1.190 kleine Koralleninseln glitzern wie eine 800 Kilometer lange türkis-weiße Perlenkette im Indischen Ozean. Unsere Redakteurin Marie besuchte für uns eine dieser Trauminseln: Faarufushi. Und erhoffte sich mantastische Erlebnisse.
Es ärgert mich, dass ich mich ärgere. Hier bin ich also nun, gerade frisch mit dem Wasserflugzeug auf der türkisblauen Lagune auf den Malediven gelandet. Die ersten Schritte über den weichesten Sand, denn ich je unter meinen Füßen spüren durfte, habe ich auch schon hinter mir.

Marie Tysiak
Nun sitze ich in dem edlen Bambusbau, dessen offene Seiten den Blick in den paradiesischen Palmenhain im Inselinneren freigeben. Die Rezeption des 2019 neu eröffneten Fünf-Sterne-Inselresorts Faarufushi lässt viel des Bohemian-Luxus vermuten, der mich die kommenden Tage erwarten wird.

Faarufushi
Das Willkommensgläschen mit frischem Mangosaft tröstet wenig – ich fühle mich wie eine Prinzessin auf der Erbse. Der Grund für meinen ungewollten Verdruss in dieser paradiesischen Umgebung ist die Antwort auf meine Frage nach den Mantarochen. Die seien letzte Woche leider von ihrem Stammplatz ganz nah der Insel weitergezogen, erzählt General Manager Jean-Marc.

Faarufushi
Ich versuche meine Enttäuschung zu verbergen und merke, wie ich kaum das Zwitschern der Vögel höre, die angenehme Brise auf meiner Haut spüre. Auf dem kurzen Fußweg durch den die dichten Palmenwald zum Strand und über den schmalen Steg zu meiner Villa nehme ich kaum das seichte Wellenrauschen wahr. Ich sehe die kleinen Haie nicht, die gleich neben dem Steg im glasklaren Wasser einen Schwarm silbriger Fische lüstern umrunden.

Marie Tysiak
Wo der Pool mit dem Meer zu verschmelzen scheint
In meiner offenen Villa angekommen, lege ich mich erstmal auf das gigantische, weiße Bett. Der Blick geht geradeaus durch die riesige Glasfront, die halb geöffnet ist. Die weißen Vorhänge flattern leicht im Wind.

Faarufushi
Dahinter der Pool, der mit dem türkisblauen Meer zu verschmelzen scheint. Unter mir höre ich das Wasser sanft gegen die Holzstelzen plätschern. Ich habe noch nie in einer Overwater-Villa genächtigt. Und schaffe es endlich, die abwesenden Mantarochen aus meinem Kopf zu verbannen und mich richtig umzuschauen.

Faarufushi
Die Villa ist mein Traum. Jedes behutsam ausgewählte Einzelteil des Interiors würde ich gerne für meine neue Wohnung daheim mitnehmen. Minimalistisches Design trifft auf natürliche Materialien, genau wie ich es mag. Der Fernseher ist auf einer Staffelei aus Teakholz angebracht, der Nachttisch aus einem kaum behandelten Baumstumpf.

Marie Tysiak
Ich öffne die hölzernen Läden zum Bad. Von trüben Gedanken kann keine Rede mehr sein. Edle Steinbecken stehen auf einer Marmorplatte, eine freistehende Wanne im riesigen Raum eröffnet den Blick auf Pool und Meer. Toilette und Dusche ist jeweils ein eigens verglaster Raum gewidmet. Wer braucht schon die Begegnung mit Mantarochen, wenn er in einer Traumvilla auf einer Paradiesinsel wohnt?

Faarufushi
Kulinarische Extraklasse im Restaurant Eclipse
Die Mantarochen habe ich die kommenden Tage tatsächlich völlig vergessen. Das fällt auf Faarufushi aber auch nicht schwer. Ich werde nach Strich und Faden verwöhnt in dem Luxus-Resort. Ich finde so viele Lieblingsorte auf der Insel: Der Nika Spa ist nicht nur architektonisch ein absoluter Hingucker, der sich in der Form einer gigantischen Kokosnuss im Palmenwald im Inneren der Insel versteckt. Jeglicher Alltagsstress wird mir mit einem Coconut Body Scrub fortgewaschen, die entspannte Eleganz der Insel stattdessen bei einer Signature-Behandlung tief in den Körper einmassiert.

