Von Marokkos ikonischen Lehmbauten über Ruandas Nebelwälder bis zu Südafrikas Oscar-prämierten Landschaften: Die cineastische Entdeckung des afrikanischen Kontinents sorgt für einen neuen Filmtourismus-Boom. Selbst entlegene Regionen rücken dank Netflix und Co. ins Rampenlicht der Reisenden. Drehorte in Afrika.
Text: Laura Geyer
Afrikas neuer Exportschlager: Filmkulissen für die Welt
In Afrika tut sich etwas. Denn immer mehr internationale Filme werden auf dem Kontinent produziert, die immer mehr Fans rund um die Welt begeistern. Allein in Südafrika wurden zwischen November 2023 und Juni rund 125 Millionen Euro investiert, Branchenkenner prognostizieren sogar bis Oktober 2025 eine glatte Verdopplung.
»Afrika rückt gerade als kreativer Standort ins Bewusstsein, auch für Filme«, beobachtet Branchenexpertin Hanna Kleber von Voice4Africa. »Festivals wie das Durban International Film Festival oder das Africa International Film Festival in Lagos haben längst internationales Format erreicht und zeigen: Hier entsteht etwas Großes.«
Die Strahlkraft dieser Entwicklung reicht über die Filmindustrie hinaus. Immer mehr Reisende folgen den Spuren ihrer Lieblingsfilme – und entdecken dabei Regionen, die zuvor kaum auf dem touristischen Radar waren.

Foto: SeventyFour/Shutterstock.com
Von Game of Thrones bis Gladiator: Marokkos Filmmekka
Wer die massiven Lehmwände von Aït-Ben-Haddou erblickt, erlebt fast unweigerlich ein filmisches Déjà-vu. Die Unesco-geschützte Stadt im Süden Marokkos hat schon so einigen Hollywood-Epen als Kulisse gedient. Unter anderem »Game of Thrones«, »Gladiator« oder »Die Mumie« wurden hier gedreht.
Lokale Reiseanbieter bieten fast täglich von Marrakesch aus Busse in Richtung »Hollywood der Wüste«. Fixpunkt vieler Touren sind die Filmstudios von Ouarzazate, wo Besucher durch originalgetreue Kulissen streifen. Hier kann man sich für einen Moment als Hauptdarsteller des eigenen Blockbuster fühlen.

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Mit Sigourney Weaver durch den Nebel: Ruandas grünes Filmerbe
Die dichten Regenwälder Ruandas, in denen Sigourney Weaver als Dian Fossey für »Gorillas im Nebel« vor die Kamera trat, sind ein spannendes Ziel in Afrika sowohl für Filmfans als auch für Naturliebhaber. Im Virunga Nationalpark können Touristen die Wirkungsstätte der Primatenforscherin besuchen. Sie widmete ihr Leben dem Schutz der Berggorillas. Letztendlich beerdigte man sie an ihrer Seite.
Ironischerweise hätte die echte Fossey diesem Interesse an ihrer Geschichte und diesem Film aus Afrika wohl kritisch gesehen, stand sie doch dem Tourismus zunächst ablehnend gegenüber. Doch die Zeiten haben sich geändert. Heute fördert der nach ihr benannte Gorilla Fund gezielt nachhaltigen Besucherverkehr, der lokale Gemeinden stärkt und sie zu Verbündeten im Artenschutz macht.
Wer die majestätischen Primaten selbst erleben will, findet sowohl in Ruandas Virunga-Bergen als auch im benachbarten Uganda mit dem Bwindi Impenetrable Forest und dem Mgahinga Gorilla Nationalpark ideale Bedingungen.

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Vom Netflix-Hit zum Reisetrend: Angolas royale Renaissance
Manchmal braucht es nur die richtige Serie, um ein Land auf die touristische Landkarte zu setzen. Für Angola war es die Netflix-Produktion »African Queens«, die dem südwestafrikanischen Land unverhoffte Aufmerksamkeit bescherte. Die von Hollywood-Star Jada Pinkett Smith produzierte Dokuserie startete mit Königin Nzinga. Hier geht es um eine historische Herrscherin, die im 17. Jahrhundert erfolgreich gegen portugiesische Kolonialherren kämpfte.
Das Land zwischen Atlantikküste und Kalahari-Wüste bietet mit den tosenden Kalandula-Wasserfällen, der quirligen Hauptstadt Luanda und den weiten Savannen des Iona Nationalparks überraschend vielfältige Erlebnisse für Reisende, die abseits ausgetretener Pfade suchen. Und eben auch spektakuläre Drehorte für Filme in Afrika.

Die Colinas do Curaco in Angola I Foto: Voice4Africa
Und der Oscar für Filma aus Afrika geht an: Südafrika!
Ob es das besondere Licht, die Vielfalt an Locations oder etwas anderes ist: Südafrika als Drehort in Afrika ist längst ein Hotspot für internationale Filmproduktionen. Schon 2009 rückte Clint Eastwood mit Matt Damon und Morgan Freeman für den Sportfilm »Invictus« an, der später mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Ebenso »Searching for Sugar Man« über den vergessenen Musiker Sixto Rodriguez wurde in Südafrika gedreht. Auch er gewann 2013 den Oscar als bester Dokumentarfilm. Sagen wir doch: Filme aus Afrika können was!
Doch das bedeutet: Wo gestern noch die Teams des Films schwitzten, posieren heute Touristen für Selfies. Die Garden Route, das Kap der Guten Hoffnung und die Weinregionen profitieren längst vom Glanz, der durch die Filme auf Südafrika und ganz Afrika fällt.

Foto: kylefromthenorth