Wenn der Kölner die rosarote Brille absetzt, durch die er gern auf seine Heimatstadt schaut, sieht er die etwas magere Realität – Bausünden aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, die bis heute nicht beseitigt sind. Dennoch: Köln ist nicht ohne Liebreiz. Man muss nur wissen, wann man wo sein muss, um die ersten oder letzten Sonnenstrahlen oder einen schönen Ausblick zu erhaschen. Text: Karolina Golab

9.00 Uhr. Die zwei Zackentürme des Kölner Doms sieht man immer. Ganz gleich, aus welcher Richtung man kommt. Die spektakulärste Art, in Köln anzureisen, ist mit dem Zug aus östlicher Richtung über die Hohenzollernbrücke. Einrollen im Schritttempo, schnurstracks auf die gotische Kathedrale zu. Erst im letzten Augenblick macht die Lok einen Knick und biegt um die Ecke ins Hauptbahnhofsgebäude. Man kann praktisch aus dem Zug direkt in den Dom hüpfen.

Zackentürme des Kölner Doms

Nahide Erol

09.01 Uhr. Die Kathedrale ist um jede Uhrzeit atemberaubend. Morgens ist sie noch menschenleer, und das Licht fällt theatralisch in den Chor ein. Die bunten Fenster werfen die schönsten Farbkleckse an das alte Gemäuer. Wenn die Sonne um den Dom wandert, steht sie abends um 18:00 Uhr auf der Südseite. Perfekt, um Gerhard Richters pixeliges Südquerhausfenster zu bestaunen. Oft hört man Touristen fragen:

»What a big church, is it the only one?«

Ja, den Dom gibt es nur einmal. Aber ein mittelalterliches Überbleibsel sind die vielen schönen romanischen Kirchen. Wo sie stehen, erkennt man besser, wenn man die 533 Stufen hinauf auf den windgepeitschten Südturm erklimmt.

Architektonischer Hingucker: der Rheinauhafen

10.30 Uhr. Der Dom hatte vor einiger Zeit Konkurrenz bekommen: den Rheinauhafen, dessen Kranhäuser schon aus der Ferne zu sehen sind. An einem lauen Wochenendtag tummeln sich entlang der neuen Hafenpromenade, zwischen dem Schokoladenmuseum und der Südbrücke, Radfahrer, Inlineskater und Fußgänger. Die ein oder andere Architekturführung schiebt sich auch auf Segways am alten Speicher »Siebengebirge« vorbei, zum Bayenturm, in dem Alice Schwarzer ihre Zeitschrift »Emma« macht, bis zum Olympiamuseum. Am schönsten ist der Hafen morgens. Einige prominente Kölner hatten oder haben im Hafen eine Wohnung.

Rheinauhafen mit Kranhäusern in Köln

r.classen/Shutterstock.com

11.00 Uhr. Wenn man schon einem Promis nicht auf seinem Balkon guten Morgen zuwinken kann, dann garantiert am Decksteiner Weiher. Das ist ein beliebtes Naherholungsgebiet, wo auch der 1. FC Köln regelmäßig seine Ausdauer trainiert.

12.00 Uhr. Köln ist eine Millionenstadt. Das vergisst man aber häufig, weil die wesentlichen Highlights eng beieinander liegen. Eine schöne Oase ist der Botanische Garten – kurz die Flora, eine beliebte Kulisse für Hochzeitsfotos.

Die Kölner Flora

Jens Korte/KölnTourismus GmbH

12.30 Uhr. Der Kölner Zoo ist über 150 Jahre alt und unbedingt besuchenswert – für Klein und Groß. Er liegt gleich nebenan.

13.30 Uhr. Mit der Rheinseilbahn vom Zoo in den Rheinpark. Das sollte drin sein. Die Seilbahn von 1957 wurde anlässlich der ersten Bundesgartenschau in NRW als Provisorium errichtet, um die Flora mit dem Rheinaupark zu verbinden.

Shopping auf der Hohen Straße und der Schildergasse

14.20 Uhr. Zeit zum Shoppen sollte man einplanen. Auch wenn Köln keine Shoppingoase ist. Die extravaganteren Geschäfte halten sich nur kurz. Das gilt zumindest für die Haupteinkaufsmeilen Hohe Straße und Schildergasse. Ausnahme ist der Peek & Cloppenburg. Vielleicht, weil das P&C-Flaggschiff von Stararchitekt Renzo Piano stammt. Das mehrstöckige Kaufhaus sieht aus wie eine Riesenblase und ist komplett durchsichtig – Höhenrausch gibt es hier zum Kaufrausch dazu.

Peek&Cloppenburg-Filiale

Christian Mueller/Shutterstock.com

14.45 Uhr. Die exklusiven Shops konzentrieren sich in der Mittelstraße. Die kreative Schmuck- und Modeszene Kölns findet sich im Belgischen Viertel. Es ist schön, durch die Straßen mit den belgischen Namen (Antwerpen, Brüssel, Lüttich) zu schlendern und die Designerlädchen zu entdecken. Eine ähnliche Szene ist in Ehrenfelds Körnerstraße und in Sülz, zwischen der Zülpicher- und Berrenrather Straße, zu Hause.