Faarufushi
Ein weiterer Lieblingsort ist die kreisrunde, weit draußen in der Lagune schwebende Boli Bar samt dem Restaurant Eclipse. Über einen langen Steg sind sie mit der kleinen Insel im nördlichen Raa-Atoll verbunden. Der Blick geht auf die Trauminsel oder aber weit aufs Meer hinaus – man kann sich gar nicht entscheiden, wo man sitzen möchte.

Faarufushi
Mit dieser Wahl quäle ich mich ohnehin immer schon. Beim Essen wird es nicht einfacher: Jakobsmuscheln, Tunfischtartar oder doch lieber die zur Perfektion zart geschmorten Rinderbäckchen? Insgesamt verteilen sich fünf Restaurants und Bars auf der Insel. Der Begriff »Luxusproblem« erreicht auf Faarufushi eine für mich ungeahnte Dimension. Man hat die Wahl zwischen »perfekt« und nochmal »perfekt«.

Marie Tysiak
Beim Schnorcheln auf Entdeckungstour
Und dann habe ich natürlich noch diesen einen Lieblingsplatz: mein eigener Pool, aus dem ich die romantischsten Sonnenuntergänge bei einem Gläschen Vino genieße. Habe ich eigentlich schon erzählt, dass ich jeden Morgen gleich nach dem Aufstehen erstmal eine Runde ins Meer springe? Oft nehme ich meinen Schnorchel mit und lasse mich am Riff vor meiner Villa treiben. Schildkröten, kleine Riffhaie und Clownfische – einen kleinen Stachel-Rochen habe ich dabei tatsächlich auch gesehen.

Marie Tysiak
Einmal verlasse ich dann doch die Insel. Denn, klar, Faarufushi ist ein Paradies, das man nicht missen möchte. Doch ich bin Journalistin und studierte Ethnologin, und eine natürliche Neugier ist mir quasi angeboren. Am Horizont sehe ich jeden Nachmittag auf der nächstgelegenen Insel das Minarett einer Moschee in der Sonne blitzen. Und um mir ein besseres Bild des Inselstaates der Malediven zu verschaffen, nutze ich also einen Nachmittag für einen kurzen Bootsausflug dorthin.

Marie Tysiak
Schon als ich nach der kurzen Überfahrt auf den Steg trete und meinen Blick schweifen lassen, erklärt sich mir der Begriff »Parallelwelt«. Denn: Was man auf den insgesamt 144 touristisch genutzten sogenannten Resortinseln nicht merkt: Die Malediven sind ein streng muslimischer Staat.

Marie Tysiak
Die insgesamt etwa 400.000 Malediver, die auf etwa 220 Einheimischeninseln wohnen, müssen den strengen staatlichen Gesetzen Folge leisten: Kopftuchpflicht, Bikini- und Alkoholverbot sind einige davon. Das Betreten der Resortinseln ist Einheimischen nur gestattet, wenn sie dort angestellt sind.

Marie Tysiak
Eine gänzlich andere Welt auf der Nachbarinsel
Statt Kayaks wanken auf der kleinen Einheimischeninsel Fischerboote im Hafen, schmale Gassen führen durch das beschauliche Dorf. Bunte Graffiti der Unterwasserwelt (ein riesiger Manta ist natürlich auch dabei) begleiten mich auf dem Weg ins Herz des Dorfes. Vor der goldverkleideten Moschee mache ich kurz Halt. Flip-Flops türmen sich davor, genau wie vor den Häusereingängen, aus denen oft das Geräusch von Fernsehern und geselligem Beisammensein schwallt.

Marie Tysiak
In alten Plastikflaschen werden kleine Pflanzen im Vorgarten gezogen. Nur wenige Menschen sind an diesem heißen Nachmittag unterwegs. Ein Junge düst auf seinem Fahrrad an mir vorbei, eine Frau mit Kopftuch trägt ein paar Einkäufe aus dem kleinen Tante-Emma-Laden heim. Nach 20 Minuten bin ich die gesamte Insel abgelaufen.

Marie Tysiak
Und doch war dieser kurze Besuch für mich wichtig, um die Malediven, ihr touristisches System und auch das Leben abseits der Luxusresorts voller Instagram-Spots und Badenixen kennenzulernen. Nur wenige Minuten später legt das Boot wieder in der türkisen Bucht von Faarufushi an. Als wäre meine Rückkehr auf die Resortinsel symbolisch, werde ich mit einem Glas Champagner begrüßt.

