Von historischen Arkaden bis hin zu hipper Streetart – Bologna verbindet Tradition und Moderne auf einzigartige Weise. Die Hauptstadt der Emilia-Romagna steckt voller Geschichte, Genuss und Überraschungen, von einem mittelalterlichen »Walkie-Talkie« über verborgene Kanäle bis hin zu einer anzüglichen optischen Täuschung. Hier sind elf Sehenswürdigkeiten, die du in Bologna auf keinen Fall verpassen darfst!
Text: Laura Geyer
Piazza Maggiore: Das historische Zentrum von Bologna
Mit seinen imposanten Gebäuden aus dem Mittelalter und der Renaissance strahlt der zentrale Platz Bolognas historische Grandezza aus. Tagsüber lässt sich hier wunderbar in einem Café sitzen, das Treiben beobachten und die entspannte Atmosphäre genießen. Am Abend, wenn die Sonne untergeht und alles in warmes Licht taucht, verwandelt sich der Platz in einen lebhaften Treffpunkt.
Besonders beeindruckend sind der Palazzo d’Accursio, einst Sitz der Stadtregierung, mit seiner eleganten Fassade und der markanten Uhr. Direkt daneben thront die Basilika San Petronio, eine der größten Kirchen Italiens, deren unvollendete Fassade ein kurioses Zeugnis der Stadtgeschichte ist.

Der Piazza Maggiore im Herzen von Bologna I Foto: Maria Bobrova
Der »Finger« des Neptun: Bolognas frechstes Kunstwerk
Die Neptun-Statue, die dem Platz gleich neben der Piazza Maggiore seinen Namen gibt, hat ein kleines, nun ja, schlüpfriges Geheimnis: Wer sich an der Treppe der Biblioteca Salaborsa positioniert (der perfekte Spot ist angeblich durch eine dunklere Bodenplatte markiert), sieht plötzlich nicht mehr den erhobenen Zeigefinger des Meeresgottes – sondern etwas deutlich Anzüglicheres.
Ein Zufall? Wohl kaum. Der Bildhauer Giambologna soll sich mit dieser optischen Täuschung einen Spaß erlaubt haben. Kardinal Cesi, der das Monument in Auftrag gab, wollte, dass Giambologna die Genitalien der Statue verkleinert, um moralische Empörung zu vermeiden. Der Künstler ließ sich das nicht gefallen – und revanchierte sich mit einem cleveren Spiel der Perspektiven.

Bei der Neptun-Statue in Bologna lohnt es sich, genauer hinzusehen. I Foto: Andre Eusebio
Palazzo del Podestà: Wo Wände sprechen können
Im Gewölbe unter dem Palazzo del Podestà kann man ein kurioses akustisches Phänomen testen: Wenn zwei Personen an gegenüberliegenden Ecken stehen und gegen die Wand sprechen, können sie sich gegenseitig hören – als würden sie durch ein historisches Walkie-Talkie korrespondieren.
Dieses mittelalterliche Kommunikationssystem ermöglichte es Leprakranken und Pestopfern einst, ihre Sünden Priestern aus sicherer Entfernung zu beichten und so die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.
Torre degli Asinelli: Die schiefen Türme von Bologna
Bologna hat nicht nur einen, sondern gleich zwei schiefe Türme. Der höhere der beiden, der Torre degli Asinelli, kann erklommen werden. Wer die 498 Stufen meistert, wird mit einem spektakulären Panoramablick über die roten Dächer der Altstadt belohnt.

Torre degli Asinelli: Die beiden schiefen Türme von Bologna I Foto: Bianca Ackermann
Bologna kulinarisch: Die besten Spezialitäten der Emilia-Romagna
Bologna trägt nicht umsonst den Beinamen »La Grassa« (die Fette). Die Hauptstadt der Emilia-Romagna gilt als kulinarisches Epizentrum Italiens. Hier haben Spezialitäten wie Tagliatelle al Ragù (die authentische Version der Bolognese), Tortellini in Brodo und Mortadella ihren Ursprung.
In den engen Gassen des historischen Marktviertels Quadrilatero reihen sich Delikatessengeschäfte und traditionelle Trattorien aneinander. Perfekt für einen Aperitivo mit Pignoletto-Schaumwein und Parmaschinken. Aber auch Parmigiano Reggiano, Aceto Balsamico und hausgemachte Pasta dürfen hier nicht fehlen.
Drei kulinarische Geheimtipps:
- Die Osteria del Sole gibt es schon seit 1465. Hier werden lokale Weine ausgeschenkt, das Essen dürfen die Gäste selbst mitbringen.
- In der Sorbetteria Castiglione kreieren Marina und Giacomo seit 25 Jahren Gelato mit außergewöhnlichen Geschmacksrichtungen. Mit »Sanissimo« gibt es eine Reihe von milch- und glutenfreien sowie zuckerreduzierten Eissorten, darunter »Rohe Mandel« oder »Zitrone und Ingwer«.
- Wer sich an Sterneküche laben will, ist im Portici richtig. Ob à la carte oder ein vom Küchenchef kuratiertes Sieben-Gänge-Menü, hier wird italienische Küche mit einem Twist auf höchstem Niveau serviert.

