Henny Frazer ist CMO der ANI-Private-Resort-Gruppe, lebte bereits in Paris und Zürich und fliegt nun aus beruflichen Gründen ständig zwischen Sri Lanka, Anguilla, Thailand und der Dominikanischen Republik hin und her. Zuhause ist sie in London – was auch immer das heißt…

Tanveer Badal | TANVEERBADAL.COM
Henny Frazer, erinnern Sie sich an die erste Reise Ihres Lebens?
Oh ja. Ich war noch sehr, sehr klein, es ging mit der ganzen Familie nach Portugal. Die stärkste Erinnerung daran ist, dass ich an einem Strand an der Algarve unter einem Sonnenschirm einschlief und durch den Duft des Doughnuts-Mannes aufwachte. Gutes Timing…
Das erste Land, das Sie auf Reisen beeindruckt hat?
Frankreich. Ohne Zweifel. Ich war als Teenager mit meinen Eltern dort. Die Gerüche, das Essen, die Architektur in der Normandie – alles sehr überwältigend. Und natürlich das Licht in der Provence. Ich liebte auch Paris und liebe es immer noch sehr – auch wenn ich mir wünschen würde, dass die Stadt jetzt gerade ein wenig sauberer wäre. Zu Frankreich fühle ich mich schon mein ganzes Leben hingezogen, das war auch der Grund dafür, dass ich heute fließend französisch spreche und an der Sorbonne studiert habe.
Reden wir über Deutschland. Was mögen Sie an uns – und was nicht so sehr?
Ich liebe meine deutschen Freunde. Geradeheraus. Ehrlich. Bedacht. Was ich nicht mag? Schwierig… Ich habe neun Monate lang Deutsch gelernt und kann keinen einzigen vernünftigen Satz mehr. Ist das jetzt mein Fehler oder ist die Sprache wirklich so schrecklich?
Der Ort auf dieser Welt, an den sie immer wieder zurückkehren möchten?
Indien. Das ist meine spirituelle Heimat. Ich reiste mit 22 Jahren zum ersten Mal hin und bin seitdem 17 mal dort gewesen.
Ich liebe die Farben in Indien, aber auch die vielen unterschiedlichen Gerüche: Den Duft einer Frau, die am Morgen mit Jasminblumen im Haar an einem vorbeigeht, ebenso wie die nicht so guten Gerüche, die in Indien einfach dazu gehören.
In der Hinsicht möchte ich gern auf Details verzichten. Ich fühle mich in dem Land einfach immer besonders lebendig.
Ihr Lieblingshotel, Henny Frazer?
Schwierig. Ich arbeite ja in der Branche und steige auf privaten Reisen lieber in einer Villa ab oder irgendwo dort, wo ich Yoga machen kann. Aber wenn ich drüber nachdenke: Das Hôtel du Louvre in Paris. Es liegt sehr zentral, ich kann zu Fuß in den Louvre gehen und im wunderbaren Cafe Marly in der Nähe der Louvre-Arkaden frühstücken. Perfekt.

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Was unterscheidet ein wirklich gutes von einem mittelmäßigen Hotel?
Der Service. Immer der Service. Zu einhundert Prozent. Du kannst in dem wunderschönsten Hotel der Welt absteigen – wenn der Service nicht stimmt, fühlst du dich nicht gut. Und umgekehrt ist ein Hotel, in dem die Ausstattung vielleicht nicht so glamourös ist, wo aber ein herzlicher, perfekter Service geboten wird, immer eine angenehme Erfahrung.
Das beste Essen auf einer Reise, an das Sie sich erinnern können?
Santo Domingo in der Dominikanischen Republik ist eine kleine Stadt mit einer wunderbaren Altstadt, der »Colonial Zone«. Darin gibt es eine ganze Reihe von außergewöhnlich guten Restaurants. Ich war neulich erst wieder mit Freunden dort, wir hatten viele dieser exquisiten kleinen Gerichte, ein Sharing Menu – unglaublich gut. Und ich erinnere mich an ein Michelin-Sterne-Restaurant in der Provence, in das mich meine Eltern immer mitnahmen. Das »La Bastide de Moustiers« war wohl mein kulinarisches Erweckungserlebnis, auch weil seine Umgebung in einem wunderbaren Garten mit riesigen Bäumen so beeindruckend war.