Faarufushi
Ahnungslos auf dem Weg zum Frühstück
An meinem letzten Morgen spaziere ich schon fast wie selbstverständlich von meiner Villa über den Steg, beobachte kurz das übliche Spiel der kleinen Haie, die den Fischschwarm umrunden (und frage mich, ob sie jemals so ihre Beute fangen). Bevor ich den Spa fürs Yoga erreiche, winkt Jamal mich vom Wassersportcenter zu sich herüber. Ich kenne ihn von meiner kleinen Kayaktour um die Insel und meinen ersten Taucherfahrungen am Hausriff.

Marie Tysiak
»Du hattest doch am ersten Tag nach den Mantas gefragt«
sagt Jamal. Ich bejahe und merke, wie unweigerlich mein Herz anfängt ein wenig schneller zu pochen. Er erzählt mir aufgeregt, dass er von seinem Freund, der auf einer anderen Insel in der Nähe arbeitet, von der Sichtung einer großen Gruppe Mantas ganz in der Nähe erfahren hat. »Eben waren sie wohl noch da. Wenn du möchtest, können wir rausfahren und sie suchen«. Natürlich möchte ich! Yoga muss warten. Während ich mir in Windeseile das köstliche Frühstücksgranola reinschaufel, macht Jamal das Boot fertig. Kaffee brauche ich eh nicht, mein Herz schlägt noch wie wild, als ich 15 Minuten später in Badekleidung auf das wackelige Motorboot klettere.

Faarufushi
Volle Fahrt voraus
Und dann knattern wir rasend schnell los. Die Gedanken an die Mantas, die ich so gut gebändigt bekommen habe die letzten Tage, sind alle wieder da. Auch wenn ich bei dem Wind und den Wellen kaum einen klaren Gedanken fassen kann. Ein bisschen Angst vor meiner eigenen Enttäuschung – sollten sie nicht mehr da sein – kommt auf. Dabei hatte ich mich eigentlich damit abgefunden, keine Mantas auf den Malediven zu sehen …

Marie Tysiak
Die Bootsfahrt kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Doch dann stoppt Jamal abrupt vor einem kleinen, unbewohnten Inselchen. Vom Dach des Bootes aus schaut er sich konzentriert um. Plötzlich geht alles ganz schnell. Er zieht sein T-Shirt aus, Flossen und Schnorchel samt Brille an und springt in die Fluten. Dann winkt er mir.
Als ich ins salzige Nass hüpfe, erlebe ich den Moment wie in Zeitlupe. Ein wenig scheint es, als blickte ich zum ersten Mal durch eine Taucherbrille und erkenne, was für eine zauberhafte Welt unterhalb der Wasseroberfläche wartet.

David Löwe
Eine ganze Stunde lang bei den zauberhaften Tieren
Denn so etwas Schönes habe ich noch nie gesehen: Gleich vor meinen Augen gleiten unzählige riesige Mantarochen durch das türkisblaue Wasser. Rechts, links, unter mir – später zähle ich, dass insgesamt 15 (!!) Mantarochen einsam und alleine vor dieser kleinen Insel mit mir spielen. Mit Schmetterlingsschlägen umrunden sie mich. Ganz nah. Eine ganze Stunde verharre ich zwischen den bezaubernden Tieren, bis Jamal mir das Zeichen zum Aufbruch gibt.

Marie Tysiak
Ich grinse dauerbreit, als wir wieder zurück zum Resort flitzen. Wenn ich daran denke, morgen wieder abreisen zu müssen, werde ich ein wenig wehmütig. Noch so viel, was es auf Faarufushi zu entdecken gibt, noch so viele Lieblingsorte, die ich genießen möchte. Wie ironisch es mir jetzt erscheint, dass ich vor dieser Reise gewitzelt habe, mir Bewegungsfanatikerin würde bestimmt langweilig werden auf einer Insel, die man in 20 Minuten zu Fuß umrunden kann. Nein. Für mich ist Faarufushi auf den Malediven ganz großes Kino.

Marie Tysiak
Infos und Buchung
Zum Zeitpunkt unseres Besuchs (November 2019) gehörte das Faarufushi zu den Universal Resorts. Nun ist es Teil der Emerald-Gruppe. Wir können daher nur von unserer Erfahrung aus 2019 berichten!
Hier gibt es weitere Informationen über das Emerald Faarufushi Luxusresort auf den Malediven.
AKTUELLER HINWEIS: Aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie bleibt das Faarufushi Maledives bis vorr. 30. Juni 2022 geschlossen.
Das Fünf-Sterne-Resort Dhigali Maldives ist ebenso wärmstens zu empfehlen!

Faarufushi Maledives