Foto: Bianca Ackermann
Bolognas Arkaden: Das Unesco-Weltkulturerbe der Stadt
Wer sich den Bauch vollgeschlagen hat, möchte vielleicht einen kleinen Spaziergang unternehmen. Nichts leichter als das: Mehr als 40 Kilometer Arkadengänge durchziehen die Altstadt Bolognas. Die überdachten »Portici«, die überwiegend aus dem Mittelalter stammen, gehören zum Unesco-Weltkulturerbe der Emilia Romagna. Sie bieten Schutz vor Regen und Sonne – es gibt also keine Ausreden, denn hier kann man bei jedem Wetter durch die Stadt flanieren und ein paar Kalorien verbrennen.
Besonders eindrucksvoll ist der Portico di San Luca, der zum Wallfahrtsort Santuario della Madonna di San Luca außerhalb der Stadt führt. Mit 666 Bögen ist es der längste überdachte Säulengang der Welt. Der Weg startet an der Porta Saragozza und führt über vier Kilometer bis zur Kirche auf dem Hügel Colle della Guardia.

Die vielen Arkaden in Bologna gehören zum Welterbe der Unesco. I Foto: Matteo Cianfaglione
Universität Bologna: Die älteste Uni Europas
Seit 1088 prägt die Universität das intellektuelle Leben von Bologna. Ein Besuch des Teatro Anatomico, wo einst vor Medizinstudierenden Leichen seziert wurden, oder der historischen Universitätsbibliothek offenbart faszinierende Einblicke in die akademische Geschichte der Stadt.
Streetart und Nachtleben: Die hippen Ecken Bolognas
Bologna bietet aber nicht nur Geschichte: Im Universitätsviertel mit seinen vielen Cafés und Bars sorgen zahlreiche Studierende für eine lebendige Atmosphäre. Dort, im Viertel Bolognina und rund um die Via del Pratello im Südwesten Bolognas, sorgen außerdem bunte Murals und kreative Streetart-Installationen für ein modernes, urbanes Flair.
Wer später am Abend ausgehen will, ist hier ebenfalls an der richtigen Stelle: Von Craft-Beer-Bars über Jazzclubs bis zu Techno-Spots – Bolognas Nachtleben ist so vielseitig wie die Stadt selbst.

Streetart und Studentenflair in Bologna I Foto: Ronald Flores
Musik, Geschichte, Technik: Vier unbekannte Museen
Neben den bekannten Kunstsammlungen in der Pinacoteca Nazionale lohnt sich der Besuch kleinerer, spezialisierter Museen. Das Museo internazionale e biblioteca della musica würdigt Bolognas reiche Musiktradition, während das Museo della Storia di Bologna im Palazzo Pepoli durch innovative Ausstellungstechniken die Stadtgeschichte lebendig werden lässt.
Für Technikinteressierte bietet das Museo del Patrimonio Industriale faszinierende Einblicke in die Industriegeschichte der Region. Wer sich für moderne Kunst interessiert, wird im MAMbo (Museo d’Arte Moderna di Bologna) fündig.
Das kleine Venedig: Versteckte Kanäle und Fotospots
Nur wenige wissen, dass Bologna einst von einem Netzwerk kleiner Kanäle durchzogen war. Viele davon verlaufen heute unterirdisch und sind nur an wenigen Stellen sichtbar. An der Via Piella befindet sich ein kleines Fenster in einer Holzmauer, durch das man einen Blick auf den Canale delle Moline werfen kann – ein charmantes Überbleibsel des alten Bolognas und ein perfekter Foto-Spot.
Weil das nicht mehr ganz so geheim ist, empfiehlt es sich, schon morgens hier vorbeizugehen. Oder man wählt einfach einen anderen Blickwinkel auf den Kanal, zum Beispiel aus der Via Oberdan oder von der Brücke in der Via Piella, gleich neben dem berühmten Fenster.

Die Kanäle in Bologna I Foto: Daniel Sessler
Alternativ bietet die Via Malcontenti tolle Ausblicke auf den frisch freigelegten Canale di Reno. Die Stadt Bologna ist nämlich dabei, einige der verborgenen Kanäle wieder zu öffnen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken und das historische Erbe der Stadt neu zu beleben.
Giardini Margherita: Pause in Bolognas schönstem Park
Wer vom Stadttrubel genug hat, kann sich eine Erholungspause im Giardini Margherita am südlichen Rand der Altstadt gönnen. Der größte Park Bolognas ist mit seinen Seen, Laufwegen und schattigen Plätzen eine Oase für Spaziergänger, Jogger und Picknicker.