Von Sonnenuntergang an der Milchbar bis Croissants im Inselloft, von Thalasso-Tempel bis Theater-Überraschung: Norderney steckt voller Lieblingsplätze – charmant, stilvoll, manchmal schräg, aber immer besonders. Diese sieben Tipps zeigen, wo die Insel ihren ganz eigenen Rhythmus hat.

1. Milchbar

Die Milchbar ist der Fixpunkt am Westkopf der ostfriesischen Insel.  Hier treffen sich – außer mittwochs, dann ist nämlich Ruhetag – allabendlich die Sundown-Spotter beim Aperol und lauschen den Klängen von Blank & Jones. Die Kölner DJs und Produzenten haben vor Jahren schon eine eigene Milchbar-Compilation auf den Markt gebracht, die beim Publikum des rundum verglasten Einstöckers gut ankommt. Die Milchbar gehört zum Portfolio der Bremer Architektenfamilie Brune, ihr Credo für diesen Ort: kleine Speisekarte nach Kantinenart (Selbstabholer), solides Essen, kleine Preise. Funktioniert einwandfrei. An sonnigen Tagen ist die Milchbar fast schon eine Spur zuuu beliebt, die Liegestühle auf der Outdoor-Terrasse des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes leider meistens vergeben.

Aperol am Strand

Aperol am Strand I Foto: feeltoep/Shutterstock.com

2. Weiße Düne

Wer Norderney Böses will, vergleicht es mit Sylt. Was meistens unfair ist, weil die Nachbarinsel von Juist nun wirklich wenig Ansätze für solch einen Verweis bietet. Ausnahme: die Weiße Düne. Eine geschmackvoll eingerichtete, lang gezogene Hütte mitten in der eindrucksvollen Dünenlandschaft Norderneys. Sie ist, so kann man das wohl sagen, schon ein wenig mit der berühmten Sylter Sansibar vergleichbar: Sie liegt an einem landschaftlich schicken Ort am Strand. Die Einrichtung wirkt gleichermaßen rustikal wie stylisch. Die Küche hat ein gewisses Niveau, was man sich in der Weißen Düne auch entsprechend bezahlen lässt, und wer auf Norderney gesehen werden will, befindet sich hier am richtigen Ort. Das Schöne an Norderney ist nun aber, dass es sich um eine überwiegend autofreie Insel handelt. Den schönen Abend darf man sich also mit einer Wanderung zur Weißen Düne verdienen. Einen Mercedes-Parkplatz wie an der Sansibar auf Sylt gibt’s hier nicht.

Strandrestaurant Weisse Duene in mitten der Dünen auf Norderney

Strandrestaurant Weisse Duene in mitten der Dünen auf Norderney / Foto: sabinebraun.de

3. Weststrandbar

Früher war das bloß ein schmuckloser Unterstand in Sichtweite eines Toilettenhäuschens, beschreibt Tobias Pape den Ort, in dem er heute die Weststrandbar betreibt. Inzwischen ist dieser Unterstand allerdings so etwas wie die Hippie-Alternative zur Milchbar, lange Schlangen verweisen bei gutem Wetter darauf, dass sich die Leute hier wohlfühlen. Ist ja auch kein Wunder: Die Weststrandbar, das sind ein paar schlichte Holztische, ein fantastischer Meerblick und ein überschaubares, aber solides Getränkeangebot. Das Bier stammt von Tobias Pape selbst, der sich als Brauer vor einigen Jahren im Norderneyer Brauhaus selbstständig machte und seitdem als Mikrobrauer so erfolgreich ist, dass er seinen Gerstensaft längst in einer großen Halle produziert und damit die halbe Insel bewirtet. Aber nur dort, denn sein Credo lautet: Lokal trinken, global handeln.