15.07 Uhr. Jetzt ein Kölsch. Es ist hell, obergärig und hopfenbetont, wird in kleinen Kölschstangen à 0,2 Liter mit einer hübschen Schaumkrone obendrauf serviert und von bayerischen Touristen oft belächelt.

Mit dem Bötche nach Rodenkirchen

15.50 Uhr. Mit dem »Bötche« nach Rodenkirchen. Für weniger als einen Zehner kann man in eines der KD-Schiffe steigen und gen Rodenkirchen schippern. Das Veedel im Süden von Köln hat einen ganz eigenen Charme: kleine Fachwerkhäuschen, schöne Rheinpromenade und eine hohe Konzentration an Cafés und Restaurants direkt am Rheinufer.

16.20 Uhr. Zeit für einen Museumsbesuch? Im Museum Ludwig gibt es Pop-Art wie Popcorn, im Wallraf-Richartz gibt es Mittelalterliches bis Modernes, Publikumsmagnet ist das Kolumba und sehenswert auch der Newcomer MAK, das Museum für Angewandte Kunst. Das Ostasiatische Museum am Aachener Weiher hat dafür eine schöne Terrasse und ist ein Treffpunkt für Studenten und Yuppies.

18.00 Uhr. »Schäl Sick« ­– das ist die falsche Seite Kölns. Falsch, weil sie rechts-, das Zentrum aber linksrheinisch liegt. Am Abend ist die »Schäl Sick« durchaus richtig, weil sie in den letzten Sonnenstrahlen badet, während das linke Ufer im Schatten liegt und einem das Kölsch in der Hand gefriert.

Oh du schönes Köln: beste Aussichten von der »Schäl Sick«, Deutz

Ulrike Klaas

18.15 Uhr. Zwischen der Mülheimer- und der Hohenzollernbrücke liegt auf der Deutzer Seite der Rheinpark: Zentrum für urbane Kultur inmitten von Natur. Hier gibt es zwei Stadtstrände am Messegelände, ausgedehnte Picknickwiesen und schöne 50er-Jahre-Gartenarchitektur – die besterhaltene in Deutschland. Einmal im Jahr treffen sich hier tollkühne Recken, die bei den BMX-Masters unter der Zoobrücke halsbrecherische Kunststücke vollbringen.

Chillen am Brüsseler Platz und am Rathenauplatz

19.25 Uhr. … ist eine gute Zeit, um 30 Stockwerke über dem Mediapark auf der Terrasse der Bar Osman30 mit einem Sundowner in der Hand zu sitzen, über den Dächern der Stadt.

21.03 Uhr. Großes Manko der Stadt ist: Es fehlt an schönen Plätzen. Schade eigentlich, denn der Kölner an sich ist recht gesellig. Wenn man dann einen hat, wird er schnell voll, so wie der Brüsseler Platz im Belgischen Viertel oder der Rathenauplatz im Universitätsviertel.

22.15 Uhr. Ein Kölsch geht immer. Zwei auch. In der Altstadt ist es zu voll. Dann lieber mal in die Malzmühle (Bill Clinton war auch mal hier) oder ins Päffgen. Prost.

Tipps für eine Reise nach Köln: Wer, wie, was, wo

Info. KölnTourismus, Kardinal-Höffner-Platz 1, 50667 Köln, Tel.:0221 22130400,

Anreise. Alle zwei Minuten fährt in Köln ein Zug ein, und der Hauptbahnhof ist direkt am Kölner Dom gelegen. Der Flughafen ist mit dem ICE, der DB und der S-Bahn an den Hauptbahnhof angebunden und in 15 Minuten erreichbar. Und auch alle Schiffe (Viking, A-Rosa, KD usw.) halten an der Rheinuferpromenade.

Hotel. Klein & persönlich: Hotel Chelsea, Jülicher Straße 1, 50674 Köln, Tel.: 0221 207150, DZ ab 91 Euro

Essen & Trinken. Asiatisch im Taku, im Excelsior Hotel Ernst, Trankgasse 1-5/Domplatz, 50667 Köln, Tel.: 0221 2701; Französisch im La Société, Kyffhäuserstraße 53, 50674 Köln, Tel.: 0221 232464; Italienisch in der Trattoria Salento, Schadowstr. 55, 50823 Köln; Süßes in der Conditorei Madame Miammiam, Unter Kahlenhausen 27, 50668 Köln, Tel.: 0221 2719242; Hoch oben im Osman30 im KölnTurm, Im Mediapark 8, 50670 Köln, Tel.: 0221 50052080; Lecker kölsch in der Brauerei Päffgen, Friesenstraße 64-66, 50670 Köln, Tel.: 0221 135461 und in der Malzmühle, Heumarkt 6, 50667 Köln, Tel.: 0221 210117.

To do. Flora, Am Botanischen Garten 19, 50735 Köln;  Kölner Zoo, Riehler Straße 173, 50735 Köln; Rheinseilbahn, 10-18 Uhr, Riehler Straße 180, 50735 Köln, Tel.: 0221 5474183

Shoppen. Fraukayser. Maastrichter Straße 40–44, 50672 Köln, Tel.: 0221 8232006

Veranstaltungskalender. Gute Tipps gibt es auf der Website der Stadt Revue und auf www.koeln.de.