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Schon mal auf einer Reise verliebt?
Sehr lange Pause, lautes Lachen. Ich weiß nicht, ob ich die Geschichte erzählen soll… es war ein Deutscher… Den habe ich auf einer Reise nach Indien getroffen, er war…nun… sehr nett. Das war mitten in der Nacht, ich war gerade angekommen, schon nach Mitternacht. Ich war erkältet, müde, hatte noch einen Call in die USA, alles sehr ungünstige Umstände. Ich bin dann runter an die Bar, nur um noch schnell einen Drink zu nehmen, und da stand er dann, dieser nette Mann. Ums kurz zu machen: Wir haben uns noch einige Male getroffen, in Deutschland, auch in Zürich – es war eine amüsante Erfahrung, sich in Indien kennen zu lernen und sich dann in völlig anderen kulturellen Umständen wieder zu treffen. Pause. Aber es hat nicht geklappt. Und mehr sag ich nicht. Aber es stimmt schon:
Auf Reisen ist man generell offener für romantische Gefühle in jeder Hinsicht. Was ja auch nett ist. Es gab da einige Männer, die mir durchs ganze Land gefolgt sind, weil sie sich in mich verliebt hatten.
Meine Freunde sagen übrigens, dass ich sicher mal einen tollen Mann im Flugzeug kennen lernen werde – so oft, wie ich unterwegs bin. Tja, bisher nicht.
Die mieseste Reise ihres Lebens?
Das war, als ich meinen Flug von Dubai nach Zürich verpasst habe. Ich hatte nur Handgepäck, es war einer dieser Swiss-Flüge um zwei Uhr in der Nacht. Ich schlief in der Lounge kurz ein, wurde aber rechtzeitig beim »Last Call« wach und rannte zum Gate. Die Maschine stand auch noch dort, aber man hatte den Flug offiziell schon geschlossen. Und obwohl das nur ein paar Meter bis zum Flieger waren, ließ mich das Bodenpersonal nicht mehr einsteigen. Ich bin sicher – wenn ich Gepäck aufgegeben hätte, wäre ich noch mitgenommen worden. Reine Schikane. Ich musste über Nacht bleiben und konnte erst am nächsten Tag zurück nach Zürich. Keine angenehme Nacht.
Wohin werden Sie nie wieder reisen?
Ich glaube, solch einen Ort gibt es für mich nicht. Klar. Es gab Länder oder Städte, die ich beim ersten Mal nicht mochte, aus unterschiedlichen Gründen, Kerala etwa in Indien. Aber dann kommt man ein zweites Mal hin, die Umstände, das Wetter sind anders, die Menschen, die man trifft, sind angenehmer, man selbst ist in einer besseren Verfassung – all das spielt ja eine Rolle bei der Bewertung. Und schon ist das gesamte Erlebnis ein anderes, viel positiver. Diese zweite (oder dritte) Chance sollte man jedem Ort einräumen.

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Was macht eine perfekte Reise aus, Henny Frazer?
Wenn ich was lernen kann. Ich würde immer gern die Kultur meines Gastlandes verstehen – und dafür ist es wichtig, sich mit den Einheimischen auseinander zu setzen. »Meeting the locals« ist auf einer Reise eigentlich immer meine Lösung.
Welches Vorurteil über das Reisen ist bloß ein Mythos?
Dass man immer krank wird. Man besucht ja auch Länder, in denen die Küche, sagen wir, ungewöhnlich ist, und angeblich nicht gemacht sei für unsere Mägen. Das ist Blödsinn. Mein Motto: Immer alles probieren, sonst entgehen mir reizvolle Aspekte der fremden Kultur – und wunderbare Gewürze und Aromen. Dann gibt’s auch immer noch diese Warnung, oooh, als Frau sollte man nicht allein dahin und nicht dorthin reisen. Auch Quatsch. Ein Freund von mir hat ein Buch geschrieben über die Faszination des Reisens, sein Titel sagt alles: »No guns, big smile. « Das habe ich gelernt auf meinen Reisen: Wenn du lachst, wird jeder mit dir lachen.
Das Reiseziel, dass Sie am meisten überrascht hat?
Tatsächlich Zürich. Ich kam hin mit der Erwartung, dass es ein wenig langweilig sein würde. Tatsächlich ist es eine herrliche Stadt, umgeben von wundervoller Natur und idyllischen Seen. Im Winter setzt man sich nur 45 Minuten in einen Zug und kann auf den Bergen Ski laufen. Ich habe Zürich geliebt, absolut – und das war wirklich überraschend.
Was steht ganz oben auf ihrer Travel Bucket List für die kommenden Monate?
Japan. Ich bin fasziniert von der japanischen Kultur und glaube, dass sie sich so grundlegend von allem unterscheidet, was wir hier im Westen kennen. Außerdem finde ich es spannend, dass ich die Sprache nicht beherrsche und nur sehr wenige Japaner Englisch sprechen – das macht es zu einer Herausforderung, was ich liebe. Außerdem freue ich mich auf den Sake! Es gibt aber noch ein zweites Land, dass ich dringend besuchen will: Bhutan. Allein schon wegen seiner Spiritualität. Mich reizt die Auseinandersetzung mit dem Buddhismus direkt im Land.