristem Grau. Jetzt ist Schluss mit Monotonie! Zumindest im Centro de Portugal, dort hat sich eine lebhafte Street-Art-Szene entwickelt und den Städten der Region mit großflächiger Kunst neues Leben und deutlich mehr Attraktivität verliehen. Ein farbenfroher Streifzug.
Ob New York, London, Berlin oder Athen … Street-Art ist längst etabliert. Auch im Centro de Portugal ist die Kunst angekommen. Künstler aus Portugal und dem Rest der Welt haben die Region als große Leinwand entdeckt. Die Artisten verarbeiten Einflüsse aus Natur und dem Leben der örtlichen Bevölkerung zu einzigartigen, großformatigen Kunstwerken. Und das ist nicht nur ein Gewinn für anreisende Fans der Street-Art, sondern auch für die Bewohner der jeweiligen Städte.
Gestern und Heute
Die Kleinstadt Covilhã am Fuß der Serra da Estrela, des Sternengebirges, ist die Keimzelle der Street-Art-Bewegung im Centro de Portugal. Hier lag einst das Zentrum der portugiesischen Wollwirtschaft, doch dann überschwemmten Billigprodukte den Markt. Eine Fabrik nach der anderen schloss, die Arbeitslosigkeit stieg. Heute wird die glorreiche Vergangenheit in den Murals aufgearbeitet, Schafe und Webstühle, Schäfer und Wolle dominieren die Kunstwerke an vielen Häuserfronten. WOOL, Wolle, heißt auch das erste Festival für Straßenkunst im Centro de Portugal, das seit 2011 alljährlich stattfindet.
Neugierig geworden? Dann auf zur Street-Art-Route durch das Centro de Portugal oder auch durch Covilhã. Besonders schön: das Wandbild neben der Kirche Igreja de Santa Maria, einer der schönsten gefliesten Kirchen in Portugal.
Natur und Kunst
Schon vor einigen Jahren entwickelte sich die Kleinstadt Estarreja südlich von Porto zu einem Zentrum der Urban Art. Die Initialzündung geht auf den renommierten Künstler Bordalo II zurück, dessen Guarda-Rios, ein riesiger Eisvogel aus Müll, den er für die Birdwatching Messe von Estarreja geschaffen hatte, für Furore sorgte.
2016 fand erstmals das Festival de Arte Urbana Estarreja, kurz Estau, statt und verwandelte das gesamte Stadtgebiet in eine riesige Galerie. Bei den Festivals der vergangenen Jahre entstanden immer neue Kunstwerke von Street-Art-Künstlern aus aller Welt, auch Workshops, Vorträge, Filmvorführungen und Musikveranstaltungen gehören zum Programm.
Das nächste Estau-Festival findet im September 2021 statt und wer genug Wandmalereien bestaunt hat, der legt sich vielleicht zur Vogelbeobachtung auf die Lauer oder kommt zum Birdwatching-Festival.
Kunst und Küste
Im Rahmen des multikulturellen Festivals Fusing Culture Experience wurde auch die beliebte Urlauberstadt Figueira da Foz an der Küste des Centro de Portugal Teil der Urban-Art-Bewegung. Besonders beeindruckend ist die Arbeit »Herança Viva« des weltweit aktiven Künstlers Add Fuel. Es besteht aus den typischen portugiesischen Wandfliesen, Besucher können durch das Werk hindurchgehen.
Urban Art und Wein
Viseu liegt mitten im berühmten Dão-Weingebiet und so ist es nicht verwunderlich, dass die feinen Tropfen und die Arbeit in den Weinbergen zum Hauptmotiv der lokalen Street-Art-Kunstgeworden sind. Nun zieren Trauben, Weingläser und Reben die Wände alter oder verlassener Gebäude. Saúde!
Sprengstoff und Spitze
Auch in der Lagunenstadt Aveiro können Kunstfans Urban Art entdecken. Beeindruckend: die Arbeit von Vhils, der in seinen Werken traditionelle Graffiti und moderne Kunst verbindet und dabei alte Gemäuer auch mal mit dem Presslufthammer, Säure oder gar Sprengstoff bearbeitet. Die Urban-Art-Route in Leiria basiert auf dem in Portugal sehr populären Roman »Das Verbrechen von Vater Amaro« von Eça de Queiroz.
In Fundão, einer Stadt, die vor allem für ihre köstlichen Kirschen bekannt war, schuf die polnische Künstlerin NeSpoon ein Werk, für das traditionelle Spitzenmuster aus der Region auf Ton oder Hauswände gedruckt wurden – das ist wirklich in seiner Einfachheit besonders beeindruckend!
Mehr Infos zu Street-Art im Centro de Portugal gibt es auf der Website von Centro of Portugal.
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