Weststrandbar auf Norderney

Foto: sabinebraun.de

4. bade:haus Norderney

Schon die künstlerische Schreibweise dieses Wassertempels weist darauf hin, dass wir es hier keineswegs mit einem schnöden Schwimmbad zu tun haben. Wir reden über das größte Thalasso-Haus Deutschlands, über 8.000 Quadratmeter Nassbereich mit einem eigenen Spaßbad für Kinder und einem Pool für sogenannte Meditationsschwimmer. Darüber hinaus kann der geneigte Besucher sich aussuchen, welchen der meist aufwändig inszenierten Saunen er sich anvertraut. Man kann im Norderneyer bade:haus einen ganzen Tag verbringen, ohne all seine Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben. Willkommener Bonus: Das Design dieser auch von außen sehr ansehnlichen Therme zeugt von einem gewissen Gestaltungswillen seiner Architekten. (Momentan wird auf Norderney gleich nebenan ein Luxus-Hotel gebaut, das über einen Tunnelweg mit dem bade:haus verbunden sein wird.)

Das bade:haus auf Norderney

Das bade:haus auf Norderney I Foto: sabinebraun.de

Hier stellen wir drei weitere Thalasso-Orte auf den ostfriesischen Inseln vor.

5. Inselloft

Nicht jeder hat das Glück, im freundlichen und kreativ gestalteten Inselloft-Hotel zu übernachten. Das heißt aber nicht, dass man die vier miteinander verbundenen historischen Kaufmannsvillen nicht mal besuchen könnte. In einem dieser Häuser befindet sich die beste Bäckerei der Insel, deren Sortiment auf der ganzen Insel beliebt ist und frühmorgens schon einmal für Schlangenbildung auf dem Damenpfad sorgt. Berühmt vor allem die fluffigen Croissants und das Traube-Nuss-Brot, so etwas wie das Signature-Produkt des Hauses. Ebenfalls einen Besuch wert ist das zum Inselloft gehörende Restaurant Esszimmer, an dem sich die Gäste an einer langen Tafel schon beinahe zwangsläufig näherkommen. Die Küche ist einsehbar, die Speisekarte jung und frisch, der Koch ein Könner.

Gemütlichkeit pur im Inselloft – mit Hund

Gemütlichkeit pur im Inselloft – mit Hund I Foto: Sabine Braun

6. Kurtheater Norderney

Wer auf Norderney Lust auf Kultur entwickelt, dürfte überrascht sein. Nicht unbedingt über das allgemeine Angebot, das sich irgendwo zwischen Kurkonzert und einem Gig der Fantastischen Vier bewegt. Der Ort ist es, der erstaunt. Das historische Kurtheater wurde schon 1894 im Stil eines Residenztheaters eröffnet und wirkt von innen in rotem Plüsch so, als sei seitdem auch nichts mehr renoviert worden. Wer die Grandezza dieses Hauses erleben möchte, muss sich nicht mal durch eine vierstündige Faust-Aufführung quälen. Das Kurtheater wird hauptsächlich als Kino genutzt und auch meistens von einem ganz anständigen Arthaus-Programm bespielt. Bonus: Die sehr sympathische Atelier & Art Bar im Glashaus vor dem Theater.

Das Kurtheater, welches auch als Kino genutzt wird

Das Kurtheater, welches auch als Kino genutzt wird I Foto: sabinebraun.de

7. Meierei 

Schwierig, diesen Ort zu beschreiben. Eklektisch ist er auf jeden Fall, aber das hilft ja nicht weiter. Also, erster Versuch: Die Meierei wirkt wie das Scheidungskind eines Floristen mit einem Faible für Kunstgewerbe und einer Feinkosthändlerin mit Ambitionen am Herd. Immer noch kein Bild vor Augen? Nun: Es ist eine ehemalige Milch-Meierei, in der man Leckereien vom Wein bis zum Käse kaufen kann, in der viele bunte Deko-Accessoires erfolgreich verhindern, dass man weiter als drei Meter in den verwinkelten Raum hineinschauen kann und wo man eine Speisekarte wie ein Wimmelbild durchsuchen muss, um seine Wahl zu treffen. Regionale Spezialitäten, Fleisch vom Holzkohlegrill, Waffeln … nichts passt zusammen, aber das Gesamterlebnis passt und schmeckt. Unbedingt mal vorbeischauen, es wird lebhaft!